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Kapitel VI – Dunkelheit

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Die böse Rechtschreibung :: Nächstes Thema anzeigen  
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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 01 Jun 2010 8:58    Titel: Antworten mit Zitat

Irgendwie schien es ihr, als waren sie unter einer Art Glocke gefangen, so wie man den Nebel mitunter beschrieb. Vielleicht war Nebel auch kein schlechter Vergleich. Takata rief den fremden Wolf, doch er konnte nicht wirklich sehen, wer da rief, denn er schenkte ihr nur selten einen traurigen Blick. Auch ihre Worte drangen nur schwer durch diesen dicken Nebel, seine Ohren standen zu ihr gerichtet, aber Reaktionen in seinem Gesicht konnte sie nicht wahrnehmen. Sie wusste überhaupt nicht, was sie noch versuchen sollte, sie gab alles, was sie hatte … Aufmerksamkeit, Friedlichkeit und wärmste Zuneigung, sodass es selbst für sie beinahe zu viel war, denn sie kannten sich nicht. Sie wusste nur, dass es nicht leicht sein würde, ihn mit auf eine Wanderung zu nehmen. Noch immer hielt der Gedanke des Verderbens ihre Gutmütigkeit fest, wie ein Jäger sein Opfer. Sie musste den Tod ebenso fürchten, konnte sich nicht über die Gesetze der Natur hinwegsetzen und ihnen trotzen. Auch ihre Schwäche war eine unerahnbare Behinderung auf dem Weg zur Hoffnung, zur Erlösung vor diese kalten Hungertod.
In seinen Augen blühte nicht so etwas wie Erleichterung auf, kein Glanz stand darin und gab Antwort auf ihre hilflosen Versuche, ihn ins Leben zu drängen. Sie konnte nicht mit ansehen, wie vor ihren Augen ein Wolf in Verzweiflung ertrank.
Auch sie erschrak, als sie bemerkte, was ihre Berührung ausgelöst hatte. Für gewöhnlich waren es meist die Fähen, die vor Berührungen des anderen Geschlechts zurückschreckten und die Distanz um jeden Preis wahren wollten, so lange das Gegenüber fremd war. Hier stellte sie zum ersten Mal fest, dass es den Rüden wohl nicht anders erging, zumindest nicht denen, die Kampf und Unterdrückung scheuten, und das war bei ihm wohl der Fall. Wollte dieser Wolf nicht, dass man ihn berührte, auch wenn es noch so zärtlich, noch so lieb gemeint war? Takata hatte das respektieren müssen, so wie sie erwartete, dass man sie nicht gegen ihren Willen anstieß. Sie schluckte unsicher und betrachtete, wie sich seine Miene veränderte. Er reagierte nicht weiter darauf, hatte sich aber sichtlich erschrocken. Er war nicht böse, schimpfte sie nicht an und schrie, sie solle das nicht noch einmal tun. Vielleicht konnte er das gar nicht. Er besaß eine Stimme, dem konnte sie nun sicher sein, sie hatte sie bereits einmal gehört, doch vielleicht war es ihm nicht möglich, das so deutlich zu sagen. Er war kein Kämpfer, das schien ihr nicht so zu sein. Oder aber er war vom Kämpfen derart müde und hatte schon mehrere Wölfe in den Tod geschickt, dass er nun aufrichtig bereute, was er getan hatte und nicht mehr im Stande war sie auch nur anzusprechen, dass sie das unterlassen solle.

„Tut mir Leid.“

Stammelte sie leise und sah beschämt zu Boden. Sie hatte das als zu selbstverständlich erachtet, dabei hatte sie sich doch nur selbst befragen müssen. Wie hätte sie reagiert, wenn er sie angestoßen hätte, obwohl er sah, dass sie noch lebte? Sie nutzte die Chance, die er ihr weder gewollt noch ungewollt, wie es schien, gab, nicht weiter darauf einzugehen und wollte stattdessen erneut versuchen, ihn vom Mitgehen zu überzeugen. Doch war dies gar nicht nötig, er erhob sich und tat ein paar Schritte. Er hatte sich noch einmal erhoben und verhindert, dass der jetzige Platz seine Ruhestätte wurde, durch die Macht ihrer Worte. Vielleicht war es nicht so schlimm gewesen, dass sie ihn berührt hatte, vielleicht hatte er sich lediglich erschrocken, weil es so unverhofft geschehen war. Vielleicht hatte sie sich gar keine Vorwürfe zu machen, doch um das zu erfragen, war es wohl noch zu früh. Er hatte keinen Grund sich ihr anzuvertrauen, so fragte sie gar nicht erst. Doch wenn er dies nicht wünschte, so musste er es deutlich sagen, das war ihr wichtig.
Es schien beschlossen, dass sie ihre Wanderung fortsetzen konnten. Takata musste sich nun anstrengen, durfte nicht lahmen durch ihre Verletzung, damit er nicht den Mut verlor und sich von seiner Verzweiflung oder seiner Müdigkeit zu Boden ziehen ließ. Sie selbst hatte lieber liegen bleiben wollen und abwarten wollen, dass der Schmerz einfach von selbst verging. Doch war das zum Einen unwahrscheinlich und zum anderen hätte sie nur der Tod erwartet, sie wären zusammen in dieser Ödnis gestorben und die Lebenden hätten sie unter der Schneedecke vergessen … aus den Augen, aus dem Sinn …
Sofort trabte sie voran, mühte sich, kein Leid zu zeigen. Sie musste ihm vormachen, dass es ging, sie konnten es gemeinsam schaffen. Die weiße Fähe kniff die Augen zu und hielt die Luft an, wenn der Schmerz mit jedem Schritt wiederkam. Sie durfte jetzt nicht aufgeben, sie hatte ihm doch das Meer versprochen!
Ihre guten Ohren orteten noch nach einiger Zeit das entfernte Krächzen der Vögel, wie sie ihre Bahn zogen. Sie versuchte ihnen zu folgen und die Schmerzen derweil zu unterdrücken. Allein die Tatsache, dass sie ihm ein Vorbild sein wollte, das es schaffte, unter Schmerzen weiterzugehen, machte es ihr unmöglich, sich ihren Schmerzen und dem Willen nach einer Pause hinzugeben und sich in den Schnee fallen zu lassen. Sie hatten sich für die Wanderung entschieden, für das Meer, für die Hoffnung … jetzt gab es kein Zurück.


(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)

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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 01 Jun 2010 13:12    Titel: Antworten mit Zitat

Lange Zeit passierte erst mal gar nichts, die beiden sahen sich an und tauschten wohlplatzierte Beleidigungen in Form von angeblichen Höflichkeiten aus. Wie immer, wenn sich zwei Wölfe so gar nicht leiden konnte. Aber das war ja nichts besonderes. Sie wollte gerade noch einmal nachhaken, was Tihar LeNuit jetzt von ihr wollte, natürlich ganz unschuldig, angeblich hatte sie ja nichtsverstanden. Aber angesichts der angespannten Stimmung ließ sie es lieber und dachte lieber darüber nach, wie leicht sich Wölfe täuschen ließen. Einmal kurz große Augen gemacht, umhergetobt und ganz auf lieb und schüchtern, natürlich auch respektvoll gemacht und schon begegneten sie einem zumindest mit einem Ansatz von Wohlwollen. Doch sie hatte das Gefühl, dass diese Skadi sie durchschaut hatte und sie so sah, wie sie in Wirklichkeit war. Kalt und berechnend. Und an alldem waren nur diese Wölfe vom Nachbardorf schuld, die ihr ganzes Rudel umgebracht hatten. Sie merkte, wie die kalte Wut in ihr hochstieg und bohrte ihre kleinen Krallen in den Boden, um sich wieder zu beruhigen. Es half und nach ein paar Sekunden wich der wütende und verletzte Blick, der sich immer in sie schlich, wenn sie daran dachte..Sie hatte es gewusst. Diese Fähe war listig, sehr listig. Erst benahm sie sich ziemlich unhöflich gegenüber Tihar LeNuit und ließ ihn dann einfach stehen, mit der Begründung, sie könne ihm das selbst erklären. Natürlich war er wütend geworden. Jeder Rüde würde bei so einer Antwort zornig geworden. Bis dahin hatte sie das auch als halbwegs normal empfunden. Doch dann sprang er herum und baute sich ehrfurchteinflößend vor ihr auf und war anscheinend nahe daran, sie anzuknurren.
Bis zu diesem Punkt hatte sie nichts anderes als Neugier empfunden. Doch dann sagte er zwei Sätze, die sie erstarren ließen. Wie? Sie sollte entscheiden, wer zuerst trinken solle? Aber... das war unmöglich. Ihr Gehirn arbeitete in Sekundenschnelle, versuchte verbissen eine Lösung zu finden, wie sie aus dieser äußerst verzwickten Situation herauskommen. Wie furchtbar! Wie sollte sie denn entscheiden, das hieß, dass sie wählen musste. Aber so würde einer von beiden böse auf sie sein. Und das wollte Yuka definitiv nicht.
Also senkte sie den Blick, schaute betretenn auf die Erde und meinte mit leiser Stimme:

"A-a-aber...Es tut mir Leid, Tihar LeNuit... Aber ich kann das nicht. Ich meine....ich bin praktisch dazu verpflichtet, euch zu wählen, weil ihr sehr gut zu mir wart, ihr habt mich aus dieser scheinbar auswegslosen Situation herausgeholt, doch Skadi... hat mir nichts getan. Und ich, ich... ich weiß nicht. Ich möchte doch niemanden gegen mich aufbringen..."

Mit diesen Worten hob sie leicht den Kopf und sah ihn mit riesigen Auge an, in denen sich deutlich ihr Konflikt mit sich selbst spiegelte. Wie sollte sie so etwas tun? Selbst die weisesten Wölfe hätten damit Probleme gehabt und sie war doch erst ein halbes Jahr alt...
"Es tut mir Leid...", murmelte sie noch, bevor sie den Kopf wieder senkte.


(Funkelfall, Nähe Funkelgebirge: Tihar, Skadi)
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 01 Jun 2010 15:45    Titel: Antworten mit Zitat

Sie konnte ihr Herz heftig in ihrem Hals pochen fühlen, spürte förmlich, wie das ihr Blut in den Adern pulste und sich jeder Muskel ob des plötzlichen Adrenalinausstoßes anspannte. Für einen Moment hatte sie geglaubt, nein, sie war sich sicher gewesen, dass er sie anfallen würde. Die plötzliche, unerwartete Bewegung, als er ihr den Weg abschnitt, die gefletschten Zähne, und war da nicht einen Moment so etwas wie Wahnsinn in seinen Augen aufgeflackert? Nein, vermutlich hatten ihre Augen ihr einen Streich gespielt in diesem kurzen Schockmoment, aber es dauerte, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigte. Dieser kurze Moment, in dem sie stocksteif dastand, kam ihr wie eine Ewigkeit vor, obwohl es in Wahrheit nur wenige Sekunden waren. Diverse Gedanken durchzuckten sie, und alle hatten damit zu tun, ihr Leben zu schützen. Sollte sie sich unterwerfen? Nein, zu spät, er würde sie jeden Moment anspringen. Wegrennen? Dazu müsste sie sich umwenden und dann wäre sie noch angreifbarer. Sie musste sich verteidigen, so gut es ging, es gab keine andere Möglichkeit. Vielleicht sollte sie selbst ihm zuvorkommen, denn er war nun genau zwischen sie und den Fluss gesprungen, hatte das tückische Eis hinter sich und weniger Spielraum. In einem richtigen Kampf würde sie unterliegen, aber der Überraschungseffekt konnte vielleicht sein Übriges tun, und mit sehr viel Glück würde er auf dem Eis landen und einbrechen. Während sie im Geiste bereits die verschiedenen Szenarien durchging und versuchte, ihre Überlebenschancen einzuschätzen, dämmerte ihr langsam, dass er sie nicht angreifen würde – zumindest vorerst. Er stand immer noch dort, hatte sich nicht von der Stelle gerührt und fletschte die Zähne. Gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie ganz unwillkürlich und vollkommen automatisch die Ohren angelegt und das Nackenfell gesträubt hatte.
Als sie mit einem leisen, kaum hörbaren Seufzer ausatmete, kam es ihr so vor, als hätte sie minutenlang die Luft angehalten, aber das war natürlich Unsinn. Eiligst versuchte sie, sich wieder in den Griff zu bekommen. Hoffentlich schrieb er ihre Körpersprache dem Schrecken zu und nicht etwa Aggression, das fehlte gerade noch.
Langsam normalisierte sich ihr Herzschlag wieder. Warum reagierte er so heftig, so aggressiv? Seine Reaktion kam für sie völlig unerwartet. Gerade eben ging es noch um den Welpen, er hatte ihr seine eigenen Pflichten aufhalsen wollen, und als sie sich erfolgreich gedrückt hatte, ging es plötzlich um ein paar Schlucke Wasser? Das ergab keinen Sinn. Mehr noch, abermals benutzte er Yuka, zog sie mit in die Auseinandersetzung hinein, wollte offenbar von ihr in seinem Tun bestätigt werden. Gerade eben war sie ihm noch völlig gleichgültig gewesen, er wollte sie ohne zu zögern zurücklassen, ja, er war sogar zu feige, es ihr selbst zu sagen! Und plötzlich legte er Wert auf ihre Meinung, wollte sie sogar entscheiden lassen?
Doch Yuka, die wollige kleine Fähe, hatte offenbar ihren eigenen Kopf. Zweifellos hatte er erwartet, sie würde ihm uneingeschränkt Recht geben, wollte sie benutzen um ihr, Skadi, eins auszuwischen, aus welchen Gründen auch immer. Doch die Kleine hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht, indem sie sich einfach aus der Sache heraushielt. Für einen Welpen ziemlich schlau, das musste man ihr lassen, wenn sie auch über den eigenen Mut beinahe erschrocken schien, denn sie entschuldigte sich direkt und schien etwas ängstlich. Doch sie hatte sich verraten, indem sie sie beim Namen genannt hatte. Skadi – der Name war in dem Gespräch bereits vor einer Weile gefallen, noch bevor die Sprache auf Yuka gekommen war. Also hatte sie jedes Wort mitgehört, hatte mitbekommen, wie Tihar sie abschieben wollte, und trotzdem entschuldigte sie sich noch bei ihm. Was hatte er wohl getan, dass sie ihm so viel Dankbarkeit entgegenbrachte? Er hatte ihr ja nicht einmal wirklich geholfen, den Fluss zu überqueren. Sie hatte es selbst geschafft, noch dazu an einer ganz anderen Stelle als er. Genau genommen hatte er ihr das Überqueren der Eisfläche sogar noch erschwert, indem er mit seinem Gewicht zuerst aufs Eis ging und es direkt beschädigt hatte. Nun ja, sie konnte nicht wissen, was vor dieser Aktion zwischen den beiden passiert war. Auch wenn er behauptete, Yuka fremd zu sein, so schien ihr das wenig glaubwürdig, so wie die kleine Fähe mit ihm umging.
Und noch immer war ihr nicht ganz klar, was der Schwarze eigentlich wollte. Sollte er doch trinken, wenn er wollte, sie würde ihn bestimmt nicht daran hindern, ja, er hätte jederzeit trinken können! Umso übertriebener und unverständlicher seine heftige Reaktion. Es war ihr völlig egal, wer in welcher Reihenfolge trank, der Fluss würde schon nicht nach zwei Schlucken austrocknen, doch offenbar musste man ihm dies erst begreiflich machen.

