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Kapitel VI – Dunkelheit

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Die böse Rechtschreibung :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 05 Okt 2010 20:56    Titel: Antworten mit Zitat

Der Weg war anstrengend. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so anstrengen müssen, so kam es ihr zumindest vor, und das alles nur wegen diesem dreisten Luchs. In dem dicken Teppich aus Schnee war es nicht gerade einfach, das Bein so hoch anzuziehen, dass es nicht belastet wurde. Doch der Schmerz war nicht einmal das Schlimme – es war die ungewohnte Anstrengung, auf drei Beinen mühevoll vorwärts hüpfen zu müssen. Zum ersten Mal störte sie das langsame Tempo, indem sie vorankamen, nicht mehr, im Gegenteil. War sie vor einer Weile noch vor den anderen gelaufen und hatte das Tempo vorgegeben, war sogar extra langsamer gelaufen, als sie eigentlich gewollt hatte, damit die anderen mithalten konnten, so hatte sich die Lage nun drastisch geändert. Sie konnte nun nicht mehr so schnell, wie sie wollte und so waren die anderen beiden Wölfe zum ersten Mal keine Last mehr, die sie aufhielt, sondern gleichberechtigte Weggefährten. Alle drei schleppten sie sich nun mehr oder weniger einmütig und langsam voran und sie fragte sich, was wohl aus ihnen werden würde.
Als sie ein Fiepen von Pilgrim vernahm blickte sie zu ihm hin und erkannte überrascht, dass er sie angesehen hatte. Vermutlich wollte er ihr also mitteilen, dass er erschöpft war und nicht mehr weiterkonnte, vielleicht hatte er auch Schmerzen.

“Brauchst du eine Pause?“, fragte sie ihn.

Sie wusste nicht, ob er überhaupt antworten würde, aber es würde ja schon ausreichen, wenn er nickte oder den Kopf schütteln würde. Natürlich konnte sie sich nicht einmal sicher sein, ob ihre Frage überhaupt bis zu ihm durchgedrungen war, doch da er sie gerade angeblickt und ihr sogar ein Signal gegeben hatte, schien er zumindest im Moment durchaus bei klarem Verstand zu sein. Überhaupt hatte sie sich schon gewundert, dass er so lange durchgehalten hatte, immerhin fiel es ihr selbst ja zunehmend schwer, noch weiterzugehen.
Gegen eine Pause hätte sie also nichts einzuwenden, auch wenn sie von sich aus keine vorschlagen wollte. Wie armselig hätte sie den beiden erscheinen müssen, wenn nun ausgerechnet sie um eine Rast bat, während die anderen schlimmer zugerichtet waren und sich tapfer weiter voran schleppten? Doch die Jagd hatte an ihren Kräften gezehrt, die Anstrengung, das Reh zu stellen und der Stress, als sie sich mit dem Luchs konfrontiert sah, forderten nun ihren Tribut. Nur zu gern hätte sie sich einfach für eine Weile hingelegt, doch die Gegend war denkbar ungünstig dafür. Doch andererseits, woher sollten sie wissen, ob sie überhaupt in nächster Zeit an einer etwas geschützteren Stelle vorbeikamen?
Fragend blickte sie erst zu Pilgrim, dann zu Takata. Auch diese war immerhin verletzt und schien sichtlich Schmerzen zu leiden. Würde einer von ihnen nun eine Pause verlangen, so würde sie sich ihnen nur zu gerne anschließen, doch nicht umgekehrt. Sie wollte auf gar keinen Fall wie ein Versager dastehen, der bei der kleinsten Verletzung winselnd um Hilfe bat. Nein, da würde sie lieber bis ans Ende der Welt hinken.


(bei Pilgrim und Takata, nahe dem Funkelfall)

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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 07 Okt 2010 18:14    Titel: Antworten mit Zitat

Die Schmerzen in ihrer Flanke schienen mit jedem weiteren Schritt zuzunehmen. Anfangs war es mehr so etwas wie eine lästige Begleiterscheinung gewesen, jetzt war es zu einer wahren Tortur geworden, die ihre Bewegungen spastisch anmuten ließ. Sie schämte sich dafür, so in ihren Bewegungen eingeschränkt zu sein, kämpfte so sehr gegen die innere Wunde, wie es sonst nicht üblich für sie war. Immer wieder biss sie die Zähne zusammen und kniff die Augen zu, dass sie gar schon leicht vom Wege abkam und in eine Diagonale lief, bis sie den Fehler bemerkte und ihre Richtung korrigierte. Takata musste erkennen, dass sie unter diesen Schmerzen bald nicht mehr weiterlaufen konnte. Unter Umständen hatte sich die Verletzung sogar noch verschlimmert und sie war bald gar nicht mehr fähig noch voranzugehen. Wenn nun eine Gefahr auftauchte, die ihr Leben bedrohte, konnte sie gar nichts mehr tun, außer hoffen. Aber das tat sie sowieso schon zu jeder Zeit. Sie hoffte, dass sie es schaffte, sie hoffte, dass sie ein Vorbild für den Grauen blieb und sie hoffte genauso, dass Skadi nicht die Geduld mit ihr verlor, denn sie wusste nicht um die Schwere ihrer eigenen Verletzung. So quälte sie sich weiter, denn der Gedanke, dass Pilgrim ihre Ermüdung zum Anlass nahm ebenfalls eine Rast zu machen, aus der er womöglich nicht mehr weitergehen wollte, machte ihr Furcht. Sie wollte ihm doch ein Vorbild sein, musste ihm zeigen, dass man es schaffen konnte, wenn man es nur wollte. Auch vor Skadis Spott fürchtete sie sich. Sie konnte ihr sagen, dass sie es hatte kommen sehen, dass das Verfolgen der Störche keinen Sinn hatte und dass sie sie von Beginn an gewarnt hatte, irgendwie hatte sie das bestimmt. Vielleicht war das ja auch alles nicht so falsch und Takata hatte ihre Hoffnung auf Illusionen errichtet, aber wahrhaben wollte sie das nicht. Allein Skadis unsterbliche Zweifel zwangen sie dazu, weiterzugehen.

Lange schon hatte sie nun kein Wort mehr gesprochen. Als sie Skadis Frage hörte, drehte sie sich dafür abrupt um. Sie hatte doch hoffentlich nicht erkannt, dass Takata kaum mehr die Kraft hatte um weiterzugehen? Das war ihr peinlich, sie durfte vor den Augen der Braun-Grauen nicht zu einer Rast neigen. Als die Weiße aber erkannte, dass ihre Frage an Pilgrim gerichtet war, erschrak sie noch viel mehr. Seine Antwort kannte sie schon jetzt, natürlich willigte er ein, wahrscheinlich nahm er sogar schon Platz bevor er auch nur mit dem Kopf genickt hatte. Wie konnte Skadi ihm das anbieten? Sie wusste doch gar nicht, wie es ihm ging. Vielleicht war er wunderbar zu Fuß und in Wahrheit ein echter Läufer, der alles durchhalten konnte, wenn er erst einmal den Willen dazu besaß, nicht umsonst hatte Takata den Namen Pilgrim als Hoffnungsschimmer in die Realität gesetzt, ihm diesen Namen geradezu aufgezwungen, ohne zu wissen, dass sie ihn von ihm zuvor bereits aufgeschnappt hatte. Hastig schüttelte sie mit dem Kopf, noch eh er überhaupt antworten konnte, der er der Angesprochene war.

„Unsinn, Skadi. Wir laufen doch gerade einmal eine kurze Dauer.“

Sie mühte sich um ein schwaches Lächeln, damit es nicht all zu sehr streng wirkte. Wäre Pilgrim nicht gewesen, hätte sie einer Rast vielleicht schon zugestimmt. Dabei bedachte sie allerdings nicht, dass Skadi unter diesen Umständen womöglich gar nicht gefragt hätte. Sie verstand wirklich nicht, wie die Fähe überhaupt darauf kam. Bis eben hatte sie sich nicht sehr um ihn geschert, hatte ihn sicher sogar als verzichtbar befunden und nun entwickelte sie eine Fürsorge ihm gegenüber, dass es Takata fast misstrauisch machte und das war besonders. Warum fragte sie ausgerechnet ihn? Wollte sie erwirken, dass der Graue sich hier niederließ und nicht hat mehr die Kraft aufbringen konnte um weiterzumarschieren, damit sie fortan allein weiterlaufen konnten beziehungsweise mussten? Das verärgerte die Weiße, aber irgendwie schien es auch weit hergeholt. War Skadi so erpicht darauf, den Grauen loszuwerden? Von ihm ging doch keine echte Bedrohung für sie aus, wenn sie ganz und gar wollte, konnte sie auch ohne sie weiterlaufen, das war ihr alles offen. Oder wollte sie tatsächlich nur mit ihr, Takata, diese Wanderung fortsetzen und wusste ganz genau, dass Takata niemals gehen würde, so lange Pilgrim noch am Leben war? Nein, das war alles reiner Unsinn. Skadi war bestimmt nicht so hinterlistig so etwas zu planen. Es musste andere Gründe haben, die Takata jetzt aber weder genauer herausfinden konnte noch wollte, denn der Lauf kostete sie schon ausreichend Kraft.
Leicht unzufrieden drehte sie wieder nach vorn und tat größere Schritte als zuvor, damit der graue Rüde sah, dass man weitergehen konnte, wenn der Wille vorhanden war. Er hatte Takata als das beste Beispiel dafür, dass man auch mit einer Verletzung durchhalten konnte, immerhin waren sie nun frisch genährt.
Doch als der Polarwölfin plötzlich ein ungeheurer Schwindel überkam, weil durch ihre Anstrengungen alles Blut in die Läufe gepresst wurde, verlor sie die Balance und fiel wie leblos in sich zusammen. Ihr wurde schwarz vor Augen, bevor ihr müder Blick wieder im Strande war, ein verschwommenes Bild der verdunkelten Umgebung wahrzunehmen. Das alles wirkte so unecht, nur ihr Herz spürte sie deutlich pochen, wie es mit aller Mühe versuchte, sie am Leben zu halten, während alle anderen Körperteile aufgegeben zu haben schienen …


(Pilgrim, Skadi nahe Funkelfall)

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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 08 Okt 2010 18:28    Titel: Antworten mit Zitat

Es fühlte sich an, als ob sie aus einem langen Schlaf erwacht war. Während der letzten Minuten hatte Yuka sich wie betäubt gefühlt, nur verschwommen hatte sie die Konversation der älteren Wölfe mitbekommen.
Anscheinend mochten sich Tihar LeNuit und dieser Slifer nicht besonders, das konnte man an den skeptischen Blicken sehen, die sie sich gegenseitig zuwarfen.
Und dann ging es auch noch über so ein banales Thema wie Jagen. Sie konnte den Anderen zwar teilweise verstehen, aber die kleine Fähe freute sich doch, wieder einmal den Geschmack von frischem Fleisch unter den Zähnen zu spüren. Auch wenn das eine ziemliche Demütigung vor ihrem Beschützer darstellte.
Doch wenn es um ihr Wohlergehen ging, würde sie sich nichts nehmen lassen, im Gegenteil, sie würde sich rücksichtslos durchdrängeln, schließlich war sie sehr viel kleiner und schwächer als die anderen Wölfe und deshalb hatte sie auch verdammt noch mal das Recht, sich ein bisschen helfen zu lassen.
Und sie bezweifelte, dass die Anderen mit so wenig Erfahrung, wie sie sie jetzt besaß, auch durchkommen würden.
Sie würde sich zwar bestimmt blamieren.
Doch das Risiko war Yuka bereit, einzugehen.
Leise, wie durch eine Watteschicht, die immer noch über ihr lag, spürte sie den überwältigenden, alles verzehrenden Hunger, der von Tihar LeNuit ausging.
Sicher, wenn man gerade einen Bären ziemlich schwer verletztt hatte, musste einem der Magen bis zu den Pfoten hängen. Da konnte sie die Aggressivität schon teilweise nachvollziehen, denn sie wusste von ihren Brüdern zur Genüge, dass Wölfe – insbesondere männliche – immer gereizter wurden, je mehr sie nichts zu Essen vor die Schnauze bekamen. Das war sicher.
Ein kleines Kaninchen würde jetzt einfach wunderbar passen.
In ihrem Geiste fühlte sie die feinen Knochen zerknacken und schmeckte schon förmlich das Blut auf ihrer Zunge.
Wieder legte sich die schützende Schicht um sie, Selbst der Tod der fremden Wölfin berührte sie nicht mehr, alles beobachtete Yuka kühl von einer inneren Distanz.
Als ob sie in Wolken gepackt war.
Kam daher auch die Redewendung: ‚Kopf in den Wolken’?
Fast hätte die kleine Fähe gelächelt.
Aha, dieser Rüde sprach und die Fähe antwortete ihm etwas.
Interessierte sie alles nicht.
Wenn der Bär zurückkam, würden die anderen Wölfe sie verteidigen, da war sie sich völlig sicher. Schließlich hatte sich Slifer beinahe schützend vor sie gestellt.
Erst als Tihar LeNuit begann, sich wegzubewegen, schüttelte sie leicht den Kopf, wie um die Wolken abzuschütteln.
Warum ging er – so ganz ohne sie?
Er wollte sie doch wohl nicht hier lassen?
Doch die Antwort wurde ihr gleich gegeben, als er seinen Kopf über die Schulter drehte, den anderen Rüden böse anfunkelte, leise knurrte und das Zeichen zum Aufbruch gab.
Wie hätte sie ihm auch nicht gehorchen sollen?
Er war in gewisser Weise das Einzige, was sie noch hatte.
Wie benommen trottete sie hinter ihm her, ignorierte die anderen Wölfe.
Auf einmal stolperte Yuka und fiel unsanft hin.
Das riss sie endgültig aus ihrer Trance.
Mit schockgeweiteten Augen rappelte sie sich wieder auf.
Seit wann waren ihre Läufe so lang geworden?
Jetzt, wo sie es bemerkte, ihr Körper hatte sich um Einiges gestreckt, war schlanker geworden, er ähnelte nun eher dem einer ausgewachsenen Fähe. Das war komisch, hatte sie ihren Wachstumsprozess doch fast gar nicht mitbekommen.
Schnell eilte sie hinter dem Rüden her.
Die anderen gingen sie nichts mehr an.


(Zita, Catori, Slifer, Tihar - Niederwald )

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Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 12 Okt 2010 19:28    Titel: Antworten mit Zitat

Die Zeit verging schier endlos langsam und so langsam fragte sich der Graue Rüde, wohin sie überhaupt unterwegs waren. Eine lange, unzählbare Zeit lang war es totenstill, was Pilgrim nur recht so war. Auch wenn er nun in Gesellschaft reiste, sehr gesprächig war er nicht geworden, warum auch? Er sah einfach keinen Grund dazu stundenlang zu reden, gab es doch in seinem Leben ohnehin nur ein großes Thema, dass ihn schon seit seiner Flucht aus seinem Heimattal beschäftigte. Takata und Skadi würden es nicht verstehen, wenn er es ihnen erzählen würde…

Der Rüde versank tief in Gedanken, er setzte einen Schritt vor den anderen, schleppte sich mutig und mit einer Kraft vorwärts die er von sich gar nicht mehr kannte, doch warum? Was ließ ihn so durchhalten? Was ließ ihn die Schmerzen in den Läufen verdrängen und tapfer weitermarschieren?
Pilgrim schüttelte über sich selbst den Kopf. Wenn es wenigstens etwas Sichtbares geben würde auf das er zuwandern könnte, doch egal wohin er Takata und Skadi auch folgte, da war nichts anderes als tiefschwarze Dunkelheit. Nur die weißen, dicken Flocken die noch immer vom Himmel herabschneiten waren ein kleiner Farbtupfer in der sonst so undurchdringbaren Dunkelheit.
Bald wurde Pilgrim schläfrig als er so die Flocken beobachtete, wie sie in Takatas ausgetretene Pfotenspuren fielen. Als Skadi ihn dann ansprach, erschrak Pilgrim zutiefst und drehte instinktiv den Kopf nach hinten. Doch dort lief kein weiterer Wolf mehr… Meinte Skadi dann etwa…ihn?

Völlig verwirrt legte Pilgrim die Ohren eng an seinen Schneebedeckten Kopf, sah die Wölfin (Skadi) unsicher an. Meinte sie wirklich ihn? Doch er wurde doch bis jetzt noch nie direkt gefragt und dann ging es doch noch um so etwas Brisantes wie eine Rast.
Pilgrim wusste nicht was er sagen, was er tun sollte. Er hatte in seiner langen Zeit als Einzelgänger kaum nennenswerte Wolfsgesellschaft gehabt und selbst wenn, wurde kaum miteinander gesprochen. Machte sich Skadi etwa über ihn lustig?

Gerade als er die Frage bejahen wollte, denn eine Rast hätte er wirklich gern gemacht, mischte sich Takata in die Frage ein. Sie verneinte.
Irgendwie machte das den Rüden sauer, war er doch endlich mal seit langer Zeit wieder um seine Meinung gefragt worden, doch auf der anderen Seite war er sogar froh, dass Takata ihm diese Entscheidung abgenommen hatte. Jetzt wo der Rüde mal wieder besser zu Fuß war und sogar so etwas wie vorsichtiges Durchhaltevermögen zeigte, war es wohl besser, wenn man ihm nun keine Rast gönnte, denn Pilgrim kannte sich und seinen kraftberaubten Körper nur zu gut. Vermutlich würde er nach der nächsten etwas längeren Rast nicht noch einmal so bereitwillig aufstehen und weiterlaufen wollen…

Doch gerade als der Rüde mit sich kämpfte , doch noch nach einer Rast zu fragen, stolperte er und fiel unsanft auf seinen schmerzenden Rücken. Dieser Sturz kam für ihn so plötzlich, dass er vor Schmerz und Überraschung aufjaulte.
War er etwa wieder über seine eigenen Pfoten gestolpert? Nein...Daran erinnerte er sich nicht... Es war, als ob ihn eine fremde Macht einfach so von allen Vieren gerissen hätte.

