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Kapitel VI – Dunkelheit

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Die böse Rechtschreibung :: Nächstes Thema anzeigen  
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Mitcha Yahamai

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Anmeldungsdatum: 08.06.2010
Beiträge: 21

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BeitragVerfasst am: 10 Jun 2010 12:48    Titel: Antworten mit Zitat

Die schwarze Fähe Mitcha trabte gelassen vor sich hin. Das Wetter und die Umstände die dieses Tal beherrschten waren nicht gerade das, was man als paradiesisch bezeichnen konnte aber durch diese Besonderheit, dass hier fast alles ausgestorben war, hatte sie keine Streitereien mit fremden Wölfen zu fürchten. Sie suchte die Gesellschaft nicht auch wenn sie Streitereien nicht unbedingt aus dem Weg ging. Ihr letztes Zusammentreffen mit einem fremden Rudel hatte ihr einige unangenehme Wunden beschert, nichts worauf sie stolz sein konnte, schließlich war sie geflohen...
Jetzt aber konnte sie nicht klagen, in ihrem Maul baumelte der klägliche Rest von einem dieser unvorsichtigen Störche. Der Boden war nicht für Vögel da...lernten sie das denn nie? Dieser hier auf jeden Fall nicht mehr, sie hatte ihm die Flügel gebrochen und den langen Hals abgebissen. Viel war nicht dran an dem großen Vogel aber es stillte ihren Hunger fürs Erste. Eine tropfenartige Blutspur markierte den Weg den sie bis hier gegangen war, ein paar Federn verzierten den Sterbepfad des Beutetiers. Eigentlich waren sie ja ganz hübsch aber ihren Hunger interessierte das wenig.

Dass sie sich schon von Vögeln ernähren musste...sie konnte nicht behaupten, dass sie je Nahrung in Hülle und Fülle gehabt hatte. Dieses Bisschen hier war aber immer eine Ausnahme gewesen, jedenfalls dann, wenn sie jemandem anders etwas hatte stibitzten können. Der Vorteil im Rudel zu leben war immer gewesen, dass sie jemanden hatte den sie übers Ohr hauen konnte. Mal stahl sie das Futter den Alten und Kranken im Rudel, die kaum noch sehen konnten und erst recht nicht wittern, wer der Dieb war. Andere Male stahl sie das Futter ihrer Rabenmutter, mit dem Älterwerden hatte sie es immer öfter aufgegeben, ihr danach zu drohen. Und natürlich hatte sie auch ihrem Bruder mal Fleisch gestohlen, das war aber immer eine Notlösung gewesen, wenn sie wirklich garnichts hatte. Er selbst war ja ganz abgemagert gewesen, wer wollte seine hart erkämpfe Beute mit einem Behinderten teilen? Andere Male hatte sie ihm dafür auch wieder etwas abgegeben, wenn sie wirklich satt war, es kam selten vor.

Mitcha legte sich auf den Bauch und rupfte die letzten Fleischreste vom dem Federvieh, es war ja kaum noch was dran. Sie spielte mehr damit als dass sie noch einen Nutzen davon hatte. Die Knochen konnten ihre Zähne in Übung halten aber das Mark schmeckte ihr nicht, es war auch zu wenig dran als dass es gesund sein konnte. Nach einiger Zeit war der arme Vogel ganz und gar verdreht und sah aus wie eine seltsame Laune der Natur. Die seltsame Laune allerdings nannte sich „Mitcha“ und nutzte die Schwäche anderer vollends aus.

Erst als sie den Geruch eines fremden Wolfs in die Nase bekam, sprang sie abrupt auf und unterbrach das Beutezupfen, dass sie so genüsslich betrieben hatte.
Jemand war hier...sie war doch nicht so allein wie gehofft. Es roch nach einem Rüden. Sie hatte fast vergessen ob eigentlich Winter oder Sommer herrschte. Sie wollte nur hoffen, dass sie nicht in die Paarungszeit geplatzt war und einen lästigen Kerl loswerden musste, der auf Nachkommen aus war. Mehrfach drehte sie das empfindliche Riechorgan in die verschiedenen Richtungen und versuchte seine Richtung zu orten. Sie hatte die Position des Fremdlings ausgemacht und starrte gebannt in die Dunkelheit. Auch wenn ihr danach war ein Knurren auszustoßen, so unterließ sie es. Manchmal war es doch besser, sich in Zurückhaltung zu üben sonst war sie ihr Leben schneller los als sie aufjaulen konnte.


[Mitcha Yahamai ist in Targas' Nähe, an einem unbekannten Ort im Tal]
schuldigung, muss erst warm werden óo
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 10 Jun 2010 18:41    Titel: Antworten mit Zitat

Also wirklich. Diese Fähe müsste es doch eigentlich besser wissen. Bestimmt war sie schon oft von einem weiteren starken Rüden getadelt worden. Aber andererseits konnte die kleine Welpin ein Grinsen nicht unterdrücken. Irgendwie war es sehr, sehr lustig, dass man den beiden dabei zusah, wie sie sich beinahe an die Kehle gingen. So etwas hatte es in ihrem wohlgeordneten Rudel nie gegeben. Doch allmählich fing es an, sie zu langweilen. Wenn etwas passieren würde, würde sie wieder ganz Ohr sein. Aber jetzt... Ausgiebig streckte sie sich, tapste unauffällig vom Wasser weg, darauf bedacht, die anderen in ihrer stummen Anstarrsession nicht aufzuschrecken. Danach gähnte sie und sah sich um. Hmm, ein Gebüsch. Konnte man da etwas draus machen? Sie schätzte nicht. Aber immerhin, einen Versuch war es wert. Also gähnte sie leise und trippelte in das Gebüsch. Mal sehen, wann die Beiden bemerken würden, dass sie weg war. Mann musste ja auch mal Spaß haben, obwohl Tihar LeNuit dafür ziemlich mit ihr schimpfen würde. Egal. Sie war noch jung und notfalls guckte sie ihn mit großen Augen an und erklärte, dass da ein interessanter Schmetterling gewesen sei. Skadi würde ihr das bestimmt nicht abnehmen, aber wenn sie Glück hatte, war sie inzwischen entweder tot oder weg. Doch sie wollte nicht länger über diesen dummen und sinnlosen Streit der Wölfe nachdenken, es gab doch viel mehr zu entdecken. Mit der Ungeduld einer jungen Fähe stürmte sie einem kleinen blauen Vogel hinterher, der fröhlich zwitscherte. Sie hatte schon seit Tagen nichts mehr in den Magen bekommen, da war es außerdem gut, dass sie ihre Jagdfähigkeiten testete.
Plötzlich blieb sie stehen. Weitere Wölfe!
Abrupt machte sie kehrt und rannte wieder auf die Lichtung zu. Sie musste ihnen das berichten!


(Gebüsch/Funkelfall - Tihar, Skadi)

_________________
Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 10 Jun 2010 19:27    Titel: Antworten mit Zitat

Nun tat er so, als hätte er sie nicht verstanden. Die Möglichkeit, dass dies tatsächlich so war, verwarf sie augenblicklich. Natürlich hatte er es genau gehört, denn seine Reaktion sprach Bände. Warum sollte er sonst so aggressiv reagieren und beginnen, ihr zu drohen? Hätte er nur nachgefragt, hätte sie behaupten können, etwas anderes gesagt zu haben. Ein ‚erbärmlich’ konnte man schnell zu etwas anderem machen, beispielsweise zu einem ‚erstaunlich’, und das wiederum könnte man auf alles beziehen, nicht zuletzt aufs Wetter. Doch auch diese Option gab es nicht mehr, schließlich hatte er sie genau verstanden. Es war lediglich eine rhetorische Frage, mit der er vermutlich zu erreichen versuchte, dass sie zurückzog und sich kleinlaut entschuldigte. Doch das würde nicht passieren.
Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Yuka in einem Gebüsch verschwunden war und zumindest vorerst aus der Bahn war. Vielleicht konnten sie nun endlich Klartext miteinander reden, denn vor dem Welpen hatte er zweifellos noch gereizter reagiert, als ohnehin schon, um sich keine Blöße vor Yuka zu geben.
Warum machte sie dieser Rüde nur so verdammt wütend? Alles, was aus seinem Maul kam, war provozierend, demütigend und stachelte sie immer weiter auf. Wenn sie nur ebenfalls ein Rüde wäre, dann hätte sie sich nichts von all dem gefallen lassen müssen. Vermutlich hätte er etwas mehr Respekt gezeigt, und auch wenn nicht, dann hätte sie jedenfalls nicht versuchen müssen, ihn zu beschwichtigen und wäre ihm auch körperlich – zumindest in der Theorie – nicht unterlegen. Doch auch als Fähe wollte sie es nun nicht mehr auf sich beruhen lassen, zu weit waren sie beide schon gegangen, und die mühsam erkämpfte Stille, die eben noch für einen Moment geherrscht hatte, war von Beginn an trügerisch gewesen.
Auch Skadi war stolz, offenbar zu stolz, sonst hätte sie sich demütiger angesichts des stärkeren Rüden gezeigt. Aber er war ein fremder Vagabund und hatte kein Recht, so mit ihr umzugehen, das musste sie sich nicht bieten lassen. Auf eine beinah absurde Weise war es sogar gut, dass sich die widerstrebenden Gefühle nun alle in Zorn verwandelt hatten, nicht mehr auf sich selbst, sondern auf ihn angesichts seiner unfairen Worte.
Sie wandte den Kopf und blickte ihm mühsam beherrscht ins Gesicht. Wut, Stolz und Demütigung, das alles empfand sie in diesem Moment, außerdem das überwältigende Bedürfnis, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.
Ob er etwas davon in ihrem Blick erkennen konnte, jetzt, da sich die beiden stur in die Augen starrten? Es spielte keine Rolle mehr, der Punkt war längst überschritten und nun gab es kein Zurück mehr. Vielleicht würde er sie angreifen, doch bisher hatte er es noch nicht getan und das ließ hoffen, dass er diese Hemmschwelle noch besaß, denn als Rüde griff man keine Fähen an. Wenn es zum Äußersten käme, würde sie sich wehren, auch wenn sie vielleicht nicht viel ausrichten konnte. Was würde Yuka wohl denken, wenn sie später zurückkäme, und sie würde mit zerfetzter Kehle am Boden liegen? Allein schon aus diesem Grund konnte Tihar nichts machen. Sein unschuldiger kleiner Welpe wäre für immer traumatisiert und würde sicherlich nicht mehr mit so einer Bestie weiterziehen wollen. Doch all das spielte keine Rolle mehr, denn es gab keine Entscheidung mehr zu treffen, sie war bereits gefallen.

„Du hast schon richtig verstanden“, behauptete sie. “Erbärmlich!“ Diesmal lauter und ohne Furcht, dafür hatte der Frust gesorgt. Doch mit diesem einen Wort war es nicht getan, denn er verlangte förmlich nach mehr und nun, wo Yuka weg war, konnte sie endlich all das aussprechen, was ihr die ganze Zeit über schon auf der Zunge lag.

“Feige? Du bist derjenige, der sich nicht einmal traut, einem Welpen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen! Gerade eben konntest du es noch nicht abwarten, sie loszuwerden, und nun der plötzliche Sinneswandel?“

Nun hatte sie sich in Rage geredet und konnte sich nicht mehr bremsen. Das gefährliche „Spiel“ war längst keines mehr, die Worte sprudelten nun aus ihr heraus und der verletzte Stolz und die Erlebnisse der jüngsten Zeit taten ihr Übriges.
Als er einen Schritt auf sie zugekommen war und ihr unangenehm nahe kam, zwang sie sich, keinen einzigen Schritt zurückzuweichen, wie er ohne jeden Zweifel beabsichtigt hatte. Diese Taktik kannte sie schon, es war ein Einschüchterungsversuch der darauf baute, dass der andere zurückwich und somit ungewollt die Überlegenheit des Gegenübers anerkannte.

“Du versuchst deine lästigen Pflichten Fremden aufzubürden, und es passt dir nicht, dass ich mich nicht darauf eingelassen habe. Vielleicht solltest du dir deine Belehrungen selbst einmal zu Herzen nehmen, denn wer mit Respekt behandelt werden will, sollte anderen erst mal ein Mindestmaß davon zukommen lassen!“

Sie brach ab, um erst einmal Luft zu holen. Tatsächlich ging ihr Atem schneller als zuvor, was wohl der Aufregung geschuldet war. Trotzdem erwiderte sie noch immer seinen starren Blick, wütend, prüfend, in der Hoffnung, noch eine andere Gefühlsregung außer Zorn aufzufangen. Ein Funken Einsicht, Schuldbewusstsein oder auch nur Demütigung, völlig gleich, doch irgendetwas musste sie doch bewirkt haben. Angespannt erwartete sie seinen Sprung, denn mittlerweile war sie davon überzeugt, dass dieser Rüde jähzornig war und sich nun nicht mehr mit Worten begnügen würde. Würde sie nun hier zu Tode kommen, wäre es ihr eigenes, vollkommenes Versagen, denn obwohl sie es im Grunde besser wusste, hatte sie trotzdem ihre Klappe nicht gehalten. Beinahe begann sie schon wieder, ihren Ausbruch zu bereuen, aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, denn diese Genugtuung gönnte sie ihm nicht.


(am Funkelfall, bei Tihar, Yuka in der Nähe)

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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 11 Jun 2010 12:43    Titel: Antworten mit Zitat

Erbärmlich … Das war es also, was sie gesagt hatte, er hatte es sich fast denken können. Wer war erbärmlich? Er? Er konnte sich das nicht vorstellen und so sah er auch nicht ein, ihre Hetze an sich herankommen zu lassen. Wo kam er da hin, wenn er jeden persönlich gemeinten Angriff an seine Gefühle herankommen ließ? Sie wusste nichts, sie hatte gar keine Ahnung. Sie konnte ihn körperlich nicht schlimm verletzen und ebenso konnte sie seine Seele nicht treffen. Sein Herz war aus Stein, einen Toten konnte man nicht töten. Es gab nur eine, die er noch beschützte und an die ließ er sie nicht heran, eher hätte er zur äußersten Methode gegriffen. So aber sah er eine fremde Fähe, wie sie ihre Steine an Granit ausbiss.
Nein … ganz so einfach war das nicht. Noch einmal sagte sie etwas und noch einmal … sie nagte an seinem Stolz, sie trampelte auf seiner Würde als Rüde. Auch Tihar hatte bemerkt, dass sich das Welpenvieh entfernt hatte. Auch wenn er kein besonderes Vorbild abgeben wollte, so konnte er doch aussprechen, was er vor Yuka nicht hatte sagen wollen. Aber was gab es da schon? Dass er Welpen nicht mochte? Das wusste die Kleine doch längst. Yuka war nicht dumm für ihr Alter, stattdessen aber aufmerksam, aufmerksamer als es Erwachsenen lieb sein konnte. Das war viel eher ein Grund, Welpen nicht zu mögen. Wäre sie einfach nur dumm und hätte ihn vollgesabbert, wäre er mit ihr zurechtgekommen. Man hätte sie aus Mitleid mitgeschleift. Aber Yuka tat jetzt erst einmal nichts zur Sache. Von ihm aus sollte sie ihn doch begleiten. Skadi redete, als hatte er sie unbedingt loswerden wollen, dabei war ihm das ganz egal gewesen. Doch es klang naheliegend in seinem Bewusstsein, dass sich eine Welpin einer Fähe anschloss. Sie, so meinte er, hätte viel eher mütterliche Gefühle als er väterliche, doch dem war nicht so. Diese Fähe als Mutter zu haben musste eine Strafe sein, bestimmt tat sie den armen Viechern noch Gewalt an, aus Freude an der Übermacht, weil sie es bei Tihar nicht konnte.