“Beruhige dich“, brachte sie schließlich nach einigen Momenten heraus. “Ich bin nicht dein Feind. Es ist mir völlig gleich, wer zuerst aus dem Fluss trinkt.“

Ob die Sache damit wohl erledigt war? Vermutlich ging es ihm gar nicht ums Wasser und es war nur ein Vorwand, wie so vieles, um sie in ihre Schranken zu weisen. Oder es war ein ganz offensichtliches und ziemlich schlechtes Ablenkungsmanöver, um sich nicht mit Yuka befassen zu müssen und mit ihr über seine wahren Absichten sprechen zu müssen. Am liebsten hätte sie direkt süffisant darauf hingewiesen, dass sie die beiden nicht an ihrem Gespräch hindern möchte, aber sie verkniff es sich. Das war ganz sicher nicht der richtige Zeitpunkt, und offenbar war dieser Wolf im Moment nicht gerade gut gelaunt…
Sie schenkte Yuka ein kleines Lächeln, das sie aufmuntern sollte. Sie war froh, dass die kleine Fähe nicht Stellung bezogen hatte, aber gleichzeitig musste sie keine Angst haben. Selbst wenn sie sich gegen Skadi ausgesprochen hätte, sie war noch ein Welpe und hatte es nicht verdient, ins Kreuzfeuer zu geraten. Gern hätte sie ihr etwas gesagt, aber angesichts der Lage traute sie sich nicht. Wahrscheinlich hätte der Schwarze sich dadurch wieder in irgendeiner Form beleidigt gefühlt.
Nochmals sprach sie ihn an.

"Hierbei geht es doch nicht um ein paar Schlucke Wasser?“, mutmaßte sie. „Falls doch lasse ich euch beiden gern den Vortritt.“

Sie wich langsam einen kleinen Schritt zurück, um ihm zu zeigen, dass sie warten würde, bis er getrunken hatte – langsam, um ihn nicht zu überraschen und ihn irrtümlich zum Angriff zu verleiten.



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)
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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 01 Jun 2010 20:21    Titel: Antworten mit Zitat

Skadi? Ach richtig, das musste ihr Name sein … tatsächlich war das Wasser nicht das entscheidende. Er hatte zwar das Ziel vor Augen, hier so rasch wie möglich wieder abzuziehen, es wurde immer kälter und der Schnee war keine geeignete Lebensgrundlage, wenn ihnen die Beute davonzog, allerdings kam es dabei nicht darauf an, ob er noch auf ein oder zwei Wölfe warten musste. Es ging um Respekt und Ehre. Das musste die erwachsene Fähe doch begreifen? Er scheute sich, es ihr zu erklären. Wenn sie es ehrlicherweise nicht verstand war das ihr Problem, sicher konnte sie aber sein, dass Dummheit nicht vor Strafe schützte.
Weniger das Anlegen ihrer Ohren, als mehr das Lächeln gegenüber Yuka war es, dass seine Muskeln erneut anspannen ließ und seinen Körper kampfbereit machte. Sie konnte ihm nicht drohen, sie war machtlos. Doch wagte sie es trotz ihrer ausweglosen Lage, ihn erneut vor den Augen Yukas zu verspotten, in dem sie über ihn lachte? Natürlich, sie lachte ihn aus, über die Antwort Yukas. Seine Zunge spielte unruhig hin und her, wollte Blut kosten und Fleischfetzen auffangen. Aber an seiner Grundhaltung änderte sich nichts, er stand nach wie vor unverändert vor ihr und lauschte der piepsigen Stimme dieser kleinen Welpin.
Er konnte die Braun-Graue anfallen und womöglich sogar töten, doch hatte er rein gar nichts davon. Er zog nicht als grausamer Mörder umher, denn seine Schwester war es, die selbst einem Mord zum Opfer gefallen war. Das bedeutete nicht, dass er sich zu erhöhter Gnade berufen fühlte, zumal sie vielleicht gar keine verwandten Rudelmitglieder hatte, die nach ihrem Tod um sie trauerten, allerdings brachte ihm das keine Punkte ein, es förderte sein Ansehen nicht sondern schürte nur neuen Hass. Es war ein ungeschriebenes Gesetz der Wölfe, dass man nicht sinnlos tötete, das Blut der Artgenossen nicht vergoss, so lange man nicht selbst in akuter Not war; davon war er weit ab – glaubte er.
Skadis Worte beruhigten ihn in der Tat. Nicht, weil sie freundlich klangen und ihn zur Beruhigung aufriefen, sondern weil er eine Spur von Furcht darin vernahm – das konnte aber auch reines Wunschdenken sein. Sie besaß diesen Respekt noch, hatte nur einmal sehen wollen, wie weit sie gehen durfte und er hatte seinen Standpunkt unter Gewaltandrohung verteidigt, damit sollte alles wieder im Lot sein, er hoffte es. Dass er sich durch ihr Verhalten beinahe ebenso erschrocken hatte, wie sie es durch seine plötzliche Bewegung und das Zähnefletschen womöglich getan hatte, ahnte sie sicher nicht und das war auch gut so. Niemand, niemand außer ihr durfte davon erfahren, niemand hatte das Recht, dem Tihar unter dieser grantiharten Schale ins Antlitz zu blicken und niemand war je mehr im Recht, einen warmen Blick aus seinen dunklen Augen zu erhalten, sie waren verdammt dazu bis an sein Lebensende, Aggressionen zu schüren. Tihar, es war zu einem Synonym für Verbitterung und Kälte geworden, wohl wahr.
Er konnte ihr das Lachen nicht verbieten. Knurrte er sie an oder drohte noch deutlicher – etwa indem er ihren Körper mit Gewalt zu Boden stieß, sodass sie sich gefährlich tiefer befand – hätte er es nur übertrieben. Er hatte deutlich gemacht, dass er nicht nur mit Worten agierte, sondern von seinen schlummernden Kräften Gebrauch machen wollte, wenn die Notwendigkeit bestand. Er schonte sie nicht, weil sie eine Fähe war, aber er tat ihr ebenso wenig etwas an, weil er das konnte. Ihm ging es ausschließlich um ein Minimum an Respekt, das war nicht anders als bei Yuka zuvor. Sei Atem wurde wieder rhythmischer und seine Gliedmaßen lockerten sich, sodass die Haltung weniger steif und erstarrt wirkte.
Gern wollte er nun künstlich auflachen, aber er wusste, dass er ein schlechter Schauspieler war. Man hätte es ihm nicht abgenommen, und zu lachen gab es hier nichts. Er durfte seine eigene Drohung nicht ins Lächerliche ziehen oder den Wahnsinn für sich pachten, er war Tihar LeNuit, nicht mehr aber auch nicht weniger.

„Yuka …“ begann er und seine tiefe Stimme wurde lauter. „… ist ein wohlerzogener Wolf. Sie kennt die Bedeutung von Respekt und Ehrfurcht …“ während er über Yuka sprach, sah er bewegungslos und starr in die Augen der Braun-Grauen, denn es ging wieder einmal nicht um Yuka in seiner Rede. „Yuka ist eine anständige Fähe, diese Frage war vollkommen überflüssig. Ich habe nicht an ihr gezweifelt.“

Seine Betonung von „Respekt“, „Ehrfurcht“ und „Anstand“ war außerordentlich stark und untermalte die Bedeutung dieser ihm wichtigen Wörter, wichtiger als die Namen ihm fremder Wölfe. Auch das Wort Yuka betonte er ausdrucksstark, er lobte sie in seinen Sätzen über seinen Verstand hinaus, denn er verehrte die Welpin nicht dafür, er erachtete es als vollkommen selbstverständlich. Viel mehr war es eine indirekte Ermahnung an die Fähe. Etwas, dass sie sich hinter die Ohren zu schreiben hatte, wenn sie ihn nicht erneut in Erzürnung erleben wollte. Doch wie hätte es geklungen, eine erwachsene Fähe wie einen Welpen zu ermahnen? So sprach er über Yuka, meinte aber ganz genau Skadi, die er zur Züchtigung und Selbstbeherrschung aufforderte. Selbst für Yukas Verhältnis war dieses Gerede eine Spur weit überzogen. Sie hatte nicht den Mumm, ihm zu widersprechen, natürlich nicht. Einen Tihar LeNuit, der einem das Leben gerettet hatte – in seiner Auffassung –, widersprach und unterbrach man nicht, wenn er seine mahnende Rede hielt.
Erst nach einer Pause wandte er sich auch direkt an Skadi, das war, nachdem sie der Welpin ein zweifelhaftes Lächeln zugeworfen hatte, dass ihn erneut sauer aufstoßen ließ.

„Wer mein Feind ist …“ er tat einen Schritt näher an sie, denn sie war inzwischen einen zurückgetreten, was er ihr sicher nicht übel nahm. „… bestimme ich.“

Ohne jeden Zweifel hatte Yuka ihren Vorteil aus der Affäre gezogen. Der schwarze Wolf war nicht mehr länger unzufrieden über ihre Ungeschicklichkeit; den Weg ihrer Eltern zu vergessen und sich nicht auf dem Eis halten zu können, nun hatte er eine andere Person im Fokus, die er keinen Moment mehr aus den Augen lassen wollte. Ebenso wenig tat er das, als er sich umdrehte und langsam zum Wasser ging, um sich anschließend auf den Bauch zu legen und ein paar Schlucke davon zu nehmen. Seine große Zunge passte gerade so durch das kleine Loch, das Yuka in das Eis gebrochen hatte. Langsam und genüsslich nahm er das kalte Wasser auf und spielte dabei gelassen mit der schwarzen, buschigen Rute hinter sich, die dadurch ein paar der frisch gefallenen Schneeflocken hoch warf wieder zu Boden sinken ließ.
Schluck für Schluck, für Schluck … wie gut ihm das kalte Wasser in seine rauen Kehle tat, er hatte es nicht glauben wollen.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))

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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 01 Jun 2010 20:58    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrim versuchte mit der Fähe Schritt zu halten, doch trotz ihrer Unsichtbaren Verletzung war sie recht fix unterwegs. Pilgrim musste sich wirklich anstrengen um nicht zu weit zurück zu bleiben.
Der Rüde bot noch immer ein jämmerliches Bild. Kopf und Rute hingen schlaff herab, seine Ohren waren unaufmerksam und spielten so gar nicht im leise wehenden Wind. Und auch seine Augen waren halb geschlossen, blind war Pilgrim für seine Umgebung.