Noch immer jaulend und fiepend, gelang es Pilgrim irgendwie sich auf die Seite zu rollen und wieder aufzustehen. Sein Blick huschte zu Skadi. Er wollte nicht noch als eine größere Last dastehen als er ohnehin schon war.

Prustend versuchte er, wieder einigermaßen sicher auf seinen wackeligen Läufen zu stehen, als sein Blick auf das Etwas fiel, das ihn zum Stolpern gebracht hatte.
Pilgrim sah Takata am Boden liegen und war von diesem Anblick doch sichtlich geschockt. Er begann erneut zu fiepen und um Takata herum zu kriechen. Er wusste nicht was er sagen oder tun sollte.

"Skadi! Hilfe..."

Brachte er schließlich mühevoll und viel zu leise heraus, ohne Takata jedoch aus den Augen zu lassen.



(Pilgrim ist bei Takata und Skadi; nahe dem Funkelfall)
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 19 Okt 2010 1:32    Titel: Antworten mit Zitat

An seinen Augen konnte sie erkennen, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Obwohl er erst etwas verschüchtert reagierte, lag doch eine gewisse Sehnsucht in Pilgrims Blick. Ja, er wollte wirklich eine Pause und sie nickte ihm zufrieden zu, eine Geste, die aufmunternd wirken sollte. Er brauchte ihr nur zuzustimmen, brauchte nur "Ja" zu sagen oder wenigstens zu nicken, ja, er könnte sich gar einfach in den Schnee sinken lassen, und schon könnten sie alle rasten. Auch sie könnte dann rasten, ihr schmerzendes Hinterbein in den Schnee legen und unauffällig kühlen, ohne dass einer der beiden es bemerken würde.
Als Takata plötzlich dazwischenfuhr und einfach an Pilgrims Stelle verneinte, legte sie leicht verärgert die Ohren an. Es überraschte sie, dass gerade Takata ihm keine Pause gönnen wollte. Natürlich hatte sie Recht, sie waren bisher noch kaum vorangekommen und konnten es sich eigentlich nicht leisten, jetzt schon auf der faulen Haut zu liegen, doch trotzdem hatte sie gehofft, ja sogar erwartet, dass die Weiße sofort zustimmen würde. Sie schien doch sonst so besorgt um sein Wohlergehen, warum lehnte sie also so etwas einfaches wie eine kurze Pause ab?
Noch einmal blickte sie kurz zu Pilgrim, in der geringen Hoffnung, dass er der Weißen vielleicht widersprechen möge und sie auf diese Weise doch noch zu einer Rast kamen, doch natürlich nahm er es einfach hin und schien sich zu fügen. Also würde auch sie weiterhumpeln, denn wenn die beiden es offenbar schafften, dann musste auch sie selbst in der Lage dazu sein....
Gerade als Takata begann, betont energisch voranzuschreiten und sie sich gerade fragte, wem die Weiße denn etwas vorspielen wollte, stürzte sie plötzlich. Sicherlich war sie über irgendetwas gestolpert und Skadi konnte nicht umhin, die Ironie an der ganzen Sache zu bemerken. Gerade jetzt, als Takata ihnen offenbar irgendetwas beweisen wollte...
"Willst du immer noch keine Pause?", hätte sie sie am liebsten gefragt, doch nun überstürzten sich die Ereignisse. Pilgrim, der geistesabwesend eine Pfote vor die andere gesetzt hatte, hatte offenbar von all dem nichts mitbekommen, auch wenn es ihr schleierhaft war, wie man das Ganze übersehen konnte. Er stolperte nun über Takata und stürzte laut jaulend ebenfalls, und als die Weiße sich trotz des Zusammenpralls und des Lärms immer noch nicht rührte, da erst dämmerte ihr, dass es etwas Ernstes sein musste. Die gleiche Erkenntnis musste auch soeben Pilgrim gehabt haben, denn dieser kroch nun fiepend und kopflos wie ein verwirrter Welpe um Takata herum, was die Situation nicht gerade verbesserte.
Schnell trat sie zu Takata und blickte ihr prüfend ins Gesicht. Sie erschrak - ihre Augen waren zwar geöffnet, aber ihr Blick war vollkommen leer und einen Herzschlag lang glaubte sie, dass Takata tot sei. Dann sah sie das kleine, kaum merkliche Dampfwölkchen, dass von ihrer Schnauze aufstieg - sie atmete noch.
Pilgrim hatte nun das Wort an sie gerichtet, doch sie bemerkte in dieser Situation nicht einmal, dass das etwas Besonderes war, dass er sie noch nie zuvor so direkt angesprochen hatte. Wie sollte sie ihr denn helfen, was konnte sie schon tun? Die Lage entglitt ihr immer mehr und sie fühlte sich macht- und ratlos. Am liebsten hätte sie sich einfach nur in den Schnee gelegt. Es waren fremde Wölfe und ihr Schicksal musste sie nicht bekümmern - wenn sie sich das doch nur einreden könnte. Doch sie hatte versprochen, die beiden aus dem Tal heraus zu bringen und noch war es nicht zu spät dafür. Sie hatte Beute für die beiden gerissen, hatte sich um ihretwillen verletzt, das durfte nicht alles umsonst gewesen sein. Sie musste sich zusammenreißen und irgendwie wieder Herr der Lage werden. Takata musste aufstehen. Sie mussten weitergehen. Ihr Blick fiel auf Pilgrim, der immer noch panisch um Takata herumkroch und fiepte.

"Leg dich neben sie und versuch sie zu wärmen", befahl sie ihm seltsam ruhig.

Sie bezweifelte zwar, dass Pilgrims magerer Körper besonders viel Wärme spenden konnte, doch es war besser als nichts.
Dann tat sie das einzige, was ihr in diesem Moment einfiel, und begann Takatas lebloses Gesicht zu lecken. Welpen wurden geleckt, um die Durchblutung und die Verdauung zu fördern, auch verletzte Wölfe wurden auf diese Weise behandelt. Sie hatte keine Ahnung, ob es in diesem Fall überhaupt helfen würde, ob es nicht eher doch eine moralische Sache war, die lediglich Trost spenden sollte, doch schaden konnte es zumindest nicht. Sie tat es rein instinktiv, in der Hoffnung, dass Takata die Berührung ihrer warmen Zunge spüren und dass das Leblose, Tote aus ihrem Blick verschwinden würde.


(bei Pilgrim und Takata, nahe dem Funkelfall)

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Slifer
Ravensoul


Anmeldungsdatum: 28.06.2010
Beiträge: 40

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BeitragVerfasst am: 20 Okt 2010 9:00    Titel: Antworten mit Zitat

Slifer blickte auf die offensichtlich gebrochene Fähe herab. Eine absurde Mischung aus Mitleid, Verärgerung und Ratlosigkeit stieg in ihm auf.
Mitleid...denn die Fähe (Zita) hatte offenbar zusehen müssen, wie eine gute Freundin getötet wurde. Und Slifer wusste, dieser Anblick würde einen sein ganzes Leben verfolgen. Noch immer jagten die Bilder seines toten Rudels durch seine Gedanken und raubten ihm die Ruhe.
Verärgerung...wenn sie jetzt schon aufgab, war sie für ihn (Slifer) nichts anderes als nutzlos. Ein Hindernis. Eines, das man aber leicht aus der Welt schaffen konnte...der Schwarze betrachtete Zitas Kehle. Ein einziger Biss, ein kleiner Ruck, und schon wäre die Fähe nicht nur ihr Leid los, sondern sie alle (Tihar, Catori, Yuka, Slifer) ein Problem.
Ratlosigkeit...sie verwirrte ihn. Wenn sie denn tatsächlich schon aufgegeben hatte, warum war sie dann den ganzen Weg hergekrochen? Mit einem gebrochenen Willen und einer Wunde, die sie eigentlich umbringen müsste? Welchen Grund hatte sie noch, weiterzuleben?

Was den Schwarzen aber am meisten verwirrte, waren nicht die Gefühle an sich, sondern vielmehr, wie stark diese Gefühle gewichtet waren. Das Mitleid war am stärksten und drängte die Verärgerung weit zurück, während es die Ratlosigkeit völlig auslöschte. Für einen winzigen Moment war ihm nur eines wichtig: dass Zita überlebte.
Slifer neigte seinen Kopf zu dem ihren hinab. Gerade wollte er ihr etwas sagen, als Tihars schneidende Stimme ihn unterbrach und ihn geradezu dazu zwangen, sich umzudrehen. Was er sah, verschlug ihm für einen Augenblick den Atem. Dieser schlammhirnige Rüde wollte tatsächlich gerade mit Yuka zur Jagd aufbrechen? Und das, obwohl er selbst verletzt und Yuka nicht mal ausgewachsen war? Und direkt neben ihm (Slifer) eine schwer verletzte Fähe lag, die am Ende ihrer geistigen und körperlichen Kräfte war?
Zorn stieg in dem Schwarzen auf. Tihars Verhalten ging ihm gewaltig gegen den Strich - was an und für sich mehr als seltsam war; schließlich war seine Handlung rein logisch betrachtet richtig, und normalerweise würde Slifer wohl dasselbe tun. Trotzdem, irgendetwas Unbekanntes war in dem Schwarzen erwacht, und das schon mit dem Betreten dieses verfluchten Tals. Er wusste selbst nicht, was genau, aber nun war keine Zeit, um darüber nachzudenken. Handlung war gefragt.
Slifer zog die Lefzen zurück und entblößte drohend seine scharfen Fänge, sein Nackenfell richtete sich ein Stück auf. Auch wenn so gut wie niemand in der Gruppe unverletzt war und er selbst ziemlich geschwächt war, er musste Tihar jetzt einfach die Meinung geigen. Dieser arrogante Bastard spielte sich dermaßen als Yukas Beschützer auf, dass es schon nicht mehr zu ertragen war. Und das würde sich jetzt ändern.

"Hey!", rief Slifer mit scharfer und eiskalter Stimme, kälter noch als das Eis unter seinen Pfoten. Drohend trat er einen Schritt auf Tihar zu.

"Sag mal, ist das dein Ernst? Du willst Zita hier liegen lassen und jagen gehen? Und das ganz allein?!"

Noch ein Schritt auf Tihar zu.

"Dir ist bewusst, dass du damit sowohl Zita als auch Yuka in den Tod schickst?"

Ein weiterer Schritt.

"Wenn du Yuka schützen willst, solltest du dir ganz genau überlegen, was du jetzt machst."

Jetzt stand er neben Tihar.

"Eins sage ich dir gleich. Solltest du es wagen, einen von uns in Gefahr zu bringen, dann habe ich kein Problem damit, dich aus dem Weg zu räumen."

Slifer senkte die Stimme, sodass nur Tihar ihn verstehen konnte.

"Und ich rate dir, leg dich nicht mit mir an, denn es wird dein letzter Fehler gewesen sein."

Mit diesen Worten stemmte der Schwarze sich auf seine Hinterbeine und warf Tihar mit den Vorderpfoten zu Boden. Es war kein ernst gemeinter Angriff, eher ein leichtes Rempeln und eine eindeutige Warnung.
Dann wandte Slifer sich wieder um, doch bevor er zu Zita und Catori zurückkehrte, beugte er seinen Kopf zu Yuka hinunter.

"Du solltest Tihar nicht zu sehr vertrauen, er hat nur seinen Stolz im Kopf...", flüsterte er ihr zu. Dann richtete der Schwarze sich wieder auf, legte seine Vorderpfote kurz auf den Kopf des Welpen und ging zurück zu den beiden Fähen. Sein Nackenfell legte er wieder glatt an.

"Mach mir einen Vorschlag, was wir mit ihr tun sollen", murmelte er Catori zu. "Wir sollten sie mitnehmen, aber wenn wir jagen gehen, muss einer bei ihr bleiben und auf sie achten."

Der Schwarze sah sich Zita genauer an. Nein, er würde sie nicht zurücklassen...er konnte es nicht. Warum auch immer, aber irgendwas sträubte sich mit aller Kraft dagegen.

Ich sollte besser auf meine Gefühle achtgeben...sie könnten mich irgendwann noch umbringen, dachte er mit einem leisen Seufzen.





(Slifer ist bei Zita, Catori, Tihar und Yuka; irgendwo im Niederwald)
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Catori
Wölfin der Hoffnung


Anmeldungsdatum: 19.02.2010
Beiträge: 121

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BeitragVerfasst am: 20 Okt 2010 20:50    Titel: Antworten mit Zitat

Zita stammelte nur einige Worte, doch auch so konnte sich Catori denken was passiert sein musste: ein Bär hatte sie angegriffen und vermutlich war Larka gestorben.Doch was war mit den anderen Wölfen? Da Zita schon so Schwierigkeiten hatte, unterdrückte Catori ihre Neugier und beließ es erst mal bei diesen Informationen. Anscheinend gab sich die verletzte Fähe vor ihr die Schuld an dem Tod an ihrer Freundin. Trauer spiegelte sich in ihren Augen und Catori konnte nicht anders als noch ein wenig näher ran zu treten und der dunkelgrauen flüchtig über das Fell zu lecken bevor sich flüsterte:

"Es war ein trauriger Zufall, aber glaube mir. Nun ist Larka frei. Vielleicht ist sie gerade irgendwo mit meiner Freundin."

Kurz schaute sie sich verträumt um, sie wusste nicht ob diese Worte für jemand anderen tröstend waren, der ihren Glauben möglicherweise nicht teilte. Als sie mit ihrem Blick wieder bei Zita angekommen war, senkte sie ihren Kopf leicht und schaute der dunkelgrauen nun mit sanftem Blick direkt in die Augen.

"Mit Sicherheit würde sie wollen, dass du fröhlich weiterlebst. Ein Teil von denen die uns verlassen, bleibt immer bei uns zurück. Sei nicht traurig, sondern freue dich, dass du sie getroffen hast."

Wieder machte sie eine kurze Pause, dann flüsterte sie nur noch schnell:

"Ich weiß, es sagt sich viel leichter, als es ist."


Dann wandte sie sich ab um zu Tihar zu blicken, der soeben etwas gesagt hatte. Sie konnte ihn nur unmissverständlich ansehen. Theoretisch hätte sie es einfach akzeptiert, wie bei den Wölfen zuvor, doch hier war auch noch ein Welpe im Spiel. War dieser Wolf derart dumm oder so kaltherzig, den Welpen wegen irgendeiner Kleinigkeit zum Tode zu verurteilen? Er dachte doch nicht ernsthaft, dass er hier etwas zu fressen finden würde. Denn egal was er jagte(wenn er denn etwas fand) er würde die kleine Fähe gezwungener Maßen immer irgendwie in Gefahr bringen. Wenn auch schon damit, dass er sie alleine ließ. Catori schüttelte den Kopf und wollte nun doch etwas sagen, doch da tat Slifer schon wieder etwas derart unüberlegtes, dass sie einfach nur geschockt dastehen konnte. Wie konnte man nur in so kurzer Zeit auf derart Schwachsinniges kommen?! In Catoris Kopf ratterte es, doch es kam ihr einfach nichts in den Sinn, wo sie sich nicht selbst als Zielscheibe bot. Slifers Worte konnten doch nur noch im Kampf enden! Außer natürlich der andere schwarze Rüde hatte keinerlei Selbstbewusstsein oder aber er konnte sich ziemlich gut beherrschen. Letzteres traf höchstwahrscheinlich nicht zu, da er sonst mit Sicherheit nicht auf diese irrwitzige Idee gekommen wäre, alleine mit dem Welpen ab zu hauen. Vermutlich betrachtete er dies schon als zurückhaltend. Wieso nur mussten ausgerechnet beide Rüden derart arrogant sein? War das irgendwie eine gigantische Erbkrankheit bei schwarzen Wölfen, dass sie entweder arrogant, dumm oder gar beides waren?! Seid Catori auf den ersten schwarzen Wolf in dieser unendlich erscheinenden Kälte getroffen war, hatte sich(ihrer Meinung nach) kein einziger wirklich normal verhalten. Sie konnten nicht von ihrem (geistigen) "Thron" herunter kommen oder machten ständig irgendetwas überaus unüberlegtes. Das war wirklich nicht normal. Oder war sie irgendwie anders? ...In dieser Rund schon, dachte sich die graue leicht ironisch. Da sie den Kampf, allerdings wahrscheinlich eh nicht verhindern konnte wartete sie erstmal die Antwort des anderen Wolfes ab. Ob sie Zita und die kleine Fähe dazu bringen konnte mit ihr ab zu hauen, wenn die beiden sich tatsächlich zerfleischen wollten? Nicht das Catori dachte sie hätten zu dritt eine bessere Chance. Nein, das keineswegs. Doch wahrscheinlich würden sie so die beiden Streithähne aus dem Gleichgewicht bringen. Naja, wer weiß.