Und er? Was sollte er nun mit ihr machen? Ihre Worte provozierten, griffen an und versuchten sein Selbstebwusstsein zu Boden zu drücken. Sie spuckte ihm ins Gesicht und glaubte sich damit im Recht. Tihars Lefzen bebten, seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt.
Wenn er seine tiefsten Gefühle befragte, so wollte er sie nun am Schopf packen und auf das Eis zerren … „Du bist durstig? Da hast du Wasser!“
Aber halt … bei genauerem Überlegen fiel ihm etwas auf. Es traf ihn wie ein Schlag, deutlich heftiger als Skadis Versuche ihn zu zerschmettern und seinen ausgeprägten Ego kleinzumachen.
Diese Fähe … sie erinnerte ihn wahrlich an … an seine Schwester Claire. Überrascht von dieser Tatsache trat er einen Schritt zurück, sein Maul war leicht geöffnet und äußerte ein leichtes Erstaunen, doch sein Blick blieb fest und musterte sie streng. Konnte es sein? Diese Wölfin war nicht nur ein Schock für seinen männlichen Stolz, sie war auch ein Stück Vergangenheit oder passte zu seinem Stück Vergangenheit. Wenn man diesen Gedanken weitersponn, musste er erkennen, dass sie sich so verhielt, wie er es an ihrer Stelle wohl hätte, wenn ein Streit unausweichlich gewesen wäre. Ohne jede Frage war ihr kleiner Ausraster dumm und unüberlegt, ihr Gemüt war vollkommen überhitzt und ihre Handlung spontan und gedankenlos. Sie war das, was man temperamentvoll nennen musste. Er schluckte tief, als er in ihrem Verhalten ein Stück seiner Claire wieder zu erkennen meinte. War dies eine positive oder eine negative Tatsache? Sollte er sich darüber freuen oder sollte er das als billige Nachahmung interpretieren und sie dafür zu Grunde richten?
Seine Muskeln lösten sich, sein Gesicht blieb still. Gebannt starrte er sie an. Nach wie vor war er wütend über ihre Rede, doch fühlte er bei genauerer Betrachtung exakt das, was er immer gefühlt hatte, wenn er Streit mit ihr gehabt hatte. Verblüffende Parallelen traten auf. Aber diese Fremde hatte seine geliebte Schwester niemals kennen gelernt, sie konnte sie also nicht nachahmen. Es gab nur eine Möglichkeit für den Schwarzen, er musste ihren Charakter respektieren.
Dass er das tat, war in erster Linie sicher ein Wink des Schicksals für die Braun-Graue. War ihm eben noch danach gewesen, sie ihn Stücke zu reißen, so betrachtete er ihr Wesen nun mit etwas Respekt und versuchte zu akzeptieren, dass sie so war. Aber er wusste auch, dass dieses Verhalten ihrerseits Gefahren barg. Wusste die Fremde nicht, welche Risiken es mit diesem Überschwung an kochenden Emotionen mit sich brachte? Scheinbar nicht. Zum wiederholten Male hatte sie die Kontrolle über sich verloren, so wirkte es auf ihn.
Ja, ganz wie seine Claire. Erstaunlich.

Trotz alle dem musste der Schwarze seinen Standpunkt verteidigen. Er konnte nun versuchen, ihre völlig falschen Unterstellungen zu widerlegen und sie eines Besseren zu belehren. Versuchte er jedoch nach Claire zu urteilen, so wäre ihm bewusst gewesen, dass das vergebene Liebesmüh' war. Hatte die Weiße sich einmal etwas in den Kopf gesetzt, konnte auch ihr selbstbewusster Bruder reden bis zum Abebben, es kam bei ihr gar nicht an.
Erbärmlich … das war er nicht. Doch vielleicht würde sie das akzeptieren, so wie er akzeptiert hatte, dass sie nicht einfach dumm war, wie ganz zu Anfang behauptet und dass sie nicht dreist war, sondern einen für eine Fähe besonders stark ausgeprägten Kampfesgeist hatte, den sie allerdings kaum physisch durchsetzen konnte.
Sie hatte das getan … und es hatte sie das Leben gekostet. Womöglich war diese Skadi weniger voreilig, einen physischen Angriff gegen eine Übermacht zu wagen und hatte nur deshalb bis heute überlebt. Er konnte auch keine sichtbaren Narben an ihrem Körper ausmachen, die von einer turbulenten Vergangenheit erzählten.
Er war nicht erbärmlich, das wäre er gewesen, wäre er seinem inneren Drang gefolgt und hätte sie für ihre vorlauten Worte ins Wasser geworfen und in der eisigen Kälte erfrieren oder ertrinken lassen. Nein … eine so starke, mutige und vielleicht auch etwas vorlaute aber durchaus selbstbewusste Wölfin konnte man nicht einfach „beseitigen“, zumal diese „Lösung“ etwas zu einfach war für einen Wolf, der sich so mächtig und fähig hielt, so wie er es war.

„Es ist nicht meine Pflicht …“ begann er ruhig zu sprechen, seine Stimme klang tief, sein Blick sah bestimmt aus, beinahe mahnend und eindringlich, aber nicht länger bedrohlich. „… Yuka beim Überleben zu helfen.“
Er verschnaufte einmal und sah für ein paar Augenblicke zur Seite, er suchte nach Worten und er tat alles, um seine anhaltende Erzürnung zu unterdrücken, um sie nicht anzubrüllen. „Ich habe keine Pflichten. Ich bin frei zu tun, was immer ich will.“
Eine kurze Pause setzte ein, sein Blick bohrte sich in ihren. „Ich fürchte den Tod nicht.“

Er sprach aus seinem tiefsten Inneren. Seine strenge Untermalung sollte noch einmal verdeutlichen, dass er sich nicht alles gefallen ließ. Zumindest von ihr jedoch wusste er, dass Drohen wenig brachte, denn es hatte ihr nur noch mehr Kraft verliehen und ihre Wut verstärkt. Sie war viel zu stolz gewesen, um sich so etwas gefallen zu lassen.
Streng genommen waren seine Möglichkeiten erschöpft. Es gab keinen Superlativ mehr, mit dem er noch trumpfen konnte. Er konnte sie nur noch angreifen und im besten Falle Angst verursachen, die ihr die Sprache verschlug, bevor sie weitere Worte der Respektlosigkeit aussprach. Er konnte aber auch versuchen mit den gleichen Mitteln zu kämpfen, die sie benutzte. Wäre er eine Fähe gewesen, so hätte er sie womöglich gar nicht mal angreifen können, ohne einen eigenen, zu großen Verlust durch Schaden an seiner überlebenswichtigen Unversehrtheit zu gefährden. Es blieb ihm nur, ihr durch Worte der Erklärung klar zu machen, dass er nicht erbärmlich war und es somit sinnlos war, ihn als das abzustempeln. Sie kannte weder ihn noch seine Beweggründe.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Skadi, weiter entfernt: Yuka))

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NPC
… unverhofft kommt oft …


Anmeldungsdatum: 20.02.2010
Beiträge: 43

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BeitragVerfasst am: 11 Jun 2010 15:21    Titel: Antworten mit Zitat

Amarok



Dieser elende Verlierer … hatte er seine Niederlage nicht einfach akzeptieren können, wie es sich für einen Unterlegenen gehörte? Wut beherrschte das Gemüt des Braunen, es war das einzige, das ihn noch vorantrieb. Hinter sich zog er eine endlose Spur von Blut her, die dem Schnee einen unübersehbaren Kontrast bescherte.
Der geschwächte Kämpfer mühte sich unter Schmerzen ab um voranzukommen, er wusste, seine Tage waren gezählt. Das rote Lebenselixier fiel in dicken Tropfen von seiner Halsschlagader, er spürte noch wie die spitzen Reißzähne daran gezogen hatten, bis ein weiterer, brechender Schmerz zu dieser Wunde geführt hatte, die ihm nun unweigerlich sein Ende bereiten sollte. Eine Bewegung, ein Zerren … ein fester Biss und sein Schicksal war entschieden. Aber er ging nicht als Verlierer aus diesem Kampf! Er wollte nicht gehen ohne noch jemanden mit ins Jenseits zu nehmen. Ilshik hatte ihn verdammt zu sterben, Targas durfte nicht gewinnen! Er konnte nicht zulassen, dass sein größter Widersacher auf der Welt verblieb, auf der sie bis vor kurzem noch um Macht und Mitbestimmung gestritten hatten.

Regelmäßiges Ächzen begleitete das schwerfällige Vorantraben Amaroks. Sein Hass tobte wie ein Inferno, seine körperliche Kraft aber stand knapp über dem Boden, er spürte, wie mit seinem Blut das Leben aus ihm wich. War er noch fähig, einen Kämpfer wie Targas zu besiegen? Er war sicher, er konnte es. Schaffte er es, ihn in einen Überraschungsangriff zu verwickeln, so konnte er ihn zu Boden reißen und ihm sein Ende bereiten, noch eh er selbst sterben musste. Hinzu kam noch, dass Targas auch nicht unverletzt war. Er hatte ihm schwere Bisswunden zugefügt und wenn er sich recht erinnerte, war sein rechtes Auge arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur mit dem linken sollt er noch die hassbedingte Verzerrung in Amaroks Gesicht sehen, bevor er ihm die Kehle zerriss.

Sein langsames Traben führte ihn zu einem großen Hügel. Trotz der anhalten Dunkelheit konnte er die dicke Schneeschicht wahrnehmen, die dort bereits entstanden war. Diese Dunkelheit passte tatsächlich wie nichts anderes zu der aktuell vorherrschenden Stimmung. Es war die Zeit des Endes und er hasste die Welt dafür, dass es sie nicht interessierte, dass er nun ging.
Wütend schnaufte er und stieß ein paar Schneebrocken zur Seite, doch die Natur interessierte sich wenig für die Belange eines rachsüchtigen Rüden, auf der Suche nach seinem stärksten Gegner, mit dem Willen, ihn zu zerstören, bevor er selbst starb. Mutig und entschlossen richtete Amarok sein Haupt auf, dass es aussah, als machte ihm die schlimm blutende Wunde an seiner rechten Halsseite gar nichts aus. In Wahrheit litt er zunehmend unter Schwindelgefühlen und es fühlte sich an wie eine große Pranke, die nach seiner Seele griff, bereit, sie aus seinem entstellten Leibe zu zerren und in das Feuermeer zu werfen.
Ein Leben nach dem Tod? Es sollte ihm vergönnt sein. Er wusste, was er getan hatte war böse. Amarok hatte keine Zukunft mehr, alles was er noch hatte war die Vergangenheit. Doch die Vergangenheit sollte gleich keine Rolle mehr spielen. Er hatte nur noch ein Vorhaben und bei aller Wut, die ihn ihm brannte, so sollte es das letzte sein, was er noch tat.

Selbstentschlossen und mit einer fragwürdigen Motivation bestieg er den hohen Hügel, der vor ihm lag. Schwere Stapfen brachen den Schnee auf und füllten die Spuren anschließend mit Blut. Wie ein verwundeter Vogel, der sich beim Abstürzen noch auf ein Ziel einschießen wollte aber doch zum Untergehen verdammt war, setzte er seinen Weg fort. Targas … ich gehe nicht ohne dich.
Der Weg nach oben kostete noch einmal besonders viel Anstrengung. Es schien beinahe, als würde er keine Kraft mehr haben, wenn er den Kämpfer eingeholt hatte. Aber er brauchte keine Rast und an eine Regeneration war für ihn nicht zu denken. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Er gab noch einmal seine letzte Kraft, verbrauchte die letzte Reserve um sein Ziel zu zerstören und war anschließend bereit mit ihm abzustürzen und das Reich des Todes zu betreten, wo es nichts mehr für sie gab. Allein der Sieg und das Gefühl der Überlegenheit rechtfertigten diesen Wahnsinn, das Bereit-Sein zum Sterben.
Sein Ächzen wurde tiefer, immer mehr Luft holte er, aber die Schwächeanfälle drohten ihn wieder hinabzureißen und nach unten zu ziehen. Er konnte nicht aufgeben … er hatte Ilshik nicht so besiegt, wie er sich das vorgenommen hatte. Außerdem sah er nicht ein, Targas als den letzten Überlebenden ziehen zu lassen. Targas … er war der wahre Böse unter ihnen Dreien gewesen, ein rechtes Monster war er, das es nicht verdient hatte noch einen weiteren Atemzug zu tun. Der Gedanke daran, ihm das Leben zu nehmen und seinen Körper weiter zu entstellen, gaben ihm noch einmal Kraft, sodass er die Spitze des Hügels erreichte und zum Stehen kam.
Drei Mal holte er tief Luft, eh er einen sicheren Stand verspürte, der ihn halten würde. Sein Körper war angespannt, trotz all der Schwäche, die auf ihm lastete, verspürte er die Lust zu kämpfen, zu töten …

Dort! Was war das? Der Braune vernahm eine dunkle Silhouette in der Ferne. Schwer zu sagen war es, was das war, Dunkel auf Dunkel, so weit weg … Doch schien es ihm, als habe er eine Wolfsgestalt vernommen. Der Schnee erschwerte die Sichtung zusätzlich. Dort musste er sein … Targas! Oder sein enormer Blutverlust raubte ihm die Sinne und ließ ihn Halluzinationen sehen. Aber er bildete sich das nicht ein. Zu genau hatte er spüren dürfen, wie Targas aussah, wie er sich anfühlte und wie er witterte. Diesen Feind musste er besiegen. Das noch verbliebene Blut schoss durch seine Adern und sorgte für Taubheitsgefühle im hinteren Teil des Körpers, dort mangelte es nun am der sauerstroffgebenden Flüssigkeit. Seine schwere Vorderpfote stampfte entschlossen auf den Schnee, bereit Amarok nach vorn zu tragen, zu seinem Feind und Widersacher hin, seine Zunge wollte sein Blut schmecken und sein Körper Targas’ nach unten ziehen und zu Tode drücken … wirre Gedanken, Schwindelgefühle und einseitige Konzentration sowie das zeitweilige Aussetzen seiner Wahrnehmungen bewirkten, dass er nicht Acht gab und einen verheerenden Fehler beging. Der braune Wolf trat auf die labile Schneeoberfläche auf der Hügelspitze auf, die nur wenige Quadratmeter groß war und eine geringe Fläche bildete, auf der man stehen konnte. Dahinter ging es steil bergab. Sofort verlor der schwere Rüdenkörper an Halt und es zog ihn nach unten. Ein letztes Mal riss der Wolf die Augen so weit auf, dass ihn das Weiß des Schnees erblinden ließ. Sein Kopf berührte den Schnee mit Wucht, doch tat es nicht weh, denn die Schneedecke war dick und die Dichte nicht sehr groß. Es war, als fiel er auf Wolken …
Doch die Wolken kamen bald von überall und der losgelöste Schnee ummantelte ihn wie eine Decke. Er wurde darin eingeschlossen und er sah die Dunkelheit dieser Nacht nur noch in Teilstücken, der Rest war Schnee. Es brauchte nicht lang und der Sturz nach unten ließ seine Wunden stärker schmerzen, die Kälte tat seinen offenen Wunden zusätzlich weh und Schneemassen bedeckten sein Gesicht, sodass er gar nichts mehr sah. Mit dumpfen Lauten wurde er im Schnee begraben und rollte zusammen mit Massen dieses weißen Pulverschnees hinab ins Tal. Hervorstehende Findlinge und übrig geblieben Äste toter Bäume malträtierten seinen Körper grausamer als die Kämpfe zuvor. Der Stein riss tiefe Wunden in seinen leidenden Körper und die spitzen Stöcker stachen durch seine Haut in sein Inneres.
Der Schmerz aber hielt nicht lange an. Das unkontrollierte Überschlagen schleuderte die letzten Reste seines wertvollen Bluts nach draußen und vermengten sich mit dem weißen Schnee. Das Taubheitsgefühl weitete sich auf seinen gesamten Körper aus und das Überschlagen seines Leibes tat nicht länger weh. Einige Sekunden hielt diese Tortur an und er hatte bald schon aus dem Sinn verloren, wo oben und wo unten war. Erst als er am Fuß des Hügels angekommen war, wo der Boden wieder eben wurde, kam er zum Stehen. Massen von Schnee bedeckten den Wolf, er war nicht mehr zu sehen.

Wo war er? Wie sah es aus? Wie schlimm ging es ihm? Und vor allem … wo war Targas?
Er konnte nichts sehen. Dunkelheit drückte auf ihn, eine Dunkelheit, die mit der, die ihn bis eben umgeben hatte, nicht zu vergleichen war. War er blind? Er konnte nichts sehen, rein gar nichts, nicht einmal seinen eigenen Körper. Das konnte auch daran liegen, dass er seine Gliedmaßen nicht bewegen konnte und somit nicht vor sein Gesicht halten konnte, um sie zu sehen. Er wusste gar nicht, ob sie alle noch dran waren oder ob der Schnee sie abgerissen hatte. Aber irgendetwas musste doch sein?
Eine bedrückende Stille legte sich auf ihn. Es war eine andere Art der Stille als die, die nach dem Kampf mit Ilshik eingetreten war. Einfach nur … Stille.
Es geschah rein nichts, er selbst konnte nichts tun, war bewegungsunfähig oder nicht mehr das, was man vollständig nennen konnte. Nach einiger Zeit spürte er, dass es warm wurde. Eine angenehme Wärme. Die Schmerzen plagten ihn nicht länger. Aber das war trotzdem nicht, was er sich wünschte. Er hatte doch ein Ziel … die Luft schwand, er hatte Schnee in seinem Maul … da war nichts, nichts außer Schnee. Kein Licht, kein eigener Körper … keine Luft.
Targas … eine Falle … ! Targas … … .