Seine Pfoten schienen aus Blei oder schwerem Fels zu bestehen. Er hatte sichtlich Mühe damit sich vorwärts zu bewegen. Er wurde langsamer, hielt zwischendurch immer mal wieder für einige Minuten an und starrte mit schiefgelegtem Kopf in die unnatürliche Nacht, die die beiden Wölfe umgab.
Etwas schien den Wolfsrüden an diesem trostlosen Ort zu halten, ihn nicht gehen lassen zu wollen. Der Rüde sah sich um, als ob ihn jemand oder etwas gerufen hatte, doch hinter ihm befand sich nur der düstere Wald und nur die Wolfspfoten im Schnee waren der Beweis, dass Pilgrim und Takata die Einzigen Lebewesen waren, die hier vor Kurzem vorbeigewandert waren.

Als sich die Fähe entschuldigte, sah Pilgrim sie an, doch sein Blick war noch genauso glasig und trüb wie er es schon war, als Takata ihn zum ersten Mal gesehen hatte.
Schwerfällig schleppte sich Pilgrim voran, einer ungewissen Zukunft entgegen...





(Bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)
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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 03 Jun 2010 8:24    Titel: Antworten mit Zitat

Eine seltsame Stimmung hatte sich über sie gelegt. Takata hatte einen Wolf kennen gelernt, der ihr so fremd war und doch irgendwie vertraut schien. Ohne lange darüber nachzudenken, hatte sich ihr Verstand für ihn, für das Leben entschieden und dafür, dass er nicht aufgeben durfte. Es war ihr persönliches Empfinden, ihre Meinung davon, dass ein Wolf nicht einfach sterben durfte, wenn er noch nicht alt war. Das war sicherlich auch ihrer Vergangenheit geschuldet, in der sie das trotz alledem öfter erlebt hatte, als ihr lieb sein konnte. Vielleicht war es der Widerspruch an sich, dass ein Raubtier sich so sehr um das Leben sorgte, alles dafür gab und trotz, dass es Fleisch fraß, für das Leben eingestimmt war, die sie so trotzig machte und es ihr nicht erlaubte, ein Leben durch ihr Mitgefühl rinnen zu lassen wie staubigen Sand. Wenn sie seine Augen sah, so konnte sie darin keinerlei Boshaftigkeit, Hinterhältigkeit oder andere schlechte Charaktereigenschaften ausmachen. Doch sah sie Trübsinnigkeit , fast wirkten sie erloschen, vergilbt und sehr müde. Es betrübte sie selbst, diesen Wolf in einem so schlechten Zustand zu sehen, sodass sie ihre eigenen Wunden darüber hinweg vergaß und den Blick nur auf ihn richtete, stets besorgt, er würde aufgeben, keinen Schritt mehr weitergehen und an Ort und Stelle aus dem Leben treten.
Er hatte davon gesprochen, dass er nicht mehr an dieses Leben glaubte, sich stattdessen nach einem anderen sehnte. Wie schwer sollte die Enttäuschung ihn treffen, dass dort nichts war, dass es nur dieses eine gab. Takata war sich sicher, sie irrte nicht. Von welcher Qualität aber ein einzelnes ausgeprägt sein konnte, wenn es nicht in der Quantität erschien, ein Leben konnte viel mehr bewirken als viele Leben. Wenn man alle Chancen eines Lebens nutzte, brauchte man kein zweites. Man musste sich Ziele setzen, die man erreicht hatte, wenn der Zeitpunkt gekommen war, die Augen für immer zu schließen. Doch es würde vielleicht ewig dauern, bis sie ihm all ihre Gedanken über das Leben und den Tod beigebracht hatte. Die Weiße dachte kaum daran, dass sie mit ihren Vorstellungen davon falsch liegen konnte. Sie war sicher, das Leben war das einzig Wichtige, man durfte sich nicht in etwas anderes flüchten, weder in Träume, noch den Tod.
Einen Schritt nach dem anderen tat sie voran. Während sie so nachdachte, wurden die Schmerzen erträglicher, sie schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit mehr und zeitweilig, wenn sie ganz in sich versunken war, spürte sie sie gar nicht mehr. Wahrscheinlich war ihre Verletzung weitaus weniger bedrohlicher, als zunächst angenommen. Ihre Erschöpfung hatte sie förmlich aufgeschoben, sich noch einen Ruck gegeben und ihrer Selbst versprochen, diese nachzuholen, sobald sie die Gelegenheit dazu hatte. Doch ihre Kräfte schwanden, ihre Schritte wurden kleiner.

„Ich … ich hab dir noch gar nicht … meinen Namen genannt.“

Sprach sie, anschließend hielt sie an und holte ein paar Mal tief Luft. Diese Selbstverständlichkeit musste erfüllt werden, das war mehr als eine Sache der Höflichkeit. Sie mussten wissen, welches Gegenüber sie jeweils hatten. Sie kannte den Namen des Rüden noch nicht und sie konnte ihn unmöglich mit dem ansprechen, was er von Natur aus war … Wolf, Rüde, Grauer …
Sie drehte ihren Kopf um, verdrehte ihren Hals ein Stück und stellte dabei fest, dass einige Schneeflocken auf ihrem Rücken lagen. Doch von ihnen ging keine Kälte aus, viel mehr wirkten sie wie eine sanfte Decke, die sich schützend auf sie gelegt hatte und ihre körpereigene Wärme dämmte.
Ihr freundlicher Blick war unmittelbar auf den Grauen gerichtet. Sie betrachtete ihn genau und fragte sich, wie er wohl heißen mochte, oder wie sie ihn genannt hätte, wenn sie nicht die Gelegenheit gehabt hätte, seinen Namen zu erfahren.

„Man nennt mich Takata. Das … ist mein Name“,

sagte sie etwas nachdenklich und überlegte, wie sie ihn nachdem Namen fragen konnte. Sie wollte ihn doch wissen, hatte aber das Gefühl, dass er womöglich Schwierigkeiten damit hatte, sich auszudrücken, eine Fast-Fremde anzusprechen oder sie dabei anzusehen und ihre Blicke zu empfangen.

„Wie ist dein schöner Name?“

Ihre Stimme klang sanft und mit Gefühlen gespickt. Sie wollte ihn nicht fordernd fragen, auch wenn sie erwartete, dass er ihr dieses eine Wort gab, damit sie etwas hatte, womit sie ihn benennen konnte, damit sie seinen Namen seinem Bild zuordnen konnte. Es war das Mindeste und zumeist waren Namen nicht sonderlich persönlich. Die eigenen Eltern oder andere Verwandte hatten sich für einen Namen entschieden und man trug ihn ein Leben lang. Auch wünschte sich die Weiße natürlich, dass er sich ihren Namen einprägte und wusste, mit wem er sprach, wer „die Weiße“ war.


(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)

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Schwarzfell
Bärenklau


Anmeldungsdatum: 11.10.2006
Beiträge: 139

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BeitragVerfasst am: 03 Jun 2010 15:18    Titel: Antworten mit Zitat

Die Schneeflocken vielen vom Himmel und bildeten auf seinem Rücken eine weiße Decken. Am Anfang hatte er sie hin und wieder noch abgeschüttelt, aber mittlerweile hatte er sich dem Schnee hingegeben. Es war kalt seiner Meinung nach viel zu kalt und eigentlich hatte Schwarzfell sich schon vor einer ganzen Weile vorgenommen, sich nach einer Höhle oder sonstigen Versteck umzusehen. Doch irgendetwas trieb ihn nach vorne und das schon eine ganze Zeit. Unruhig war er irgendetwas würde passieren oder war passiert. Das spürte er. Diese innere Unruhe ließ ihm keine Zeit nach einem Unterschlupf für die Nacht zu suchen.

Doch warum war er so unruhig? Eigentlich könnte er die Ruhe selbst sein. Er trug für keine Familie Verantwortung, mußte nicht jagen, er war satt. Hatte gerade einen Schneehasen erlegt. Und könnte eigentlich Sorgenfrei durch die Landschaft laufen. Aber Schattenfell hatte es eilig irgendetwas zog ihn quasi nach vorne. Und trieb ihn immer weiter zu laufen.

Seine Pfoten trugen ihn fast von alleine durch den Schnee. Um ihn herum tanzten die Flocken und verwandelten die Landschaft immer mehr ins Gegenteil von Schwarzfell. Er viel im Winter auf wie ein Wildschwein unter Hirschen. Er hasste es so sichtbar zu sein. Warum war es bei Wölfen nicht so wie bei Schneehasen. Im Sommer grau oder braun und im Winter weiß wie Schnee. Er war immer schwarz. Sommer wie Winter. Tag wie Nacht. Nur in Mondlosen Nächten fühlte er sich richtig wohl.

Schwarzfell stapfte weiter durch den Schnee der immer noch vom Himmel herab viel. Wo war er hier eigentlich? Der Schwarze hob den Kopf den er beim laufen meist etwas tiefer hielt. Seine Nasenflügel bewegten sich und er zog die kalte Luft ein. Nichts kam ihm bekannt vor, kein Baum kein Strauch und kein Geruch. Er war schon seit Tagen unterwegs und eigentlich musste er doch schon längst am Rudel wieder angekommen sein. Er vermisste die Zwei die ihn damals als Welpe wo er von Fuchur und den anderen getrennt wurde schrecklich. Eigentlich hätte er nie weggehen sollen. Egal ob er nur Alpha, Beta oder sonst einen Rang dort hatte. Er fühlte sich dort wohl und war nicht das was zählte. Er schnaufte tief und sein Atem zeichnete in der kalten Luft Wolken vor seiner Nase. Einen Moment beobachtete er dieses Schauspiel, doch dann schüttelte er seinen Kopf. Er durfte nicht rum stehen und träumen, dafür war es viel zu kalt, er musste sich bewegen.
Und so lief er weiter, als ihm plötzlich ein Geruch in die Nase stieß, den er schon einige Tage nicht mehr gerochen hatte. Ungeduldig trat er von einem Bein aufs andere prüfte immer wieder mit der Nase den Wind um raus zu bekommen aus welcher Richtung dieser Duft kam. Dann schien er zu wissen wo hin er laufen mußte.
Zögernd ging er los, er wusste ja nicht auf welchen seiner Art er treffen würde.


[Schwarzfell irgenwo im Niederwald]


Zuletzt bearbeitet von Schwarzfell am 12 Jun 2010 19:43, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Catori
Wölfin der Hoffnung


Anmeldungsdatum: 19.02.2010
Beiträge: 121

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BeitragVerfasst am: 03 Jun 2010 20:27    Titel: Antworten mit Zitat

Catori war keine drei Meter gelaufen, als sie schlitternd stehen blieb und somit eine kleine Schneeböe verursachte. Dann lief sie zwei kleine Runden im Kreis est die Nase Richtung Boden und dann in die Luft gereckt. Das war ein Wolf... aber keiner dem sie schon einmal begegnet war. Wie viele Wölfe tummelten sich denn hier noch rum? Dieses Tal war wirklich ein Ort voller Überraschungen. Einen Schritt weiter und schon wieder würde man mit etwas konfrontiert, was man so einfach nicht erwartet hatte. leise kichernd schüttelte sie den Kopf. Wo hatten sie die Geister da nur hingeführt? Mit nun etwas langsameren Schritten ging sie weiter. Die Ohren hatte sie neugierig auf gestellt und außerdem atmete sie etwas schneller um sofort jede Veränderung zu bemerken. Irgendwie kam es ihr vor wie ein Dejà-Vu, vor nicht all zu langer Zeit war sie schon mal genau mit dieser Haltung hier lang gegangen. Eben bloß, dass die Landschaft nicht weiß und trostlos, sondern bunt und voller Leben gewesen war. Es schien Catori als seien seit dem schon Jahre vergangen. Um nicht über das traurige Schicksal der Tiere an diesem Ort nach zu denken, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf den fremden Wolf. Was war das wohl für ein Wolf? Ob er sie schon bemerkt hatte? ... Hoffendlich war es nicht solch einer wie die drei, die sie auf der Lichtung kämpfen gesehen hatte. Wenn es doch so war so sollte sie lieber bereit sein fort zu laufen. Andererseits... würde sie ein fremder Wolf einfach so angreifen? Eigentlich nicht, doch diese drei Wölfe waren sowieso nicht mit normalen Maßstäben zu vergleichen gewesen, wenn man bedachte wie gierig sie sich angestarrt hatten.
Versehendlich trat sie auf einen kleinen Zweig, der knackend unter ihren Pfoten zerbrach. Erschrocken machte sie einen Satz nach hinten.
Hilfe sie sollte nicht an solche Wölfe denken, sonst würde sie sich nur noch verstecken und ständig Angst vor jedermann haben. Klar man sollte ein wenig vorsichtig sein, doch es zu übertreiben, war sicherlich nicht sehr vorteilhaft. Trotzdem...sie würde nun mehr aufpassen. Schließlich wollte sie ja nicht aus versehen in den fremden Wolf hinein laufen.
Mit diesen letzten Gedanken begann sie sich nun völlig auf ihre Umgebung zu konzentrieren...naja, oder zumindest versuchte sie es, aber immer mal schweiften ihre Gedanken trotzdem ab.
Plötzlich hörte sie ganz in der nähe das leise gedämpfte Geräusch von Pfoten auf dem Schnee. Leicht geduckt blieb sie stehen und wartete bis sie den Wolf sehen konnte. Dabei schneite sie immer mehr ein, sodass sie nun immer besser getarnt war. Noch eine Stunde in dieser Haltung, dachte sie innerlich kichernd, und sie würde von niemanden mehr gesehen werden. Der fremde Wolf war sehr dunkel. Trotz dessen, dass er ebenfalls Schnee auf dem Rücken hatte, konnte man ihn in der weißen Landschaft nur zu leicht erkennen. Seine Haltung war aufmerksam und gespannt, aber Catori hatte nicht das Gefühl, das er in irgendeiner Weise Aggressiv war. Also trat sie einige Schritte vor, sodass er sie bemerken musste, wenn er es nicht schon getan hatte. Dann bemühte sie sich um eine freundliche Haltung. Es war schließlich immer besser zu zweit, als alleine zu sein. Vielleicht wusste er ja auch, wie sie von hier fort kamen? Mit neugierigem Blick und leicht aufgestellter, fröhlicher Rute schaute sie zu ihm.