(Catori ist bei Zita, Slifer, Tihar und Yuka; irgendwo im Niederwald)
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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 21 Okt 2010 13:32    Titel: Antworten mit Zitat


« ENOUGH IS ENOUGH »
« SOMEONE’S CALLING FOR DEATH »


Tihar war stolz. Nach kurzem Zweifeln wurde er sich klar, dass Yuka mittlerweile gut gehorchte und seinen Befehlen folgte. Es brauchte kein Bitte, keine mehrmalige Aufforderung und erst recht kein Flehen, um das kleine Wolfskind zum Mitgehen zu Bewegen, sie tat es einfach ohne blöde Fragen zu stellen oder Zweifel zu üben. Das schien er ihr erfolgreich abgewöhnt zu haben, aus ihr konnte noch etwas werden. Es war nur zum Vorteil für sie, so konnten sie sich schneller die Mägen vollschlagen und satt und zufrieden weiterziehen, irgendwohin, nur weg von diesem Ort. Das einzige, was Tihar jetzt noch störte, war das Grummeln in seinem Bauch und der abebbende Schmerz an seinem Kopf, durch die Schläge, durch die Turbulenzen, die das Riesenvieh ihm eingebrockt hatte. Der sollte ihm nicht noch einmal über den Weg laufen, sonst biss er ihm das zweite Auge auch noch raus. Das war ganz sicher das letzte Mal, dass er jemanden angegriffen hatte, ein Vergnügen, dass man nur einmal beging. War doch alles gut. Bär besiegt, Yuka erzogen, der Rest sollte weit hinter ihm bleiben, weiter weg als das Ende der Meere, in einem anderen Universum, gern auch tot, das war ihm egal.
Aber genauso wie der Stein in ihre Welt eingedrungen war, so drang der Dummbolzen, mit Namen Slifer, in seine zurechtgelegte Stille ein und zerfetzte sie wie eine dünne Schicht Eis, auf der man nicht laufen konnte. Gerade hatte sich der Schwarze einige Schritte entfernt, sich den Weg vor Augen gehalten, den er laufen wollte, als ihn die kessen Worte eines äußerst unliebsamen Getiers zurück in die Wirklichkeit holten.
Beim ersten Wort bildeten sich lediglich ein paar Falten in seinem Gesicht unter dem Fell. Wie er sprach, rief er geradezu nach Streit. Aber Tihar wollte nicht, er war hungrig, ein wenig müde außerdem und vor allem verletzt. Keine guten Aussichten für eine neue Auseinadersetzung. Sollten seine hirnlosen Worte doch an ihm abprallen wie Regentropfen auf Granit. Beim zweiten Satz wurde es schon erheblich schwieriger, wegzuhören. Allein der Klang in Slifers Stimme stachelte seine Aggressionen auf, ließ die Funken in seinen Gefühlen aufspritzen wie schlagendes Wasser. Seine Augen starrten bewegungslos nach vorn, er wäre damit gegen einen Baum gelaufen, hätte hier einer gestanden, denn seine Konzentration lag mittlerweile ganz und gar ungewollt bei dieser Attrappe von einem Wolf.
Wer zum Teufel war Zita? Seine Begleiterin? Die sah nicht so aus, als ob sie gleich am Abkratzen war, auch wenn von ihr nur wenig Aktives ausging, sie schwieg über jede seiner Dummheiten und kreierte sich wahrscheinlich eine rosafarbene Wattewölkchenwelt in ihrem Kopf, nur um ja nicht irgendwo anzuecken und in Konflikt zu geraten. Das war bei dem Großmaul dort bestimmt schon eine Kunst, allerdings keine, die sich sehen lassen konnte. Wenn sie sich seine Provokationen stets wortlos, widerspruchslos anhörte und sich nicht verteidigte, war sie nichts anderes als sein Spielzeug, schön für ihn. Hatte er also jemanden gefunden, den er pausenlos denunzieren konnte, konnte er ihn doch in Ruhe lassen, Yuka auch. Aber das langte ihm natürlich nicht. Er wollte es wissen. Er wollte es wirklich wissen.
Zita – natürlich, das musste die Jammergestalt dort unten am Boden sein. Tihar neigte seinen Kopf einmal kurz nach hinten, Yuka folgte ihm noch. Sehr schön. Zita, ja, dort lag sie, drohte in ihren Tränen zu ertrinken und kratzte alles Mitleid um sich herum zusammen, dass sie nur kriegen konnte. Herzerwärmend. Wirklich.
Aber warum schickte er Yuka in den Tod? Weil er die Kleine nicht in seinem Fell vergrub und vor jedem Regentropfen beschützen konnte, er aber ganz sicher schon? Weil er wollte, dass Yuka ihn begleitete, ohne dumme Fragen zu stellen? Weil er wollte, dass sie ihm vertraute, weil nur er das Recht besaß, Entscheidungen zu treffen? Das war doch völlig normal für einen erwachsenen Wolf, er hatte das Sagen. Dazu gehörte dieser aufgeblasene Schreihals allerdings nicht. Der hatte keine Ahnung. Er hatte Yuka nicht gerettet, beschützt, belehrt und erzogen. Das war alles nur ihm zu verdanken. „Yuka“ hätte er nicht einmal mehr kennen gelernt, wäre Tihar nicht gewesen. Jetzt aber spielte sich dieser Möchtegernfriedensbringer als ihr Erlöser auf, der sie wie ein Vater wortlos bei sich aufnahm und aus Tihar LeNuit einen Nebendarsteller machte, eine Randfigur in seinem Spiel, dass er mit ihnen spielte, eine, die er jetzt rausschubsen konnte aus dem Geschehen, aus seiner Szene, seinem Schauspiel. Tihar war nur der bequeme Weg für ihn auf dem Weg zum Ziel, das ultimative Ego-Dasein, königlich, absolut, allein. Slifer, Alpha und Allesbestimmer in einem Wolf. Durchaus praktisch – aber nicht das Richtige für ihn. Er hatte seine gehorsame Untertanin, die stillschweigend jede Dummheit mitmachte, niemals verneinte, niemals ablehnte und schon gar nicht widersprach. Und er hatte Zita, eine Jammergestalt, aber irgendwie auch ein Rest Wölfin, für ihn eine weitere Untertanin in seinem kleinen Unterdrückerrudel. Nur armselige, seelenlose Versager sammelten sich zu seinem Rudel zusammen. Vielleicht war das ja erst der Anfang seiner Karriere, aber Tihar hatte genug gesehen. Nichts für ihn.
Sein nächster Satz aber ging entschieden zu weit. Er drohte ihm, nein, nicht ihm – er drohte Yuka! Reflexartig stieß Tihar ein erbittertes Knurren aus, schenkte ihm aber keinen Blick, es waren nur hohle Phrasen, nur Gerede von einem, der keine Ahnung hatte, der gern provozierte und mit anderen spielte.
Wenn Tihar ihm also nicht gehorchte, nicht zu seinem Rudel gehörte und Prinzessin Zita keine Schulter zum Ausheulen anbot, dann war sie dran. Seine Yuka. Dann waren all seine Bemühungen umsonst gewesen, sie vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Dann war sein Aufwand, sein Risiko, das er mit seinem Leben eingegangen war, umsonst gewesen, dann war Tihar raus aus der Sache, aus dem Leben, denn Slifer zeigte es ihm. Er zeigte ihm, wie er ihm wirklich wehtun konnte, in dem er ihm die Welpin nahm, sie tötete, zerquetschte, was auch immer in seiner kranken Fantasie vor sich ging. Es fuhr wie Flammen über seine Miene, zurück blieb ein Bild der Wut, des Hasses und der Verachtung.
Ihn wollte er natürlich auch aus dem Weg räumen, eigenhändig, offenbarte er im nächsten Satz. Wollte er ihn von seinen Leiden erlösen? Sah Tihar so leidend aus? Machte er den Eindruck, als ob man ihn mal eben mir nichts dir nichts mit der Pfote wegwischen konnte, ihn förmlich „einatmen“ konnte und schwups, weg war er von der Bildfläche? War jetzt der Punkt gekommen, an dem er lauthals über ihn lachen sollte? Ihm ins Gesicht lachen sollte, ihn auslachen sollte dafür, dass er so strotzdumm war und nicht wusste, was er redete? Hatte dieser Wolf sein Maul nur, um anderen ins Gesicht zu spucken? Seine Zunge flatterte schier, wenn er diese Beschimpfungen herauswarf, jemand musste sie ihm abbeißen. Der einzige, der sich hier leiblich-seelisch in Gefahr brachte, war er selbst.
Überraschend stellte er fest, dass der Irre ihm bis auf wenige Schritte nahe gekommen war. Er stand schon bedrohlich dicht bei ihm, doch irgendwas hinderte den Schwarzen daran, sich auch nur umzudrehen und ihm zu sagen, dass er doch einfach sein vorlautes Maul schließen sollte. In Tihars Augen war es völlig selbstverständlich, dass er ihm die Kehle herausriss, wenn er es noch weitertrieb, war es das für ihn nicht? Dachte er ernsthaft, Tihar ließ sich herumschubsen wie ein kleiner Kieselstein? Glaubte er, er würde mehr Gnade als Haare im Fell besitzen, dass er sich das gefallen ließ? Oder war er so sicher, stärker und überlegener zu sein, dass er es einfach darauf ankommen ließ, ja geradezu darauf rief, einen Kampf mit ihm zu wagen? Was bezweckte er wirklich mit diesem mündlichen Müll?
Aber kaum hatte der Hüne darüber zu Ende nachgedacht – es hätte ihn wohl noch zwei Tage lang beschäftigt, schon aus reiner Neugier – da spürte er einen kräftigen Schubs gegen seine Flanke und er verlor das Gleichgewicht. Mit aufgerissenen Augen landete er auf dem Boden, schloss sie sogleich reflexartig und bewegte die Vorderpfoten hilflos anmutend vor seine Kehle, um sie vor einem anzunehmenden Biss zu schützen, reine Instinktreaktion. Sein Blut schoss ihm durch die Adern. Er hätte nicht gedacht, dass es ihn überhaupt so aufwühlen konnte, mit derart sinnlosen Worten provoziert zu werden, einen Stoß zu fürchten wie seinen sicheren Tod. Dabei hatte er keine Angst vor dem Tod, doch vor Entwürdigung und Demütigung. Er schloss nicht aus, nein, er rechnete sogar fest damit, dass Slifer seine Zähne fest in seinen Hals schlug und versuchte ihm das Leben wegzurauben, aber statt dass das geschah, wandte sich der Rüde ab und bewegte sich wieder weg. Völlig perplex über diese Aktion, ja über diesen Mut, der viel mehr Wahnsinn war, sah er Slifer nach und vergewisserte sich, dass er nicht doch noch etwas im Schilde führte. Viel zu spät kam ihm in den Sinn, diese demütigende und angreifbare Position schleunigst zu verlassen, bevor er ihn doch noch lebensbedrohlich angriff.
Da war es wieder. Das Brummen in seinem Kopf, das Herzklopfen, das noch vom Kampf mit dem Bären übrig war. Er ächzte leise und schüttelte sein Fell, mehr angeekelt und angewidert, als um den Schnee loszuwerden, der sich freilich auch in seinem Pelz verfangen hatte. Ganz zottelig waren sie jetzt, die Fellhaare in seinem Nacken und an seinen Backen. Gar nicht schön. Überhaupt, was war das? Was hatte das zu bedeuten? Träumte er? Hatte dieser ihm völlig fremde Rüde ihn umgeworfen, nachdem er ihn beleidigt und beschimpft hatte wie ein strenger Vater seinen unerzogenen Sohn? Söhnchen, böser Bub’ …
Trotz der Überraschung, der Aufgewühltheit in seinem Innern, die er so lange nicht mehr verspürt hatte, entging ihm nicht, was er zu Yuka sprach.
Er redete von Vertrauen und Stolz. Stolz … Stolz? … der, den er ihm zu nehmen versucht hatte, eben gerade? Hatte er es vielleicht sogar geschafft? Der Schwarze spürte, dass er machtlos war, in diesem Augenblick, in dieser Sekunde. Er stand wie versteinert auf seiner Stelle, während ihm diese Dinge durch den Kopf zuckten wie Blitze am Nachthimmel, jeder einzelne schlug auf ihn ein und elektrisierte ihn, bis er selbst geladen war.
Stolz … Egoismus? Natürlich war er stolz! – entschied er schlussendlich und seine Lefzen fingen an zu beben. Natürlich musste Yuka ihm vertrauen, bedingungslos und ohne Fragen zu stellen. Sie war der Welpe, er war der Erwachsene, ein kräftiger noch dazu. Ein Alpha hatte er werden sollen, das war seine Bestimmung gewesen. Seine Augen flackerten, aber er sah sie nicht an. Jedes weitere Wort aus Slifers Maul, jedes Geräusch, dass er mit seinem Körper verursachte, das Traben im Schnee, das Atmen, alle Bewegungen, provozierten ihn. Es brauchte gar nicht mehr als die schlichte Existenz dieser entwerteten Kreatur, um ihn jetzt noch aufzustacheln. Allein die nahe Anwesenheit dieses Rüden machte ihn aggressiv, seine Stimme, wie sie sich liebherzig-honigsüß an seine Begleiterin wandte, ohne dass er genau verstand, um was es ging. Zwar entfernte er sich wieder einige Schritte, doch das Ende der Welt war noch nicht weit genug um Tihar zufrieden zu stellen, um ihn wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Also gab es nur eines, er musste von ihm eigenhändig entfernt werden, in mühsamer Einzelarbeit, aber daran scheiterte es nicht. Er hatte ihm seinen Stolz genommen, Tihar würde ihn sich wiederholen.
Die Frage nach dem Warum, wie das überhaupt möglich war und warum verdammtnochmal Tihar nicht reagiert hatte, als er ihn verbal angegriffen hatte, um sein Leben zu verteidigen vor diesem Wicht, das verschob er auf den Zeitpunkt nach seiner Entladung. Die vielen Blitze wollten raus, sie quälten ihn. Hoffentlich kam ihm nicht jemand zuvor, jemand, den dieser Wolf schon früher einmal aufs Ärgste provoziert hatte, der sich an ihm rächen wollte. Davon musste es doch unzählige geben auf dieser Welt, drängeln mussten sie sich darum, wer durfte ihn zuerst elemenieren? Anders konnte sich Tihar das nicht erklären. Ihm war danach zu Mute, wie eine unruhige Meute kam er sich vor, die nach Blut gierte, nach seinem Blut. Hoffentlich hoffentlich kam ihm niemand zuvor, nahm ihn niemand auseinander. Nein, Slifer durfte nicht so weit weg sein, durfte nicht in der Ferne sein, durfte keinen Schritt mehr weiterkommen, damit er ihn zu fassen bekam, um sich wiederzuholen, was ihm gehörte – der Anspruch auf die höchste Macht. Er besaß die meiste Kraft von ihnen allen hier, darin bestand kein Zweifel. Das war ihm so klar gewesen, dass er nie auf den Gedanken gekommen war, sich mit Slifer zu messen. Aber er wollte es dennoch; wenn er aber doch todessüchtig war und sich nach der Beendigung seines Wicht-Daseins sehnte, warum hatte er ihn nicht einfach respektvoll darum gebeten? Tihar hätte nicht gezögert, warum auch. Er war wertlos für ihn, jetzt war er weniger – verhasst, das Ziel seiner Wut, seiner Verachtung.
Spätestens aber die Bemutterung der grauweißen Fähe am Boden gab ihm den Anlass, es jetzt zu tun und diesem Kerl zu zeigen, was er wirklich war. Ein Nichts. Slifers Worte taten ihm in den Ohren weh, belästigten seine Seele, doch das war nicht weiter tragisch, es sollte sich gleich „ausgeslifert“ haben.

Blitzartig schoss der Schwarze wie ein Sturm von seinem Platz, sprang über Yuka hinweg in zwei großen Sätzen auf die Gestalt, die Slifer ausmachte und auch dieser war, bevor er dem Wolf, der so dumm und naiv war, ihm den Rücken zuzudrehen, mit aller Kraft, die er in seinem Kiefer besaß, in seinen Oberschenkel biss (auch als Po zu verstehen). Er presste seine spitzen Reißzähne tief in das Fleisch, dass es ihm selbst bald schmerzte. Das ging so weit, dass er bei all der Kraft, die er aufbrachte, dass er zu anderen Dingen außer dem puren Stehenbleiben kaum mehr welche hatte, nach einem geringsten Augenblick auf seinem Knochen aufschlug und damit eine tiefste Befriedigung verspürte, weil sich seine ganze Aggression mit nur einem tiefen Biss entlud und die Schwere von seinen Schultern wich, die ihn eben noch elendig nach unten gedrückt hatte.
Rasch zog er die Zähne wieder heraus, machte eine ruckartige Bewegung und stand neben dem Rüdenvieh, bevor er seinen schweren Kopf mit aller Wucht gegen seine Schulter rammte und seinen gesamten Körper zu Boden warf, sodass er beinahe mit ihm zusammen umfiel, doch das konnte er mit letzte Mühe noch abwenden. Eine weitere Chance sollte er nicht bekommen, ihn zu entwürdigen oder ihm das Leben zu nehmen. Das Leben nehmen … das hätte er tun sollen. Sein größter Fehler nach seinen zahlreichen Provokationen und Sticheleien war es gewesen, Tihar nicht zu töten, als er einzig und einmal die Chance dazu gehabt hatte. Hätte er es doch getan, es hätte ihm selbst eine bitterschmeckende Erniedrigung erspart und Slifer eine Menge Hass. Nur dann hätte sich dieses Großmaul wirklich als siegreichen Alpha bezeichnen können, basierend auf der Überraschung und der Unachtsamkeit dieses sonst so stolzen, selbstbewussten Wolfes.
Während des kurzen Momentes, als er am Boden lag, beugte er sich über ihn und stieß ihm ein brechendes Knurren ins Gesicht, sodass sein rechter Reißzahn nur ganz knapp über der Pupille seines rechten Auges stand. Tief aus dem Innern seines Körpers kam es, das Knurren, dass die Stimme des Todes persönlich sein sollte. Schwarz der Schlund des wütenden Wolfs, wie der Abgrund seiner Seele – tief und unergründbar. Allein dieses Knurren sollte ihm die Sinne rauben, ihn betäuben auf Ohren und Augen zugleich, damit er sich irgendwann danach klar werden konnte, wie gering der Abstand zwischen seinen mickrigen Pfoten und dem steinigen, tiefen Abgrund war, an den Tihar ihn katapultiert hatte. Die verdammte Seele in Tihar war erwacht, der Ozean aus Flammen vom Sturm aufgebäumt und zur Jagd auf Leben bereit, um es in Tod zu verwandeln. Dieses Individuum hatte den Tod so sehr verdient wie nichts anderes. Nicht einmal für sich selbst hatte er so viel Hass und Blutwut empfunden, nachdem er festgestellt hatte, dass er seine kleine Schwester nicht hatte vor dem Untergang beschützten können, er hatte versagt, noch einmal geschah ihm das nicht. Yuka gehörte ihm, nur ihm, niemand nahm sie ihm weg, schon gar nicht diese elende Figur vor seinen Füßen.