(Amarok war allein; Arkadia)

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NPC – Non play character, Spielleitung. Verantwortlichkeit- Leyla
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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 11 Jun 2010 20:15    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrim hatte stumm und ohne eine weitere Regung in die Dunkelheit vor sich gestarrt, hatte wieder tief in Gedanken versunken, die schneebeladenen Bäume angesehen, ohne sie jedoch wirklich wahr zu nehmen. Wieder war der Rüde in seinen Gedanken gefangen, unfähig im Hier und Jetzt zu bleiben. Takatas Frage nach seinem Namen jedoch ließ ihn nicht ganz los. Wie eine blasse und sehr schwache Erinnerung, die dem Vergessen kurz bevorsteht, geisterte sie in seinem Kopf herum.

Sacht schüttelte Pilgrim seinen Kopf, was ihn jedoch aus dem Gleichgewicht brachte und ihn wiedereinmal stolpern und fast stürzen ließ. Was war nur plötzlich los mit ihm? Unsicher sah er die Fähe von der Seite an. Hatte sie etwa das Undenkbare geschafft? Hatte sie es geschafft wirklich zu ihm vorzudringen? In sein Herz und seine Gedanken?
Plötzlich überfiel den Rüden tiefe Trauer. Schon lange, zu lange hatte er niemanden mehr um sich gehabt, der so hartnäckig gewesen war und um alles in der Welt seinen Namen hatte erfahren wollen. In die Trauer mischte sich nun auch noch ein anderes Gefühl, das Pilgrim aber nicht kannte. Oder war es ihm nur so fremd weil er es lange nicht mehr empfunden hatte?

Gerade als er Takata ein weiteres Mal vorsichtig musterte, stellte sie sich ihm in den Weg, sah ihn geradezu an und zwang seinen Blick in den ihren. Pilgrim schluckte, wandte den Blick aber nicht ab, er erwiderte ihn. So gut er es eben konnte. Er zwang sich mit aller Kraft nicht wegzusehen.

Ihre "Anschuldigung" jedoch, verstand der Rüde nicht. Blinzelnd schienen sich seine, doch recht hellen Augen wieder zu verdunkeln. Verständnislos sah Pilgrim Takata an.
Er kämpfte? War stur? Aber sah die Fähe denn nicht, dass Pilgrim nur wartete? Das er nichts mehr hatte um das es sich zu leben, zu kämpfen lohnte?
Nein, er kämpfte ganz sicherlich nicht gegen irgendetwas an, er wartete.

Er wollte das gerade versuchen zu erklären, doch da stapfte die Fähe auch schon davon. Anscheinend hatte sie wohl etwas gefunden.
Niedergeschlagen und mit hängender Rute folgte er ihr.


(Bei Takata, nahe einer Höhle, unbestimmter Ort)
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 11 Jun 2010 21:03    Titel: Antworten mit Zitat

Mit allem hatte sie gerechnet, mit Zorn, Beschimpfungen, Spott und Hohn, vor allem aber mit einem Angriff. Doch stattdessen sprach er ruhig zu ihr, zwar mit strengem Blick, aber frei von Drohungen oder jeglicher Provokation. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass er von Angesicht zu Angesicht mit ihr sprach und sie ernst nahm. Doch warum?
Vorher, als sie zumindest ihrer Ansicht nach normal mit ihm gesprochen hatte, war er wütend geworden, doch nun, wo sie ihn beleidigt hatte, zeigte er Nachsicht. Sie hatte bisher nicht den Eindruck gewonnen, als wäre er ein Wolf, der so etwas ohne weiteres übergehen würde, ja, sie hatte bereits fest mit Konsequenzen gerechnet. Dass er nun einen völlig anderen Ton anschlug, überraschte und schockierte sie beinahe mehr als ein Angriff es gekonnt hätte.
Natürlich war es gut und sie hatte noch einmal mehr Glück als Verstand gehabt. Allerdings bedeutete dies auch, dass sie diesen Wolf völlig falsch eingeschätzt hatte und vermutlich auch jetzt noch falsch einschätzte. Tatsächlich hatte sie keine Ahnung mehr, wie sie sich nun verhalten sollte und was er tun würde. Er war seit langem der erste Wolf, der ihr ein komplettes Rätsel war und den sie absolut nicht durchschauen konnte.
Doch nicht nur der ruhige Ton verunsicherte sie, sondern auch seine Worte an sich. Zum ersten Mal konnte sie nachvollziehen, worüber er sprach und wie er empfand. Mehr noch, sie selbst hätte vermutlich nicht viel anders empfunden, denn auch sie hatte wenig Lust, sich um einen fremden Welpen zu kümmern. Das Attraktive am Leben als Wanderer war ja gerade, dass man keine Pflichten hatte und tun konnte, was man wollte und wann man es wollte. Tatsächlich kam ihr sogar der Gedanke, dass sie vielleicht einiges gemeinsam haben mochten, hätten sie sich näher gekannt. Natürlich würde es dazu nicht kommen, schließlich würden sich ihre Wege in Kürze wieder trennen. Dennoch wäre es ein besseres Gefühl, sich im Guten zu trennen, und sie freute sich insgeheim über sein verändertes Verhalten, auch wenn sie sich noch immer nicht erklären konnte, wie dies zustande gekommen war.
Sie blickte ihn unsicher an. Was sollte sie nun erwidern? Sie wollte diese Chance nutzen, doch sie hatte keine Ahnung, was er erwartete oder wie sie reagieren sollte, ohne ihn wieder wütend zu machen. Schließlich war es schon ein kleines Wunder, dass sie nach dem, was sie ihm entgegen geworfen hatte, nicht seine Zähne im Nacken spürte.

“Ich habe dich wohl falsch verstanden“, meinte sie schließlich zögerlich. „Vielleicht habe ich von Beginn an die falschen Worte gewählt.“

Diese Einsicht kam einer Entschuldigung schon relativ nahe, doch direkt entschuldigen konnte und wollte sie sich nicht, immerhin hatte er ihr auch Unrecht getan. Was sie gesagt hatte, hatte sie in diesem Moment auch so gemeint, daran gab es nichts zu rütteln, und erst seine entwaffnende Reaktion stimmte sie nachdenklich. Tatsächlich mochten auch dies vielleicht die falschen Worte sein, denn mehr als einmal hatte er bereits anders reagiert, als sie erwartet hatte.
War die Sache nun aus der Welt? Sie wusste es nicht. Gern wäre sie nun um ihn herumgegangen und hätte aus dem Loch getrunken, doch genau dies hatte sie vorhin bereits versucht, und er hatte es als Provokation aufgefasst. Sie wollte nicht zweimal den selben Fehler begehen, daher entschied sie sich für einen Mittelweg und machte einen Schritt zur Seite, dann noch einen, um ihn halb zu umrunden, bevor sie wieder stehen blieb. Mit fragendem Blick wartete sie, ob er ihr ein Zeichen gab, etwa dass sie sich noch immer von dem Loch fernhalten solle. Nun, wo der Welpe fort war und sie sich nicht abwertend von ihm behandelt fühlte, fiel es ihr nicht mehr so schwer, sich respektvoll zu zeigen.
Insgeheim beschäftigten seine letzten Worte sie immer noch. Er fürchtete den Tod nicht. Warum hatte er das gesagt? Und wie konnte ein Lebewesen überhaupt so etwas sagen, wenn nicht aus Ignoranz? Doch wenn er auch etwas überheblich auf sie wirkte, so kam er ihr doch recht intelligent vor. Sie verstand diesen Wolf nicht – und sie fürchtete den Tod. Vielleicht waren sie sich doch nicht so ähnlich.


(am Funkelfall, bei Tihar; Yuka in der Nähe)

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… unverhofft kommt oft …


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BeitragVerfasst am: 11 Jun 2010 22:09    Titel: Antworten mit Zitat



Was war geschehen? Fragend blickte die Weiße auf, noch immer Dunkelheit. Es war so ruhig um sie herum geworden, dass sie einfach eingeschlafen war. Sie blickte neben sich und stellte fest, dass Larka ebenfalls im Schlafe schien. Es zauberte ihr ein süßliches Lächeln ins Gesicht, denn es freute die weiße Fähe, dass Larka endlich etwas Schlaf gefunden hatte und die Schmerzen dadurch einmal vergessen durfte. Schlaf war die beste Medizin, das wusste jeder. Es machte die Polarwölfin zufrieden, was gab es Schöneres, als wenn es einem guten Freund gut erging? Die Weiße selbst hatte nach wie vor einige Schmerzen, dieser ungerechte Kampf würde seine Spuren noch lange an ihnen hinterlassen. Sie wünschte sich, sie wären diesen Dreien nie begegnet. Nach einiger Zeit verinnerlichte sie, in welche Ruhe dieser Ort mit einem Mal gehüllt war. Aber es war keine bedrohliche Ruhe, obwohl die bedrückende Dunkelheit anhielt und die Kälte stark zugenommen hatte. Silvers Fell aber war dick genug um nicht nur sie, sondern auch ihre Freundin Larka vor Kälte und Eis zu schützen. Die Ratten hatten sich inzwischen größtenteils zurückgezogen, das war auch besser so, denn sie mochte diese kleinen Biester gar nicht!
Zufrieden schwenkte sie den Blick um 90°. Sie waren ganz allein … nein, nur Saphira war noch da, die neu hinzugekommene Fähe. Silver war sicher, sie passte gut in ihr kleines Rudel, sie war von Beginn an hilfsbereit und zuvorkommend gewesen. Erneut lächelte sie zufrieden, als sie in das Gesicht der schlafenden Fähe sah. Saphira sollte ihnen ein willkommener Freund sein. Sicher täuschte sie sich nicht, ihre Gefühle verrieten ihr, dass sie Recht hatte. Die anderen Wölfe waren wohl fortgegangen. Waren sie ohne sie weitergezogen? Zita und Kira, Sharyana und Ryu … wo waren sie alle hin? Und Catori? Silver konnte aufstehen und ihre Spuren verfolgen, aber das war nicht nötig. Sie hatten sich anscheinend entschieden ohne sie weiterzuziehen und sie bereute es nicht. Das einzige, was sie sich innig gewünscht hatte, war, mit Larka zu sein. Larka lag direkt bei ihr, also hatte sie alles, was sie sich erträumen konnte. Eine gute Freundin … was brauchte man mehr?

Doch man brauchte mehr. Silver verspürte Hunger und Durst. Erst jetzt stellte die Weiße mit Erstaunen fest, dass der Fluss zugefroren war. Wie konnte ein Fluss zufrieren? Die Polarwölfin hievte ihren schmerzenden Körper auf und stellte sich auf ihre vier Pfoten. Das Wasser war erstarrt, wie sollten sie nun etwas trinken?
Silver warf Larka einen kontrollierenden Blick zu, doch die Braune schlief tief und fest, wollte gar nicht aufwachen, obwohl das wärmende Fell der Weißen sie nun erst einmal nicht mehr schützte. Und Saphira? Sie schien auch in einem festen Schlaf gefangen zu sein, aber wohl war es das beste für sie alle, auch wenn die Graue nicht über so derart viele Wunden und Narben verfügte, dass sie sich davon erholen musste. Welchen Segen sie hatte, dass sie die drei Bestien nicht hatte kennen lernen müssen. Sie wünschte sich, Larka wäre ebenso um diese Erfahrung herumgekommen.
Langsam tat sie ein paar Schritte vor, wollte diesen seltsamen Fluss näher inspizieren. Er war in der Tat äußerst seltsam. Zunächst hatte er Blut befördert und niemand konnte sagen, von wem es gekommen war. Nun war er erstarrt, wollte sich ruhig geben. Aber dieses Gefühl der Trockenheit in Silvers Kehle ließ sie nicht in Ruhe. Die weiße Wölfin wollte schauen, ob sie das Eis mit ihrer Zunge abtauen konnte, sodass sie ein paar Schlucke nehmen konnte. Leise schritt sie an den Fluss heran, sie wollte die beiden nicht wecken, vor allem Larka nicht, die durch den Schlaf ihre gesamten Schmerzen vergessen konnte und von einer besseren Welt träumen durfte.

Silver beugte ihren Kopf nach unten, führte die Schnauze dicht über das schimmernde Eis. Es wirkter schön, wie ein Diamant der sich durch die Dunkelheit brach. Besessen von seiner Schönheit rückte sie ihr Gesicht näher heran, bis sie ihre Augen schwach darin widerspiegeln sah. Obwohl das Eis gefroren war, war das Wasser darunter flüssig und einige Luftblasen stiegen auf. Dies war der Beweis, dass die Schicht nicht allzu dick war. Langsam hob die Weiße ihre rechte Pfote, um das Eis zu berühren. Sie stemmte sie darauf und spürte die durchdringende Kälte in ihrem Pfotenballen. Was hatte das Wasser nur so erstarren lassen, woher kam diese bändigende Kälte, die sogar einen Fluss erstarren ließ?
Wenn sie ein Loch in das Eis brechen konnte, konnten sie womöglich davon trinken und sie waren ihrer Not entkommen. Gerade mit Bedacht auf Larkas verletzten Hals war das sicher ein Gedanke, der nicht verkehrt war. Auch Saphira musste durstig sein. Wenn sie aufwachten, konnten sie ein paar Schluck Wasser aus dem Fluss nehmen. Somit drückte sie ihre Pfote fester auf die Eisschicht, sodass weitere Luftblasen unter der Oberfläche aufstiegen. Es sah lustig aus, wie sie nach oben kamen und an der Eisdecke zum Stehen kamen, denn sie kamen dort nicht heraus. Wie tausend kleine Kügelchen, nicht alle gleich groß, aber rund und schimmernd. Das Eis musste schon eine ganze Weile auf dem Wasser liegen, denn an vielen Stellen hatte sich schon eine dünne Schneeschicht gebildet. An Ufernähe war das nicht der Fall, denn das Ufer war etwas wärmer als das Wasser und der Schnee bedeckte zuerst die Flussmitte. Das würde sich sicher ändern, denn es kam weiterer Schnee nach. Einige Flocken setzten sich auf ihre Nase, es kitzelte. Sie hob die linke Pfote, um ihre Nase davon anzustreifen, während das Gewicht ihres Vorderkörpers gleichzeitig auf die rechte Pfote verlagert wurde. Nun befand sich all ihr Gewicht im vorderen Körperteil und das Gewicht unter ihrer rechten Pfote war so auf diesen einen Punkt konzentriert, dass ein lautes Knacken das letzte war, was die Weiße vernahm, bevor sie die stechende Kälte an ihrem ganzen Leibe spürte.

Ihr Körper war sturzartig nach vorn ins Wasser gefallen und hatte ein riesiges Loch in das schimmernde Eis gerissen, Luftblasen stiegen auf und kleine Wellen schwappten über die Eisschicht hinweg. Die weiße Fähe paddelte sogleich wild umher, als sie mit dem Kopf wieder an der Oberfläche trieb und spuckte das eisige Wasser aus, einiges davon war jedoch schon in ihre Lunge geraten, denn so schnell hatte sie nicht reagieren können, dass sie das Atmen unterbrochen hatte, als sie ins Wasser gefallen war. Sie hustete und spuckte das Wasser fontänenartig wieder aus. Sie schlug hastig mit den Pfoten umsich und versuchte das Ufer zu erreichen. Dort musste es doch einen Ast oder etwas anderes geben, woran sie sich festbeißen konnte, damit sie sich an Land hieven konnte. Diese Kälte war unerträglich, dagegen war die Kälte an der Oberfläche wirklich nichts gewesen, das musste sie nun feststellen.
Doch noch bevor Silver das rettende Ufer erreichen konnte, sog sich ihr dichtes Fell zunehmend mit Wasser voll. Sie scheute um Hilfe zu rufen und ächzte stattdessen. Sie wollte Larka nicht auf sich aufmerksam machen. Sie wusste, dass sie ihr einen Heidenschrecken einjagte, wenn die Braune sie im eiskalten Wasser treiben sah und um ihr Leben paddeln sah. Das wollte sie ihr nicht zumuten, nicht ihrer Freundin … sie wollte sie nicht in Angst sehen, immerhin war das Ufer nicht weit weg. Sie konnte ihr das im Nachhinein erzählen, wenn sie wieder in Sicherheit war und Larka fragte, warum sie am ganzen Körper nass war.
Also versuchte sie weiter, sich selbst zu retten. Das Wasser in ihrem Fell zog sie zunehmend nach unten und die eisige Kälte raubte ihr die Möglichkeit, sich frei zu bewegen. Immer öfter geriet ihr Kopf unter Wasser, nur mit viel Mühe konnte sie nach Luft schnappen.