(Catori ist bei Schwarzfell; irgendwo im Niederwald)
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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 04 Jun 2010 20:40    Titel: Antworten mit Zitat

Wie eigentlich immer, schien Pilgrim ganz weit weg zu sein. Nicht wirklich anwesend...

Seine Pfoten schlurften müde und lustlos über die schneebedeckte Erde des früh im Winterkleides versunkenen Waldes. Ein eisiger Wind zerrte teils heftig an dem spärlichen Fell des Rüden, ließ ihn frösteln und zittern. Dies machte jedoch das Laufen nicht gerade einfacher für Pilgrim. Immer wieder fing sich der Rüde gerade noch, wenn er ungeschickt auftrat oder durch das Zittern seiner Läufe zu stolpern drohte. Doch am Schlimmsten war die Taubheit in seiner Hinterhand. Teilweise hatte er wirklich gar kein Gefühl mehr in dieser Körperhälfte...

Oft hielt Pilgrim keuchend an, versuchte seine tauben Läufe anders zu belasten, kurz auszuruhen, ehe er sich wieder ein paar qualvolle Schritte weiter schleppte.

Wie lange die beiden schon unterwegs waren, wusste Pilgrim schon bald nicht mehr. Sein Zeitgefühl war völlig durcheinander - wie die Gedanken in seinem Kopf.
Immer wieder sah er Bilder vor seinem geistigen Auge. Bilder die schmerzten, ihn quälten und je länger er sie ansehen musste um so stärker wurde in ihm wieder der Wunsch, zu sterben. Sich einfach hinzulegen, die müden Augen zu schließen, die schmerzenden Glieder ruhen zu lassen und endlich in die Andere Welt zu gehen.

Nur Takatas Worte rissen Pilgrim aus seinen Gedanken, seiner schmerzhaften Welt.
Er sah die Fähe neben sich verwirrt an. Sie hatte ihm gerade ihren Namen genannt. Doch auch das war für Pilgrim nicht wirklich wichtig. Ein Name...So etwas war nicht wichtig...nicht mehr...Und dennoch nuschelte er fast unverständlich so etwas wie "Sehr erfreut". Wobei es auch etwas anderes hätte heißen können.

Nach der Fragen nach seinem Namen, zuckte Pilgrim jedoch zusammen. Verständnislos blinzelte er Takata an.
Namen...
Er...hatte keinen Namen...Hatte ihn vor langer Zeit vergessen...Oder hatte er je einen besessen?
Düster starrte Pilgrim in eine Schneewehe vor sich und zum ersten Mal, seit Takata auf ihn getroffen war, schien es, dass Pilgrim richtig anwesend war und nicht nur tief in seiner Gedankenwelt lebte. Er schluckte ein paar Mal um seine Kehle zu befeuchten, doch die Worte die in seinem Kopf rumschwirrten, brachte er nicht über seine Lefzen. Grimmig verdüsterten sich seine Augen und humpelnd blieb der geschundene Rüde stehen.

"Warum ist dir mein Name so wichtig?"

Pilgrim sagte es mit so viel Abscheu in der Stimme, dass er selbst vom Klang seiner unsicheren Stimme überrascht war. So fest hatte sie lange nicht mehr geklungen. Zu lange hatte Pilgrim geschwiegen. Der Klang seiner Stimme erschreckte ihn und kam ihm gänzlich Fremd vor.

"Ich...Ich...Mein Name? Ich...habe keinen Namen..."

Und irgendwie hatte Pilgrim nun sogar die Wahrheit gesprochen. Er wusste seinen Geburtsnamen nicht mehr, hatte ihn mit seinem alten Leben abgelegt. Doch genau das wollte der Rüde der Fähe nicht sagen. Bitter wurde sein Ausdruck als er in den Schnee starrte. Namen waren nichts wert...Er hatte auch ohne einen Namen bis jetzt "überlebt". Er wusste nicht was er Takata antworten sollte. Da half auch ihre freundliche Art nicht.
Bedrückt sah Pilgrim in ihre Augen. Von seiner kurz aufgeflammten Wut war nichts mehr zu sehen. Der Rüde wirkte wieder klein, verängstigt und verdammt zerbrechlich.




(Bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)



(Sry Leyla, das mit der Höhle hat so gar nicht in den Post gepasst :/ Zumal ich noch überlegen muss, wie Pilgrim Takata seinen "Namen" mitteilt. So frei raus erzählen kann er das nicht...)
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NPC
… unverhofft kommt oft …


Anmeldungsdatum: 20.02.2010
Beiträge: 43

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BeitragVerfasst am: 04 Jun 2010 21:20    Titel: Antworten mit Zitat

Ilshik


Da lief er, der Wolf, der ihn die ganze letzte Zeit mit Wunden und Verletzungen übersät hatte, dessen Körper er so oft berührt hatte beim Kampf um Macht und Aggression. Es war ein seltsames Gefühl, den Feind einfach ziehen zu lassen. Ilshik fühlte sich seltsam dabei. Bis vor wenigen Augenblicken hatte er kaum an ein solches Ende glauben wollen, hatte er in Betracht gezogen, dass es ihm das Leben kosten würde. Jetzt aber schritt der Weiße davon, als haben sie sich nur einmal beschnüffelt. Dieses fremde Ding, dass wie ein Monster in ihrer Welt eingedrungen war und alle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, war sogar so mächtig, dass sie ihre Feindseligkeit vergaßen, zumindest aber für eine Weile außer Acht ließen. Er wusste nicht, ob ihn dieses Ding, oder die Tatsache, dass Targas von dannen zog, mehr beschäftigen sollte. Er konnte ihn verstehen, obwohl er sein Widersacher ohnegleichen war. Dieses fremde Teil hatte etwas Magisches an sich, es zog sie alle in seinen Bann, man konnte nicht anders, als seinen Blick darauf zu lenken. Jetzt war es vorbei. Das hieß, es war nicht vorbei, davon ging er zumindest nicht aus. Jedoch glaubte der Schwarze, dass es nicht ohne eine Mission, eine Art Bestimmung hier hergekommen war. Was verpasste er, sollte er dem Weißen nun nicht folgen? Auch ihn hatte dieses Ding längst gefesselt und er wollte viel lieber herausfinden, was es damit auf sich hatte, als diesen irrsinnigen Wahnsinn zu Ende zu führen. Aber es gab zwei Dinge, die ihn daran hinderten, in die Fußstapfen des Weißen zu treten um ihm zu folgen. Zum Einen war er enorm geschwächt und hatte eine ganze Menge Blut verloren. Er fühlte sich zu schwach und zu erschöpft, um dem Rüden zu folgen. Wie hätte das schon ausgesehen, wenn er vor den Augen seines ärgsten Feindes einfach zusammengebrochen wäre wie ein erlegter Hirsch? Das war unmöglich. Zum anderen wusste er nicht, was ihn erwartete. Dieses Ding war völlig fremd, es war ungewiss, was es damit auf sich hatte. Man musste arg von seiner Neugier gelenkt sein, um sich auf solch ein Abenteuer einzulassen. Ilshik hatte keine Angst, er hatte nie welche empfunden. Nur erachtete er es als äußerst unklug. Er konnte Targas folgen und seine Neugier stillen, die ihm womöglich aber auch den Tod bescherte. Oder aber er blieb und nutzte die Gelegenheit, dass sich sein schlimmster Gegner entfernt hatte, um wieder Kräfte zu sammeln, seinem geschwundenen Körper endlich die Möglichkeit zu geben, die Regeneration voranzutreiben. Er konnte seinen sicheren Tod verhindern, den Blutverlust stoppen oder ihm zumindest Einhalt gebieten, wenn er einmal, vielleicht nur dieses eine Mal auf seine Vernunft hörte und sich nicht auf eine neue Herausforderung einließ, sondern das tat, was wohl jedes verwundete Tier getan hätte. Er sollte bleiben und seine Wunden lecken, seine Schwäche durch Nahrung wett machen und die Ruhe genießen, die ihm jetzt die Möglichkeit bot, sein Leben zu halten. Wenn er jetzt weiter kämpfte oder Targas folgte und damit riskierte, dass sie erneut in einen Kampf gerieten –das war bei ihren Leidenschaften nicht unwahrscheinlich– so setzte er sein Leben mehr denn je aufs Spiel, um nicht zu sagen, es war glatter Selbstmord.

Bedächtig drehte er sich um und schenkte den verbliebenem Wolf einen ratlosen Blick. Wie dachte der Braune über dieses Ding? Seltsam … auf einmal dachte er zum allerersten Mal seit ihrer Begegnung darüber nach, wie seine schlimmsten Todfeinde fühlten und was sie dachten. Ja es stand ganz außer Frage, dass auch sie so etwas wie Seelen besaßen. Das fremde Gestein, dass vom Himmel geregnet war, sollte doch letztenendes nicht eine Art … Friedensbote sein?
Nein! Er wollte keinen Frieden. Dieses Ding war noch nicht abgeschlossen und für Targas’ miese Angriffstechnik wollte er sich an ihm rächen. Gern hatte er ihm sofort nachrennen wollen, sich auf ihn schmeißen wollen und ihm das Genick brechen wollen, aber das war absurd. Er konnte nicht, seine Schwäche riss ihn beinahe zu Boden. Er fühlte, wie er Mühe hatte, sich auf seinen Beinen zu halten. Das Blut rann seine Gliedmaßen herab wie feiner Sand. Er schluckte tief, als er seine Wunden betrachtete. Es stand nicht gut um ihn, er musste hoffen, dass er dies überhaupt noch überlebte. Noch einmal sah er bedächtig zu Amarok auf, bis ihm beinahe in kindlicher Mimik fragend aus dem Maul kam.

„Willst du … auch wissen, was das ist?“

Er erhoffte sich auf diese Weise mehr als dringend, der Braune war ebenso vom Fieber gepackt und flüchtete sich zu diesem fremden Ding. Vielleicht hatte Ilshik Glück und der dumme Targas hatte sich unmittelbar ins ein Verderben gestürzt. Viellicht wartete dort nichts anderes als sein persönliches Ende und die Macht dieses Gesteins beendete das Leben dieses großen Kämpfers mit einem lauten Knall. Er hoffte es, denn er wollte ihn nie wieder sehen. Insgeheim aber wünschte er sich, dass er der Sieger war, ohne ein zu großes Risiko eingehen zu müssen. Ja hätte Amarok es ihm doch gleich getan, so wurde er seine beiden bittersten Feinde mit einem Schlag los und der Schwarze war errettet, er ging als unangefochtener Sieger dank überirdischer Kräfte in seine persönliche Zukunft, ohne Gedanken an seine Gegner von gestern, die nichts mehr waren als kaum zu bemitleidende Opfer.