Mit wenig Stimme, kratzig und mit einem heißen Atem fauchte er ihn an.
„Wer mich töten will, sollte bereits mit seiner eigenen Existenz abgeschlossen haben.“

Tihar LeNuit nahm Abstand. Wie von Geisterhand zog es ihn zurück. Es war, als nahm ihn eine unsichtbare Macht am Schopfe zurück von diesem Wolf. Sein Grummeln und Knurren ebbte ab wie das weiterziehende Grollen eines schlimmen Gewitters, das vorüber war und nichts als Verwüstung und Elend hinterließ. Langsam, fast verunsichert trabten seine Läufe über den völlig plattgetretenen Schnee und er entfernte sich weitere Stückchen, dass bald eine Wolfslänge zwischen ihm und dem Objekt seines neuen Hasses lag. Was hielt ihn davon zurück, diesem Feigling das Licht auszuknipsen? Er wusste es nicht sicher. Für gewöhnlich nahm er ohnehin Abstand davon, sinnlose Opfer zu produzieren und nichts als Tote zurückzulassen, immerhin hatte er sich nach Claires Tod geschworen, der Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen und sich seinen Stolz, seine Würde und seine Macht still und leise auszubauen, mehr schleichend als laut verkündend. Doch hier, in diesem Moment, da spürte er wieder diese Wut, die ihn auch damals überkommen hatte, als er sie hatte sterben sehen. Es war eine Urnatur in ihm, die nach Rache schrie, die nur totes Fleisch als Befriedigung akzeptieren wollte, die sich am Blut tränken und damit stillen wollte.
Nein, viel besser noch als Slifers Tod war seine Entwürdigung. Natürlich konnte er ihn töten und ihn zerfleischen wie ein Beutetier, seine Organe über dem Schnee zerstreuen und Yuka das Trauma ihres Lebens einhämmern. Das Schluchzen und Weinen der beiden Fähen wäre ihm Musik in den Ohren gewesen, jedes Wort des Hasses und der Erzürnung der beiden eine wahre Wohltat gewesen. Tihar das Monster! Wie ihn das erquickte. Sollten sie ihn doch hassen, sich die schönsten Namen für ihn ausdenken und sich in ihrer Ohnmacht üben, weil sie nichts, aber absolut gar nichts tun konnten um ihn zu Boden zu zwingen. Dieser eine hier, der Slifer, der es gewagt und vollbracht hatte, lag jetzt selbst dort, im Dreck, irgendwo zwischen Fußspuren und auf Beuteresten unter dem Schnee, der ihn selbst teilweise bedeckte, als sollte dies schon sein Grabe sein.
Besser noch als all das war die Einsicht dieses Wichts, die Anerkennung von Tihar LeNuit – als Wolf, Alpha und absolute Machtperson unter ihnen, weil niemand das vermochte, was er konnte. Tihar fürchtete sich nicht vor dem Tod. Er kämpfte in aussichtslosen Kämpfen mit Bären und Ungeheuern, sprang den Gewehren der Menschen davon und tanzte zwischen ihren Kugeln, bis sie es aufgeben mussten. Tihar hatte nichts mehr zu verlieren. Er hatte das einzig Wertvolle in seinem Leben verloren, das er je besessen hatte und hatte nun nichts weiter als die Erinnerung daran. Sollte er doch sterben, dann konnte ihm erst recht niemand mehr etwas antun. Aber so lange er in diesem Körper hauste, verteidigte er seinen Stolz und seine Würde bis auf den Tod, wenn es nicht anders ging. Hier aber … da ging es anders, natürlich tat es das. Wer war er denn? Ein Gegner? Hah, eine Lachnummer war er. Eine Witzfigur. Kein Alpha, der schäbige Rest von einem Rüden, der Fähen und Welpen in sein Unterdrückerrudel schleusen musste, der andere schamlos von der Bahn drängen wollte um sich stolz zu fühlen. Das hatte er nicht nötig. Slifer war es nicht wert, als dass er sein eigenes Fell mit seinem Blut beschmutzte. Jeder Kraftaufwand schien überflüssig, aber war dennoch möglich, wenn er es so wollte. Slifer musste einsehen, dass Tihar keines seiner Spielfiguren war, auf keinen seiner dummen Befehle hörte und nicht zu seinem niedlichen Rudel aus weinerlichen Fähen gehörte, sondern ein selbstbewusster, stolzer Rüde war, der schon lange mit den Selbstvorwürfen abgeschlossen hatte. Zumindest fast.
Ohne den dunklen Rüden ganz aus den Augen zu lassen – für den Fall dass er noch nicht genug hatte – warf er der Wölfin am Boden einen kurzen, abfälligen Blick zu, bevor er sich entschied, dass ausgerechnet sie ihm behilflich dabei sein sollte, seine Ehre wiederherzustellen. Ja, sie konnte das ganz gut, hoffentlich litt sie nicht unter Gedächtnisverlust.

„Wie ist dein Name – Zita?“ Er schnaubte verächtlich. War ihm alles egal. „Berichte deinem zotteligen Freund doch mal, was aus diesem Bären geworden ist, nachdem er einen Wolf getötet hat!“

Fast wollte er ein Grinsen aufkommen lassen. Aber seine Konzentration verbot es ihm. Nicht noch einmal gab er diesem Großmaul die Gelegenheit ihn alle zu machen. Kein weiteres Mal mehr sollte dieses Objekt die Chance erhalten ihn zu entwürdigen. Diesen Fehler tat er kein weiteres Mal mehr. Er hatte die Chance gehabt ihn als Konkurrenten – als den er ihn sah – aus dem Wege zu räumen und er hatte versagt. Er war ebenso ein Verlierer wie die Wölfe seines heruntergekommenen Rudels. Erbärmlich!

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((Yuka, Slifer, Catori, Zita | Niederwald ))

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Zita
~Sternenseele~


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BeitragVerfasst am: 21 Okt 2010 14:21    Titel: Antworten mit Zitat

Zita war weit weg, sehr weit weg und doch trotzdem voll da. Sie bekam alles um sich herum mit voller Härte wahr, und doch fiel es ihr unglaublich schwer sich auf etwas wirklich zu konzentrieren. Immer wieder drifteten ihre Gedanken ab. Zu Larka…zu dem ganzen Blut…zu ihrem eigenen unglaublichen Schmerz. Doch da war auch noch eine ganz andere Frage, die die Weiß-Graue Fähe beschäftigte.
Wie war es Larka ergangen? Hatte sie starke Schmerzen gehabt? Oder war der Schlag des Bären wenigstens so gnädig gewesen, dass Larka schon da nicht mehr wirklich etwas gespürt hatte? Hatte sie Angst vor dem Tod gehabt? Oder vielleicht sogar gar nicht mehr mitbekommen, dass sie starb?

Leise jaulte Zita, all diese Fragen würde ihr nun niemand mehr beantworten können. Und doch hätte es Zita so sehr geholfen zu wissen, dass Larka nun ein Stern war, das es sie immer noch gab…da draußen…irgendwo am Himmelszelt…Und Catoris Worte, die zu ihr drangen, trösteten tatsächlich etwas…Ein wenig.
Automatisch hob die Fähe ihren gebrochenen Blick gen Himmel, doch da war nichts, nur tiefe undurchdringliche Schwärze. Traurig ließ Zita ihren Kopf wieder sinken. Die Fähe war am Ende, am Ende ihrer Kräfte sowohl der physischen als auch der psychischen. So hatte sie gar nicht gemerkt, dass ihre Läufe unter ihr nachgegeben hatten und sie in den Schnee gesunken war. Es war ihr auch egal…

Welches Recht gab es auf dieser Welt, dass besagte, ein Wolf müsse soviel Leid und Schmerz ertragen? Zita fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich allein.
Den geliebten Bruder nahmen ihr die Menschen, Crying, ihren Rudelgefährten raffte Targas dahin, und nun… Larka…durch die Dummheit und Selbstsucht eines anderen Wolfes.
Schwach hob Zita den Kopf um Tihar in der Ferne ausmachen zu können.

Sie sollte Hass und Wut spüren, doch… da war…Nichts. Zita war innerlich leer. Nur die Trauer die in ihr wabberte und alles verschluckte wie ein dichter Nebel an einem kalten Herbsttag. Da war Nichts…
Selbst als Tihar dem Welpen befahl mit ihm zu gehen und sich dieser (der Welpe Yuka) dann auch wirklich abwandte und ihm zu folgen, schien Zita nichts zu fühlen. Nur wieder stechenden Schmerz und…Enttäuschung. Gerade in diesen Welpen hatte sie ihre Hoffnung gesteckt, doch auch die zerbrach nun. Wieder fiel ihr Kopf auf ihre zitternden Läufe. Das alles war nicht fair…

Doch dann schien jemand sie (Zita) zu verteidigen oder sich zumindest für sie einzusetzen. Schwer hob sich ihr Kopf ein weiteres Mal. Der schwarze Rüde der sie schon als erstes angesprochen hatte, schien sich mit Tihar anlegen zu wollen. Zita spürte wie Schuld um sie aufstieg. Sie ahnte etwas und schaffte es irgendwie schwerfällig und ungeschickt auf die Pfoten zu kommen. Wie sie die paar Schritte schaffte, wusste sie nicht, doch ihr Verdacht wurde immer stärker, drängender je länger Slifer mit Tihar redete. Und als dann der „Angriff“ auf Tihar erfolgte, da fiel Zita wieder in sich zusammen, doch auch ein Teil in ihr entflammte neu.

„Hört auf…Hört auf… Es ist schon soviel Blut vergossen worden…Zu viele Wölfe mussten schon ihr Leben lassen… Hört auf! Nicht wegen mir sollt ihr euch bekämpfen…Ich…ich…komme schon zurecht…“

Ihre schöne Stimme war kaum lauter als ein Flüstern und natürlich war es gelogen was sie gesagt hatte, zumindest der letzte Teil. Sie war froh, endlich wieder in Gesellschaft zu sein, auch wenn nicht alle Wölfe ihr freundlich gesonnen waren. Doch Gesellschaft lenkte von schlechten Erlebnissen und Gedanken ab, gab Schutz und Hoffnung und das sichere Gefühl nicht alleine zu sein. All das was Zita nun so dringend brauchte. Doch sie wagte nicht danach zu fragen ein Teil dieses Rudels zu werden. Hatten doch schon einige Wölfe ganz klar gezeigt, dass man sie (Zita) hier nicht haben wollte…

Doch Tihar schien das alles nicht gehört zu haben oder er ignorierte es absichtlich, Zita wusste es nicht, doch als der Schwarze Slifer angriff, erwachte etwas in Zita wieder zum Leben. Mit einem wütenden Knurren kam sie auf die Beine, wollte eingreifen, doch da war Tihars Attacke auch schon wieder vorbei. Zita bleckte wütend die Zähne als Tihar es dann auch noch wagte und sie ansprach. Sie wusste worauf der Schwarze mit seiner hämischen Frage hinauswollte und Zita würde sich hüten etwas zu sagen, das Tihar Recht gab.

„Deinetwegen ist Larka gestorben! Weil du feige warst und einfach abgehauen bist! Wer bist du, dass du so leichtfertig über Leben und Tod entscheiden kannst?! Bist du unser Alpha? Bestimmt nicht!“

Fauchte sie ihm ins Gesicht und spuckte ihm dann vor die Pfoten. Dann wandte sie sich noch immer knurrend an Yuka:

„Warum folgst du ihm? Was hat er dir zu bieten, was dir ein RUDEL nicht auch bieten kann? Was ist das für ein Leben, wenn man immer nur folgen muss, Befehle befolgen? Bietet er dir Vertrauen an? Vertraust du ihm?
Larka ist tot, weil dieser Wolf mehr auf seinen verdammten Stolz gesetzt hat als darauf ein Leben zu retten. Und das soll ein Alpha sein? Ein Wolf der über allen anderen steht, dem der Schutz eines anderen Wolfes wichtiger ist als sein eigenes Leben? Hat er dir das gesagt? Dir versucht genau das klar zumachen? Ist er dein Alpha? Dein Beschützer? Du hast gesehen, wie bereitwillig er den Tod Larkas hingenommen hat! Das ist kein fürsorglicher Wolf! Nicht mal Kritik kann er einstecken ohne gleich seinen Stolz oder Ehre in Gefahr zu sehen und alle nieder zumachen, die nicht ganz genau seiner Meinung sind!“


Sie endete und starrte Tihar wutfunkelnd an. Dafür was Larka geschehen war, machte sie auch ihn verantwortlich. Was brachte es da schon einem ohnehin schon geplagten Bären ein Auge zu nehmen?
Zita hasste diesen Wolf. Knurrte und zeigte es auch. Sollte er doch den Welpen nehmen und verschwinden! Ein Wolf mit so einer kranken Einstellung und Vorstellung von Ehre und Stolz, würde da draußen eh nicht lange überleben. Auch er würde irgendwann seinen Meister treffen. Dann würde er sehen, was ihm sein Stolz letztendlich wert war!
Mit ihm wollte Zita nichts mehr zu tun haben…



Zita ist bei Catori, Slifer, Tihar und Yuka; Niederwald


(@ Tihar: Könntest du evtl in deinen Beiträgen n paar mehr Absätze einbauen? Ich find teilweise deine langen Posts (auch noch in soner stechenden Farbe) schwer zu lesen.)

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Ich besitze die Erlaubnis von der Künstlerin "Goldenwolf" um ihr Bild zu verwenden!
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 22 Okt 2010 16:24    Titel: Antworten mit Zitat

Die Welt schien sich zu drehen, zu kreiseln wie auf einer verirrten, außer Kontrolle geratenen Eisscholle, die kalt und trotzig im Ozean schwamm.
Dieser Wald hier war Yukas Eisscholle und die Wölfe, die vier anderen Wölfe samt dem Geist der Toten, Larka war ihr Name vermutlich gewesen, die Wölfe waren die Verursacher, sie beschleunigten dieses ungeheuerliche, lächerliche und trotzdem doch irgendwie dramatische Schauspiel noch.
Wieso musste sie hier sein? Die Frage tanzte in ihrem Kopf wie ein lästiges Insekt, immer wieder tauchte sie dann auf, wenn Yuka es gerade nicht hören wollte.
Wieso musste das Schicksal ausgerechnet sie auswählen, sie zum Spielball dieser Mächte, die von den beiden Fähen, Tihar LeNuir und diesem Slifer repräsentiert wurden, machen?
Sie war doch noch nicht mal irgendwie besonders klug, stark oder hatte anderweitige große Talente, die diese so unwillkommene ‚Erwählung’ hätten erklären können.
Sie war einfach Yuka vom Eissee, eine dumme, unvorsichtige Fähe, die sowohl ihre Familie nicht hatte beschützen können, als auch auf die Hilfe von solchen Wesen angewiesen war.
Nicht das sie etwas gegen sie hätte, doch es wäre irgendwie einfacher gewesen, hätte sie sich alleine durchschlagen können…