„Hilfe!“

Erstmalig entfuhr ihr ein Ruf um Hilfe, sie hoffte, dass nun doch jemand auf ihre Not aufmerksam wurde, eh es zu spät war. Erst mit der Zeit merkte sie den Ernst ihrer Lage, bedingt dadurch, dass die Kälte ihre Bewegungen zunehmend einschränkte und sie ihre Hinterläufe bald nicht mehr spürte. Die Kälte drang in ihren Körper und ließ sie steif-starren. Sie versuchte ein weiteres Mal um Hilfe zu rufen, doch heraus kam nur noch Wasser. Ihre Lunge füllte sich umso öfter sie unter die Wasseroberfläche geriet, während sie nach Luft zu schnappen versuchte. Die Weiße nahm sich vor, einmal tief Luft einzuatmen, um ein paar Augenblicke der Ruhe in sich kehren zu lassen. Nur wenn sie die Beherrschung zurückerlangte und nicht in heillose Panik verfiel, hatte sie Chance auf Rettung.

Nun merkte sie auch, dass Saphira auf sie aufmerksam geworden war, es gab ihr neue Hoffnung. Silver hielt ihre Läufe an und unterbrach das wilde Strampeln. Dass sie dadurch erneut unter die Wasseroberfläche geriet, war ihr bewusst. Doch nur wenn sie in einem kurzen Moment der Ruhe noch einmal all ihre Kräfte sammelte, konnte sie sie anschließend mobilisieren um sich möglichst nahe ans Ufer zu manövrieren, sodass Saphira ihr helfen konnte. Sie wusste … sie hatte sich nicht in dieser Fähe getäuscht. Es erfüllte ihr Herz mit Freude, dass die Graue tatsächlich so gutmütig war, wie sie es gehofft hatte. Ein letztes Mal kehrte das Lächeln in ihre Miene zurück und sie verspürte keine Angst mehr. Die Panik stellte sich ein und auch dass Wasser, dass ihr nun über den Kopf stieg, bereitete ihr keine neue Angst. Saphira war auf dem Weg zu ihr und sie würde gleich noch einmal mit allen Kräften beginnen, sich an das Ufer zu paddeln. Sie sammelte noch einmal ihren Mut und verdrängte die Furcht vor dem Ertrinken. Unter Wasser zu tauchen hieß nicht zwingend zu ertrinken. Zwar hatte sie noch nie das Wasser unter seiner Oberfläche kennen gelernt, das war unüblich für einen Wolf, aber sie war sicher, dass sie es schaffen konnte.

Ihr schwerer, vollgesaugter Körper tauchte weiter unter, bald schon war es um sie herum nur noch schwarz. Nun war es Zeit, dass sie ihre Kräfte zusammennahm und wieder nach oben paddelte, so gut sie das konnte. Silver nahm sich zusammen und rief ihre verbliebenen Kräfte hervor. Trotz der Kälte und der Taubheit in ihren Hinterläufen, bedingt durch eben diese Kälte, konnte sie es erreichen, wieder nach oben zu treiben. Ihr Körper war schwerer als zuvor, denn das Wasser in ihrem weißen Fell zog sie nach unten, aber sie hatte noch genügend Kräfte, um sich nach oben zu befördern. Was konnte sie Larka erzählen, wenn sie dieser Falle entwichen war? Es war ein unglaubliches Erlebnis, das stand schon jetzt fest. Was auch immer passierte … sie hatte Larka und sie wusste nun, dass die graue Fähe, Saphira, tatsächlich gutherzig war und bereit war, zu helfen, wie sie es seit ihrer Ankunft versprochen hatte. Voller Mut zum Leben bewegte sie ihren Leib nach oben, der Wasseroberfläche entgegen. Leben … ich komme!
Die weiße Polarwölfin kam mit einem ungeahnten Aufschwung nach oben, konnte es kaum erwarten nach neuer Luft zu schnappen, denn ihre Reserve war nun beinahe aufgebraucht, doch ihre Kräfte waren noch nicht versiegt. Die Weiße streckte die Vorderpfoten empor, damit sie sich förmlich an der Oberfläche festkrallen konnte, auch wenn es dort natürlich keinen festen Halt geben würde. Ihre Hinterläufe strampelten noch einmal so wild, wie sie sie nur bewegen konnte. Immerhin, trotz, dass sie sie nicht mehr spürte, weil sie von Kälte umgeben waren, so waren sie nach wie vor in Takt und völlig bewegungsfähig, so wie immer eben.
Dort … stieß sie auf. Sie fühlte etwas Hartes … Saphira? Saphira …!

Von Glück angetrieben bewegte sie ihre Pfoten so hastig sie konnte, damit sie weiterhin oben gehalten wurde. Doch sie spürte den zunehmenden Druck in ihrer Lunge und wusste, dass sie nun bald Luft brauchte, da sie sonst die Besinnung verlor und sich sonst ganz allein auf Saphiras Hilfe verlassen musste. Wie gut, dass die anderen Wölfe das nicht mit ansahen, sie schämte sich beinahe dafür. Aber sie war schon jetzt froh, Larka wieder neben sich zu haben und ihr beizubringen, dass es ihr trotz dieser heiklen Aktion gut ging und dass sie, so war es bis jetzt, keinen bleibenden Schaden davon trug. Dieses Wasser sollte schnell aus ihrem Pelz verdunsten und anschließend wärmten sie sich wieder gegenseitig. Allein der Gedanke an ihre gute Larka und die hilfsbereite Fremde wärmte ihr Herz trotz der bitteren Kälte, von der sie derzeit noch umgeben war. Sie spürte, dass ihr Leib zu zittern begann, die Kälte hatte nunmehr ihre Haut erreicht, durch das dicke Fell hindurch.
Aber das Harte, das sie mit ihren Pfotenspitzen spürte, wollte nicht weichen. Saphira … nein, das war nicht Saphira, wie sollte sie das auch sein? Saphira hätte sich doch bewegen müssen. Dieses Ding aber war starr wie … starr wie Eis!

Ein blitzartiger Panikstoß durchfuhr ihr Innerstes, als sie realisierte, dass sie die Stelle ihres Einbruchs ungewollt verlassen hatte. Sie war unter das Eis getrieben …
Weiter links, dort musste es sein. Die Weiße versuchte sich nach links zu bewegen, doch es war nicht so einfach, das Wasser kam ihr schwerfällig vor, deutlich schwerer als bis eben. Nun verließen sie die Kräfte, langsam, sowie das Wasser, das um sie herumfloss. Sie biss die Zähne zusammen, die Kälte stach wie tausend Stiche, sie war schlimmer als je zuvor. Sie wusste nicht, wie weit sie nun schon nach links getrieben war, aber dort oben war definitiv noch keine Lücke. Wo war das Loch, wo war das Loch, in das sie eingebrochen war? Warum konnte sie das Eis von unten nicht so einfach durchbrechen, wie es ihr von oben wiederfahren war?
Silvers Panik wuchs an, doch ihre Kräfte schwanden, sie spürte die Müdigkeit, die ihre Glieder besetzt und sie zur Ruhe zwang. Sauerstoff …
Wenn doch wenigstens die Sonne geschienen hätte, so hätte sie das Loch besser ausmachen könne. Überhaupt, das alles wäre deutlich einfacher für sie gewesen. Wie fühlte es sich an, in einer Stockfinsterkeit gefangen zu sein, nicht an die errettende Oberfläche gelangen zu können … dort unten im Schwarz, wo nichts war außer eisige Kälte die ihren Körper lähmte. Ja sie konnte sich kaum noch rühren.

Sie würde nicht … würde sie? Zum ersten Mal seit ihrem Einbruch verspürte sie echte Angst, Angst um ihr Leben. Sie konnte nicht sterben, Larka wartete doch auf sie? Was war mit der Grauen … sie … wollte sie ihr nicht Hilfe leisten? Silver fragte sich, wo die anderen waren. Sie konnte nur das Eis spüren, dass so kalt war wie nichts zuvor, was sie je gespürt hatte. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Wasser und Eis so kalt sein konnten. Sie spürte es überall, wo sie noch etwas fühlte. Aber ihre Hinterläufe waren so tief im Dunkel, dass sie nicht sicher sein konnte, ob sie noch lebten. Waren sie schon eingefroren? Es war ein schreckliches Gefühl … sie hörte nur das dumpfe Blubbern des Wassers, dass sie nur noch schwach zur Seite drückte, sie sah nichts, nicht einmal ihren eigenen Schatten oder das Schimmern des Eises, das bis eben noch so wunderschön gewesen war. Sie hörte die anderen Wölfe nicht und sie konnte nichts wittern, hier gab es absolut keinerlei Gerüche … ihre Angst wandelte sich in Ohnmacht um. Silver hatte nur noch einen Gedanken, bevor sie von einer sanften Müdigkeit übermannt wurde, die sie in eine immerwährende Stille nach unten zog … Larka … wo bist du?

(Silver war bei Larka; Höhle (Arkadia))



Es war kein Traum gewesen … das Platschen war echt gewesen. Blitzartig hob die Graue ihren Kopf in die Höhe, riss die Augen auf und starrte auf das Wasser. Was war dort? Sie hatte in der ersten Sekunde vermutet, etwas kam aus dem Wasser heraus, doch wenig später wurde ihr klar, es war andersherum. Erst als sie Stellen ihres weißen Körpers auf- und wieder abtauchen sah, bemerkte sie, was geschehen war. Als nächstes warf sie einen kontrollierenden Blick auf die Höhle, doch sie konnte nur noch Larka erblicken. Viele Wölfe waren gegangen. Aber weiß … weiß war nur Silver gewesen. Erschrocken sprang die Graue auf und stürzte zum Fluss hin. Sie hatte sich den Hilferuf nicht eingebildet, dies war schreckliche Realität. Saphira legte sich auf den Bauch und versuchte ihre Pfote nach Silver auszustrecken, aber sie wusste, dass sie sie nicht einmal sehen konnte, denn ihr Kopf befand sich immer öfter unter Wasser. Womöglich tat ihr die Kälte des Wassers gar in den Augen weh und sie war nicht im Stande, sie anzublicken. Saphira hatte Angst … sie wollte nicht, dass noch mehr schreckliche Ereignisse über diese Wölfe kamen, die doch sowieso schon so viel Leid hatten ertragen müssen. Die graue Fähe wandte sich um und rief in einer von Panik getragenen Stimme.

„Larka! Larka!!“

Aber die Braune schlief … sie hörte sie nicht. Wie konnte sie in solch einem tiefen Schlaf verweilen, während ihre Freundin in Lebensgefahr schwebte? Saphira wusste um die Gefahr, die eiskaltes Wasser mit sich brachte. Die Nerven frohren ein und man spürte seinen Leib nicht mehr. In der Vergangenheit hatte sie schon einmal einen Wolf in einem eisigen See einbrechen sehen und sie wusste, dass er jämmerlich hatte sterben müssen. Damals war das verkraftbar gewesen, denn sie kannten ihn nicht gut, er war alt und schwach gewesen und schon kurz nachdem er in das Eis eingebrochen war, wussten sie alle im Rudel, dass er es nicht schaffen würde.
Doch Silver? Die Fähe hatte kräftig und gesund auf sie gewirkt. Sie konnte es schaffen! Saphira streckte ihren Körper so weit es ging. Sie wollte sie berühren und … was dann? Sie wusste es nicht. Doch es gab ihr Hoffnung, wenn sie sie erst einmal spüren durfte. Es baute ihren inneren Mut auf, wenn sie wusste, die Weiße war nach wie vor erreichbar, in Reichweite, sodass man sich Gedanken machen konnte, wie man sie aus dem Wasser holen konnte.

„Silver! Silver hörst du mich?“

Die Graue konnte keine Antwort wahrnehmen, aber das war auch wenig verwunderlich. Selbst wenn Silver sie hörte, konnte sie allein unter Wasser nur schwerlich Antwort geben. Sie hatte Angst um sie … obwohl sie sie erst seit kurzem kannte, wollte sie nicht, dass das Glück dieser beiden Freundinnen von so etwas Tragischem wie dem Tod überschattet wurde. Es brach ihr das Herz, stellte sie sich vor, dass Silver nun ums Leben kam und ihre Freundin Larka erfuhr davon, wenn sie aufwachte. Wie sollte sie ihr beibringen, dass Silver ertrunken war? Das war unmöglich! Also gab es nur eine Möglichkeit: Sie musste die Polarwölfin aus dem eisigen Fluss retten.
Dieses Wetter hatte ihnen nur Verderben gebracht, es hatte die Gegend in eine Einöde verwandelt und den Fluss gefährlicher gemacht als zuvor.
Saphira streckte ihre Pfote immer weiter, doch im Liegen konnte sie das kaum erreichen. Sie wusste, dass sie sich zunehmend selbst in Gefahr begab, doch das war das Mindeste, was sie für die Weiße tun konnte. War es nicht das, was man von einem Freund erwartete, dass er sein Leben riskierte, wenn man selbst in größter Gefahr schwebte? Sie hatte es nicht anders kennen gelernt und tat nun das, was ihre Gefühle ihr vorzuschreiben versuchten. Sie musste Silver retten … die Welt zerbrach, wenn Larkas Freundin ihr Leben verlor, denn sie wusste, dass Larka daran zugrunde gehen konnte.

So richtete sie sich auf, setzte sich auf ihre Hinterhand und erreichte durch einen größeren Bogen, weiter auf die Flussmitte hinzureichen. Aber was wollte sie allein mit ihrer Pfote erreichen? Silver war eine große Fähe und sie wog sicher einiges, wenn sie es schaffte, in ihre Pfote zu beißen, lief sie Gefahr, dass sie mit hineingerissen wurde … doch …
Sie verlor das Gleichgewicht und geriet kopfüber in die Hölle aus Eis. Ihre Schnauze traf in der luftarmen Wassermasse auf und traf sie wie eine Wand ins Gesicht. Ihr Gewicht zog sie sogleich nach unten und ihr Fell wurde vom Eiswasser getränkt.
Saphira bewegte ihre Läufe so schnell sie konnte und erreichte somit, dass sie wieder nach oben trieb. Zum Glück trug sie kein besonders schweres Gewicht mit sich und erreichte die Wasseroberfläche recht bald wieder. Sie spuckte das Wasser aus, dass durch ihr Maul und ihre Nase in ihren Körper gedrungen war wie ein tödliches Monster, dass sie von innen umbringen wollte mit seiner gnadenlosen Kälte.

„Larka!“

Rief die Graue so laut sie nur konnte, aber ihr Wort wurde durch die Schwerfälligkeit gedämpft, die ihren Körper umrang. Sie spürte, dass sie nicht die Kraft hatte, sich lange über Wasser zu halten. Glücklicherweise erreichte sie durch einige richtige Ruderbewegungen das Ufer und konnte es sofort mit ihren pitschnassen Pfoten berühren. Der Schnee fühlte sich beinahe warm an, verglichen mit der Kälte des Wassers. Sie bewegte ihre Läufe unkoordiniert und hilflos, versuchte ihren Körper zurück auf das rettende Land zu hieven, wo Larka nach wie vor lag und nicht aus ihrem Schlaf erwachen wollte. Sie wusste nicht, was es war, dass sie so fest im Schlaf hielt, doch sie machte sich nun auch kaum Gedanken darum, zu groß war die Angst um ihr eigenes Leben. Sie holte mehrmals sie tief Luft, wie ihre Lungenflügel fassen konnten. Sie musste immer öfter husten, denn noch immer befand sich Wasser in ihrem Körper und sie hatte Schwierigkeiten zu atmen. Ihre Rufe fanden erneut kein Gehör.

Saphira drehte sich einmal kurz um, um zu gucken, ob die Weiße noch um ihr Leben rang, doch sie konnte nichts sehen … nur einige Luftblasen, die aufstiegen und davon kündeten, dass etwas im Wasser war, dass dort eigentlich nichts zu suchen hatte. Waren es die vergeblichen Atemversuche der weißen Polarwölfin? Nein … es waren die Luftbläschen aus ihrem eigenen Fell, die vom unteren Teil ihres Körpers, der sich noch immer im eiskalten Wasser befand, aufstiegen und ihre Hilflosigkeit verdeutlichten.

„Larkaa!“

Diesmal rief sie etwas lauter, doch gleichzeitig verlor sie den Halt vom Ufer. Ihr Körper wurde wie durch unglückliche Magie nach hinten gezogen, denn unter dem Eis hatte das Wasser seine gewohnte Strömung. Sie streckte ihre Pfoten nach dem Ufer aus, dem sie so sehnlich hinterhersah. Aber es rückte weiter in die Ferne … sie rückte weiter in die Ferne, weg vom lebensrettenden Ufer. Larka … warum half sie nicht?
Von der Weißen konnte sie keine Gegenhilfe erwarten, die Wölfin war nun schon seit einer viel zu lang anhaltenden Weile nicht mehr an die luftspendende Oberfläche gekommen und … nein, sie konnte sich darüber jetzt keine Gedanken machen. Sie brauchte nicht um Fremde trauern, wenn sie nicht wusste, wie viel Zeit ihr selbst noch blieb. Larka war die einzige Wölfin in der Nähe, von der sie sich Hilfe versprechen konnten. Wo waren die anderen? Sie glaubte sich in einem Alptraum gefangen. Bis eben noch war dies der Platz zum Verweilen so vieler Wölfe gewesen, jetzt aber war dort niemand. Ryu, Sharyana … Zita … Kira … irgendwer!