Amarok



Die Dunkelheit passte zur Stimmung an diesem Ort. Dunkelheit, das war auch das, was sich in ihren Seelen befand. Nicht anders war der abgrundtiefe Hass dieser Drei zu erklären. Amaroks Angriff gegen Targas hatte weit weniger schwerwiegende Folgen gehabt, als er zunächst gehofft hatte. Der Weiße wirkte so unglaublich widerständig, dass es einem Angst machen musste. Aber das war für den Braunen kein Grund, über die Aufgabe nachzudenken. Genaugenommen war zum Nachdenken auf diesem … Schlachtfeld, das es wohl war, auch keine Zeit. Wer hier nachdachte, hatte schon verloren. Wer nachdachte, hatte schon das Gebiss seiner Gegner in der Kehle, er brauchte dann auch über nichts mehr nachdenken. Amarok war ohne jede Frage süchtig danach, seinen beiden Gegnern Leid zuzufügen. Er spürte förmlich, wie sein Adrenalin durch seinen Körper schoss. Die Angst war auf ein Minimum gedämpft und die Wut auf die beiden Widersacher vorherrschend. Er konnte nicht anders, als sie in Stücke zu reißen. Sein Körper aber sah das scheinbar anders. Sein unbändiger Kampfesgeist hatte nicht aufgeben wollen, hatte kämpfen wollen bis zum letzten Tropfen Blut. Sein Körper allerdings neigte sich dem Ende seiner Möglichkeiten entgegen. Er spürte, wie es ihm die Kräfte aus den Gliedern zog, wie sein Gebiss unter der Erschöpfung an Kraft verlor und seine Bewegungen peinlich unkoordiniert wurden, dass er sich fragen musste, wie wach er noch war. Aber es bestand kein Zweifel, dass ihm der Blutverlust zu schaffen machte. Die vielen Wunden an seinem Körper machten ihm seinen realen Standpunkt klar: er war am Ende. Der braune Wolf wurde von den Gegebenheiten seiner Natur brutal zu Boden gedrückt. Seine beiden Feinde hatten ihn heruntergekämpft, er war auf seinem physischen Nullpunkt angekommen, während sein Wille, die Zwei zu töten, weiterhin spitze Flammen in die Höhe schlug. Nach dem erfolglosen Angriff auf den Weißen landete er unsanft auf dem harten Untergrund. Zum ersten Mal wurde ihm die Kälte bewusst, die die Dunkelheit mit sich gebracht hatte. Nun, als er nicht mehr in hastiger Bewegung war, weil seine beiden Gegner ein Pläuschchen abhielten, umklammerte die Eiseskälte ihn wie die Hand des Todes. Er spürte, wie es ihn ins Jenseits zog. Dieses Gefühl war unerträglich und er musste hoffen, dass es ihn entweder tatsächlich in den Tode ritt oder er aber schnellstmöglich all seine vorhandenen Kräfte zurückgewann um einen weiteren Angriff auf den Weißen mit seinem entstellten Gesicht zu versuchen. Aber es war zwecklos. Er musste feststellen, dass seine Kräfte schwanden. Seine Verletzungen erlaubten kein Weiterführen dieses mächtigen Kampfes. Sein Kampfgemüt musste realisieren, dass es sich dem Ende entgegen neigte und sie waren alle noch am Leben. Dies entsprach einer Niederlage ins einen Augen, das war unmöglich. Immer schneller hechelte der Braune, wie er verdreht am Boden lag und die schlimmsten Schmerzen abebben ließ. Ihm war schwindelig, das war dem Blutverlust geschuldet. Während er die beiden Rüden so betrachtete, fiel ihm mit stolzem Gesichtsausdruck auf, wie vernarbt und entstellt ihre kräftigen Leiber waren. Auch sie waren dem Ende ihres ja so großartigen Lebens ein kleines Stück näher gekommen. Äußerlich sahen sie schlimm aus, doch er war sicher, im Innern lief ihnen ihre restliche Lebenszeit schneller davon als Wasser den Berg hinunterfiel. Ihre Zeit war gekommen, doch auch sein Feuer loderte kleiner. Es verkam zu einer Glut und er stellte mit Erschrecken fest, dass ihm die Ruhe, dort auf dem Boden, verdächtig gefiel.
Das konnte doch nicht sein? Konnte er hier liegenbleiben und auf sein Ende warten? Wenn er nicht sofort wieder aufstand, war es um ihn geschehen. Im Kampf war keine Erholung angesagt. Wer pausierte, gab auf! Mit aller Kraft und ganzer Anstrengung stemmte er seinen geschundenen Leib wieder auf seine vier wackeligen Pfoten. Doch noch war es nicht vorbei.
Trotzig sah er dem Weißen hinterher. Dieses Vieh war lebendiger als er erhofft hatte. Da stolzierte er davon, als hätten sie nur etwas gespielt, wie Welpen es normalerweise taten. Dies war ein Kampf um Leben und Tod, begriff er das nicht? Diesem Dickschädel wollte er die Kehle durchbeißen … aber er war zu weit weg.
Er hatte ihm sofort hinterhersputen wollen um ihn umzuwerfen und ihn ein für alle Mal zu erledigen. Dieser armselige Kerl hatte ihnen den Rücken zugewandt. Ja glaubte er denn, dass er sich das erlauben konnte? Amarok besaß keine Rücksicht vor ihm, kein Mitleid und kein Erbarmen. Er wollte Targas tot sehen und Ilshik hatte es nicht besser verdient. Er konnte ihm nachjagen und es erneut darauf ankommen lassen. Zweifelsohne aber war Targas einer der besten und druchhaltefähigsten Kämpfer, die er je angetroffen hatte, so ungern er das zugab, daher tat er das auch nur in seinen Gedanken. Viellicht musste er Targas’ Auslöschung verschieben, bis er wieder genügend Kräfte gesammelt hatte. Oder aber Targas wurde vom Teufel geholt, das sollte ihm Recht sein!
Doch da war noch der Schwarze. Ilshik. Wenn er seine große Statur so betrachtete, fiel ihm unweigerlich auf, dass sein Fell von Blut getränkt war, das meiste davon trat aus seinen eigenen Wunden. Er wollte meinen, dieses Tier war ein leichtes Opfer. Er konnte die Gelegenheit am Schopfe packen und Targas’ Abwesenheit nutzen, um diesen Kampf unter besseren Bedingungen zum Ende zu führen. Targas, einer seiner schlimmsten Gegenkämpfer, zog ab. Gab er auf? Feigling! Aber er profitierte davon, denn ein Kampf zu Dritt war kein geeigneter Kampf. Es gab keine Ordnung in solch einer Art zu kämpfen und jeden Moment konnte der andere von der Seite angreifen, so wie er es zuletzt versucht hatte, nur leider war er zu geschwächt gewesen. Der Braune musste diese Chance nutzen. Er erledigte sie beide, doch nicht gleichzeitig.
Er hielt inne und sah ihn überrascht an, als Ilshik den Dialog zu suchen schien.
Auch er war interessiert an diesem fremden Ding. Der Stern, der vom Himmel gefallen war. Ilshik war zu beschäftigt gewesen, um sich derlei unnötiger Nebenspiele zu widmen. Hier entschied sich die Zukunft, hier wuchs die Macht, was interessierte ihn da ein Naturereignis, eines von vielen? Die Natur war ein Rätsel und niemand konnte sie erklären, auch Targas nicht. Er machte Ilshik als den Verlierer aus. Als er davon sprach, den Kampf abzubrechen und sich diesem Ding dort zu widmen, war ihm klar, wie er weiter verfahren sollte. Es gab nur eine Lösung, die real in Betracht kam. Ilhsik durfte nicht entkommen!
Targas hatte einen Vorsprung, doch Ilshik ließ er nicht gehen. Der braune Wolf zischte zu seiner finstersten Miene, während seine Läufe angespannt waren, wie ein Baum, der durch den Sturm kurz vorm Zerbrechen stand.

„Niemals!!“

Kaum war das dumpfe Geräusch zwischen seine spitzen Zähne gefahren und hatten Ilshiks schwarze Ohren erreicht –Amarok war kaum zu verstehen, da er Blut im Maul hatte und seine Aussprache darunter litt– da saßen seine vier langen Reißzähne auch schon tief im Fleisch des Schwarzen fest und sein gesamtes Körpergewicht drückte sich ruckartig gegen den Leib des Schwarzen und stieß ihn nach hinten. Der Schock, der durch Ilshiks Glieder fuhr, als er den elektrisierenden Schmerz der spitzkantigen Zähen Amaroks in seiner Kehle spürte, löste eine Reihe von Verteidigungsreflexen von seinem Körper ausgehend aus und die zwei Rüden fielen in einer gewaltigen Stoßkraft nach hinten, in die Richtung, in die Targas schon vor einiger Zeit abgezogen war. Durch den Druck der fliegenden Fleischkörper nach hinten geworfen, kamen die zwei, die sich zu einem fremd anmutenden Kampfgewirr, einem Knäuel aus Knochen, Blut und Speichel gebildet hatten, erst mit dem heftigen Aufschlag auf einem rauen Findling zum Stehen, an dem sie auseinanderschellten. Während der durch den Überraschungsangriff nach hinten gedrückte Schwarze mit dem Nacken auf dem grauen Stein aufkam, was von einem eklig ertönenden Knacken begleitet wurde, das dumpf erklang, da es seinen Ursprung unter Fell, Haut und Blut fand, rollte der Braune unkontrolliert eine schräge Ebene hinab und fand erst nach einigen Wolfslängen wieder Halt durch die unförmige Lage seiner Pfoten. Der Braune war am Ende, seine Rute hing leblos und entwürdigend von seinem blutenden Körper herab.
Der schwarze Wolf lag nicht reicher an Bewegungen neben dem Findling. Sein verzerrter Gesichtsausdruck und die blutige Zunge, die aus seinem Maul zu quellen schien, ließ erahnen, wie plötzlich sich der schwarze Schleier des immerwährenden Nichts über seine Seele gelegt und ihn darin eingebettet hatte. Seine offenen Augen starrten leer in die trübe Dunkelheit, als wolle sie dieses Elend vor den Augen der Unbeteiligten verstecken. Sein Schwarz vereinte sich mit der unnatürlichen Nacht, sie umhüllte den toten Leib des großen Tieres scheinbar in einer mütterlichen Fürsorge. In der Obhut der Unendlichkeit trug es sein friedliches Ich über die Wellen des nimmer endenden Ozeans des Jenseits. Er hatte seinen Frieden zurück und keine Provokation der Welt konnte sie ihm mehr nehmen, er hatte sich aus diesem entstellten und gedemütigten Leib befreit und seine Reise in die Ewigkeit angetreten. Kein Gegner war mehr fähig, ihn jetzt zu besiegen.

Still fuhr eine sanfte Brise durch das dunkel-helle Fell des bewegungslosen Wolfs, weiterab auf dem Gras. Die Kälte stieg durch seinen Leib und erreichte seinen aufgebrachten Geist mit Ruhe und Besänftigung. Während sich die roten Flecken zu einem tristen Braun verwandelten und sein Fell verkleben ließen, betteten sich die ersten Schneekristalle auf seinem Körper und bedeckten seine klaffen Wunden in einem unschuldigen Weiß, die Wärme wich und gab dem Schnee die Möglichkeit, ihn unter einem Schleier aus Eiskristallen zu bedecken.


(Ilshik war bei Amarok; Arkadia)

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NPC – Non play character, Spielleitung. Verantwortlichkeit- Leyla
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Schwarzfell
Bärenklau


Anmeldungsdatum: 11.10.2006
Beiträge: 139

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BeitragVerfasst am: 04 Jun 2010 21:51    Titel: Antworten mit Zitat

Alles am schwarzen Rüde hat sich plötzlich verändert. War er gerade noch ruhig und entspannt, so als würde er gleich in eine Höhle kriechen um zu schlafen, war er jetzt hell wach und alles an ihm war auf Spannung fast wie unter Strom.
Wieder schnüffelt er, obwohl die kalte Luft ihm fast die Lunge zerreißt. Doch er musst genau wissen wie viele Wölfe in seiner Nähe waren.
Wenn es doch nur hell wäre und Frühling, dann würde Schwarzfell vielleicht mehr sehen und vor allem riechen können. Doch Es war kein Frühling, es war kalt und dunkel. Und Schwarzfell wäre jetzt überall lieber wie hier. Auch seine Körperhaltung hat sich verändert, seine Ohren stehen jetzt steil nach oben hatte er sie damit kein Schnee eindrang doch nach hinten gestellt. Und in seiner Rute war neues Leben zurück gekehrt. Aufrecht, so stand er nun im Wald.
Und ging so einige Schritte weiter, bis er wieder stehen blieb um wieder die Luft zu prüfen. Er war sich jetzt sicher das es sich nur um einen Wolf handelte. Eine Wölfin sollte sich seine Nase nicht irren. Etwas von seiner Anspannung wich aus ihm. Bis jetzt war ihm von einer Wölfin nie etwas böses Angetan worden. Wieder machte er einige Schritte, waren sie aber dieses mal sicherer wie vorher.
Und dann sah er sie das erste mal. Es war zwar schwierig sie richtig zu erkennen war er sich aber sicher das es sich um eine graue Wölfin handelte.
Immer noch viel der Schnee in dicken Flocken nieder, legten sich auf Schwarzfell nieder Kopf und Rücken waren mittlerweile schon bedeckt. Er froh, jetzt mehr als zuvor. Kurz schüttelte er sich um die weiße Decke von sich abzustreifen. Und stand dann wieder aufrecht und wachsam etwas abseits vor der Wölfin und beäugte Sie.

"Hallo "

Sprach er mit leicht zittriger Stimme. Er wusste nicht genau ob es an der Kälte oder an der Situation lag das er zitterte. Dann viel ihm plötzlich etwas ein, was wäre wenn dieser Wolf vor ihm der Alpha dieses Revier war und er hier so einfach eingedrungen war?

"Ist dies dein Revier? Es tut mir leid das ich hier so rum laufe… aber ich habe mich glaube ich etwas verlaufen. Mich nennt man Schwarzfell."

Einen Schritt ging er auf den Wolf zu blieb aber dann stehen er wollte nicht bedrohlich wirken. Er senkte seine Rute und stand nun ruhig im Schnee der immer noch vom Himmel fiel.