Über diese Sachen sinnierte sie, als sie plötzlich bemerkte, dass Slifer, der seltsame schwarze Rüde, der zweite mit dieser Färbung, der ihr je begegnet war, angefangen hatte, mit Tihar LeNuit zu reden.
Oh nein, stöhnte sie innerlich. Wieso tat er das?
Das konnte doch nur schlecht ausgehen! Ein derartiger Satz würde den anderen Rüden aufstacheln und es würde wieder ein endloser Streit beginnen, an dessen Ende es Verletzte geben würde – oder sogar Tote?
Bei dem Gedanken, einer von den Beiden könnte sterben, weiteten sich die Augen der kleinen Fähe unwillkürlich.
Aber es war ja vorhersehbar, wusste sie doch, dass diese Beiden nicht dazu bestimmt waren, von wem auch immer, einem düsteren Gott, mit einander friedlich auszukommen.
Nein, es würde Blut geben, es würde Blut, Dreck, Tod und Stress geben.
Na super. Leicht genervt bereitete sie sich mental auf eine Schlammschlacht zwischen den beiden männlichen Wölfen vor.
Nach dem Motto Klappe zu – Wolf tot, versuchte sie alles auszublenden, was die da betraf und konzentrierte sich nur auf ihre wackeligen kleinen Füße, die so verzweifelt versuchten, mit den großen Schritten Tihar LeNuits Schritt zu halten.
Sie beachtete die großen Worte des anderen Rüden gar nicht mehr, fixierte den Boden und bemerkte nur nebenbei das leise Jammern dieser Wölfin namens Zita und dass Tihar LeNuit sich umdrehte, um zu sehen, ob sie ihm noch folgte. Sein halbwegs zufriedener Blick, als er ihre Gestalt hinter ihm sah, fand sie dann doch ziemlich lustig.
Manche Wölfe waren so leicht zufrieden zu stellen.
Und jetzt konnte sie sich darauf verlassen, von ihm wenigstens teilweise ernährt und versorgt zu werden.
Wenn sie nur wüsste, an wen er sie erinnerte…
Eine ferne, weite Erinnerung blitzte in ihrem Kopf auf, ein großer, dunkler Rüde, doch war sofort weg, als sie sie festzuhalten versuchte.
Ja, es hatte schon einen Grund, weshalb sie ihm so bedingungslos folgte, aber noch kam sie nicht drauf.
Es hatte sicher nichts mit ihrem Glauben an seine eigene Allmacht zu tun, im Gegenteil: Sie empfand diesen ewigen Konkurrenzkampf zwischen Rüden um die Position des Alphas einfach als lächerlich. Ihr Vater hatte zum Glück nie etwas derartiges mitgemacht, daran konnte sie sich noch gut erinnern…
Ihr Vater…
Wieder kam ihr eine Erinnerung in den Sinn, verschwand aber ebenfalls im selben Moment, sobald sie sie näher betrachten wollte.
Egal.
Lieber Erinnerungen als dieses lächerliche, aufgeplusterte Geschwätz des anderen Wolfes, das Tihar LeNuir wem-auch-immer-sei-Dank nicht beachtete.
Es schien so, als ob es doch keinen blutigen Krieg geben sollte.
Erleichtert seufzte sie leise, hatte aber unglücklicherweise nicht die immer starrer werdende Miene des schwarzen Rüden vor ihr beachtet, auch nicht seine immer langsam werdenderen Schritte.
Wenn sie es gesehen hätte, wäre sie aufmerksamer gewesen, doch jetzt überflutete sie erstmal die Erleichterung über die anscheinender Gelassenheit ihres Beschützers.
Sie war unaufmerksam.
Deshalb war sie nicht ganz darauf vorbereitet, den Wolf Slifer über sie sprechen zu hören.
Wollte er sie beleidigen?
Fast hätte sie sich abrupt umgedreht, doch dann erkannte sie den Sinn seiner Aussage.
Er wollte sie schützen, natürlich.
Vor Erleichterung hätte sie am liebsten laut gelacht, doch das Knurren vor ihr jagte der jungen Fähe einen abgrundtiefen Schrecken durch die Glieder.
Es schien, als ob Tihar LeNuit langsam seine Beherrschung verlor.
Langsam schob sie sich an ihn heran, wollte ihn mit einigen besänftigenden Worten davon abbringen, diesem Slifer ein paar Manieren beizubringen.
Eigentlich mochte sie den anderen Rüden sogar ein bisschen, weil er versucht hatte, sie zu beschützen, doch es war ziemlich bescheuert von ihm, sich mit dem Stärksten von ihnen anzulegen.
Und dass Tihar der Stärkste war, konnte man nicht bezweifeln.
Doch nun redete Slifer weiter, beleidigte ihn und schaufelte sich so wahrscheinlich sein eigenes Grab.
Och Mann. Und sie hatte eben noch an ein halbwegs glückliches Abschiednehmen gedacht, nun wurde sie bitter belehrt, dass selbst so etwas zwei sturen Rüden nicht leicht fiel.
Leise seufzte sie, da erschien ein schwarzer Schatten neben ihr.
Mit schreckgeweiteten Augen sah sie ihn an, doch er beachtete sie gar nicht, immer noch redend ging Slifer weiter, bis er nahe beim zweiten Rüden stand.
Was würde nun passieren.
Angeekelt bemerkte Yuka, dass sie den Atem anhielt, auf eine Reaktion, eine Warnung, eine Bewegung von Tihar LeNuit wartend, doch stattdessen passierte etwas.
Slifer, dieser törichte Rüde, warf sich doch tatsächlich gegen die Flanke seines anscheinenden Feindes, so dass dieser umfiel, auf dem Rücken landete, und hastig eine Verteidigungspose einnahm.
Lächerlich.
Slifer würde ihn nie töten, da war sich die kleine, angeblich so unwissende Fähe zu hundert Prozent sicher.
Und tatsächlich, nach etwas, das ein bisschen so aussah wie ein harmloses Gerangel zweier Welpen im Schnee, drehte sich Slifer wieder um und kehrte – dumm von ihm – dem verdutzt dreinblickenden Tihar den Rücken zu, kam zu ihr und flüsterte ihr ziemlich laut zu, dass der Andere nur an seinen Stolz denken würde.
Toll. Hatte sie auch schon kapiert, dass ihr Beschützer nicht so viel auf andere und dafür sehr viel auf sich hielt.
Das musste man ihr nun wirklich nicht sagen.
Sie kommentierte das gar nicht, blieb einfach ganz gelassen und wartete auf den nächsten Zug von Tihar.
Dessen Augen wurden zu Schlitzen, offenbar war er wütend, sehr wütend.
Der Hass in seinen Augen erschreckte sie dann doch. Wieso waren Rüden nur manchmal so dumm, so eindeutig nur auf die Anführerrolle und ihren Stolz bedacht, so dass sie sich in ihrer umfassenden Herrlichkeit und ihrem Hochmut zu verlieren drohten?
Denn jetzt würde es definitiv Blut geben, so viel war sicher.
Gerade als Slifer sich an die eine Fähe wandte, rappelte sich der andere Rüde auf, sprang über sie hinweg und grub seine Zähne mit einem mächtigen Satz in das Fleisch des Anderen und biss so fest zu, wie er nur konnte.
Yuka sah die ungehemmte Wut, die wie Feuer, Lava, Blitze durch seine Adern floss.
Ihre Mutter hatte ihr einmal von Vulkanen erzählt, dass sie, wenn sie einmal ausbrächen, alles unter sich mit roter, heißer Wut, der Wut der Götter, begruben.
Tihar LeNuit war ein solcher Vulkan.
Genau wie… Wie wer?
Aber lange blieb ihr nicht, diese Frage zu beantworten, denn der schwarze Rüde knurrte so laut, dass sie es von ihrem Platz einige Längen weiter weg, noch deutlich hören konnte.

Danach zog er sich überraschenderweise zurück, nahm ein paar Schritte Abstand, offensichtlich angeekelt von seiner eigenen Kraft und dem Trottel da am Boden.
Ja, Slifer hatte dumm und nicht besonders umsichtig gehandelt, das war klar.
Sie empfand seine Demütigung durch ihren Beschützer als gerechtfertigt, gleichzeitig schreckte sie vor der Gewissheit zurück, wie sehr sie jetzt schon auf Tihar LeNuits Seite stand, als hätte sie nie woanders hingehört.
Nein, in diesem Moment begriff sie endgültig, dass sie zu ihm gehörte.
Trotz seiner Fehler, trotz seiner Schwächen. Und auch trotz ihrer Dummheiten.
Yuka war seins.
Es war ein seltsames Gefühl. Teilweise erleichtert, weil er für sie sorgen würde, teilweise erschreckt, weil sie jetzt nicht mehr alleine über ihr Leben entscheiden konnte.
Sie war nicht mehr einsam, aber sie war auch nicht mehr frei.

Jetzt kam diese Wimmernde, Zita endlich auch auf die Beine, ein zorniges Jaulen verließ ihre Kehle.
Und als Tihar sich leicht spottend, ja geradezu hämisch an sie wandte, riss ihr offensichtlich der Geduldsfaden.
Wütend spuckte sie ihm ihre Antwort, pure Beleidigungen vor die Füße.
Das beeindruckte ihn aber wenig.

Doch sie erschrak, als die ältere Fähe sich zu ihr umwandte und ebenfalls begann, sie unfreundlich auszufragen.
Warum sie ihm folgte?
Also, bitte. Bisher hatte sie immer gedacht, Zita wäre klug.
Konnte sie das nicht sehen?

Am Ende ihrer wütenden Tirade sah sie wieder den schwarzen Rüden an. Offenbar war die Rede eher an ihn gerichtet gewesen, als an sie. Doch sie würde ihr eine vernünftige Antwort geben, so war sie schließlich erzogen worden.
Als Schweigen einkehrte, fing sie an, sich zu bewegen.
Leichtpfotig lief sie ein paar Schritte auf die Fähen zu, bis sie direkt vor ihnen stand, machte vor Zita Halt und sah mit ihren größten, unschuldigsten Kinderaugen zu ihr hoch.
Dann begann sie, mit eiskalter, zuckersüßer Stimme zu sprechen und sie mit Worten zu vernichten.

„Du fragst, warum ich ihm folge, Fähe? Du fragst, wieso ich hinter ihm herlaufe und seine Anweisungen befolge? Willst du das wirklich wissen?“

Sie kam noch ein paar Zentimeter näher heran und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern, wie ein Welpe, der ein Geheimnis erzählen wollte.
Sie wusste selbst nicht, warum sie das angefangen hatte, doch auf einmal zog sich etwas in ihrem Kopf zusammen, Puzelteile fügten sich ineinander und sie hatte auf einmal ein vollständiges Bild vor sich im Kopf.

„Er erinnert mich an meinen Vater. Ja, stimmt. Guck nicht so ungläubig, mein Vater war genauso. Dieselbe Stimme und dieselbe Ausstrahlung. Er erinnert mich an jemanden, den ich vor langer Zeit verloren habe. Und deshalb vertraue ich ihm. Komisch, nicht wahr?“

Sie lachte kindlich, als ob sie einen glänzenden Witz gemacht hätte.

„Oh, sicher, ich könnte ja auch alleine losziehen. Weil ich ja so unbesiegbar stark bin und Bären im Alleingang erledigen könnte.“

An dieser Stelle schnaubte sie leise, fuhr dann aber weiterhin freundlich fort.

„Ich bin sicher, ich könnte mich eurem Rudel anschließen. Könnte. Natürlich. Ist auch sehr freundlich von euch, euch um mich kümmern zu wollen. Aber Zita, so heißt du doch, du bist doch nicht dumm. Du kennst meine Vorgeschichte nicht, weißt nicht, was er schon alles für mich getan hat.“

Letzteres betonte sie wie eine kleine, hilflose Fähe, die ihn in den Himmel loben wollte und lächelte, fast schon schüchtern.

„Erstens, selbst wenn ich mich von ihm trennen wollte, weiß ich nicht mal, ob er es zulassen würde. Hast du das nicht gemerkt, Fremde? Ich bin nicht irgendeine herumstromernde kleine Fähe. Ich gehöre praktisch zu ihm. Und ich denke, er würde es nicht besonders amüsant finden, wenn ich, die unter seinem Schutz steht, sich mit irgendwelchen Wölfen, nichts gegen euch, einlassen würde. Ich bin seins. Und zweitens will ich das gar nicht. Und wenn ihm sein Stolz schon wichtiger ist, ich weiß, dass er sich um mich kümmern wird. Er kennt mich zwar noch nicht lange, aber immerhin länger als jeder von euch. Ich finde deine Sorgen wirklich sehr lieb von dir,“

Erneutes unschuldiges Lächeln, bevor sie zum Todesstoß ansetzte.

„aber ich denke, das ist nicht nötig, ja?“

Mit diesen Worten legte sie den Kopf schief und setzte ihr niedlichstes Lächeln auf.
Was war sie doch nur für ein Miststück.


[Boah, das ist das Gemeinste, was ich hier je geschrieben hab. Sorry, Zita. //.o]

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Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 28 Okt 2010 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

Nach und nach kehrte Takatas Wahrnehmung zurück. Ihr war es wie eine Ewigkeit vorgekommen. Nicht bewegen wollte sie sich, gar nicht berührt werden, aus Angst, sie konnte wie ein empfindliches Porzellangefäß zerspringen. Der Schnee um sie herum kam ihr auf einmal gar nicht mehr kalt und tot vor. Eher hatte er etwas Beruhigendes, er gab eine angenehme Kühle ab, die ihren überforderten Körper wieder zur Ruhe brachte. Die Umrisse im Schnee passten sich ihrer Form an und häuften sich um ihren Leib herum wie klein Mauern an, die sie schützen sollten. Das alles war mehr oder weniger Wahnvorstellung, denn sie war nicht aus Porzellan und der Schnee blieb einfach Schnee. Die Dunkelheit lag noch immer auf ihnen, als ob man ihnen einen Sinn gestohlen hatte, das Sehen.
Hier, mitten in dieser Einöde, wo es nichts gab außer Schnee, Dunkelheit und eisige Luft, da lagen und standen zwei Wölfe bei ihr, die sie nicht einfach loslassen wollten. Die Zuneigung, die sie spürte, erwärmte sie sogleich wieder, auf eine angenehme Weise. Als sie auch Skadis raue Zunge spürte, wusste sie, dass sie endgültig wieder zu den Lebenden gehörte. Ihre Lefzen streckten sich zu einem bemühten Lächeln. Nicht aus der Not heraus kam es, aber die Schwäche ihres Körpers stellte ihr ganz klare Grenzen auf, die sie noch nicht wieder überschreiten konnte.
Sie hatte sich geirrt. Sie hatte ihre Kräfte überschätzt und sich wie ein dummer Welpe benommen, hatte sich ihrem sturköpfigen Willen hingegeben ohne auf die natürlichen Hürden zu achten. Skadi hatte Recht gehabt. Diese Idee war Wahnsinn. Nur wenn man gesund war, konnte man sich solch zweifelhaften Unterfangen hingeben, wenn man gewiss sein konnte, dass man nicht abstützte, weil die eigenen Beine nicht mehr fähig waren, einen zu tragen. Obwohl sie erleichtert war über die Tatsache, dass sich die zwei rührend um sie kümmerten, so schüttelte sie doch bedächtig mit dem Kopf und schloss die Augen schamvoll.

„Es tut mir Leid. Ich … ich war wohl etwas übereifrig. Lasst euch nicht den Kopf verdrehen.“

Sie wisperte leise, als wollte sie das eigentlich nur denken, aber nicht laut aussprechen. Was gab sie dort nur von sich? Sie gab das auf, woran sie bis eben selbst noch geglaubt hatte. Hatte ihr der Fall vor einiger Zeit nicht gezeigt, dass man nie aufgeben sollte? Als die Auswirkungen des fremden Sterns, der auf die Erde niedergegangen war, sie zu verschlingen gedroht hatte und sie keinen Ausweg mehr gesehen hatte, sie es aber trotzdem wieder hochgeschafft hatte, wieder weitergegangen war, obwohl sie sich zuvor schon von Skadi verabschiedet hatte? Takata musste es doch wissen. Nicht das erste Mal erlegte ihr das Schicksal derart schwere Aufgaben auf. Sie konnte es schaffen, die Frage war nur, ob sie das Risiko eingehen konnte, diese beiden, liebenswürdigen Wölfe mit in den Abgrund zu reißen, wenn sie doch versagte. Sie wollte nicht daran denken, welche Schuld an ihr haftete, wenn selbst eine fähige Wölfin wie Skadi ihr Leben verlor, nur weil sie sich in eine aberwitzige Storchenidee verrannt hatte. Auch der Graue, der ja faktisch gar keine Wahl hatte, hatte es nicht verdient, an Takatas Versagen mit zu scheitern und unterzugehen. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie die Karten offen legte und den beiden ein für allemal aufzeigte, wie die Chancen wirklich standen, ohne schwarz zu malen, aber auch ohne Hoffnung keimen zu lassen, die keine Chance auf Früchte hatte.

„Vielleicht ist das mit den Störchen ja falsch und wir folgen einem Schatten. Vielleicht hast du Recht, Skadi und das Schlimmste an unserer Wanderung ist nicht der schwere Weg, sondern die Tatsache, dass wir den falschen gehen. Ich …“

Sie setzte ab, seufzte aus dem Innersten ihrer Lunge und öffnete die Augen, um die zwei nacheinander schwach anzublinzeln. Sie musste sie auch ansehen, wenn sie etwas so Wichtiges mit ihnen besprach, ganz gleich wie schwer es ihr fiel.

„Geht … wenn ihr wollt. Niemand ist gezwungen das hier zu tun.“

Nach diesem Eingeständnis sah sie voller Hoffnung auf Pilgrim. Selbst wenn sie es selbst nicht mehr schaffen sollte, weil ihre Wunde nicht nur nicht verheilte, sondern sogar noch schlimmer wurde, dann sollte er nicht ebenso verdammt sein, diesen Fehler zu bezahlen. Pilgrim war nicht verloren, er war entschlossen genug gewesen zwei fremden Fähen zu folgen. Vielleicht folgte er Skadi und gab sich etwas Mühe, sie davon zu überzeugen, dass sie ihn nicht ganz abhängen sollte, damit er wenigstens eine Möglichkeit hatte, zu überleben.
Aber ganz war dies noch nicht das Ende. Takata wollte nur ausschließen, dass sie Schuld am Untergang dieser zwei liebenswürdigen und schönen Wölfe war, jeder auf seine Art.

„Ich werde … etwas rasten, dann gehe ich vielleicht weiter. Entscheidet für euch selbst …“

Mit diesen Worten senkte sie das Haupt und atmete noch einmal tief durch. Obwohl sie nach wie vor sehr schwach war und nicht das Gefühl hatte, sich je wieder erheben zu können, so fühlte sie sich doch erleichtert. Sie wusste, dass sie nun endlich einmal die Wahrheit und nichts als die Wahrheit geäußert hatte, dass sie die Tatsachen ganz unverschleiert dargelegt hatte, dass selbst Skadi ihr nicht mehr vorwerfen konnte, irgendetwas falsch zu sehen. Sie steckten in einer Sackgasse fest, waren allesamt eingeschränkt und vielleicht war es ohnehin schon zu spät für sie und sie mussten früher oder später alle sterben. Doch wenigstens konnte keinem vorgeworfen werden, schuld daran zu sein.