Sie hatte das Gefühl, dass sich die Kraft von ihrem Körper spaltete und sie zurückließ in dieser eisigen Masse, so flüssig und geschmeidig, dass es einen nur erzittern ließ, es war ein ekliges Gefühl. Eis und Kälte krochen in ihren Körper und zogen sie nach unten. Plötzlich tauchte ihr ganzer Kopf unter Wasser. Sie konnte ihn glücklicher Weise sofort wieder an die Luft halten, über die Wasseroberfläche. Was war das für ein angsteinflößendes, fremdes Gefühl gewesen? Der Kopf … unter dem Wasser, ihr ganzes Gesicht, ihre Schnauze und ihre Atemwege … ihr ganzer Körper. Saphira hatte so etwas noch nie gespürt, es machte ihr Angst. Sie hatte dort keine Luft bekommen. Das, was sie eigentlich seit ihrem ganzen Leben wusste, war ihr soeben bedrohlich nahe gekommen. Es war … der Tod, der sie nach unten zog. Jeder Welpe wusste, dass er eines Tages kam, doch sie hatte nicht im Traum damit gerechnet, dass dies ihr Tag sein sollte. Wer rechnete schon damit? Saphira wollte erneut um Hilfe rufen … doch ein weiteres Mal wurde ihr Kopf unter Wasser gezogen. Es war, als wollte eine unbekannte Macht sie zwingen, dort zu bleiben. Aber Saphira weigerte sich, zu sterben! Sie setzte ungeahnte Kräfte frei und drückte das eklige Nass von sich weg, um sich daraus zu befreien. Sie gab sich einen Stoß im Wasser, auf das Ufer hinzu … sie trieb in einer plötzliche Geschwindigkeit dort hin und verfehlte es knapp mit ihrer linken Pfote. Selbst wenn sie das Ufer erreichen konnte, sie hatte keine Idee, wie sie sich daran festhalten sollte. Larka …

Noch einmal wollte sie sich einen Stoß verleihen. Irgendwie konnte sie das Ufer schon zu fassen kriegen, ihr musste doch etwas einfallen, hier ging es um ihr Leben.
Aber anstatt die Kraft aufzubringen, die ihr einen Ruck nach vorn möglich machte, zogen die Schwere ihres Körpers und die zunehmende Kraftlosigkeit, die ihre Körperteile überkam, sie nach unten ins Dunkel.
Das Wasser drang ein wie ein böses Monstrum, sie schluckte es völlig unfreiwillig und es setzte sich in ihren Lungen fest, mit denen sie doch atmen sollte. Das Wasser … das erfrischende Nass, von dem sie immer getrunken hatte, wurde zum Überbringer des Todes. Sie wollte die Wasseroberfläche erreichen, strampelte und bewegte ihre Pfoten haltsuchend, doch jetzt fühlte sie noch etwas ganz anderes.
Die Eisfläche versperrte ihr den Weg nach oben. Das Eis … es wurde zur bitteren Realität, es wurde ihr zum Verhängnis. Nein, das durfte nicht sein. Eine Strömung riss sie mit sich, sie hatte sie unter diese Schicht aus eis getrieben und diese nahm ihr nun jede Chance, zurück an die Oberfläche zu kommen. Die Graue verzog ihr Gesicht, als sie diese schwere Tatsache verinnerlichte. Das Eis schnitt ihren einzigen Fluchtweg ab … den Weg nach oben. Eine Strömung trug sie immer weiter weg von der eisfreien Wasserstelle, durch die sie hier hineingelangt war. Obwohl sie spürte, dass die zunehmende Sauerstoffärme ihr eine unangenehme, zwanghafte Müdigkeit auferlegte, drückte sie ihre Läufe so sehr gegen das Wasser, dass die Wellen gegen den Strom erzeugte. Doch das alles befreite sie nicht aus dieser misslichen, verzwickten Lage. Die Graue wurde immer weiter unter das Eis getrieben und sie konnte sich nicht gegen die Wassermassen wehren.

Die graue Fähe wusste, dass sie gegen die drückende Müdigkeit der Kraftlosigkeit kaum etwas unternehmen konnte. Immer weniger bewegte sie ihre Pfoten, in der Hoffnung, sich noch einmal an die Oberfläche drücken zu können. Doch bedingt durch ihre Ruhe und das Stillhalten ihres Körpers, erreichten ihre Hinterläufe nach kurzer Zeit schon den Untergrund. Der Fluss war nicht gar so tief, wie sie gedacht hatte. Sofort stemmte sie ihren rechten Hinterlauf auf den schlammigen Untergrund, immerhin, wenigstens der war noch so, wie man es von einem Fluss erwarten konnte, und sie hievte ihren Körper damit schlagartig nach oben. Der Druck, der hinter ihrer eiligen Bewegung nach oben bestand, bewirkte, dass ihr Schädel gegen das Eis schlug. Das Eis war nicht sehr dick, es war an dieser Stelle dünn genug, dass Saphira es durchbrechen konnte.
Im hohen Bogen spritzte das eiskalte Wasser aus ihrer Schnauze und sie bewegte ihre Läufe mit ihrem Körper nach oben, sodass sie weitere Eisstücke um sich herum abbrechen konnte.
Sie war gerettet!

Nun, da sie wieder ein paar Luftzüge nehmen konnte und versuchen konnte, ihre Kräfte wiederherzustellen, schöpfte sie neuen Mut und versuchte ihrer derzeitigen Lage Überblick zu verschaffen. Die Graue musste zu ihrem Erschrecken feststellen, dass der schnelle Strom sie weiter getragen hatte, als sie vermutet hätte. Sie war weiter abseits vom Fluss und konnte das Ufer mit Larka nicht mehr ausmachen. Das war wohl kein Kunststück, durch die Dunkelheit und den anhaltenden Schnee konnte sie kaum mehr etwas genauer erkennen. Ihr Gesicht war nass, sodass sie noch nicht einmal ihren eigenen Geruch aufnehmen konnte, sie konnte in dieser Schnee- und Eiswüste nichts wittern, dass hilfeversprechend aussah.
Sie wollte um Hilfe rufen, Larka oder jemand anderes musste doch auf ihre Lage aufmerksam werden. Doch all ihre Schreie verebbten in Stummheit, sie bekam keinen Ton heraus, ihre laut erklingenden, ohrenbetäubenden Hilferufe entstanden einzig in ihrer Seele … wo sie auch blieben. Niemand bemerkte ihre Not, sie war ganz allein. Wie viele Wölfe wären schon in Frage gekommen, ihr zu helfen? Nur ein Rüde wäre wohl stark genug gewesen … da fiel ihr nur einer ein, dem sie das zugetraut hätte … nur einer, hatte je versucht, Saphira das Leben zu retten und sie vor einem viel zu frühen Tode zu bewahren.

Die einzige Gesellschaft war die Kälte, die sich auf sie legte und ihre Gefühle außer Gefecht setzte. Das hatte allerdings auch überraschend positive Auswirkungen, sie musste das Beißen des eisigen Wassers nicht mehr auf ihrer Haut spüren, denn ein Fell nutzte unter Wasser nur wenig. Die Schmerzen der Kälte waren verendet, nun war es nur noch Taubheit, die ihren Körper bevölkerte und ihr jegliches Leid nahm.
Weiße Dunstwolken stiegen aus ihrer Nase, sie versuchte einen Punkt auf dem Ufer zu fixieren, das so viel versprechend nahe vor ihr lag. Aber sie kam nicht heran, sie konnte kaum mehr ihre Läufe bewegen oder sie spürte zumindest nicht, ob sie sich bewegten oder ob es nur Einbildung war. Die Kälte raubte einem jegliche Möglichkeit zur Beuwsstseinswahrnehmung. So also hatte es dem alten Wolf ergangen sein müssen … damals hatten sie alle um das Ufer herumgestanden, an das er sich so sehr gewünscht hatte.
Saphira aber war noch nicht alt, also warum sollte sie es nicht schaffen?
Die Müdigkeit wollte nicht nachlassen. Die Luft ließ sie spüren, wie kalt ein nasses Gesicht doch war. Es war ein äußerst unangenehmes Gefühl, in einer fremden Masse wie dem Wasser gefangen zu sein, dass einem die Möglichkeit zum Atmen rauben konnte. Saphira vergaß, wie sich Angst anfühlte. Hauptsache sie musste dort nicht wieder runter, hier oben aber war ihr alles egal. Er würde kommen, ganz sicher würde er das …

Wie schön unversehrter Schnee doch aussah, das hatte sie nie bemerkt. Wohl hatte sie sich nie den Moment genommen, die „Unversehrtheit“ nicht zertrampelten Schnees zu bewundern. Sicherlich gab es viel schönere Dinge als lediglich eine nicht zertrampelte Schneeoberfläche, die Natur hatte tausend schöne Dinge zu bieten. Einen Sonnenuntergang, ein paar Blitze weit ab in der Ferne oder ein bunter Regenbogen, wenn Sonne und Regen gleichzeitig zusammenwirkten. Aber nun hatte sie nur die Möglichkeit, Schnee zu bewundern, denn etwas anderes, abgesehen von der unendlich tiefen Dunkelheit und dem farblosen Wasser um sie herum, gab es nicht. Man musste die Momente genießen, die man hatte.
Sie genoss nun viel mehr noch, dass das Fell ihres Kopfes zu trocknen begann, es war gleich ganz anders als vorher und es war bedeutend schneller gegangen, als sie erhofft hatte. Hatte sie hier so lange schon verharrt, dass die kalte Luft die Nässe tief aus ihrem Fell gezogen hatte?
Es war Taubheit. Sie fühlte ihr Gesicht nicht mehr. Ihre Schnauze war noch da, sie konnte das Eis ja sehen, aber irgendwie war es, als gehörte sie nicht ihr. Was gehörte überhaupt noch ihr? Was gehörte einem noch, wenn man dabei war, alles zu geben, was man je besessen hatte?

Dort! Ein Schatten … er war unter dem Eis, neben ihr, ganz nah, sie konnte ihn erreichen, wenn sie ihre Pfoten ausstreckte. Aber das konnte sie nicht, außerdem war es unter dem Eis und es konnte nicht nach oben kommen. War es … Silver?
Nein, Silver war tot. Sie musste tot sein, sie hatte keine Hoffnung mehr. Sie hatte ihr doch helfen wollen … zumindest hatte sie nun Hoffnung, die Hoffnung auf Leben.
Der Schatten bewegte sich nicht fort, er blieb an seiner festen Position, er wurde nicht von der Strömung getragen und doch hatte sie schwören können, dass er bis eben noch nicht dort gewesen war.
Eiskristalle hatten sich zwischen ihren Wimpern festgesetzt, auch in ihren Nasenlöchern befand sich dieser weiße Schnee in kleinsten Teilen. Auf ihrem Kopf hatte sich eine Schicht aus dünnem Schnee gebildet. Sie konnte hier nicht einfach einschneien, sie war doch kein Stein. Saphira wusste, dass sie etwas unternehmen musste.
Dabei fiel ihr auf, dass der Schatten viel mehr war als nur ein Schatten. Der Schatten konnte nur eins bedeuten. Der Schatten war gekommen, um sie zu retten. Zu retten vor dem Schnee, der sie begraben wollte, zu retten vor der Dunkelheit, dieser unheimlichen Nacht. Der Schatten, der ihr versprach, dass es nicht mehr schlimm werden würde. Der Schatten war gar kein Schatten … es waren Umrisse, Umrisse einer Gestalt. Aber auch die Gestalt war nicht irgendwer.
Kräfte waren überflüssig geworden. Gut so, sie besaß keine mehr. Die Müdigkeit rettete sie nicht vor dem Tod. Das konnte nur einer. Gab sie sich dem frei, dem sie am meisten vertraute, auch wenn es dort noch so dunkel war? Keine Frage sollte sie Zweifel aufkommen lassen, sie vertraute ihm mehr als allen anderen. Sie wusste, dass er vertrauenswürdig war, dass er es konnte, er hatte es damals gekonnt, er konnte es jetzt.
Hier ist die Rettung, die Hilfe, die Erlösung. Die Einsamkeit hatte ein Ende, denn er war gekommen, um sie von hier zu nehmen, wo sie nur trieb wie ein Gegenstand im Eiswasser.
Langsam lösten sich ihre entkräfteten Pfoten von den starren Eistücken, sie hatten sich wie Widerhaken um die schimmernden Dinger gekrallt, waren selbst schon erstarrt und von Taubheit besessen, so wie der ganze Rest ihres Körpers. Nur der Gedanke an ihre Existenz heilt sie noch am Leben, dafür war ein Körper, der nur Schmerzen und Narben beherbergte, nicht von Nutzen. Für ihn war sie darauf nicht angewiesen, denn er nahm sie so, wie sie war … die Seele war das einzige, was zählte, der Körper war ganz unwichtig.
Langsam befreite sie sich von dem starren Eis und gab ihre erstarrte, bewegungslose Hülle von dem frei, dass ihr den Tod hatte bescheren wollte. Jetzt hatte sie etwas, dass sie retten konnte … jemanden.
Langsam ging auch ihr Kopf nach unten, doch diesmal war sie nicht von Panik besessen, die Angst blieb aus, denn dort war jemand, der stärker war als alle Ängste der Welt. Sie tauchte der Hoffnung entgegen, gab sich der Dunkelheit hin und erreichte die Erfüllung ihres größten Traums …
… Victor …


(Saphira war bei Larka; Höhle (Arkadia))

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NPC – Non play character, Spielleitung. Verantwortlichkeit- Leyla
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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 12 Jun 2010 10:25    Titel: Antworten mit Zitat

Besonders groß war die Höhle nicht, das musste Takata bei einer ersten „Inspektion“ feststellen. Sie fragte sich sogar, wie sie hier überhaupt Platz drin finden sollten. Trotzdem musste sie so etwas wie ein Segen sein, denn auch wenn Wölfe im Allgemeinen mit Schnee und Eis nicht so große Probleme hatten, da sie sich einfach zuschneien ließen und den Schnee wie eine warme Decke nutzten, so war eine Höhle, in der sie nicht gleich gesehen wurden und die sie vor Wind und Wetter schützte, in jedem Fall besser. Die Weiße zweifelte daran, dass es dem Grauen leicht fallen würde, so eng mit einer Fremden in einer engen Höhle Seite bei Seite zu liegen. Wahrscheinlich hatte er auch damit so seine Probleme. Doch sie blieb zuversichtlich, denn eine Rast hatten sie beide wirklich nötig, auch wenn sie nicht sicher war, wie weit sie gekommen waren.

Zufrieden blickte sie den Rüden an, der ihr langsam hinterhegetrottet kam. Er hatte sicherlich Mühe mit dem Laufen, sah geschunden aus und hatte wohl eine schwere Zeit hinter sich. Aber es konnte besser werden, diese Höhle war ein Neubeginn, es war ein Symbol für Hoffnung, eine Herberge für zwei Hoffnungsgsuchende. Die weiße Fähe schabte etwas Schnee beiseite, sodass der Eingang zu dieser nicht besonders tiefen Höhle größer schien.
Nun wollte sie ihn beim Namen rufen, aber sie wusste nicht, wie sein Name war. Wie sollte sie ihn ansprechen, wenn sie nicht wusste, wie sie ihn nennen konnte? Sollte sie ihm einen Namen geben? Nein, dass er keinen Namen hatte, musste einen Grund haben. Wahrscheinlich wollte er einfach keinen und er hatte ihn mit der Zeit verdrängt und vergessen, so wäre es ihm auch mit einem neuen Namen ergangen. Sie fragte sich, ob er sich ihren Namen überhaupt merken würde. Aber das würde sie womöglich so bald gar nicht herausbekommen, da es unwahrscheinlich war, dass er sie beim Namen rief. Dieser Wolf war ohne jede Frage ein Geheimnis auf vier Beinen. Aber sie interessierte sich für dieses Wesen, sie wollte mehr über ihn in Erfahrung bringen und ihn näher kennen lernen, auch wenn sie wusste, dass es nicht einfach werden sollte. Bisher hatte er sich sehr zurückgehalten und verschlossen, hatte von sich aus kaum etwas gesagt. Doch die Wölfin war sicher, in ihm schlummerte eine Kraft, die ihn am Leben gehalten hatte. Viellicht war er sich dieser Kraft selbst gar nicht bewusst und zweifelte mehr an sich, als er es verdient hatte. Andere waren überheblich und arrogant, er traute sich selbst viel zu wenig zu und wusste nicht um seine eigenen Vorteile, so sah sie es. Sie konnte jedenfalls nicht glauben, dass dieser Wolf nur eine wandelnde, tote Hülle war. In ihm wohnte seine Seele, doch er versteckte sie, so gut er das konnte.