(Schwarzfell beiCatori ; irgendwo im Niederwald)


Zuletzt bearbeitet von Schwarzfell am 05 Jun 2010 8:35, insgesamt einmal bearbeitet
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Catori
Wölfin der Hoffnung


Anmeldungsdatum: 19.02.2010
Beiträge: 121

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BeitragVerfasst am: 04 Jun 2010 23:07    Titel: Antworten mit Zitat

Je näher ihr der Fremde gekommen war, desto angespannter war seine Haltung geworden und jetzt wo sie direkt in seiner Aufmerksamkeit stand, überlegte sie, ob es tatsächlich so gut gewesen war, sich so einfach zu erkennen zu geben. Doch was hätte sie schon anderes tun sollen? Wenn sie ihn bemerkt hatte, musste er sie einfach ebenfalls wahrgenommen haben. Es wäre also Sinnlos gewesen einfach fort zu laufen. Außerdem konnte sie jetzt ja eh nichts mehr daran ändern. Nun stand sie hier und hoffte, dass der schwarze nichts "Böses" im Sinn hatte. Je länger sie so still da stand, desto mehr spürte sie, wie die Kälte unter ihr Fell kroch. Als er sich den Schnee abschüttelte nutzte sie es um einmal einen tiefen etwas zittrigen Atemzug zu holen. Was sie sofort danach bereute, denn so viel kalte Luft auf einmal ein zu atmen war in ihrer jetzigen Lage alles andere als angenehm. Wenn sie noch länger so da stand, so hatte Catori das Gefühl, würde sie sich nie wieder fortbewegen können.
Dann endlich, war der Rüde anscheinend fertig damit, sie zu mustern und warf ihr ein Hallo hin. Lag in seiner Stimme ein zittern? War ihm ebenfalls so kalt wie ihr, oder hatte es einen anderen Grund? ...>Ach quatsch du hast dir mit Sicherheit wieder nur etwas eingebildet!<, sagte die graue Wölfin in Gedanken zu sich. Und selbst wenn, was brachte ihr diese Erkenntnis schon? sie konnte ja nun schlecht sagen: „Hey du hörst dich an als wäre dir kalt, wollen wir zusammen versuchen aus dieser Eishölle heraus zu kommen?“ Das wäre ja wohl kaum angemessen.
Noch während Catori nachdachte, begann er wieder zu sprechen. Ihr Revier? ...Wohl kaum, sie war ja noch nicht mal eine Woche hier ...oder doch? ...Sie wusste es nicht so genau. Trotzdem. sie ging das erste mal durch diese Gegend, da konnte sie ja diese wohl kaum als ihr Revier bezeichnen. Was hatte sie damals gedacht als sie zu diesem kleinen Rudel von verletzten Wölfen gestoßen war? ...hier würde sie erst mal den nächsten Teil ihres Lebens verbringen(?) Sehr lange war dieser Lebensabschnitt anscheinend nicht gewesen, dachte sie leicht ironisch. Jetzt stand sie schon wieder alleine einem fremden Wolf gegenüber. Aber halt! Sie schweifte zu sehr mit ihren Gedanken ab. Wie hatte er gesagt, hieß er? ...Schwarzfell, genau so hatte er sich genannt. Er hatte seinen Namen eindeutig aufgrund seines Aussehens bekommen. Zumindest hoffte Catori es denn wenn er diesen Namen aufgrund seines Charakters hatte ... na dann gute Nacht. Ein kurzes Kichern drang aus ihrer Kehle. Sehr witzig, wo sie doch grad' in einer endlosen Nacht fest zu stecken schienen. Schnell riss sie sich jedoch wieder zusammen. Unpassender Sarkasmus war in solch einer Situation eindeutig nicht praktisch.
Als er einen Schritt auf sie zu trat, hatte sie erst einmal den Impuls, zurück zu weichen, doch dann rang sie sich dazu durch stehen zu bleiben. Jetzt wurden keine Rückzieher gemacht! sie musste hier fort und zu zweit war es einfach sicherer. Also verharrte sie in der selben Position wie zuvor und antwortete:

„Hallo. Mein Name ist Catori. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen ich bin auch noch nicht sonderlich lange hier und ich muss sagen, es wäre mir lieb wenn ich bald wieder fort käme.“

Mit neugierigem Blick schaute sie zu ihm und trat auf der Stelle von einem Fuß auf den anderen. Was würde er nun tun?


(Catori ist bei Schwarzfell; irgendwo im Niederwald)


Zuletzt bearbeitet von Catori am 08 Jun 2010 15:57, insgesamt 5-mal bearbeitet
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 05 Jun 2010 18:21    Titel: Antworten mit Zitat

Sie beachtete die beiden Wölfe nicht mehr. Sollten sie sich doch streiten oder sch gar an die Kehle gehen, sie kümmerte es nicht mehr. Ihr Kopf hämmerte und alle ihre Knochen taten weh. Anscheinend machten sich der Fall in den eiskalten Fluss und der Schlafmangel doch bemerkbar. Denn sie war immer wieder unruhig aufgewacht, hatte von ihren Eltern und Geschwistern geträumt. Jedes Mal hatte sie sich panisch zu Tihar LeNuit umgedreht, in der Furcht, dass er nicht mehr da wäre, sie so im Stich gelassen hätte, wie ihr Vater, der einst unbeweglich und kalt auf dem frostigen Boden vor der Höhle des Rudels, das ihre Mutter getötet hatte, lag. Auch ihre gütige, sanfte Mutter war ihr begegnet. Träume waren trügerisch, man war in ihnen gefangen und konnte sie nicht loswerden. Wie feine, klebrige Spinnennetze.
Erschöpft ließ sie sich zu Boden sinken. Ihr Kopf brannte so höllisch. Sie schenkte den Beiden nun gar keine Aufmerksamkeit mehr. Nur am Rande bemerkte sie flüchtig, dass die Atmosphäre immer noch relativ streitlustig war. Tihar LeNuit sah so aus, als ob er kurz davor wäre, Skadi an die Kehle zu gehen. Sollte er doch. Ihr war es egal. Aber nun fing er an zu reden, faselte von Respekt und Ehrfurcht. Ihr war es klar, dass er sie nicht wirklich damit loben wollte, er wollte der Fähe nur ihren Standpunkt zeigen. Typisch Rüden. Auch wenn dieser etwas anderes war. Er war respekteinflößender und wahrscheinlich auch stärker. Ganz zu schweigen von der seltsamen Farbe seines tiefschwarzen Felles.
Demnächst würde er noch anfangen, ihr lobend auf die Schulter zu klopfen, dachte sie ironisch. Yuka verstand nicht wirklich, was er sich eigentlich einbildete. Klar hatte er ihr geholfen, aber sie wäre auch ohne ihn ausgekommen. Er hatte ihr nichts zu essen besorgt oder etwas nützliches getan. Im Gegenteil hatte er sie eher gefährdet, da er zuerst aufs Eis gegangen war. Was nahm er sich eigentlich der Fähe gegenüber heraus? Sie war zwar relativ unhöflich gewesen, aber dass er dann auch noch nah an sie heran trat und ihr eine eindeutige Drohung ins Ohr zischte, die sie aber dank ihres hervorragenden Gehörs noch mitbekam. Irgendetwas ließ ihn an seine eigene Allmacht glauben, stärker, als es bei anderen Rüden der Fall war. Sicher, er war mutig und kräftig, doch nicht unbesiegbar oder unverwundbar. Was hatte ihn nur derart aufgeblasen gemacht? Schätzungsweise das selbe, was ihn so sehr verletzt hatte. Ja, so musste es sein. Etwas hatte ihn so verändert, dass er stark geworden war. Und nun bildete er sich sonst-weiß-was auf seine angebliche Kraft. Ein leises, spöttisches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, trotz ihrer ungeheuren Schmerzen. Es war so typisch. Yuka respektierte ihn zwar, aber diese negativen Aspekte, wie dass er versuchte, die Verantwortung für sie, so schnell es ging, an jemand anderen abzuwälzen, gefielen ihr ganz und gar nicht. Vermutlich musste sie sich noch ein Mal überlegen, ob sie wirklich mit ihm reisen wollte. Aber irgendwie wollte sie auch mehr über ihn herausfinden, und das war der einzige Weg. Wer weiß, wenn sie sich trennen würden, würden sie sich wahrscheinlich niemals wiedersehen.
Verzweifelt presste sie sich die Pfoten auf die Stirn, hoffte, dass dadurch der hämmernde und bohrende Schmerz wegging. Doch er wurde dadurch nur verstärkt. Wie durch einen Schleier sah sie die Fähe, die sie vorhin kurz angelächelt hatte und Tihar LeNuit, der sich zum Wasser begeben hatte und anscheinend daraus trank. Wie als ob er spielen wollte, sah er aus, gelassen, ja schon fast provozierend. Aber das würde sie schnell durchkreuzen.
Mit leiser, ruhiger Stimme fragte sie in die Stille hinein:

"Tihar LeNuit? Warum seid ihr so wütend auf Skadi gewesen? Und was wolltet ihr noch erledigen?

Mit einer kindlich-naiven Stimme konnte man nichts falsch machen. Sie war gespannt, sehr gespannt, was er erwidern würde.


(Funkelfall/Funkelgebirge - Skadi, Tihar)

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Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 05 Jun 2010 20:19    Titel: Antworten mit Zitat

Es kostete sie einige Mühe, ihre Gesichtszüge zu beherrschen und eine möglichst ausdruckslose Miene zur Schau zu stellen, während er seine kleine Rede hielt. Die Situation war absurd und beinahe schon lächerlich. Eben noch überließ er Yuka auf geradezu melodramatische Weise die Entscheidung, wer zuerst trinken solle, obgleich es völlig egal war und es niemanden von ihnen ernstlich ums Wasser ging. Und nun, als sie ihm wider Erwarten doch nicht uneingeschränkt Recht gegeben hatte, lobte er sie über alle Maßen, als hätte sie es doch getan. Natürlich war sein Lamentieren über Respekt und Anstand auf Skadi gemünzt, aber es stand in keinerlei Bezug zu dem, was sich soeben abgespielt hatte. Konnte es sein, dass er selbst sich vielleicht hilflos fühlte, dass er nicht mehr wusste, wie er reagieren sollte, ohne sein Gesicht zu verlieren? Doch wer Respekt verlangte, sollte andere ebenfalls respektvoll behandeln, und das hatte er in ihren Augen nicht getan.
Sie hatte ihn ursprünglich beruhigen wollen, aber es schien wenig genützt zu haben. Er unterstellte ihr förmlich, sein Feind zu sein, beinahe klang es wie eine Drohung. Täuschte sein übertrieben selbstsicheres Auftreten nur darüber hinweg, dass er in Wirklichkeit unsicher war? Denn wenn er sich seiner so sicher war, warum sollte er so empfindlich reagieren? Man konnte beinahe meinen, dass er nach Beleidigungen und Anfeindungen förmlich suchte, selbst wenn da keine waren. In ihren Augen hatte sie respektvoll genug mit ihm gesprochen, ja, dies war das Höchstmaß an Respekt überhaupt, das sie einem fremden Wolf zukommen ließ, und bisher hatte sie wenig Probleme mit anderen Wölfen. War dieser hier also besonders empfindlich oder war sie wirklich so respektlos und hatte vielleicht bisher nur Glück gehabt, weil sie auf eher gelassene Wölfe getroffen war?
Als er sich abgewandt hatte und geradezu aufreizend langsam aus dem Loch trank, bedachte sie sein Hinterteil samt der provozierend spielenden Rute lediglich mit einem kühlen Blick und schluckte alle Antworten, die ihr auf der Zunge lagen, herunter. Wenn sie einfach gar nichts dazu sagte, wäre die Sache hoffentlich erledigt. Sollte er doch so langsam trinken wie er wollte, irgendwann war er fertig, und dann würde sie ein paar Schlucke nehmen und weitergehen.
Gerade in diesem Moment fing Yuka an zu sprechen, und alle ihre Hoffnungen auf einen momentanen Waffenstillstand waren schlagartig hinüber. Der kindlich-naive Ton wirkte überzeugend, beinahe so überzeugend, dass man es ihr abkaufen konnte, hätte sie ihr spöttisches Lächeln nicht gesehen. Doch Tihar hatte die Schnauze im Fluss und ihnen sein Hinterteil zugewandt, er konnte es also unmöglich mitbekommen haben. Vermutlich hatte sie genau die Frage gestellt, die er am wenigsten beantworten wollte, nämlich warum er so reagiert hatte.
Nun, natürlich war er auf sie wütend, weil sie ihm das unangenehme Gespräch nicht abgenommen hatte, als er Yuka abschieben wollte. Aber das konnte er unmöglich vor ihnen beiden zugeben, deshalb würde er wahrscheinlich noch ein weiteres Mal auf ihre „unverschämte Art“ zu sprechen kommen. Gerade hatte sie sich solche Mühe gegeben, zu schweigen und sich die Demütigung nicht anmerken zu lassen, und nun würde das alles noch mal von vorne losgehen.
Das einzig Gute an der Sache war, dass Tihar vermutlich ebenso unangenehm berührt sein musste, wenn nicht noch mehr. Noch dazu war die Kleine mit keinem Wort auf seine Lobeshymnen eingegangen, wie sie es eigentlich erwartet hatte. Ein Welpe würde sich doch bestimmt geschmeichelt und stolz fühlen, wenn er solche Worte von einem Erwachsenen vernahm, doch nicht dieser Welpe. Mit keinem Wort war Yuka darauf eingegangen, und ihr spöttisches Lächeln konnte nur eines bedeuten, nämlich dass selbst ein Welpe seine Ablenkungsmanöver durchschaute – wenn das nicht demütigend war…
Am liebsten hätte sie schadenfroh gegrinst, doch dann fiel ihr leider die Kehrseite der Medaille ein. Gewiss würde er das nicht gerade positiv aufnehmen, ja, mit großer Sicherheit würde er verdammt wütend werden. Und gegen wen würde sich dieser Zorn richten? Richtig – bestimmt nicht gegen den süßen, unschuldigen Welpen, und leider war sie der einzige andere Wolf, der anwesend war.
Sie stöhnte entgeistert. Egal was sie nun sagen würde, es wäre mit großer Sicherheit falsch und würde ihn noch mehr reizen. Aus diesem Grund blieb sie still und wappnete sich schon einmal innerlich gegen alles, was da nun kommen mochte.