(Pilgrim, Skadi nahe Funkelfall)

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Catori
Wölfin der Hoffnung


Anmeldungsdatum: 19.02.2010
Beiträge: 121

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BeitragVerfasst am: 30 Okt 2010 10:22    Titel: Antworten mit Zitat

Dass Tihar sich umdrehte und Slifer anfiel war zu erwarten gewesen, Daher stand Catori erstmal nur ruhig da, als sich der schwarze umdrehte. Die Drohung war eindeutig ersnt gemeint, somit überlegte sie nun doch, was man tun konnte. Klar eine kleine Zurechtweisung von Slifer kam ihr ganz gelegen, dieser Rüde musste eindeutig mal lernen wie man sich verhielt. In kleine Stücke sollte er jedoch lieber nicht zermalmt werden, das wäre einfach nur unpraktisch. Doch plötzlich zog sich der Rüde zurück. Verdutz schaut Catori ihn an. Was war denn das nun plötzlich für eine Stimmungsschwankung. Zusätzlich kahm noch hinzu, dass Zita nun knurrend aufgesprungen war. Zuvor hatte sie noch gerufen, die beiden sollen doch aufhören, doch das hatte anscheinend keiner so wirklich registriert. Nun also auch leicht von der grauen überrascht, warf Catori auch ihr einen Blick zu. Anscheinend hatten die beiden es somit wenigstens geschafft, die Wölfin aus ihrer Trance zu reißen. Wenn das nicht mal eine gute Wendung war.
Dann jedoch machte Tihar ein weiteres mal das Maul auf und nun war es an Catori zu Knurren. Was wagte sich dieses Ekelpaket?!! Slifer hatte eine Zurechtweisung verdient, doch dass der schwarze nun Zita anfuhr war eindeutig nicht gerechtfertigt. Allerdings war nicht nur dies etwas, dass Catori gegen den Strich ging. Auch die Art, wie er von der Toten sprach(es war anscheinend Larka gewesen) brachte sie gegen ihn auf. Zita verfiel zum Glück nicht wieder in ihrer Trauer sondern spuckte dem Rüden die Worte förmlich ins Gesicht. Catori konnte es nicht glauben. Ein Feigling der sich hier aufspielte ?! Sie zweifelte nicht an Zitas Worten, doch dass dieser Wolf derart skrupellos war hatte sie nicht vermutet. Mit verachtendem Blick Knurrte sie ein weiteres Mal in seine Richtung und trat nun auch einige kleine Schritte vor. Dass Zita nun jedoch noch weiter ging, und die kleine Fähe anfuhr, konnte Catori nur mit einem innerlichen Kopfschüttel quittieren. Sie war ein Welpe, da dachte man noch nicht so viel darüber nach, sondern vertraute demjenigen, der sich als erstes anbot. Sie schienen schon länger zusammen zu laufen, also würden die Worte sich bestimmt nicht gegen den Rüden richten. Das die kleine Fähe allerdings derart trotzig reagierte, hatte Catori trotzdem nicht gedacht. Ob das daran lag, dass sie sich durch Tihar sicher fühlte? Bestimmt.
Nur kurz schaute Catori die kleine an und schüttelte den Kopf.

"Dann hoffe mal, dass du nie etwas tust, das deinem Scheinvater nicht in den Kram passt."


Nach den Worten wandte sie sich wieder dem schwarzen zu, um weiter zu sprechen, auch wenn ihre Formulierung immernoch in der dritten Person blieb.

"Wobei...anscheinend ist er sehr launisch, vielleicht könnte er ja auch einfach mal die Lust an seinem kleinen Untertan verlieren."


Zorn spiegelte sich in ihren Augen wieder, als sie den schwarzen anstarrte. Nicht etwa weil er Slifer angefallen hatte, nein, dass war mehr als nur verständlich gewesen. Sondern wegen dem, was er zuvor getan hatte. Klar, sie wusste nicht genau was geschehen war, doch nach all den Worten Zitas konnte sie sich ungefähr etwas vorstellen. Am Anfang hatte sie gesagt, dass sie nur helfen wollte, also war sie anscheinend erst später zu dem Kampf dazu gekommen und dann war vermutlich der schwarze einfach abgehauen. Wäre erdie ganze Zeit nicht beteiligt gewesen, hätte Catori es verstehen können, man überlegte es sich für gewöhnlich ob man so viel riskieren wollte. Doch einfach zu verschwinden wenn andere einem helfen wollten und darauf auch noch Stolz zu sein! Mühevoll schluckte die graue Wölfin ein Knurren herrunter.
Sie musste sich wieder beruhigen, trotz allem durfte sie sich nicht derart in soetwas hineinsteigen. Vielleicht hatte sie ja nur etwas falsch verstanden? Andererseits, was gab es da schon falsches zu verstehen? Vielleicht konnte ihr ja die Reaktion des Rüden sagen, ob es noch mehr einflüsse gab.


(Catori ist bei Zita, Slifer, Tihar und Yuka; irgendwo im Niederwald)
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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 30 Okt 2010 11:31    Titel: Antworten mit Zitat



Dass Yuka ihren Platz wie selbstverständlich verließ und sich der labilen Fähe näherte, passte ihm überhaupt nicht. Misstrauisch folgte er ihr mit einem strengen Blick. Wollte sie ihr etwa Mitleid spenden? Ihr nun also auch sagen, wie tragisch doch der Tod ihrer unfähigen Freundin war? Das hatte etwas Gefährliches. Gerade von einem Welpen konnte das nur kommen, wenn es ernst gemeint war, ein Welpe hatte mehr als jeder andere die Möglichkeit jemandem Trost zu spenden. Die großen, runden Knopfaugen, das buschigweiche Fell und die runden Ohren … sie sollte nicht mehr so süß sein, hübsch sollte sie endlich werden, hübsch wie seine Claire. Aus der Kleinen konnte noch etwas werden, aber nur dann, wenn sie sich nicht von den Lügen und Falschwahrheiten dieser beschränkten Nichtsnutze einlullen ließ. Yuka glaubte jeden Unsinn. Er hatte ihr erzählt, dass ihre Eltern tot waren und sie hatte nicht widersprochen, er hatte klar gemacht, dass Skadi gemeingefährlich und unberechenbar war und so ähnlich hatte sie es auch aufgefasst, die Braungraue hatte ja auch alles getan um das zu bestätigen, in dem sie sie zurückgewiesen hatte.
Aber Tihar wurde eines Besseren belehrt. Zunächst zuckten seine Muskeln vor Anspannung, als die Antwort auf die Frage bevorstand, warum sie ihm folgte. Aus Gehorsam natürlich, weil sie gar keine andere Wahl hatte und weil Tihar der einzige war, der stark genug war sie vor Gegnern zu verteidigen, Gegnern wie dem Bären. Yuka war unvoreingenommen gewesen, bevor er auf sie getroffen war. Sie hatte die Chance auf seine Hilfe, sie war noch nicht von Vorurteilen besessen, aus ihr konnte noch etwas werden, etwas, das mehr wert war als eine von Trauer zerlaufene Fähe die sich an die Gefühle Fremder schmiegte und bittersüße Tränen weinte.
Das nächste verstand er leider nicht mehr. Ausgerechnet die wirklich spannende Antwort nuschelte sie so leise dahin, dass sie nicht mehr deutlich genug zu seinen Ohren drang. Er neigte den Kopf leicht nach unten und versuchte es aufzunehmen, aber die schwachen Worte versickerten in dem dichten Fell der weißgrauen Fähe.

Ja, warum? Warum hörte sie auf ihn? Hatte sie etwa etwas mit ihm vor? War sie es, die ihn hier ausnutzte, anstatt umgekehrt? Sein Plan war ja schön daneben gegangen. Anstatt von den beiden Fremden aufgenommen und herzlich begrüßt zu werden, weil er in dieser kargen Zeit etwas junges Leben bei sich führte, wollten sie Yuka von ihm absplitten und ihn wegwerfen wie eine alte Schale, die man nicht mehr benötigte. Aber das ließ er nicht mit sich machen. Er setzte sich zur Wehr wie es sich für einen stolzen Rüden gehörte, er hatte die Qualität eines Alphas und wer sich ihm respektlos näherte, wurde niedergemacht. Das war die einzig logische Konsequenz. Man konnte ihn herausfordern, ihn zum Duell zwingen und ihn angreifen um ihn zu töten. Vielleicht gab es jemanden, der im Stande war ihn umzubringen, ihm das Leben zu nehmen und seinen leblosen Körper als Schale zurückzulassen, das hatte dieses Großmaul dort allerdings nicht geschafft, nur Worte ohne Taten stieß er ab. Etwas dazwischen gab es nicht, entweder er lebte oder er starb, entwürdigen ließ er sich nicht.
Was also war mit Yuka, dass sie die Antwort lieber flüsterte, einer potentiellen Gegnerin ihres Meisters ins Ohr, dass er es nicht hören konnte? Yuka war doch viel zu gutmütig um jemanden wie ihn zu hintergehen. Bestimmt spielte sie kein doppeltes Spiel und verfolgte seine Befehle nur, um seinen Schutz zu ernten. Sie wusste ganz genau, dass er sie bestraften würde, tat sie das. Aber so hinterlistig war sie nicht, das war nicht Yuka, nicht seine Yuka.
Auch das Lachen aus ihrem kleinen Maul verwirrte ihn mehr. Er bekam eine misstrauische Miene und blinzelte unzufrieden. Machte sie sich über ihn lustig? Yuka sollte Acht geben, was sie tat. Wenn sie sich nun ebenfalls gegen ihn verschwor, konnten ihr die Götter nicht mehr helfen. Der Blitz sollte sie treffen, wenn sie es wagte ihren Verteidiger zu missbrauchen!
Immer mehr wuchs sein Kopf zu ihr herüber, nur die Nähe der Wölfin hielt ihn davon ab, ganz an die kleine Welpin heranzutreten und ihre Worte aufzusaugen wie eine Bestätigung, eine Prüfung, ob sie wirklich gelernt hatte, was er ihr vermitteln wollte.
Immer mehr Wortfetzen bekam er zu hören. Ihre zarte Stimme sollte zeigen, dass sie ein intelligenter Wolf war und wusste, was gut für sie war. Sie sprach also davon, dass sie dem Rudel beitreten konnte. Kurz schweifte sein Blick zu den anderen beiden. Rudel … das war ja noch nett ausgedrückt, ein Lumpenpack waren sie!
Yukas Rede wurde immer länger. Sie redete außergewöhnlich viel und wollte gar nicht mehr aufhören. Da gab es nichts zu rechtfertigen! Diese Wölfin dort war ihrem Untergang nahe, sie nahm Yukas Worte ohnehin mit ins Grab und ihre Begleiter gingen mit ihr. Danach trauerte niemand mehr um sie. Während des Abhörens der Kleinen gab er stets Acht, dass der vorlaute Kräfteträumer keinen neuen Angriff wagte.

Der nächste Satz, den er einfangen konnte, zauberte eine hämisches Grinsen auf seine dunklen Lefzen. Ich gehöre praktisch ihm … ja, praktisch und theoretisch, absolut. Aber er würde sie schon nicht fressen, auch wenn die hilflose Begleiterin Slifers so etwas andeutete und es sich sicher wünschte, damit sie einen Grund hatte, Tihar zu verteufeln; bislang hatten sie den nicht.
Zita schwafelte davon, dass er Schuld an dem Tod ihrer Freundin war, darüber hatte er nur verächtlich mit den Lefzen gespielt. Sollte sie doch wagen ihn anzugreifen! Sie wusste, dass er für ihren Tod nichts konnte, sie wusste, dass sie ihm nichts konnte, sie wusste auch, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Umso aussichtsloser es für den Ertrinkenden war, desto heftiger und unkontrollierter paddelte der Ärmste im Wasser umher, in der Hoffnung, ein Wunder würde ihm noch helfen und das böse Wasser wegzaubern. Zitas Gerede brauchte man nicht ernst nehmen, sie war es überhaupt nicht wert, dass er seine Kräfte an sie verschwendete. Sie bog sich die Wahrheit zurecht, wie sie sie gern hatte, weil sie partout nicht einsehen wollte, dass er ihre Freundin nicht hatte retten können, weil er den Bären erst später in die Flucht geschlagen hatte, während er die kleine Yuka heldenhaft aus der Misere gezogen hatte. Sie war erbärmlich, hatte weniger Stolz und Selbstbewusstsein als dieser kleine Welpe. Auch die lächerlichen Anklageversuche der Wölfin an der Seite Slifers kümmerten ihn nicht.

Yukas letzte Worte stellten ihn mehr als zufrieden, es gab gar keinen Grund mehr sich noch vor etwas zu fürchten. Die Großklappe hatte sich gewaltig den Kopf gestoßen, die zwei Fähen bewarfen ihn mit Wattebällchen und Yuka gelobte den großen Meister Tihar LeNuit wie einen Erlöser. Er erhob sein Haupt und sah stolz auf die kleine Welpin. Was machte es schon, dass der schwarze Rüde ihn unerlaubt berührt hatte? So lange Yuka unangetastet blieb und gut über ihn sprach, waren alle anderen Versuche, ihn schlecht zu machen, sinnfrei.
Sein rechtes, schwarzes Ohr zuckte etwas, als er einen weiteren Satz der Kleinen aufnahm, der ihn beinahe entzücken ließ, sie war doch noch ein süßer Welpe. Aber nicht mehr lang, dann wurde aus ihr eine stolze Fähe und sie hatte es ihm zu verdanken. Eine stolze, schöne und vor allem selbstbewusste Polarwölfin die ihrem Retter dankbar war, war allemal mehr wert als ein von einem Bären zerpflückter, toter Wolfswelpe.
Endlich hatte Yuka genug geredet. Er musste gar nichts sagen, er brauchte nicht einmal knurren. Die zwei Fähen waren unfähig ihn zu besiegen und der einzige, der es vielleicht gekonnt hätte, musste nun auch einsehen, dass er nicht im Stande war. Yuka sprach ihm aus dem Munde, nur dass sie es etwas freundlicher formulierte, welpengerecht eben. Noch einmal senkte Tihar den Kopf und warf Zita einen mitleidlosen Blick zu, den sie trotz verweinter Augen hoffentlich wahrheitlich lesen konnte. Seine Nasenflügel blähten sich etwas auf als er mit einem Luftstoß, fast stimmlos wie eine Schlange zischte …

„… lieb von dir …!“

Anschließend nahm er zum allerersten Male Yuka ganz unverblümt am Schopfe und hob sie hoch. Er war sich nicht sicher, ob man einen Welpen so trug, immerhin hatte er das nie zuvor getan, schließlich war er kein Vater. Er wusste nur, dass seine Eltern es bei ihm und seinen Geschwistern immer so getan hatten, in den ersten Tagen ihres Lebens, das wusste er noch ganz genau. Er hob den kleinen Wolfskörper an und bewegte Yuka gezwungenermaßen weg von dieser Fähe, die so hinterlistig wie unfähig war, ihm Schuld zuzuweisen, die nicht einmal er verdient hatte. Ach hätte er den Bären doch nur in Ruhe gelassen, damit er seinen Spaß mit ihr gehabt hätte, sie wären einen Ärger los.
Zügig bewegte er sich weitere Schritte von ihnen weg. Das Aufnehmen Yukas mit seinem Maul hatte auch den großen Vorteil, dass Slifer es sicher nicht noch einmal wagte ihn anzugreifen und umzustoßen, weil er sonst die Gefahr einging, dass er auch Yuka verletzte. Erst in einer Distanz, die ihm groß genug erschien, ließ er Yuka wieder herab, damit sie selber laufen konnte. Sie war schwerer, als er geglaubt hatte, ihm fiel auf, dass die kleine Polarwölfin schon etwas gewachsen war, seit dem sie sich das erste Mal getroffen hatten. Nicht nur ihr Charakter hatte sich zum Rechten geformt, auch ihr Körper wurde erwachsener. Ein weiterer Grund, stolz zu sein. Stolz auf sich selbst, denn ihm hatte sie das zu verdanken.

((Yuka, Slifer, Catori, Zita | Niederwald ))

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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 01 Nov 2010 14:42    Titel: Antworten mit Zitat

Noch immer war der Rüde wie Kopflos. Er wusste nicht was er tat, ließ sich einfach von seinen Gefühlen leiten. Er wusste, dass er Takata nicht half indem er wie ein Kopfloses Huhn einfach nur in der Gegend umherkroch. Und sein jämmerliches Fiepen tröstete wohl auch nicht richtig…

Pilgrim war ratlos und das komplett. Verunsichert sah er auf Takata nieder.
Er war kein Beschützer, kein mutiger Wolf ja noch nicht einmal ein wirklicher Pfleger oder zumindest etwas Ähnliches. Er konnte keine Fürsorge mehr zeigen, dazu lastete seine Vergangenheit zu stark auf ihm…
Der Graue erinnerte sich. In seinen besseren Tagen war er ein Alpha gewesen, ein Fürsorger, ein Beschützer … ein Vater. Doch das war lange her, zu lange für Pilgrim. Er hatte vergessen wie man sich um so eine verängstigte Seele kümmerte, er hatte vergessen wie man tröstende Worte aussprach, wie man Mut und Zuversicht spendete, wie man tröstete… Begann der Rüde etwa… sich selbst zu verlieren?

Traurig sah er auf die gestürzte Takata herab, Mitleid überflutete ihn. Wenn nicht er, wer dann konnte so tief nachvollziehen wie man sich fühlte wenn man feststellte, dass der eigene, so vertraute Körper, plötzlich nicht mehr gehorchte. Ein leises Winseln kam aus seinem Fang, ehe er wieder um die Weiße herumschlich.
Das Mitgefühl das in ihm wogte, drohte überzuschwappen und ihn fortzuspülen, doch eine tiefe Dankbarkeit überflutete ihn, als er Skadis kommandierende Stimme vernahm. Gehorsam sank er neben Takata in den Schnee und überwand sich nah an sie zu rücken. Auch wenn ihr kaltes, schneebedecktes Fell ihn nun wahrscheinlich mehr frösteln ließ als er ihr Wärme spenden konnte.