„Komm, du kannst als erster in die Höhle gehen. Sie schützt vor dem Wetter, ganz bestimmt.“

Takata versuchte ihm Zuversicht einzureden. Sie hatte allerdings Sorge, dass wenn sie ihn erst einmal dazu gebracht hatte, in diese Höhle zu gehen, er sie am nächsten Morgen womöglich nicht mehr verlassen wollte. Diese Gefahr bestand durchaus, aber sie hatte schon eine Idee, wie sie ihn wieder zum Fortsetzen ihrer Wanderung bringen konnte.
Takata warte, dass er als erster in die Höhle ging. So dünn und aufgerissen, wie sein Fell war, hatte er diesen Schutz vor der Kälte eher notwendig als sie, die sie ein dichtes, schützendes Fell trug. Sie würde sehen, wie viel Platz ihr in der Höhle noch blieb. Außerdem konnte die Fähe diese Höhle als Gelegenheit nutzen, ihm zu zeigen, dass sie es gut meinte. Sie erhoffte sich Vertrauen durch ihn, das war sicher das Größte, was sie erwarten konnte. Sicherlich fiel ihm das sehr schwer, aber bis jetzt war Takata noch auf nicht viele Wölfe gestoßen, die ihr nicht hatten trauen wollen. Sie war sicher keine Persönlichkeit, die beängstigend oder aggressiv wirkte. Es gab bestimmt keinen Grund, ihr einfach nicht zu vertrauen, oder?


(Bei Pilgrim, bei einer Höhle, unbestimmter Ort)

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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 12 Jun 2010 15:44    Titel: Antworten mit Zitat

Die Zwei fingen noch einmal bei Null an. Der Schwarze konnte sich überlegen, was er Yuka sagte, wenn sie endlich wiederkam und sich wunderte, dass die Stimmung nicht mehr so sehr angespannt war. Wo war sie überhaupt? Wenn sie sich so ohne Weiteres und völlig blauäugig von den Erwachsenen entfernte, wo er ihr doch so gütig Sicherheit zugesagt hatte, dann wunderte es ihn gar nicht, dass sie ihre Eltern verloren hatte. Yukas kindisches Verhalten machte ihn ärgerlich. Sie war nicht so dumm, wie viele andere Welpen es vielleicht in ihrem Alter waren. Trotzdem tat sie so viele Dinge, die er einfach nicht verstand. Lag es daran, dass seine eigene Welpenzeit schon so lang her war? Es stimmte ihn erneut unzufrieden. Aber er durfte diese Wut nicht an der Fremden auslassen, er hatte eine Art Waffenstillstand angeboten – kaum in der Hoffnung, dass sie noch annahm –, er musste sie als vollwertigen Wolf akzeptieren. Dass es immer noch einen bedeutenden Unterschied zwischen Fähen und Rüden gab, war gar nicht in Frage zu stellen. Fähen wollten den Schutz der Rüden, also sollten sie sich auch respektvoll und unterwürfig zeigen. Aber diese Wölfin rechnete sicher nicht mit seinem Schutz.
Durch ihre kurze Rede konnte er davon ausgehen, dass sich ihre Provokationen – wie erhofft – vorerst eingestellt hatten. Damit hatte er so weit erreicht, was er wollte. Claire hatte das eigentlich nur dann getan, wenn sie selbst keine Lust mehr auf ein Zankgespräch hatte, ansonsten war sie sich nie zu schade gewesen, Kräfte zu messen. Eine besondere Art Fähe, die es zu schätzen galt.
Aber sie irrte. Sie hatte ihn ganz sicher nicht falsch verstanden, das konnte man gar nicht nach seinen deutlichen Worten. Er hatte ihr gesagt, wie ahnungslos sie sei, denn bis eben war er fest davon überzeugt gewesen. Wahrscheinlich sagte sie das nur um ihn zu beschwichtigen und um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, dass er sich ein wenig beruhigt hatte.
War er tatsächlich so schlimm geworden? Hatte er laut geklungen? Er hatte es nicht gemerkt. Oft waren seine Gedanken nur in seiner Vergangenheit. Die Gegenwart interessierte ihn wenig. Er hatte keine Angst vor den Konsequenzen und auch nicht vor Schmerzen, die sie ihm zudem kaum anhaben konnte.
Skadis Verhalten irritierte ihn leicht. Er beäugte sie misstrauisch, als er ihre seltsamen Bewegungen sah. Was war nun noch? Doch in ihrem Blick konnte er lesen, dass es wohl keine neue Art der Provokation darstellen sollte.
Er wusste aber, dass Fähen wie sie es gewesen war, oft dazu neigten sich ihren Gefühlsschwankungen hinzugeben. Wohl hatte er auch einen Teil dieser Art von Mentalität besessen und reagierte ähnlich. Ein Stück von Claire steckte auch in ihm und er konnte ebenso sprunghaft sein. Im Großen und Ganzen jedoch hatte er die Ruhe bevorzugt, so viele Vorteile brachte die Gewalt nicht mit sich, er konnte das sicher behaupten. Außerdem setzte er nicht darauf, seine alten Narben wieder zu spüren, die er seit frühester Jungwolfzeit besaß.
Was wollte die Braune ihm beibringen? War sie verrückt geworden? Sie bewegte sich, wie er es von Yuka erwartet hätte. Sein Blick wurde kritisch, er zweifelte erneut an ihrem Verstand. Bei Claire hatte man sich auch über nichts wundern müssen und doch konnte man sicher sein, dass sie geistig ganz auf der Höhe stand. Sie schaffte es einen abzulenken und einen durch seltsame Gesten zu verwirren, während sie hinterwegs die Beute wegschleppte. Er hatte sie gemocht, für all ihre Eigenschaften, die guten wie die schlechten.
Natürlich konnte er diese Skadi nicht allein aufgrund dieser Parallelen so sehr schätzen wie er es bei seiner Schwester tat. Das lag zum Einen daran, dass Claire nun einmal seine Schwester gewesen war, sein Fleisch und Blut, während sie absolut fremd war. Zum anderen kannte er sie erst seit kurzer Zeit und dieser erste Eindruck konnte täuschen. Sicher war sie nicht seiner Schwester gleich, die Weiße war absolut einmalig gewesen, das war der Grund, warum er bis heute in tiefer Trauer stand.

„Sag, geht es dir gut?“

Fragte er nach einiger Zeit und unterbrach seine eigenen Gedanken durch diesen spontanen Fragesatz. Er war jedoch weniger zur Frage formuliert, viel mehr klang es wie eine kleine Ermahnung, sie solle deutlich ausdrücken, was ihr nun im Sinn stand.
Fähen wie sie waren mitunter unberechenbar. Er brauchte deswegen keine Angst haben, aber es würde seine Zeit brauchen, bis er verstand, wie man mit ihr umgehen konnte. Zumindest war sie weder dumm noch völlig unerzogen, wie er es sich selbst bis eben Glauben gemacht hatte, weil er es glauben wollte. Er hatte es ihr nicht zugetraut, dass sie etwas im Kopf hatte. Er hatte den Weg der Vernunft eingeschlagen, denn „erbärmlich“ … das wollte er nicht sein.
Mit Erfolg, die Fähe hatte sich beruhigt. Drohungen waren hier Fehl am Platze gewesen, ein paar richtige Worte, denen er Nachdruck verliehen hatte, hatten da mehr Erfolg gehabt. Hätte er das gleich gewusst, hätte er seinen Blutkreislauf nicht in Schwung bringen müssen …
Wie auch immer sich das Verhältnis zu dieser Fremde noch entwickeln sollte, sie hatte ihn genug auf ihren Charakter aufmerksam gemacht, dass er ihren Namen sicher nicht noch einmal vergessen sollte.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Skadi, weiter entfernt: Yuka))

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Schwarzfell
Bärenklau


Anmeldungsdatum: 11.10.2006
Beiträge: 139

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BeitragVerfasst am: 12 Jun 2010 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

Lachte sie? Kam Ein leises Kichern aus ihrer Kehle? Schwarzfell spitze die Ohren um es genau zu hören. Doch er hörte nur die Stille. Der Schnee erstickt alles an Geräuschen. Vielleicht hatte er sich das Kichern auch nur eingebildet. Warum sollte sie auch Kichern? Fand sie seinen Namen lustig? Oder weil er gefragt hatte ob dies Ihr Revier war? Schwarzfell wusste es nicht. Er fand es komisch, dieses Kichern. Aber Schwarzfell fand Wölfinnen schon immer eigenartig und komisch manchmal sogar einfach nur doof.
Diese Wölfin vor sich fand Schwarzfell eigenartig und doch interessant und trat etwas näher um sie besser sehen zu können bei dieser Dunkelheit und hörte ihr weiter beim Reden zu. Ihr wäre lieber wenn sie bald wieder fort käme, sprach sie weiter.
Wenn sie wüste wie man schnellst möglich hier weg und ins warme käme würde Schwarzfell ihr blind trauen und folgen. Aber sicherlich gab es in der Umgebung hier, keinen Ort wo er sich seinen Pelz wärmen konnte. Der schwarze Rüde schaute die graue Wölfin die sich Catori nannte genau an. War sie wie er auf der Wanderschaft? Oder warum war sie hier? Sie sagte ja sie sei auch noch nicht lange hier.
Seine Körperhaltung entspannten sich, von dieser Wölfin schien keine Gefahr auszugehen.
Trotzdem beschloss er sie genau im Auge zu behalten.
Nun fiel ihm das wieder ein was diese Wölfin gerade gesagt hatte.
Sie lebte also auch nicht hier es war also nicht ihr Revier und somit hatte Er gegen kein Gesetz verstoßen. Wieder trat er etwas näher auch er wollte hier weg doch wohin? Er hatte sich verlaufen und so lange das Wetter mit seinem Schnee und seiner Dunkelheit so bleiben würde. Würde er mit Sicherheit nicht mehr zurück finden. Er mußte also warten bis sich das Wetter änderte. Vielleicht so lange bis zum Frühling. Der Schwarze konnte sie also ruhig ein Stück begleiten.
Er hob seinen Kopf schaute die Wölfin an und erhob seine Stimme:

Darf ich fragen wohin dich deine Pfoten tragen und wieso du alleine unterwegs bist und bei diesem Wetter?

Vielleicht waren das ein paar Fragen zu viel aber nun hatte Schwarzfell die Neugierde gepackt. Es war lange her seit er einem Wanderer begegnet war. Das letzte Rudel in dem er lebte nahm nicht gerne Fremde auf. Dafür war ihr Revier zu klein. Aber schon damals als Halbstarker war er voller Fragen.

[Schwarzfell irgendwo im Niederwald]


Zuletzt bearbeitet von Schwarzfell am 20 Jun 2010 11:42, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 12 Jun 2010 19:41    Titel: Antworten mit Zitat

Es war nicht das erste Mal, dass sie so schnell rannte. Mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch erinnerte sie sich an die anderen Male zurück.
Beim ersten Mal hatten sie und Imoura ihre Mutter gesucht. Stunden waren sie durch die endlose Eiswüste geirrt, hungrig, aber Ruvenia hatte sich nicht blicken lassen, ebensowenig wie ihre Geschwister.
Wo sind sie bloß? Der Gedanke ging Yuka immer noch durch den Kopf, manchmal glaubte sie tatsächlich, dass ihre Familie noch lebte. Und irgendwo auf sie wartete. Aber es war kindisch, noch an ein glückliches Ende zu glauben. Die waren heutzutage sehr, sehr rar gesät. Keiner von ihnen bekam eins... dabei hatten so viele ein glückliches Ende verdient, oder etwa nicht?
Unsinn., sie streifte diesen Gedanken sofort wieder ab. Die Welt war nicht freundlich, blödsinnig, sich vorzumachen, dass sie es wäre.
Nach einer scheinbar endlosen Zeit hatten sie sie gefunden.
Steifgefroren, das Fell blutverschmiert, die Augen leer und glasig. Es war wie in einem bösen Alptraum, der doch keiner war, sondern tatsächliche, blutige Realität.
Yuka hatte ihre Schwester weggeschubst und ihr sofort befohlen, zu Papa zu gehen. Doch sie selbst hatte sich nicht losreißen können, hatte hierbleiben und den Körpern, die einst den Großteil ihrer Familie ausgemacht hatten nicht Lebewohl sagen können. Sie hatte dort gestanden, erstarrt vor Trauer und doch unfähig zu weinen. Doch dann war ihr ein Gedanke durch den Kopf geschossen, der sie so heftig wie nie zusammenzucken ließ.
"Was ist, wenn diese Wölfe noch hier sind? Was ist wenn sie Imoura haben?" Sie hatte nicht eine Sekunde an eine andere Todesursache geglaubt. Die Spuren von Krallen und Zähnen stammten eindeutig von anderen Wölfen. Sie war noch zu Anee, ihrer Lieblingsschwester, hingetapst und hatte ihre Stirn an die kalte und leblose der Schwester gelegt und gedacht:
Ich werde euch rächen. Irgendwann, wenn ich stark bin. Ich verspreche es.
Yuka hatte gewusst, dass sie damit einen bindenden Eid auf Lebenszeit ablegen würde, einen Schatten verfolgen würde, der sie bis zur Erfüllung ebendieses Versprechen nicht mehr aus seinen Klauen lassen würde. So ein Eid galt bei den Eiswölfen viel. Eine viel zu schwere Last für die junge Fähe, doch sie wollte sie unbedingt tragen. Imoura hätte das nicht gekonnt, sie war zu zart dafür.
Aber dann hatte sie sich besonnen und war wie von Furien gejagt in die Richtung gerannt, in der auch ihre Schwester verschwunden war...
Wie sie sie vermisste. Ihren kleinen, zierlichen Körper, der so ihrem ähnelte, nur ihre Rute war schlank und anmutig gewesen, eindeutig eine Vererbung ihrer Mutter. Das schneeweiße Fell, ihres war dagegen hellbraun mit weißen Einschlägen, die dunkelgrünen Augen, so sehr ungewöhnlich für eine Wölfin.
Das zweite Mal... daran wollte sie sich gar nicht erinnern. Es war, als sie ihren Vater gefunden hatte. Und wieder war ihre zertrümmerte Welt erneut in Scherben aufgegangen.
Zuerst hatte sie an eine Verwechslung gedacht, ihr Vater wäre doch nicht tot. Nicht der starke, gutmütige und doch so strenge Hoio. Das könnte doch niemals sein. Doch die Zeit hatte sie eines besseren belehrt... und sie hatte die Toten immer noch nicht gerächt! Wut, heiße, rote Wut stieg in ihr auf, sie ballte ihre kleinen Pfoten, streckte sich und schoss pfeilschnell auf die Lichtung zu.
Mit einem Satz sprang sie in das Licht...
Und bemerkte mit einem Wimpernschlag die Veränderung. Die Luft schien nicht mehr so negativ geladen, im Gegenteil, der Rüde fragte Skadi gerade, ob es ihr gut ging.
Ungewöhnlich, höchst ungewöhnlich. Ihr war klar, wie sie aussehen müsste, das Fell vom Wind gezaust, die Augen voller Hass und doch so kalt wie eine Maske. Ja, sie trug Masken. Genau wie Tihar LeNuit. Das war ersichtlich.
Schnell bemühte sie sich um eine möglichst neutrale Stimme, doch die Kälte in ihren Augen ließ sich nicht vertreiben.

"Ich habe andere Wölfe gewittert, nördlich von hier."

Sie klang nicht wie die wahre Yuka, aber das war sie wohl auch nicht. Sie klang kühl und unbeteiligt, es war ihr egal, was er wohl erwidern würde. Sie war schwach. Doch irgendwann würde sie ihre Rache haben. Bei diesem Gedanken schlich sich ein grausames Lächeln auf ihr Gesicht, das sie nicht einmal verbarg. Sollten sie es doch sehen. Immerhin war sie keine unschuldige kleine Welpin. Zeit, es allen zu zeigen.


(Gebüsch und Funkelfall - Tihar und Skadi; Pilgrim und Takata weiter weg)

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Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 12 Jun 2010 21:59    Titel: Antworten mit Zitat

Ob es ihr gut ging? Verwundert hielt sie inne, war sich unsicher, warum er überhaupt fragte. Tat ihm der Streit vielleicht leid? Sie konnte es nicht wissen, war sie sich doch noch immer nicht einmal sicher, warum die Stimmung plötzlich umgeschlagen war, gerade als sie ihn provoziert hatte.

„Ja, natürlich“, erwiderte sie leicht überrascht.