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)

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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2010 16:14    Titel: Antworten mit Zitat

Nach einer Weile hatte er genug. Genug getrunken und genug von diesem Theater. Diese Wölfin frechen Grades war es nicht wert, dass man sich lange mit ihr abgab. Mal ganz abgesehen davon, dass ihm der Magen knurrte und es ein weiter Weg sein musste, bis er wieder auf Beute stieß. Ihm standen eine Menge Anstrengungen bevor, er musste sich schonen und durfte seine Kräfte nicht an diese Fremde vergeuden, die ihm doch ohnehin nichts anhaben konnte. Wenn er diesen Ort endlich verließ, musste er sich auch keine weiteren Provokationen mehr anhören und konnte Yuka einmal wirklich darüber aufklären, was es bedeutete, mit jemandem zusammmenzuhalten und wie man sich Freunde machte. Gut … nun hatte er selbst keine, das lag wohl daran, dass er nach dem Tod Claires eine Menge andere Sorgen hatte und diesen schwierigen Pfad allein gehen musste. Er hatte sich gewünscht als einzige Begleiterin sie mit an seiner Seite – an seiner geistigen Seite – zu dulden und zu akzeptieren. Er wollte seine Aufmerksamkeit ihr schenken, sie hatte sie verdient und nicht irgend eine fremde Wölfin, die die Grenzen seiner Geduld auskosten wollte.
Von der Fähe kam kein weiteres Wort, das überraschte ihn innerlich ein wenig, er zeigte es natürlich nicht. Er hatte fest damit gerechnet, dass sie sich eine erneute Provokation ausdachte oder – so hatte er sie am ehesten eingeschätzt – abzog ohne etwas zu trinken, aus purer Trotzigkeit. Aber sie stand nach wie vor in seinem Rücken und mittlerweile machte ihn das eher unruhig. Diese Fähe war nicht ganz bei Trost und von einem leichten Wahnsinn befallen. An ihrer Stelle hätte er alles anders gemacht. Zunächst einmal wäre er sofort abgezogen, wenn er die beiden entdeckt hatte und er hätte sich nicht das Recht herausgenommen, mit einem Stärkeren so selbstverständlich zu reden. Dass er nicht der Alpha war, bedeutete nicht, dass sie auf der selben Höhe standen. Vielleicht hatte er ihr das tatsächlich erfolgreich vermittelt durch seine Worte und die Kraft und Macht, die er ausgestrahlt hatte. Vielleicht hatte sie es schlicht und ergreifend kapiert und sie wagte nicht, Widerspruch einzulegen.
Yuka … Yuka tat das, weil sie noch unerfahrener und leichtsinniger war als die Fremde. Yuka tat das sicherlich nicht aus schlechtem Willen heraus. Sie war nur ein Welpe, was erwartete man da?
Die Fremde aber war erwachsen und kannte die Regeln einer wölfischen Gesellschaft. Sie sollte ihre Zunge hüten, sonst garantierte er für nichts.
Tihars Ohren schnippten schlagartig nach hinten, als er statt einer zu erwartenden Widerrede ihr entnervtes Stöhnen vernahm. Sie hatte es wohl einfach aufgegeben, Widerstand zu leisten und ihm zu widersprechen. Er war nicht sicher, ob er das positiv werten durfte. Er kannte sie nicht, nicht im Geringsten. Aber er beschloss, dass es wenig Sinn machte, sie weiter zurückzudrängen und mit Worten kleinzumachen. Dass er das letzte Wort gehabt hatte, musste er als Sieg werten. Er richtete sich auf, ein paar Tropfen fielen von seinem Kinn herunter. Sein warmer Atem hatte den schmalen Rand des Eises etwas schmelzen lassen.
Das Reden der Welpin machte ihn unruhig. Wenn sie ihn vor Skadis Anwesenheit bloßzustellen versuchte – ganz gleich ob beabsichtigt oder nicht – so zog sie sich seinen Zorn zu. Allerdings konnte er einem Welpen keine Gewalt antun, dann war er der sichere Verlierer. Er kapitulierte damit vor seinem eigenen Stolz als Rüden, die Schwächeren allein durch seine mächtigere Ausstrahlung unter seinem Rang zu halten. Es blieb ihm nichts anders übrig, als ihr Geschwätz, ihre überflüssigen und womöglich nicht einmal ernst gemeinten Fragen mit einer Art Schulterzucken abzutun, die seine Gleichgültigkeit über ihre seltsame Neugier zum Ausdruck brachte.
Er drehte sich um und warf ihr einen kurzen, kontrollierenden Blick zu, der sogleich an ihr vorbeiglitt und in die Ferne schweifte.

„Pf, Welpen!“

Spottete er und sah überaus konzentriert in die Ferne, als hätte er dort bereits ein Ziel ausgemacht. Seine Worte waren leise und betonungsarm, klangen dahergesagt und lässig, damit er nicht zu viel Kraft für dieses unwichtige Anliegen ihrerseits verschwendete.
Der Schwarze hielt seinen Blick fixiert in die Ferne, wobei sein breiter Körper weiterhin das Ufer zum Loch im Eis versperrte. Das Loch war so klein, dass man eigentlich nur von dieser Seite, an der er stand, richtig herankam. Sich zu verbiegen und zu neigen, um von anderer Seite aus daheran zu gelangen, bedeutete, ein großes Risiko einzugehen, den Halt zu verlieren und in das Eis zu stürzen.
Fast hoffte er, dass der Fremden so etwas passierte. Doch wollte er sie nicht ertrinken lassen, kam es so weit. Er hätte eher in Betracht gezogen, wie sehr sich ihre Rettung lohnte. Auf diese Weise hätte er ihre dankbarste Unterwürfigkeit ganz ohne Gewalt und Androhungen erwirkt, aber dieser Zufall war sicher verschwindend gering. Selbst wenn sie übermütig und wahnsinnig berührt war, sie wirkte auf ihn nicht tolpatschig oder hilflos, wie Yuka es getan hatte, als sie über das Eis gegangen war.
Erst nach einiger Zeit löste er sich aus seiner „konzentrierten“ Starre und lenkte seinen Blick von oben herab auf das kleine Welpentier.

„Trink! Du brauchst Wasser. Um die bevorstehenden Anstrengungen zu überstehen, solltest du bei Kräften sein. Ich werde dich nicht tragen!“

Er stellte sich ein wenig zur Seite und gab somit den Weg zum Ufer zu ihrer Seite hin frei, während er von vorn und von der anderen Seite her auf diese Weise noch strenger blockiert war, als wollte er Yukas Weg zum Eis vor der Fremden schützen, damit sie sie nicht angriff.
Somit hatte er zwei Dinge sehr deutlich klargestellt. Er nahm Yuka mit, sie hatte gar keine Wahl. Es war ihm zuwider, dass sie bei dieser Fähe blieb. Die Welpin hatte seine Hoffnung nicht erfüllt, ihm vor den Augen der Fremden dankbar zu sein für das, was er getan hatte. Jetzt war es also wichtig, dass er sie auf seiner Seite hielt, zumindest so lange sie in der Anwesenheit dieser Fähe standen. Wenn er Yuka vor den Augen der Braun-Grauen von seiner Seite verlor und sie gar bei der Fremden Schutz suchte, hatte er verloren und stand als ungemochte Bestie dar, die man besser mied. Sie musste lernen, zu ihm zu halten, nur dann konnte er ihr Beisein akzeptieren und sie von dem, was von seiner Beute abfiel, profitieren und leben.
Außerdem hatte er unmissverständlich klargestellt, dass Yuka – die nun zu seiner Gesellschaft gehörte – vor der erwachsenen Fähe trinken sollte. Das war die letzte Möglichkeit, Skadi ihre eindeutige Niederlage aufzuzeigen und sie spüren zu lassen, was es hieß, nicht den Segen Tihars zu besitzen. Ein kleiner, schwacher und naiver Welpe hatte vor ihr das Recht von dem erfrischenden Nass zu trinken, während sie, erwachsen und nicht unbedingt dumm im Geiste, verdammt war, zu warten und den Durst zu ertragen. Es war seine Art, ihr schallend ins Gesicht zu lachen!


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))[/quote]

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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 06 Jun 2010 20:46    Titel: Antworten mit Zitat

Es schien ihr einmal mehr, als sei der fremde Wolf ganz tief in Gedanken oder Trauer versunken. Aber sie musste sich weiterhin davor hüten, ihn zu fragen, was ihn so bekümmerte. Sie war eine Fremde für ihn, sie durfte ihn nicht so persönliche Dinge fragen, während sie sich kaum kannten. Auch ihr wäre es schwer gefallen, von ihrer Vergangenheit zu erzählen … besonders von ihrer Mutter … sie musste alle Rücksicht nehmen, die sie hatte. Aufmerksam beobachtete sie seine Gesichtsveränderungen und war überrascht von der leichten Schroffheit, die in seiner Frage-Antwort lag. Für einen kurzen Moment schien es ihr, als sei er doch nicht der, für den sie sie gehalten hatte. Ein verletzlicher, gebrochener Wolf mit Trauer in seinem Herzen, der ihm nicht erlaubte, aufrecht durch das Leben zu marschieren. Vorsichtig trat sie einen Schritt zurück und versuchte ihr Bild zu klären. Sie hatte schon fast um Entschuldigung bitten wollen, noch einmal, als sie seine zweite Frage hörte. Sie konnte die Nase rümpfen und ihre Unverständlichkeit äußern, aber das unterließ sie ebenso, sie wollte nicht unhöflich wirken. Auch ohne seinen Namen war sie sich bewusst darüber, wie schwierig die künftige Kommunikation mit ihm werden sollte.
Einen leichten Seufzer konnte sie nicht unterdrücken, doch er war unauffällig. Er war von Verzweiflung und Ratlosigkeit geprägt, ihr Blick glitt ratsuchend nach unten, als stünde dort die Antwort auf all ihre Fragen. Aber dort war nur Schnee. Kalter, glatter, toter Schnee, der immer höher wurde. Das Schneetreiben hielt unentwegt an und auch die Luft roch weiterhin bitter.
Hier stand sie. Ganz allein mit diesem fremden Wolf, der so ganz anders war als all jene, die sie zuvor in ihrem Leben angetroffen hatte. Aber natürlich, jeder Wolf war anders als der andere, wie sollte sich das Leben auch gestalten, wenn alle gleich gewesen wären? Sie schüttelte leicht den Kopf, als versuchte sie die Schneeflocken von ihrer Schnauze zu vertreiben wie Fliegen.
Wie konnte man keinen Namen besitzen? Natürlich musste er einen Namen besitzen, jeder Wolf trug einen, oder nicht? Aber sie hatte nicht bedacht, dass sie seine Vergangenheit nicht kannte. Womöglich hatten seine Eltern ihm keinen gegeben, weil er ihnen nicht wichtig gewesen war und das betrübte ihn. Aber nein, das klang doch ein wenig weit hergeholt. So lange er nicht bereit war, etwas von sich preiszugeben, konnte sie ihm unmöglich helfen. Sollte sie nun Widerspruch einlegen? Sie konnte es versuchen, bestimmt wurde er nicht sehr böse, aber es stand auch mehr als in Frage, ob sie damit etwas erreichte.

Gerade setzte sie an, um etwas zu sagen, hatte Luft geholt, da ließ sie es doch bleiben und überlegte erneut. Sie konnte das doch nicht einfach so stehen lassen, oder? Erwartete er tatsächlich, dass sie nicht weiter darauf einging? Auch wenn man Takata nicht näher kannte, wirkte sie unmöglich wie eine oberflächliche Persönlichkeit. Sie gedachte die Seele der anderen kennen zu lernen, nicht nur die äußeren Eindrücke. Wenn ihr jemand gut gesonnen war, so wollte sie mehr über ihn erfahren. Wenn ihr jemand drohte, so wollte sie erfahren, was seine inneren Beweggründe dafür waren, ob er sich womöglich schwach und selbst bedroht fühlte, dass er lieber angriff. Aber das war noch nicht oft geschehen, sie konnte das von Glück sagen. Takata entschied sich für ein mutiges Vorgehen. Sie trat etwas näher an ihn heran und streckte ihren Hals zu ihm vor, sodass er ihren Blick nicht verfehlen konnte.