Dankbar sah er Skadi kurz an, alleine hätte er es wohl nicht geschafft Takata zu helfen, doch Skadi hatte ihn aus seinen Gedanken, die ihn schon fast wieder mit sich gerissen hatten, gerissen. Pilgrim schnaufte kurz aus, es ging hier nicht um ihn! Takata musste nun geholfen werden und der Graue tat sein Bestes. Auch oder gerade um Skadi zu zeigen, dass er zu etwas nütze war.
Sein Kopf sank schüchtern auf seine kalten Pfoten. Er wusste, dass es wohl besser gewesen wäre, ihn auf Takatas Schulter oder Rücken zu legen, doch dazu konnte er sich nicht durchringen.
Er lauschte Takatas Stimme als sie wieder zu sich kam, doch als sie davon sprach einen Fehler begangen zu haben, sah er verwirrt und verängstigt auf. Takata sollte sich geirrt haben? Das klang für Pilgrim noch abwegiger als hätte man ihm gesagt, er sähe gut und stark und mutig aus. Sie war es doch gewesen die immer an ein Weitergehen geglaubt hatte, an Hoffnung…

Pilgrim verstand nun gar nichts mehr und ein schmerzlicher Gedanke nahm in ihm bittere Gestalt an. Warum schickte Takata nun ihn und Skadi fort? War das … ein Trick? Hatte nun auch sie es satt, mit ihm zu wandern? Wollte sie, dass er verschwand um alleine mit Skadi zu wandern?
Wie betäubt kam sich der Rüde vor und so konnte er Takatas Blick auch kaum erwidern, schon nach wenigen Sekunden musste er den seinen abwenden.
Er kam sich plötzlich verdammt einsam vor, daran konnten auch Takatas „Geständnis“ nichts ändern. Er hatte geglaubt endlich wieder so etwas wie Gesellschaft gefunden zu haben, auch wenn er selbst am Anfang keine gewollte hatte. Und nun sollte das alles ein Fehler gewesen sein?
Der Rüde wollte etwas sagen, es Takata wieder ausreden, doch er wusste nicht wie. Er wusste nicht wie man so etwas formulierte… Wie man Trotz demonstrierte und seine eigene Meinung darlegte.

Traurig, verwirrt und mit verstörtem Blick sah er Skadi an. Er wusste nicht so recht warum, doch Skadi hatte bis jetzt immer gegen Takata gesprochen. Er hoffte, dass sie es auch dieses Mal tun würde. Einfach damit der Graue Gewissheit hatte, dass Takata sich irrte, dass Skadi anders dachte, so wie er. Pilgrim wollte, wünschte sich, dass sie Takatas Forderung zerstreute und so auch Pilgrims Befürchtung nicht mehr gewollt zu sein. All sein Hoffen lag nun auf Skadi…



Pilgrim ist bei: Takata und Skadi; Nahe dem Funkelfall
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Zita
~Sternenseele~


Anmeldungsdatum: 07.03.2007
Beiträge: 463
Wohnort: An einem bessere Ort...
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BeitragVerfasst am: 01 Nov 2010 21:02    Titel: Antworten mit Zitat

Zita hörte ihr Herz schlagen, Schlag um Schlag, Minute um Minute. Bumm, bumm, bumm…
Sie spürte wie ihr Herz ihr Blut mit starken Schlägen beharrlich durch ihren Körper pumpte. Es rauschte in ihren Ohren…
Das Adrenalin, dass mit dem Herzschlag durch ihre Adern schoss, ließ de Fähe zittern.

Sie sah den Welpen vor sich an und spürte … nichts. Gar nichts.
All das Hoffen, dass sie, unverständlicher Weise in Yuka gelegt hatte, war verflogen. Sie spürte nichts. Keine Zuversicht, keine Fürsorge, kein Mitgefühl einem so kleinen Wesen gegenüber, nichts.
Welpen redeten nicht so, da war sich Zita sicher. Niemals.
Sie dachte an Stormy, „ihren“ Welpen, ihr Findelkind. Stormy war anders gewesen und nie, nie hätte sie so über einen so brutalen und beherrschenden Wolf geredet.

Die Worte der Welpin vor ihr verschwammen, wurden zu einem monotonen Rauschen, das mit dem sanften Fallen der Schneeflocken verwischte.
Dieser Welpe redete von Schutz, von einem Vater…
Unwillig schüttelte Zita ihren schweren Kopf. Väter waren zwar Autoritätspersonen und gaben Schutz, doch sie behandelten Welpen nicht so, wie Yuka es von Tihar lobte. Er war also für sie wie ein Vater…

Ein Vater…
Das Wort geisterte durch ihren Kopf.
Sie hatte ihren Vater nie gekannt, doch sie war sich sicher, dass er sie (Zita) nicht so behandelt hätte.
Was war das für ein Vater, der einen Welpen wie ein Sklave, wie eine Marionette behandelte? Dessen Willen man sich stur zu beugen hatte, egal was da kam?
In Zitas Kopf verblasste der Schwarze, eitle Rüde vor ihr. Er blich regelrecht aus, verlor seine Schwarze Fellfarbe, wurde weiß. Sein Knurren bedrohlicher, doch das Verhalten blieb gleich. So sah Zita Tihar an, abwesend, kaum noch wirklich da, bis der Weiße Kämpfer vor ihr stand – Targas.
Für Zita war Tihar genau das, er war wie Targas, nur das Targas um einiges brutaler, grausamer und boshafter war.

Die Fähe zuckte in sich zusammen als der nächste Gedanke sie überfiel. Sie wünschte sich, dass Tihar Targas begegnen sollte. An ihm würde er scheitern. Niemand konnte es mit Targas aufnehmen, nicht mal das Schwarze Großmaul das da so selbstgefällig vor ihr stand. Dann würde Yuka sehen, dass Tihar nicht so stark und kräftig war wie er allen hier vorgaukelte. Sie (Yuka) würde seinen Tod sehen… Und Zita wünschte es sich.

Die Fähe spürte, wie sie ruhiger wurde. Das Adrenalin aus dem Bärenkampf und der Auseinandersetzung mit Tihar, verblasste, wurde weniger.

Was hatte es schon für einen Sinn, einen Welpen „bekehren“ zu wollen der an ein blutrünstiges Monster als das Große Vorbild glaubte, der blind dem erstbesten Wolf folgte der Schutz und Nahrung versprach, dem der eigene Stolz wichtiger war als das Leben anderer?
Was hatte es für einen Sinn…

Das alles hier hatte sowieso herzlich wenig mit Zita zu tun. Sie war einfach nur eine Fähe die um eine tote Freundin trauerte und in den Machtkampf zweier Rüden gestolpert war.

Catoris Knurren ließ sie sich umdrehen. Auch das was die Fähe (Catori) zu Yuka über Tihar sagte, nahm Zita wahr und lächelte ihr dankbar zu. Schließlich empfand sie genauso.
Doch sagen würde Zita dazu nichts mehr. Sie wollte nichts mit so einem arroganten Rüden und seinem „kleinen Untertan“ zu tun haben, wie Catori Yuka nannte. Die Weiß-Graue wandte sich ab und sah aus den Augenwinkeln gerade noch wie Tihar sie ansah, sich dann aber Yuka schnappte und davonlief. Sollte er doch, Zita war es gleich…

Die Fähe ging auf Catori zu, versuchte sich nochmals an einem Dankbaren Lächeln, doch wandte sich dann vorsichtig an Slifer. Sie wusste nicht was Slifer für ein Rüde war, wie er so tickte und da sie wenig Lust auf einen erneuten Kampf hatte, fragte sie ihn leise:

„Hey…Alles in Ordnung bei dir?“




Zita ist bei Catori und Slifer; Niederwald
In der Nähe Tihar und Yuka

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Ich besitze die Erlaubnis von der Künstlerin "Goldenwolf" um ihr Bild zu verwenden!
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 01 Nov 2010 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sie hielt inne, als Takata sich plötzlich zu bewegen begann. Ein schwaches Lächeln hatte sie auf den Lefzen und die Augen blickten wieder lebendig, wenn auch müde und traurig. Sie spürte ihr eigenes Herz klopfen als ihr klar wurde, dass Takata nicht gestorben war und auch nicht sterben würde, zumindest jetzt nicht. Es hatte funktioniert! Oder war es nur ein Zufall gewesen? Es spielte keine Rolle, Takata war wach und sie hatte scheinbar das Richtige getan. Auch Pilgrim hatte ihrer Aufforderung sofort Folge geleistet und sich gehorsam neben der Weißen niedergelassen. Zufrieden nickte sie ihm zu. Auch wenn er schwach sein mochte und unsicher, er verstand zweifelsfrei, was um ihn herum vorging und er hatte gezeigt, dass er richtig reagieren konnte.
Takatas Worte überraschten sie. Sie hatte das Gefühl, dass die Weiße zum ersten Mal ehrlich war, ehrlich zu den anderen und vorallem ehrlich sich selbst gegenüber. Noch nie zuvor hatte sie ihre Zweifel derart offen gezeigt, die ein jeder intelligente Wolf aber doch haben musste. Vielleicht hatte sie sich geirrt und Takata nahm das Ganze doch ernster, als sie zunächst gedacht hatte. Vielleicht war sie doch nicht nur ein Wolf, der leichtfertig ein paar Störchen hinterherjagte, die unterwegs waren ins Land ihrer Träume. Sie machte sich Gedanken, machte sich Sorgen darüber, ob und wie sie diese Reise überleben konnten. Sie war nicht dumm, nur sehr naiv. Ja, noch immer erschien sie ihr naiv. Sie musste lächeln. Glaubte sie tatsächlich, dass irgendetwas sie dazu hätte zwingen können, die beiden zu begleiten? Schon längst hätte sie sie verlassen können, hätte allein weitergehen können, und es wäre gelogen zu behaupten, dass sie am Anfang nicht zumindest darüber nachgedacht hätte. Doch sie war geblieben, aus ihrem eigenen freien Willen heraus. Zum Teil, weil sie noch immer ein etwas schlechtes Gewissen Takata gegenüber hatte. Sie hatte sie zurückgelassen und ihren Tod in Kauf genommen, als das Feuer den Wald hinter ihnen verschlungen hatte. Doch Takata hatte überlebt und sie waren abermals aufeinander getroffen. Nun hatte sie den beiden versprochen, sie aus diesem Tal herauszubringen, und das würde sie auch tun. Sie sollten sehen, dass ein stolzer Wolf wie sie es war den Mund nicht zu voll genommen hatte. Noch dazu hatte sich die Lage grundlegend geändert, als sie sich ebenfalls verletzt hatte. Nun saßen sie alle zum ersten Mal in einem Boot, vielleicht nicht ganz auf Augenhöhe, aber sie waren trotzdem aufeinander angewiesen. Selbst Pilgrim konnte seinen Teil dazu beitragen, er würde tun, was man ihm sagte, und so schloss sich der Kreis.

“Ich habe schon längst für mich entschieden“, sagte sie schlicht. “Ich wäre nicht mehr hier, wenn ich es für aussichtslos hielte.“

Sie würde nicht aus purem Mitgefühl bei diesen beiden Wölfen bleiben, um gemeinsam mit ihnen zu sterben. Sie würde überleben. Sie war hart und willensstark genug und erst als sie diese Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass es die reine Wahrheit war. Instinktiv hatte sie sich einer Gruppe von Wölfen angeschlossen, so schwach sie auf den ersten Blick auch erscheinen mochte, und genau das würde ihnen eines Tages das Leben retten. Pilgrims hatten sie vielleicht schon gerettet, indem sie ihn einfach mitgenommen hatten, und auch Takata wäre vielleicht nicht mehr aufgewacht, wäre sie allein gewesen. Sie hatte Mühe in diese Wölfe investiert und würde sie nun nicht einfach grundlos zurücklassen. Diese Wölfe standen in ihrer Schuld und sie würden ihr helfen, sollte ihr Bein schlimmer werden. Sie würden wachsen und stärker werden. Tatsächlich waren sie bereits gewachsen. Pilgrim hatte zu Beginn nicht einmal die Umgebung um sich herum wahrnehmen können, war irgendwelchen Phantomen und Hirngespinsten hinterhergejagt. Und auch Takata hatte auf ihre eigene Weise die Augen vor der Realität verschlossen. Nun sprachen sie dagegen endlich die selbe Sprache und nannten die Dinge beim Namen. Man durfte nicht die Augen vor der Realität verschließen, selbst wenn sie grausam war. Man musste erkennen, was um einen herum vorging und wie die Dinge standen, dann erst musste man handeln.
Sie seufzte und ließ sich an Takatas anderer Seite nieder, so dass sie nun in ihrer Mitte lag. Da war die Pause, die sie so herbei gesehnt hatte, auch wenn es anders gekommen war, als sie geahnt hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen streckte sie ihr Hinterbein im Schnee aus, bis die Kälte den Schmerz betäubte und sie sich wieder ein wenig entspannen konnte.

“Der richtige Weg ist der, der aus dem Tal herausführt.“

Sie waren nicht auf dem falschen Weg, wie Takata gesagt hatte. Im Moment versuchten sie nur, dieser unnatürlichen Dunkelheit zu entgehen. Sie mussten weitergehen, mussten den Marsch fortsetzen, sobald es ihnen wieder etwas besser ging. Hatten sie es dann geschafft und draußen war es hell, so konnte jeder seiner Wege gehen, ganz wie es ihm beliebte. Sollte diese Dunkelheit jedoch anhalten und auch außerhalb des Tales, wenn keine Berge mehr den Horizont verdeckten, kein Lichtschimmer am Horizont auszumachen sein, dann würden die Schwierigkeiten erst richtig losgehen. Sie wollte nicht hoffen, dass es dazu kam, und doch war es eine Möglichkeit, die man in Betracht ziehen musste.

“Ich hoffe, dass es dann wieder hell ist, aber wenn nicht, können wir genauso gut auch den Störchen folgen.“

Ja, Takatas Idee war nicht so dumm gewesen. Bevor sie sich blindlings in der Dunkelheit in irgendeine zufällige Richtung wandten, konnten sie genauso gut auch den Vögeln folgen. In diesem Fall hätten sie nichts zu verlieren. Überhaupt überraschte es sie, dass die Weiße so schnell dazu bereit war, ihren Plan wieder aufzugeben, und das nachdem es ihr fast gelungen war, sie davon zu überzeugen.



(bei Pilgrim und Takata, nahe dem Funkelfall)

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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 02 Nov 2010 19:32    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrims Aufgebrachtheit entging ihr nicht. Der Rüde hatte etwas Welpisches an seiner Art, zumindest aber an seinen Bewegungen. Doch vielleicht war gerade diese Tatsache Grund dafür, dass man ihn einfach gern haben musste. Sie hegte kein bisschen Abscheu oder auch nur Abneigung gegen ihn, denn der Graue war selbst so schwach und hilflos, dass sie nicht anders konnte, als ihr Herz für ihn zu öffnen. Es berührte sie, wie er sich sorgte, wie er auf einmal zum Leben erwacht war und das erste Mal traurig war, während es nicht um ihn selbst ging. War dies etwa der erste Schritt einer kleinen Annäherung? War dies der erste, echte Baustein zur Sympathie beiderseits? An ihr sollte es nicht liegen, sie mochte den Grauen, einfach, weil er war wie er war. Nie hatte sie einen Wolf getroffen, der so schwach aber gleichzeitig so selbst war wie Pilgrim, wie sie ihn nannte. Er sah zwar nicht besonders hübsch aus, sein Fell war zerzaust, teilweise ausgerissen und sein Fleisch viel zu dünn. Auch die Sorgenfalten in seinem Gesicht ließen ihn nicht gerade wie einen hübschen Jüngling erstrahlen. Dennoch war sein Blick liebenswert, seine Augen schauten niemals böse und sie konnte sich kaum vorstellen, dass sie es je getan hatten.

Doch da war auch noch Skadi. Die Fähe, die sich ihr gegenüber eher stolz und unantastbar präsentiert hatte, war nun ebenfalls verwundet und konnte nicht länger verbergen, dass sie genauso sterblich war wie sie beide es waren. Das machte sie kein Stück wertlos, doch war es Takata in so fern wichtig zu wissen, dass sie es nicht mit einer Wölfin zu tun hatte, die den Status des Perfekten bereits erreicht hatte und für sie daher unerreichbar war. Nein, Skadi war nicht perfekt. Sie schon gar nicht und Pilgrim wäre der letzte gewesen, der das von sich behauptet hätte. War das vielleicht das Bindeglied zwischen den Dreien, das ihnen eine ernüchternde Gemeinsamkeit verschaffte? Nun also standen sie alle Drei auf der selben Stufe, keiner war mehr perfekt, keiner war mehr unrettbar verloren und keiner hatte mehr Grund, die Hoffnung aufzugeben, weil sie sie alle drei gleichermaßen brauchten. Takata wünschte sich, dass sie nicht gingen. Zittern und Bangen machte die Zeit zwischen ihrer Rede und der Antwort der beiden aus. Skadi stellte, wie es für sie normal war, recht bald klar, wie sie über ihre Worte dachte. Sie war überraschenderweise nicht mehr der Meinung, dass dies ein absolutes Hirngespinst war, das nicht den Hauch einer Hoffnung verdient hatte. Obwohl sie sich nie gewagt hätte es der Braun-Grauen derart deutlich ins Gesicht zu sagen, so war sie dennoch froh darüber. In Takatas Kopf richtete das das Bild Skadis gerade, sie war eine Wölfin wie sie es war, ein verletzbares Wesen wie Pilgrim. Eine andere Skadi hätte sie auch nicht auf ihrer Reise dabeihaben wollen, hätte sie sich tatsächlich als etwas Wichtigeres, als jemand Wertvolleren betrachtet, der sich nicht mit zwei solch versagenden Wölfen abgab, dann hätte sie gehen sollen. Schlimmstenfalls wäre Takata mit Pilgrim zusammen unter den Schneemassen erstickt, aber auf Höhenflüge, gestiftet vom Wahnsinn selbst, hatte sie keine Lust.