Erst jetzt wurde ihr klar, dass seine Frage vermutlich ironisch gemeint war. Vielleicht war sie nicht deutlich genug gewesen, jedenfalls schien er sie nun eher für durchgeknallt zu halten, oder aber er war nur überrascht, dass sie überhaupt auf sein Einverständnis wartete. Wie dem auch sei, sie schloss daraus, dass es ihm jedenfalls nicht besonders wichtig sein konnte, sie noch von dem Loch fernzuhalten. Wahrscheinlich hatte er die Sache sogar bereits vergessen, schließlich hatte er seinen Durst ja längst gestillt.
Gerade eben sauste Yuka wieder auf die Lichtung, und Skadi beschloss, nun nicht mehr länger zu warten, denn womöglich würde sie gleich etwas Dummes sagen und die Stimmung kippte abermals.
Mit einigen wenigen langen Schritten überwand sie die kurze Distanz, reckte sich in Richtung des Wassers und begann zu trinken. Mit langen Zügen nahm sie das eiskalte Wasser gierig auf – endlich, und wie lange sie dafür hatte warten müssen. Dass sie Tihar dabei den Rücken zuwenden musste, bereitete ihr in diesem Moment kein Kopfzerbrechen mehr, denn er wirkte nun beinahe friedlich auf sie.
Während sie trank lauschte sie Yukas Mitteilung. Noch mehr Wölfe, großartig. Möglicherweise das längst überfällige Rudel, das nun endlich bemerkt hatte, dass jeder in ihrem Revier ein und ausspazierte, wie es ihm beliebte. Genauso gut konnte es aber auch ein weiterer einzelner Wanderer sein, völlig ungefährlich wie Takata es gewesen war.
Als ihr Durst gestillt war hielt sie inne. Sie richtete sich auf, leckte sich einmal übers Maul und blickte auf Yuka. Die kleine Fähe schien ziemlich durch den Wind zu sein. Was hatte sie denn für einen seltsamen Gesichtsausdruck? Vermutlich ängstigte sie sich und versuchte nun, ihre Furcht zu verbergen. Prüfend schaute sie ihr ins Gesicht.

“Wie viele sind es denn?“, fragte sie gelassen.

Das war nicht ganz unwichtig. Waren es nur ein oder zwei einzelne Tiere, gab es überhaupt kein Problem. Schon allein Tihars Anwesenheit würde dafür sorgen, dass die Fremden nicht auf dumme Gedanken kämen, und auch sich selbst traute sie zu, mit einem Wolf fertig zu werden, sofern er nicht gerade das Doppelte wog. Und sollte es tatsächlich ein ganzes Rudel sein, nun, dann wussten sie nun Bescheid und konnten ihnen aus dem Weg gehen.


(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)

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Catori
Wölfin der Hoffnung


Anmeldungsdatum: 19.02.2010
Beiträge: 121

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BeitragVerfasst am: 13 Jun 2010 12:37    Titel: Antworten mit Zitat

Catori bemerkte, wie nach und nach die Anspannung aus dem Körper ihres gegenüber wich. Er schätzte sie also nicht als Gefahr ein. Gut so. Schließlich gab es grade wichtigeres, als das sich auch noch untereinander das Leben schwer machten.
Ein wenig Sorgenvoll blickte sie sich in der Dunkelheit um. Durch den dichten Schneefall und diese Schwärze war ihre Sicht ganz schön eingeschränkt. Wäre da nicht der Name des Wolf mit dem sie sprach, hätte sie nichtmal sicher sein können, ob er tatsächlich schwarz war. er konnte genausogutdunkelgrau und dunkelbraun sein. Bemerken würde sie das nicht. Wielange war er wohl schon hier? wann hatte er das letzte mal das Tageslicht gesehen? Sehr besorgt kam er ihr auf jeden Fall nicht vor, daher nahm sie an, dass er tatsächlich grade erst hierher gekommen war.
Er unterbrach ihre Gedanken, indem er näher herran trat und sie musterte. Nur weil er sie nicht als Gefahr einschätzte, hieß das noch lange nicht, dass sie das bei ihm ebenfalls tat. Noch wusste sie nicht so genau wer er war und dadurch würde sie gut darauf acht geben, was er machte.
Nach einer Weile fing er wieder an zu sprechen. Wohin sie ging und warum sie hier allein war ? Wohin sie wollte,...bei diesem Wetter? Sie hatte doch vorhin gesagt, sie wolle fort. War das nicht Erklärung genug? Gerade wegen diesem Wetter wollte sie doch fort. Schließlich schien es so, als würde die Nacht mit ihrer Kälte noch eine Weile anhalten und schon jetzt war so gut wie fast jedes Lebewesen aus diesem Tal gewichen. Kein gutes Zeichen, so meinte Catori. Also sollte sie es wohl auch lieber schleunigst verlassen. Das sie alleine war, nungut das konnte man wirklich fragen. Die meisten Wölfe schlichen ja eigendlich nicht allein herum.
Sie war diesem Wolf gefolgt, doch irgendie hatte sie ihn verloren. Davor war sie mit anderen Wolfen in einer Höhle gewesen. Und davor... Nein, sie konnte jetzt doch nicht ihren ganzen Weg in das Tal beschreiben. Sie musste hier weg. Also würde er sich mit einem: "das ist eine Lange geschichte." zufrieden geben. Catori selbst hasste es, wenn sie diesen Satz zu hören bekam, doch jetzt grade war einfach nicht der richtige Zeitpunkt um einem fremden Wolf zu erzählen, was alles passiert war, seitdem sie hergekommen war... und dann ja theoretisch noch, warum sie da auch allein gewesen war. Diese Kette konnte man warscheinlich noch bis ins unendlich weiterführen. Sicherlich hatte er nicht bedacht, dass man auf seine eifache Frage eine ganze Lebensgeschichte erzählen konnte. Oder dachte sie hier grade einfach nur mal wieder zu kompliziert? Die Geister hatten sie nuneinmal hierher geführt. Doch würde ihm das reichen? Und vor allem: Dachte er überhaupt, dass es soetwas wie "Geister" gab? Nicht viele dachten so wie sie. Die meisten hatten sich über soetwas nichtmal Gedanken gemacht. Somit hatte sie im Laufe der Zeit festgestellt, dass es einfacher war, soetwas lieber nicht zu erwähnen.
Plötzlich stellte sie fest, dass ihr gegenüber ja bestimmt immernoch eine Antwort erwartete. Also schüttelte sie kurz den Kopf um wieder klar zu werden, dann sagte sie kurzerhand:

"Ich wollte jemandem folgen hab ihn aber verloren. Nun will ich versuchen hier fort zu kommen, da es nicht so scheint, als würde sich die Situation hier"(dabei machte sie eine Kopfbewegung die ihre ganze Umgebung einschloss) "wieder bessern. "

Das mit der langen Geschichte hatte sie nun doch nicht gesagt. Der Satz war ihr einfach viel zu sehr zuwider. Sie hatte keine Fragen gestellt, denn Sie hatte das Gefühl, dass es nicht gut war sich hier fest zu reden. Es mochte vielleicht unhöflich erscheinen, doch das konnte sie nunmal nicht ändern. Wenn ihr Instinkt sagte sie solle lieber nicht zu lange an diesem Ort verweilen, so ignorierte sie ihn nicht. Unruhig tänzelte sie weiterhin hin und her und wartete darauf wieder weiter gehen zu können. Ob es schneller vorran ging wenn sie fragte ob sie nicht vielleicht schonmal losgehen wollen? Sie kannte ihn zwar nicht und normalerweise bot sie soetwas nicht so schnell an, doch es war besser als noch länger hier zu bleiben.

"Mir wär es lieb, wen ich weiter käme. Hast du ein bestimmtes Ziel oder willst du mich auf der Suche nach einem Ausgang aus diesem Tal begleiten?"

Sie schaute ihn fragend an und hoffte, sie könne endlich weitergehen


(Catori ist bei Schwarzfell; irgendwo im Niederwald)
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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 13 Jun 2010 16:17    Titel: Antworten mit Zitat

Von Misstrauen begleitet beobachtete er die Braun-Graue, wie sie um ihn herumschlich um dann an das Ufer heranreichen zu können. Er ging ein paar Schritte zur Seite, als fürchtete er ihren Angriff. Fast träumerisch beobachtete er sie beim Trinken, ihre Vorsicht – die sie bis eben ganz offensichtlich noch an den Tag gelegt hatte – schien sie fürs Erste abgelegt zu haben, jedenfalls in dieser besonders sensiblen Form. Eigentlich konnte es ihm egal sein, ob sie ihm vertraute oder ob sie von ihm einen Angriff fürchtete. Er tat nichts, um ihr Vertrauen zu gewinnen oder ihr zu verinnerlichen, dass er für gewöhnlich keine anderen Wölfe physisch attackierte, so lange sie es nicht gegen ihn taten.
Weiter dachte er darüber nach, wie sehr sie wohl wirklich Claire ähneln konnte. Jeder Wolf war einzigartig in seinem Wesen, sie musste anders sein. Jede übereinstimmende Parallele war ein Zufall der Natur. Ihre Widerspenstigkeit, ihr ausgeprägter Stolz und ihre provozierende Art jedenfalls waren ganz die Claires. Es erstaunte ihn, dass es überhaupt noch einmal eine solch eine Wölfin geben konnte, die so viele übereinstimmende Eigenschaften besaß. Wie kam es, dass gerade er ihr begegnete? Wie kam es, dass er ihr gerade jetzt begegnete, nachdem seine Schwester schon seit einiger Zeit tot war? War es das, was die Kurzsichtigen unter den Wölfen „Schicksal“ nannten?
Er pfiff auf das Schicksal … es spielte doch keine Rolle wie man es nannte. Das Letzte, was ihm in den Sinn kam war, diese Skadi als eine Art Wiederauferstehung des Geistes ihrer Schwester zu betrachten. Das war ausgemachter Unsinn, nur Schwächlinge gaben sich solchem Aberglauben hin, weil sie zu feige waren, die harte Realität, das, was man das Leben nannte, zu akzeptieren und anzuerkennen. Claire war tot, nur in seinem Geiste lebte sie noch. Dass er in Skadi ein paar ihre Charakterzüge wiederzuerkennen schien, war ein Zeichen, dass die Weiße in seinem eigenen Geiste nach wie vor lebendiger denn je war. Er durfte zufrieden sein. Hätte die Braun-Graue gewusst, welche Wirkung sie auf ihn hatte, seit er diese Feststellung gemacht hatte, hätte sie jegliche Vorsicht sicher endgültig abgelegt und wäre mit ihm umgesprungen, wie sie es immer getan hatte. Aber es war gut, dass sie das nicht wusste. Sie hätte es ausgenutzt. Das wäre bezogen auf ihn nicht so schlimm gewesen, denn lange hätte sie das nicht gemacht. Er hätte seine Würde zu verteidigen gewusst und ihr gezeigt, dass man mit Tihar LeNuit nicht umsprang wie mit einem dreibeinigen Welpen. Aber es hätte ihm etwas ausgemacht, hätte sie absichtlich versucht, seine Claire zu imitieren, um ihre ganz persönlichen Vorteile daraus zu ziehen. Dann … hätte er in der Tat nicht gescheut, ihr an das Leben zu gehen. Man konnte ihn angreifen und beleidigen, wie man wollte. Er wollte sich nur so weit wehren, wie die Angriffe stark waren. Bezogen auf seine jüngere Schwester aber reagierte er anders. Es war von immenser Wichtigkeit, dass niemand von Claire erfuhr, der ihm potenziell schaden konnte und vielleicht auch wollte. Er vertraute ihr nicht, das war der Punkt.
Wie ein Verliebter hatte er auf die Fähe am Fluss gestarrt. Erst als sie wieder aufstand, weil sie genug getrunken hatte, erwachte er aus seiner träumerischen Starre und kam wieder im Hier und Jetzt an. Er sah abrupt zur Seite und bemerkte auch schon Yukas Ankunft. Sie war wohlauf. Anders hatte man es bei ihr sicher auch nicht erwarten können. Einen Vorteil hatte dieses junge Ding auf jeden Fall. Bedingt durch den frühen Verlust ihrer Eltern und einer Rudelzugehörigkeit, lernte sie besonders früh auf eigenen Beinen zu stehen und sich zu behaupten, mit ihrer großen Klappe konnte sie das schon ganz gut. Vielleicht ging sie einen ähnlichen Weg wie Skadi und stichelte so lange an den stolzen Rüden herum, bis sie ihr passten.
Fremde Wölfe … das klang beileibe nach einem Rudel. Er hatte keine Lust auf Rudelspielen. Er hatte es zweifellos satt, sich unterzuordnen und durch sein Streunerdasein, Boxbeutel höher-rängiger Wölfe zu sein.
Aber bevor er sich aufmachte und das Gebiet verließ, hörte er sich noch Yukas Antwort auf Skadis Frage an. Es war nicht ganz unwichtig zu wissen, mit wem sie es in diesem Revier zu tun hatten. Hoffentlich kam Skadi mit ihrer draufgängerischen Art bei den fremden Wölfen genauso weit, wie sie es hier geschafft hatte. Vielleicht waren sie diejenigen, die sie für ihr großes Mundwerk in der Luft zerrissen und die Provokationen stoppten. Aber nein, es war nicht das, was er sich wünschte. Ehrlich gesagt war es vielmehr das, was er fürchtete. Es war einer der wichtigen Faktoren, die zu Claires Tod geführt hatten und den bedauerte er nicht nur, er hasste sich selbst bis heute, dass es dazu gekommen war. Was aber war das Resultat? Sollte er hier bleiben und die Fremde vor dem Rudel schützen? Das war absurd. Er hatte schon das Beschützen Yukas zugesagt. Nun gut, eigentlich nur, um die Kleine auf seine Seite zu bekommen, als er noch mit der Fremden stritt. Aber er hatte sein Wort gegeben und man hätte es als äußert rüde anerkennen können, hätte er es aus der Laune heraus nun wieder gebrochen. Yuka hätte nicht wissen können, auf was sie sich verlassen sollte. Wenn sie mit ihm mitging und er entschied sich am nächsten Tag, doch allein zu gehen, stand sie wieder ganz allein in der Gegend herum und jeder Raubvogel konnte kommen und sie als sein Mittagsmahl verschleppen. Auf der anderen Seite hatte er ja bereits festgestellt, dass sie einen besonders großzügigen Schutzengel besaß, vielleicht kam sie auch ein zweites Mal durch. Nein, so ging das doch nicht. Er hatte den Weg eines Alphas gehen sollen, also war ihm die Bedeutung von „Verantwortung“ bewusst. Eigentlich besaß er keine für Yuka. Er hoffte aber, dass er sie nur so lange freiwillig übernehmen musste – welch ein widersprüchlicher Satz –, bis sie vielleicht auf ihre Eltern stießen oder sie einen anderen Paten fanden, der Yuka an seine Versen heften wollte.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Skadi, Yuka))

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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 13 Jun 2010 17:34    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrim bemerkte die Höhle erst richtig als er kurz davor stand. Er legte seinen Kopf schief und starrte auf den Unterschlupf vor ihm. Sollten sie hier rasten?
Pilgrim sah sich unsicher um. Er mochte keine Höhlen...lieber schlief er draußen, doch auch wenn er nicht wirklich wusste warum, trat er vor Takata in die Höhle als diese ihn darum bat. Unsicher, als ob er das zum ersten Mal tat, drehte er sich ein paar mal auf der Stelle ehe er sich dann doch in eine andere Ecke der Höhle legte.

Er ächzte als seine Hüfte den kalten Boden berührte, doch die unnatürliche Müdigkeit die schon lange auf ihm lag, ließ ihn nicht los und so verfiel Pilgrim bald in einen unruhigen Schlaf.

Er träumte.
Er sah wie in einem Nebeldunst seine Heimat, sein Tal und...seine Familie vor sich. Er wollte auf sie zugehen, begann zu rennen, doch seine Läufe bewegten sich nicht von der Stelle. Dann wandelte sich das Bild, und wurde zu dem was Pilgrim zu vergessen gesucht hatte...
Der Traum ließ ihn nicht los und so warf sich der Rüde unruhig in der schützenden Höhle umher. Sie konnte ihn vielleicht vor dem Wetter draußen beschützen, doch nicht vor sich selbst und seinen Erinnerungen...