Fast kehrte ein besserwisserisch Lächeln auf ihren Lefzen ein, sie freute sich, dass die Braun-Graue bei ihnen blieb, dass auch Pilgrim bei ihr blieb und sie nicht verließ, weil sie ihm nicht einfach egal war. Das war ein Grund mehr, dem Grauen zur Seite zu stehen, sobald sie selbst wieder stark genug war.
Den Störchen mussten sie folgen, es gab kaum eine andere Möglichkeit. Wenn Skadi aber tatsächlich eine bessere Idee gehabt hätte, eine, die selbst ihr mehr Optimismus verliehen hätte, so hätte die Weiße keinen Augenblick gezögert und ihren Rat befolgt. Die Braun-Graue erschien ihr keineswegs übermäßig risikobereit. Sie verstand etwas vom Überleben, jagte und kämpfte mit einem Luchs anstatt davon zu rennen. Sie hatte ihre Hochachtung verdient. Dennoch hatte Takata wohl Recht gehabt, denn es gab einfach keinen besseren Weg als den, den Störchen zu folgen. Der beste Beweis war, dass niemand von den Zweien ging, als er die Möglichkeit dazu hatte, auch Skadi nicht, die eindeutig beteuerte, dass sie schon früher hätte gehen können und damit hatte sie sicher auch Recht.
Nun lagen sie dort, alle Drei. Die drei Verlorenen, die nur noch sich gegenseitig hatten. Niemand konnte es sich leisten, in dieser öden, lebensfeindlichen Gegend allein ins Abenteuer zu gehen, das ganz schnell zum Todestrip werden konnte.
Die Polarwölfin verschnaufte. Gern hätte sie hier noch eine Weile gelegen. Sie genoss die Nähe der beiden., Keiner der beiden Wölfe bedeutete ihr nun mehr oder weniger, sie waren beide unverzichtbar, für sie, für sie alle Drei. Doch hatten sie ihr genügend Leben eingehaucht, ihr genügend von ihrer Wärme geteilt. Obwohl sie den beiden aus ihrer tief empfundenen Dankbarkeit gern noch ein Zungenschlecken verliehen hätte, an die Wange, so wusste sie doch, dass es in diesem Moment nicht der rechte Augenblick dafür war. Der Zeitpunkt musste später kommen, dann, wenn es notwendig war, so wie es für sie nun eben unverzichtbar gewesen war, als sie zu Boden gestürzt war. Die Weiße sammelte all ihre wiedergewonnenen Kräfte und erhob sich aus der Liegeposition. Es fiel ihr innerlich schwer, diesen ansich so schönen Moment zu beenden und wieder in die Kälte aufzubrechen. Wie gern hätte sie die Zeit angehalten und diesen Moment für immer genossen. Wer konnte schon sagen, ob sie je wieder alle Drei so schön beieinander liegen würden. Wer wusste schon, ob die Notwendigkeit je wieder eintrat, dass sich selbst die zurückhaltende Braun-Graue darauf einließ, neben Pilgrim und ihr zu liegen.
Takata sah auf die beiden herab und sprach mit schwacher aber trotzdem recht entschiedener Stimme.

„Ich danke euch.“ Sie setzte eine kurze Pause. „Lasst uns keine Zeit verlieren. Das Tageslicht soll uns gehören“, sprach sie und sah dabei auf Skadi, deren Aussage ihr Anlass zu dieser Bemerkung gegeben hatte.


(Pilgrim, Skadi nahe Funkelfall)

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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 03 Nov 2010 18:44    Titel: Antworten mit Zitat

Als sie ihre Rede beendet hatte, versuchte Yuka, so wenig wie möglich zu blinzeln.
Ihre Schwester hatte mal zu ihr gesagt, wer oft blinzeln würde, sei nicht vertrauenswürdig. Die gelegentlichen Ratschläge ihrer Familie kamen ihr jetzt ziemlich oft zur Hilfe, dachte sie und verkniff sich ein zufriedenes Lächeln, weil sie immer noch genügend damit beschäftigt war, süß, liebenswert und vor allem unschuldig zu wirken.

Denn sie wollte auf gar keinen Fall, dass Zita oder diese andere Fähe, wie war noch mal ihr Name, wirklich wütend auf sie wurden.
Bei einem späteren Zusammentreffen, wenn das wirklich mal passieren würde, wollte sie nicht in gar zu schlechtem Licht da stehen.
Es war nur zu hoffen, dass es keine weitere Begegnung gab, denn auf ein mehr oder weniger freudiges Wiedersehen mit diesem Häufchen oder mit dieser Skadi war sie nun wirklich nicht scharf.

Weiterhin lächelte sie, obwohl in ihr so langsam leise Zweifel aufstiegen, ob das nun wirklich richtig gewesen war.
Immerhin hatten ihr weder Zita noch Slifer etwas getan.
Ach was, beruhigte sie sich selbst, es gab keinen Grund zur Sorge.
Sie hatte sie ja nicht offensichtlich beleidigt.
Und überhaupt, wer konnte einem kleinen Welpen schon lange böse sein?
Nicht viele.
Und hoffentlich gehörten diese da nicht zur Kategorie, die gegen ihren unbeholfenen Charme immun waren.
Bisher hatte sie es noch immer geschafft, die älteren Wölfe um den Finger zu wickeln, wenn sie nur wollte und genügend überzeugend war.

Sie bemerkte, dass Tihar anscheinend ganz Ohr ihren Ausführungen gelauscht hatte und nun zufrieden zu ihnen herübersah.
Gut für sie, schlecht für die Anderen.
Anscheinend war der schwarze Rüde ihren bösartigen kleinen Spitzen, die in sanfte Worte und einen liebreizenden Ton verpackt waren, schon fast vollkommen erlegen.
Tja, es kam halt immer gut an, wenn man als kleine Fähe die Leute, die ihren Beschützer kritisierten, freundlich niedermachte.
Am Liebsten hätte sie laut gelacht, doch ihre Miene war immer noch im Lächeln eingefroren.

Jetzt musste aber mal irgendwas passieren, die Fähe starrte sie ja nur an, als ob ihr auf einmal ein zweiter Kopf gewachsen wäre.
Gerade wollte sie sich höflich nach ihrem Befinden erkunden, als Tihar auf einmal näher trat und sich zu Zita hinunterbeugte.
Mit einem durch und durch bösartigen Grinsen flüsterte er etwas, die genauen Worte entflohen ihren Ohren.
Doch es musste etwas wirklich Gemeines gewesen sein, denn man sah förmlich, wie die Fähe ein winziges bisschen in sich zusammensackte.

Da bewegte sich auch die Andere, ihr Name war Catori, fiel Yuka gerade wieder ein, und sprach sie direkt an.
Doch ihre Worte waren an Tihar gerichtet, das war offensichtlich.
Warum dachten eigentlich alle erwachsenen Wölfe, sie sei dumm oder so was, und könne diese feinen Redewendungen nicht verstehen.
Als sie gerade etwas erwidern, spürte sie auf einmal Zähne an ihrem Nackenfell.
Sofort verkrampfte sie sich.
Wer war das.
Geschockt weiteten sich ihre Augen, durch ihre Adern lief ein eisiger Schauer, bis sie erleichtert erkannte, dass sie kein fremder Wolf mal eben so entführen wollte, nein, es war Tihar, der sie fast schon mit einem Fürsorglichkeit, die bei seiner Größe einfach nur unglaublich komisch wirkte, hochhob und von den anderen Wölfen wegtrug, drei, vier Wolflängen weg von ihnen, bis er sie wieder herunterließ und einfach weiterging.

Huh?
Was sollte das?
Leicht verwirrt folgte sie ihm, bis ihr aufging, dass das sozusagen eine Bestätigung ihrer Worte sein sollte, ein ultimativer Beweis, dass er ihr Beschützer war.
Wunderbar.
Mit einem Grinsen, das seinem an Bösartigkeit in nichts nachstand, beeilte sie sich, um an seine Seite zu kommen.

Die Worte von Zita hörte sie schon gar nicht mehr.


(Tihar, Zita, Catori, Slifer - Niederwald)

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Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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Shato Morondo
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Anmeldungsdatum: 29.09.2010
Beiträge: 4

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BeitragVerfasst am: 08 Nov 2010 16:45    Titel: Antworten mit Zitat

So schlecht war sie wirklich nicht, die Insel. Genauer genommen war es nur eine Halbinsel. Der Unterschied war ein gewaltiger. Wenn man auf einer Insel gelandet war –durch welches Ereignis auch immer– und sie war unbewohnt, so weit stimmte mit diesem Fleckchen Erde alles überein, dann konnte man sicher sein, dass einen so bald niemand mehr störte, vielleicht auch niemals mehr. Vielleicht kehrten irgendwann in ferner Zukunft einmal ein paar Aussiedler zu dieser Insel und fanden die kläglichen Überreste des einzigen, vor langer Zeit an Altersschwäche gestorbenen Bewohners, ein paar Gerippe und den knöchigen Schädel. Aber halt. Zum Einen war er doch gar nicht allein hier, die Insel wurde von unzähligen Störchen besiedelt, zum anderen war das eben nur eine Halbinsel, kein Grund zum Träumen. Dabei geschah es ihm oft, dass er am helllichten Tag zu träumen begann, es trug ihn davon wie ein Blatt auf dem Meer, er merkte es nicht einmal, erst viel später, wenn er schon auf hoher See in seinen unendlichen Träumen trieb, die Küste der Realität, unerreichbar weit weg.
Aber da gab es noch etwas anderes … bis ans Lebensende? Lebten glücklich bis in alle Zeit? Nein davon konnte gewiss nicht die Rede sein. Er war doch gar nicht glücklich und so ein Leben konnte verdammt lange dauern. Er schüttelte innerlich mit dem Kopf, als versuchte er sich die aberwitzigen Wunschgedanken abzuschütteln. Sein Leben war weder glücklich noch war er es. Dies hier war allenfalls eine Notlösung, vielleicht auch einer dauerhafte, aber da sein ganzes Leben in einziges Provisorium war, fiel das gar nicht so auf.

Müde trabte er noch ein paar Schritte. Die Schneedecke wurde immer dünner, die angenehme Milde kroch durch sein dichtes Fell und verlieh ihm das absurde Gefühl von Frühling. Das ganze erschien ihm surreal … er kam direkt aus dem Winter, der eigentlich der Herbst sein musste und lief in den Frühling. Mit jedem Schritt wurden es weniger Eiskristalle unter seinen schwarzen Pfoten. Der Himmel aber war auch hier dunkel, so dunkel und finster wie das Reich seiner Gefühle. Alles lag im Schatten. Und es war besser so.
Seine Nase begann reflexartig zu zucken, als ihm ein Duft aufstieg, der Duft von Beute. Natürlich war er hier nicht allein, es gab einige Tiere, die sich längst hier her verzogen hatten, er war nicht der Erste. Es roch nach Igel. Die kleinen Tiere hatten diese Halbinsel längst bevölkert, umso besser für ihn, denn von irgendetwas musste er sich schließlich ernähren. Seine müden Läufe trabten schneller, sein schwerer Körper setzte sich in Bewegung und wenig später verfolgte er die Fährte des unvorsichtigen Stacheltiers. Der innere Instinkt, der zum Überleben aufforderte, war gleichzeitig der unbändige Motor seines Körpers, trieb ihn immer wieder voran, wenn sein Geist längst aufzugeben bereit war. Warum nahm er anderen Tieren noch das Leben um sich am Leben zu halten? War das nicht ungerecht? Aber es gab keinen Zweifel, dass er es durchaus konnte. Er war weder alt noch verletzt, sein Körper war unversehrt, nur mit seinem Ich gab es ein paar Probleme. Ha, ein paar Probleme! Das war ja die Untertreibung des Lebens. Natürlich sah das ganz anders aus. Dieses Problem war nicht der kleine Stein, der vom Himmel fiel und ausgerechnet ihn am Kopf traf, er selbst war ein solcher Stein und raste mit ungeheurer Geschwindigkeit ins Verderben, zerschellte am unnachgiebigen Boden, der sich bittere Realität nannte.

Apropos Stein … natürlich war ihm die Ankunft des außerirdischen Riesen nicht entgangen. Der Koloss von einem Gestein hatte sie heimgesucht wie die Krankheit das Lebewesen. Der Tumor breitete sich längst aus und machte nach und nach alle Regionen lebensunfähig. Wäre es nicht eine unglaubliche Ironie des Schicksals, wenn er der letzte Wolf sein sollte, der überhaupt noch am Leben war? Shato Morondo, der letzte Überlebende der Wolfheit. Das klang so absurd, dass er während des Rennens schnaufte. Aber jetzt war keine Zeit für Fantasierereien, jetzt mal nicht. Er musste Beute schlagen. Das arme Tier hatte allem Anschein nach noch nicht einmal registriert, dass ihm der Tod nahe war. Vielleicht lebte es glücklich auf seiner Halbinsel und nun kam er und zerstörte es. Aber es sollte schnell gehen, es sollte nicht noch mehr Leid geben. Es genügte, wenn er der Inbegriff des Leidtragenden war. Als ihm das stachelige Tier ins Blickfeld kam, rollte sich der kleine Mäusejäger sofort zusammen, ja hatte er denn das Donnern des Bodens unter seinen vier mächtigen Läufen nicht bemerkt? Vielleicht erhaschte er einen blinden, tauben Igel, der auch nicht wittern oder fühlen konnte. Aber nein, das war ja Unsinn, immerhin hatte sich der Igel zusammengerollt. Aber das hinderte ihn keineswegs daran seinem Jagdtrieb zu folgen und die Beute zu reißen. Sein mächtiger Fang umschlang den Igel, der allem Anschein nach noch nicht einmal ausgewachsen war und zerdrückte seinen Körper wie eine Frucht. Ungeachtet der fiesen Stachel, die in seinem Maul stachen, aber den Schmerz hatte er schon längst als einen dauerhaften Begleiter an seiner Seite zu akzeptieren gelernt. Kein körperlicher Schmerz konnte so böse sein wie der, der ihm auf der Seele lastete. Sollte er doch leiden, nun auch physisch, verdient hatte er es. In diesem Falle aber nutzt es ihm sogar noch, denn er kam auf diese Weise an Beute, die seinen Hunger stillte.

Als der Igel seinen inneren Verletzungen erlegen war, Blut trat nicht hervor, da rollte sich sein Körper ganz von allein wieder aus und der Schwarze konnte anfangen, die stachelfreie Seite auszunehmen, nachdem er ein paar Male verschnauft hatte. Eine kleine Mahlzeit, die ihn nicht lang bei Kräften halten konnte, aber er hatte sonst nichts zu tun. Es sollte nicht seine letzte Beute an diesem Tag sein. Es würde sich zeigen, was seine neue Heimat noch zu bieten hatte.



(Storchenhalbinsel, ganz allein)
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Catori
Wölfin der Hoffnung


Anmeldungsdatum: 19.02.2010
Beiträge: 121

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BeitragVerfasst am: 08 Nov 2010 21:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sie hatte nichts falsch verstanden.
Ungläubig beobachtete sie wie der schwarze noch etwas zu Zita sagte und dann den Welpen einfach mit sich nahm um ihn nach deinigen Schritten wieder ab zu setzen. Irgendwie schien es tatsächlich irgendwie an dieser Fellfarbe zu liegen. Alle schwarzen Wölfe die sie hier getroffen hatte waren geistig nicht ganz gesund gewesen und dieser hier machte auch keine Ausnahme. Da konnte man doch nur hoffen dass sie nicht auf noch einen schwarzen Wolf trafen. Zita hatte Tihar am Ende einfach nicht mehr besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und wand sich nun Slifer zu.
>Na ja wenigstens etwas hat dieser arrogante Schnösel gebracht<,
dachte sich Catoti und schaute zu wie Zita zudem übrig gebliebenen schwarzen Wolf ging um ihr zu Fragen ob alles in Ordnung sei. Sie stand erstmal einfach nur da. nach Tihar und Yuka schaute sich die Wölfin nicht noch einmal um. Stattdessen freute sie sich, dass Zita durch diese dumme Situation aus ihrer Trauer gerissen worden war und sich nun Um Slifer kümmerte. Vielleicht wurde ja doch noch alles besser und sie hatte in diesem Tal nur einen schlechten Start gehabt?
Lächelnd hob Catori wieder ihren Kopf zum Himmel und schloss die Augen, damit ihr keine Schneeflocke hinein fiel. Nachdem sie einige weitere Sekunden genossen hatte wie der Wind mit ihrem Fell spielte, sandte sie in Gedanken ein großes "Danke" aus. Endlich schien es wieder bergauf zu gehen. Sie konnte mit diesen beiden Wölfen einen Weg aus dieser Dunkelheit suchen. Vielleicht würde sie sich einigermaßen an die Art von Slifer gewöhnen. Weiterhin lächelnd öffnete sie wieder die Augen und drehte sich zu ihren zwei Begleitern. Am liebsten wäre sie vor Freude herum gesprungen, doch dann fiel ihr ein, dass Slifer ja angegriffen worden war. Hoffentlich hatte er sich nicht all zu schwere Verletzungen zugezogen. Schnell trabte Catori zu den beiden um sich zu vergewissern.
Doch was sollten sie tun wenn dieser Tihar ihn schwerer verletzt hatte? War der schwarze Wolf vielleicht deshalb so schnell abhehauen? Irgendwie traute Catori es ihm zu, dass er sich nun verzog nachdem er ordentlich schaden angerichtet hatte.... hatte er das bei dem Bären nicht eigentlich auch getan? Angewidert schüttelte Catori den Kopf. Konnte ein Wolf tatsächlich derart böswillig sein? Irgendwie schien dieses Tal ihr sämtliche seltsamen Wölfe zeigen zu wollen die es gab. Wölfe die grundlos aufeinander losgingen, Wölfe die anderen böswillig das leben schwer machten und noch andere Eigenschaften, von denen Catori nie geglaubt hatte, dass sie derart dominierend in einem Wolf vertreten sein konnten. Es war tatsächlich besser, wenn sie hier schnellstmöglich verschwanden. Wer weiß was allein auf dieser Reise noch alles ihren Weg kreuzen würde.


(Catori ist bei Zita, Slifer; irgendwo im Niederwald)
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