(Bei Takata, nahe einer Höhle, unbestimmter Ort)
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Larka
Sternschwester


Anmeldungsdatum: 15.04.2008
Beiträge: 266
Wohnort: In The Shadows of My Memories
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BeitragVerfasst am: 13 Jun 2010 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ihre Pfoten zuckten. Ihre Nase kräuselte sich. Müde hob Larka den Kopf und gähnte, wobei sie ihre spitzen Reißzähne entblößte. Ihre Sicht war vom Schlafen noch etwas verschwommen und sie musste einige Male blinzeln, ehe sie wieder besser sehen konnte.
Sie ließ den Blick schweifen und ihr verschlafener Gesichtsausdruck wandelte sich zu einem verwirrten. Wo sind denn alle hin?, fragte sich die Fähe und stand langsam auf.
Sie tapste suchend in der Höhle umher, doch alles, was sie fand, waren die Ratten, die sich hierher geflüchtet hatten. Kein einziger Wolf befand sich mehr hier – außer Larka selbst.
Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass auch Zita davon gesprochen hatte, den Stern zu suchen, der vom Himmel gefallen war. Ja, Zita, Kira, Ryu, Sharyana und Catori waren tatsächlich ohne ihr aufgebrochen. Es machte sie traurig, dass sie sie einfach so ohne weiteres zurückgelassen hatten, doch das war wohl das Beste.
Was ihr allerdings am meisten wehtat war, dass auch Silver einfach ohne ihr gegangen war. Oder war sie vielleicht noch da? Womöglich hatte sie die Höhle ja nur kurz verlassen, um zu trinken.
Erfüllt mit neuer Hoffnung, ihre Freundin wäre doch noch irgendwo in der Nähe, lief sie zum Ausgang der Höhle und hielt ihre Nase knapp über den Boden, um die Witterung der Weißen aufzunehmen.
Es dauerte auch nicht lange, da hatte sie ihre Spur auch schon aufgenommen, die direkt zum Fluss führte, welcher erstaunlicherweise zugefroren war. Hatte sie nicht noch ein paar Stunden zuvor aus ihm getrunken? Oder war das schon einen Tag her? Durch die anhaltende Dunkelheit wusste Larka nicht, welche Tageszeit gerade war.
Sie trat an das Flussufer heran und ließ ihren Blick suchend schweifen.

„Silver?“, rief sie fragend in die Schwärze hinein.

Die Wölfin schnupperte einige Male prüfend. Kein Zweifel. Die Fährte ihrer Freundin führte zu dieser Stelle des Ufers…und hörte dann auf.
Verwirrt betrachtete die Timberwölfin die gefrorene Wasseroberfläche. Wo war Silver nur hin? Sie müsste sie doch riechen können!
Während sie nachdachte, wohin die Weiße wohl verschwunden war, wanderte ihr Blick über das Eis. Da erfasste sie ein Loch und ein harter Kloß bildete sich in ihrem Hals.
Sofort kroch Panik in ihren Knochen hoch. Konnte es sein, dass…? Wild schüttelte Larka den Kopf und wieder einmal schoss ihr ein scharfer Schmerz durch den Hals, der sich bis hinauf in ihre Schnauze schlich und dort ein unangenehmes Ziehen verursachte.
Nein, nein, nein! So etwas durfte sie nicht denken! Nur weil dieses Loch groß genug für einen Wolf war, musste das nicht heißen, dass ihre Freundin ins Wasser gestürzt war! Sicher hatte sie sich noch irgendwie retten können…aber wo war sie dann?
Larka legte die Ohren an und winselte. Wo war ihre Freundin nur hin?

„Silver?“, fragte sie erneut, diesmal schwang Angst in ihrer Stimme mit.

Sie lauschte angestrengt in die Dunkelheit, doch eine Antwort kam nicht. Nun begann sie, unruhig hin und her zu laufen.

„Silver?!“

Diesmal war es schon fast ein Schrei, der ihre Kehle verließ, während sie ihr Tempo beschleunigte und bald schon rannte. Tränen stiegen ihr in die Augen, als ihr bewusst wurde, dass ihre Freundin sie nicht hören konnte. Dass sie…tot war. Ertrunken in den eisigen Fluten des unglückbringenden Wassers.
Zuerst hatte das Nass ihrem Bruder langes Leiden und schließlich ein viel zu frühes Ende beschert und nun nahm es ihr auch noch ihre Freundin?!
Nun lösten sich die Tränen aus ihren Augen, rannen ihr übers Gesicht und wurden schließlich von ihrem Pelz aufgesogen. Wohin ihre Pfoten sie führten, nahm sie gar nicht wirklich wahr. Sie rannte einfach, so lange, bis ihre Tränen versiegten und sie in einen langsamen Trott verfiel.
Larka wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Zurück zur Höhle wollte sie nicht. Sie wollte nicht noch einmal sehen, wo das Leben ihrer Freundin ein jähes Ende genommen hatte. Vielleicht sollte sie Zita suchen? Sie war doch auch fortgegangen…
Die Fähe war sich ihrer nächsten Schritte nicht sicher, doch eines wusste sie: Sie wollte nicht allein sein. Allein mit ihrer Trauer. Sie wollte zu jemandem, dem sie von dem Geschehen erzählen konnte, der ihr vielleicht sogar sagte, dass Silver doch noch am Leben war – ein Irrglaube wie wahr, doch ihre Hoffnung wollte einfach nicht weichen. Noch nicht. Nicht, bis ihr jemand bestätigte, dass ihre Freundin wirklich zu den Sternen aufgestiegen war, wie es einst ihr Bruder getan hatte.
Larka blieb stehen, schnupperte am Boden und hielt ihre Nase dann in die Luft. Vielleicht fand sie Zitas Spur ja, ohne wieder an jenen Ort zurückzukehren.
Eine leichte Brise wehte ihr den vertrauten Geruch entgegen und sie setzte sich wieder in Bewegung. Wie lange sie überhaupt geschlafen hatte, wusste sie nicht, doch wenn sie den Geruch ihrer Freundin in der Nase hatte, konnte sie noch nicht allzu weit weg sein, was wiederum bedeutete, dass sie entweder schon ziemlich weit gelaufen war, oder gar nicht so lange geschlafen hatte.
Die trauernde Wölfin bahnte sich einen Weg zwischen nackten Sträuchern und kahlen Bäumen hindurch. Was war nur geschehen? Waren die Pflanzen nicht noch vor ein paar Tagen – oder Stunden? – saftig grün gewesen? War es denn schon Zeit für Schnee?
Larka erschauerte. So aufregend sie das Ganze anfangs auch gefunden hatte, jetzt fingen diese seltsamen Geschehnisse langsam an, ihr Angst zu machen. Nun, wo ihre Freundin nicht mehr da war, auf die sie sich hatte verlassen können, ängstigte sie das alles.
Schon erstaunlich, wie schnell Larka diese Fähe ins Herz geschlossen hatte. Dabei hatten sie sich noch gar nicht so lange gekannt…
Die Fähe schluckte neuaufkommende Tränen hinunter. Was half ihr jetzt schon weinen? Sie musste Zita finden!
Bei diesem Gedanken beschleunigten sich ihre Schritte, bis sie schließlich wieder lief. Der Geruch ihrer Freundin wurde schnell stärker. Allzu weit konnte sie nicht entfernt sein…



[Larka ist in der Nähe von Zita und Kira; unbestimmter Ort, Niederwald]

(Endlich wieder ein Post von mir. Ist sogar länger geworden, als ich gehofft hatte ^^)

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„Auch, wenn ich tot bin, so bin ich noch an deiner Seite. Ich bin bei dir, du bist nicht alleine.
Wenn du Hilfe brauchst, sieh nachts nach oben, zum Himmel.
Dort leuchte ich, als einer der vielen Sterne und schaue auf dich herab.“


~ Fel
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 14 Jun 2010 18:54    Titel: Antworten mit Zitat

Es schien, als ob man alle Lebensfreude, jede Fröhlichkeit, die eigentlich allen jungen Welpen rechtmäßig zustand, aus ihr heraus gesaugt hätte und nichts als Leere und Kälte in ihr zurückgelassen hätte.
Sie fühlte sich schwer und traurig, es war, als ob in ihrem Inneren etwas fehlte. Ja, Imoura fehlte. Imoura, Ruvenia, Hoio und einfach ihre ganze Familie. Jetzt meldeten sich auch wieder die Kopfschmerzen zurück, die sie schon seit ein paar Minuten nicht mehr gespürt hatte und dankbar darüber gewesen war. Schon komisch, wie sich ihre Stimmungen von Minute zu Minute zu verändern schienen. Gerade eben war sie noch fröhlich gewesen, dann wurde sie auf einmal wütend und jetzt war sie so traurig und fühlte sich so leer und alleingelassen. Auch dass die anderen Wölfe da waren, half ihr nicht. Sie kannte sie kaum und den beiden hätte sie sich am allerletzten anvertraut. Diese spöttische Skadi und der so leicht zu erzürnende Tihar LeNuit, wahrscheinlich würde sie etwas Falsches sagen und dafür nur Hohn und Spott ernten. Egal. Yuka straffte sich. Sie musste lernen, mit ihren Problemen alleine klar zu kommen und sie hinter einer Maske aus Gelassenheit zu verbergen. Und das war eine gute Gelegenheit, sich ruhig zu geben, denn die andere Fähe hatte bestimmt schon bemerkt, dass sie nicht so normal aussah, wie es von Welpen in ihrem Alter erwartet war.
In ihren Gedanken vertieft, hätte sie fast nicht mitbekommen, dass Skadi sie offenbar etwas gefragt hatte, denn die schlanke Wölfin sah sie erwartungsvoll an. Sie rief sic die letzten Minuten ins Gedächtnis und die Frage kam ihr sogleich auch wieder in den Sinn. Sie wollte wissen, wie viele Wölfe es waren. Hm...
Yuka runzelte die Stirn und versuchte sich genau an den Geruch und die Note der Wölfe zu erinnern, denn es waren auf jeden Fall mehr als einer.


"Mehr als einer, aber nicht mehr als zwei oder drei, schätze ich. Mindestens eine Fähe, wenn nicht sogar zwei und ich habe auch schwach einen Rüden gerochen. Allerdings scheinen die beiden geschwächt zu sein."

Mit dieser Behauptung lehnte sie sich nicht allzu weit aus dem Fenster.


(Funkelfall - Skadi, Tihar)

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Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 14 Jun 2010 19:48    Titel: Antworten mit Zitat

Wenn es nur so wenige waren und selbst ein Welpe bemerkte, dass die Fremden in nicht allzu guter Verfassung waren, dann bestand kein Grund zur Besorgnis. Dieses Tal hatte wohl auch an Wölfen nicht allzu viel Bemerkenswertes zu bieten.

„Na dann.“ Sie tat die anderen Wölfe lässig ab, als wären sie nur ein oder zwei Fliegen, die man mit einem Rutenschlag verscheuchen konnte. “Ich glaube langsam, es gibt gar kein Rudel in diesem Tal. Hier streifen nur einzelne Wölfe umher…“

Diese Behauptung war vielleicht gewagt, doch wenn sie an den alten, wahnsinnigen Rüden und an Takata zurückdachte, schien es ihr nicht zu weit hergeholt. Und auch wie es mit Tihar und Yuka weiterging war fraglich. Tihar konnte ohne jeden Zweifel auf sich selbst aufpassen, doch ein schwerer Rüde brauchte Fleisch, und davon nicht gerade wenig. Wie viele Beutetiere gab es hier wohl noch? Vielleicht noch die ein oder andere Feldmaus, doch mehr als ein kleiner Snack wäre das kaum. Ganz zu schweigen von Yuka, denn auch wenn Tihar sie offenbar mitnehmen wollte, wie sollte ein kleiner Welpe in dieser lebensfeindlichen Umgebung überleben? Lange, harte Märsche würde sie durchhalten müssen, mit wenigen Pausen und kaum Nahrung. Dass der Welpe diese Strapazen überleben sollte, schien ihr nicht sehr wahrscheinlich. Noch dazu schien die Kleine in keinem guten Zustand zu sein. Schon vorher hatte sie sich die Pfoten gegen den Kopf gepresst und nun zog sie so ein eigenartiges Gesicht. Doch das war zum Glück nicht ihr Problem.
Sie schaute zu Tihar und wartete. Vermutlich würde er entscheiden, jetzt aufzubrechen, und sie alle würden ihrer Wege gehen und sich nie wieder sehen. Ein bisschen schade war es beinahe, denn langsam fand sie den schwarzen Rüden interessant. Es wurmte sie und spornte zugleich ihren Ehrgeiz an, dass sie ihn nicht durchschauen konnte und er so gänzlich anders reagierte, als sie erwartete. Auch dieser seltsame Welpe, der mutterseelenallein in diesem Tal umherwandelte, hätte vielleicht eine interessante Geschichte zu erzählen gehabt, die sie nun nie erfahren würde. Doch der Gedanke mit den beiden weiter zuziehen war absurd. Sie machte sich etwas vor, wenn sie glaubte, dass sie sich gut mit Tihar verstehen könnte, denn noch vor wenigen Momenten hatten sie gestritten. Ein Fehler, und alles wäre wieder wie zu Anfang. Und auch ein Welpe als Klotz am Bein, den man mitversorgen musste und der alles noch schwerer machte, als es ohnehin schon war, war nicht gerade etwas Wünschenswertes.
Noch einmal beugte sie sich zum Wasser hinunter, um ein letztes Mal zu trinken. Sie tauchte gerade die Zunge ins kühle Nass, als sie etwas zu sehen glaubte und inne hielt. Ruckartig hob sie den Kopf und blickte ein Stück vor sich aufs Eis. War da nicht etwas? Vermutlich hatten ihre Augen ihr nur einen Streich gespielt. Aber halt, es bewegte sich beständig in ihre Richtung, ein heller, schimmernder Fleck unter dem Eis. Da trieb etwas im Wasser, und es kam langsam auf sie zu. Sie streckte den Hals, um besser sehen zu können. Was war das? In der Dunkelheit der Nacht und der Schwärze des Wassers konnte man kaum etwas erkennen, ja, wäre dieses Etwas nicht von einem reinen Weiß gewesen, das sich leicht schimmernd von der Dunkelheit abhob, hätte man vermutlich gar nichts erkannt.

“Tihar“, sagte sie. „Sieh nur.“

Ihr wurde klar, dass sie ihn zum ersten Mal mit seinem Namen angesprochen hatte. Es fühlte sich seltsam an. Wie würde er das wohl finden? Vermutlich nicht gerade angenehm, denn sein Name war länger gewesen. Sie hatte seinen zweiten Namen nicht mit Absicht unterschlagen, es war vielmehr automatisch passiert, doch nun konnte sie es nicht mehr korrigieren, ohne sich lächerlich zu machen. Dort wo sie herkam hatten die Wölfe nur einen Namen und nicht zwei. Vielleicht mochte es auch ein Titel sein, wer konnte das schon wissen, doch selbst die Alphas im Tal der Elche trugen nur einen einzigen Namen. Hoffentlich hatte sie durch diesen Ausrutscher jetzt nicht alles verdorben.
Aber das helle Ding unter dem Wasser kam immer noch näher und langsam nahm es Konturen an. Es trieb direkt an ihnen vorbei, langsam, schwebend, man hätte fast glauben können, es wäre schwerelos. Erst jetzt realisierte sie, dass es ein Körper war. Ein weißer, recht großer Körper, und als der Kopf in der trägen Strömung von unten gegen das Eis schlug, erkannte sie, dass es der Leichnam eines Wolfs war.
In dieser absurden Situation kam ihr ein nicht weniger abwegiger Gedanke, und doch hielt sie ihn in diesem Moment nicht für unmöglich. Ob der Wolf weiblich oder männlich gewesen war, das ließ sich durch das dicke Eis unmöglich erkennen, noch dazu würde er in wenigen Augenblicken endgültig abtreiben. Doch es war ein Polarwolf – und war nicht Yuka ebenfalls ein Polarwolf?



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)

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Zita
~Sternenseele~


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 463
Wohnort: An einem bessere Ort...
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BeitragVerfasst am: 14 Jun 2010 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

Lange war Zita nun schon durch den toten Wald gelaufen, ihre Pfoten wurden langsam taub und der eisige Schnee verklebte mit dem feinen Fell an ihren Pfoten und Läufen.
Doch das war noch nicht das Schlimmste. Die feinen Schneekristalle bohrten sich mit jedem weiteren Schritt in die empfindlichen Pfotenballen der Fähe und zerschnitten diese langsam.

Schnaufend blieb Zita stehen und sah sich verunsichert um. Ihre Pfoten schmerzten und die eisige Luft stach in der Lunge.
Eigentlich hatte die Fähe vorgehabt Ryu und dessen Schwester zu folgen, doch schon bald hatte der dichte Schneefall die beiden Wölfe verschluckt und ihre Spuren verwischt. Selbst ihre Witterung war wie ausgelöscht.
Erschöpft sank Zita auf die Hinterläufe.

Auf ihr Rufen hatte nur der heulende Wind geantwortet, sodass Zita es schon bald aufgegeben hatte, weiter nach den Geschwistern zu suchen. Auch Catori war nicht mehr auffindbar.
Entmutigt, wartete Zita auf Kira, die sich etwas hinter der Fähe durch den Schneefall kämpfte.
Die Beiden hatten sich hoffnungslos im dichten Schneetreiben verirrt. Wieder sah Zita zum wiederholten Male in den finsteren Himmel über sich. Durch das dichte Schneetreiben und die lang anhaltende Nacht hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren...





Zita ist bei Kira, allein im Wald

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Ich besitze die Erlaubnis von der Künstlerin "Goldenwolf" um ihr Bild zu verwenden!
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