„Ich finde, dass deine entschiedene Wiederstrebung, etwas zu tun, das man dir rät, beweist, dass du nicht schwach bist. Wenn du so sehr für das Leben kämpfen würdest, wie du es jetzt für Erschöpfung und Ruhe tust, so wärst du weit lebendiger als ich.“

Ihre Miene war dabei entschlossen und selbstsicher. Sie war sich im Klaren darüber, dass sie damit knapp an einer Unterstellung vorbeiglitt und es war beabsichtigt. Vielleicht konnte sie seine Kräfte reanimieren, in dem sie ihn etwas provozierte und neckte, auch wenn das für gewöhnlich nicht ihre Art war. Doch hatte sie Recht, da war sie sicher. Er war nicht so schwach, wie er im ersten Moment erschien. Bisher hatte er bei allem, was Takata ihm geraten hatte, erst einmal widersprochen oder anderweitig deutlich gemacht, dass es ihm nicht passte. Wenn man noch weiterging, konnte man behaupten, er war ein rechter Dickkopf, er war selbstbewusster, als er sich selbst eingestand.

Während sie ihn weiterhin zu fixieren versuchte, erspähte sie hinter seiner Figur in der Ferne etwas Dunkles. Zunächst glaubte sie an ein großes Tier, doch um welches hätte es sich dabei handeln sollen in diesem dichten Schneegestöber? Abgesehen davon hätten sie es doch gewittert oder gehört? Es stand still an seinem Platz, also konnte man daraus schließen, dass es sich um etwas handelte, das nicht lebte und damit auch keine Bedrohung war.
Ihre Aufmerksamkeit widmete sich zunehmend diesem Ding und zwischenzeitlich, als das Sichtfeld es erlaubte, konnte sie grauen Stein erkennen. Es musste sich … um eine Höhle handeln. Ja, es war eine Höhle, da bestand keinen Zweifel mehr für Takata, als sie ein paar Schritte auf sie zugemacht hatte. Dass ihr plötzliches Entfernen von ihm als unhöflich gedeutet werden konnte, merkte sie nicht. Doch war es vielleicht so oder so besser, der Rüde durfte einmal in Ruhe darüber nachdenken und immer noch entscheiden, ob er nun seinen Namen verraten wollte oder nicht.
Die Weiße drehte sich zu ihm um, als sie sicher war, das Ding erkannt zu haben.

„Sieh! Eine Höhle!“

Es war ein Segen für die Zwei, die so geschwächt und geschunden waren. Diese Höhle wirkte wie das Licht in der Finsternis, es war ein kleiner Hoffnungsschimmer am Firmament, der sie in eine bessere Zeit tragen sollte. In ihrem Gesicht breitete sich ein erleichtertes Lächeln aus, ihre Rute verdeutlichte auf gleiche Weise, dass sie neue Hoffnung geschöpft hatte.


(Bei Pilgrim, nahe einer Höhle, unbestimmter Ort)

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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 07 Jun 2010 19:24    Titel: Antworten mit Zitat

Es schien so, als ob dieser Klassenkampf noch eine Weile so weiterging. Tihar LeNuit hatte sich anscheinend sehr darin verbissen, dieser Skadi ihren Platz zu zeigen. Dagegen war ja nichts einzuwenden, aber könnte er das vielleicht ein bisschen leiser machen? Ihr Kopf tat ziemlich weh, am liebsten hätte sie etwas von dem bestimmt wunderbar kalten Wasser probiert, doch sie traute sich nicht, solange der Rüde noch davor stand. Schließlich wollte sie ihn nicht verärgern und sich somit ihre Hoffnung auf eine gemeinsame Weiterreise verbauen. Yuka war zwar schon mehrere Wochen von ihrer Familie weg, doch so viel von ihrer Erziehung hatte sie noch nicht vergessen. Das wäre ja noch schöner, wenn diese offenbar nicht vorhandenen Manieren der Beiden auf sie abfärben. Obwohl... Tihar LeNuit hatte bestimmt Manieren, aber dass er so auf diesen Rangordnungspunkt herumhackte, war auch nicht gerade angenehm. Aber das war auch nicht gerade eine gewöhnliche Unterhaltung, mit einem offensichtlich feindlich gesinnten Rüden, einer streitlustigen Fähe, die sich inzwischen aber wieder auf ihre Unterlegenheit besonnen hatte und ihr dazwischen. Vermutlich hätte sich ihre Mutter im Grabe herumgedreht, auch wenn sie den Rüden sicher für seine angeblich edelmütige Tat geschätzt hätte.
Inzwischen hatte sich der Rüde wohl satt getrunken und lauschte nun ihren Worten. Aber er war nicht provoziert, wie sie es erwartet hatte, sondern fing an, über sie zu spotten, indem er sich abfällig über Welpen insgesamt äußerte. Das machte sie doch ein bisschen wütend. Aber Yuka beherrschte sich. Gegen ihn hätte sie keine Chance, bei ihrem Federgewicht.
Doch seine nächsten Worte zauberten ein leicht zufriedenes Lächeln auf ihr Gesicht. Anscheinend würde er sie wirklich mitnehmen. Das war doch schon mal ein Grund, sich zu freuen. Wenn ihr doch der Kopf nicht so wehtuen würde...
Er würde sie nicht tragen? Das war einzuplanen.
Also stand sie mühsam, wobei ihr der ganze Körper schmerzte und tapste zum Wasser, um ein paar Schlucke von dem wirklich erfrischenden Wasser zu trinken. Auch das war eine Aktion von ihm, um Skadi in die Schranken zu weisen, das war Yuka klar.
Aber dagegen konnte man wohl nichts machen.
Schließlich war sie ja in seinen Augen eine kleine, unschuldige Welpin, die nichts getan hatte.
Und daran wollte sie in nächster Zeit auch nichts dran ändern. So ein Status konnte sehr viel bringen...


(Funkelfall/Funkelgebirge - Skadi, Tihar)

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Do you think you know me? Do you know the downs of my once so pure and shining soul? I don't think so. Because you only see the surface of my Fragile Existence.
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… unverhofft kommt oft …


Anmeldungsdatum: 20.02.2010
Beiträge: 43

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BeitragVerfasst am: 07 Jun 2010 20:30    Titel: Antworten mit Zitat



Die kastanienbraune Tundrawölfin fragte sich ehrlich, wie lange sie in dieser Ödnis nach einer Antwort suchte. Nach einer Antwort auf ihre Fragen über diese seltsamen Gegebenheiten, die diese Erscheinung mit sich gebracht hatte. Sie hatten es hier nicht mit einem normalen Naturphänomen zu tun. Sie hatte viel eher das Gefühl, sie lebte einen Traum, einen Traum, wie er komischer nicht sein konnte. Ob dieser Traum positiv war oder ob er sich als Albtraum entpuppen sollte, konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Unzufrieden schnaufte sie, als sie über die rauen Steine hinwegschlenderte, die Nase stetig über dem Erdboden, auf der Suche nach einer Spur. Sie konnte nicht einmal genau sagen, was sie eigentlich suchte, sie war jedoch sicher, tausend Fragen lasteten auf ihrem Gewissen und es gab ihr keine Ruhe, eh sie nicht bescheid wusste. Nun, da sie ihren Bruder endlich wieder hatte, fühlte sie sich verantwortlich, über die Ereignisse und deren Ursachen bescheidzuwissen. Ja sie musste zugeben, es war das Verlangen nach einem bisschen Macht, sie sehnte sich danach, denn nur so konnte sie Gutes für all jene tun, die sie gern hatte und dazu zählte nunmehr vor allem Ryu.
Ihr jüngerer Bruder hatte es doch sowieso schon immer so schwer gehabt. Obwohl sie sich unter zwei Brüdern hatte behaupten müssen, so war es in Wahrheit aber er, der die Mühe hatte die Kindheit zu überstehen und mit Wissen und Erfahrung daraus hervorzugehen, nachdem sein Vater ihn nie sonderlich unterstützt hatte. Aber sie machte ihm mittlerweile kaum Vorwürfe, es war nicht ihr Recht, ihm Vorwürfe zu machen … man sprach nicht schlecht über Verstorbene, das war ein altes Gesetz, das jeder kannte.
Nach einigen Tagen der Wanderung und des Suchens nach etwas, von dem sie selbst nicht genau wusste, was es war, verspürte sie einen zunehmend Hunger, der von unangenehmen Kältegefühlen begleitet wurde, sodass es ihr unangenehm und schmerzlich vorkam. Die Kälte hatte stark zugenommen, die Dunkelheit aber ließ sie nicht los. Was war geschehen, dass dies möglich sein konnte? Nie zuvor in ihrem jungen Leben hatte die Tundrafähe etwas so Bizarres erlebt, dass sie sich nicht im Geringsten erklären konnte. Ob ihre Mutter eine Antwort darauf gewusst hätte? Es war absurd, darüber nachzudenken. Sie konnte nicht zurück zu ihnen und Ryu ebenso wenig. Sie hatte sich für das neue Leben entschieden und einzig Ryu hatte sie wiedertreffen wollen. Als das geschehen war, brach es wie ein Fluch über sie herein. Das Wetter änderte sich schlagartig, ein saurer Regen begleitete die unheimlichen Vorfälle und die Sonne schien sich vor all dem hinter einem schwarzen Wolkenschleier zu verstecken. Hier war wirklich nichts normal!
Aber als nichtaktives Tier war es ihr möglich, auch während der Dunkelheit etwas zu sehen. So konnte sie mit Hilfe dieser Eigenschaft und ihrer guten Nase nach Erklärungen für diese seltsamen Phänomene suchen. Es musste eine Antwort darauf geben, alles war erklärbar. Die Frage war viel eher, ob sie die Antwort verstehen würde, denn ihr Horizont war begrenzt. Aber auf welches Lebewesen traf das nicht zu …
Es trieb sie immer weiter. Wie eine unsichtbare Macht zog es sie in die unbekannte Landschaft. Schnee legte sich sanft über die wund klaffenden Gesteine dieses mystischen Tals. Es war, als legte er sich zum Schutze der Trostlosigkeit darüber, damit es nicht ganz so sehr kahl und trist wirkte, wie es in Wirklichkeit war. Der Schnee konnte ihr von Vorteil sein. Ihr dickes Fell verhinderte, dass sie den Kältetod starb, erst recht dann, wenn sie in Bewegung blieb. Die wachsende Schneedecke brachte den Vorteil mit sich, dass sie Beute leichter aufspüren konnte, denn jedes Tier hinterließ unfreiwillig seine Spur in dem weißen Tuch, das auf dem Boden lag. Für sie bedeutete das eine bessere Tarnung, sodass ihr eine erfolgreiche Jagd eigentlich hatte gewiss sein müssen. Doch Sharyana musste feststellen, dass es mit den Beutetieren nicht so weit her war. Sie hatte nach stundenlanger Wanderung durch Schnee und Eis noch keine einzige Spur ausmachen können. Langsam beschlich sie der beängstigende Gedanke, sie war das einzige, größere Leben, dass sich in diese karge Einöde verirrt hatte. War sie ihrer eigenen Neugier zum Opfer gefallen?
Das war Unsinn. Sie durfte sich nicht entmutigen lassen. Jede Kreatur hatte einmal Pech und musste über eine Zeit hinweg hungern. Dieser Stern, den sie hatte vom Himmel kommen sehen –zusammen mit ihrem Bruder–, interessierte sie vorerst weniger. Sie brauchte Nahrung, Fleisch, das war, was nun zählte. Sie hatte sich fest vorgenommen, ihren Bruder Ryu wiederzusehen, wollte zurückkehren und ihn in Sicherheit wissen. Sie musste bis dahin etwas Nahrung gefunden haben, sonst überfiel sie der Hungertod und Ryu war für sie verloren. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihren grauen Bruder noch einmal wiederzusehen, damit sie ihm ins Ohr flüstern durfte, wie gern sie ihn hatte, ganz gleich, was sie noch erwartete.

Sharyana blickte überrascht auf. Ein bekannter Geruch stieg ihr in die schwarze Nase. Es war der Geruch von Blut. Beinahe übereilig hastete sie der Witterung entgegen, wirbelte Schnee auf wie ein Vogel, der zum Fliegen abhob. Ihr großer Leib setzte sich über die geschlossene Schneedecke hinweg und kam an einen steilen Abhang, dessen angsterregender Anblick durch den feinen Schnee gedämpft wurde. Ihre blattgrünen Augen erspähten ein Stück Fleisch. Ein Beutetier, das gerissen wurde, lag mit seinen klaffenden Wunden auf einem Granitstein in der Mitte des Abhangs. Am Ende des selbigen sprudelte ein Fluss vorüber. Dass er trotz dieser eisigen Kälte noch sprudelte und sein Strom ungebrochen an den spotzen Steinen aufschlug, bedeutete, dass das Wasser durch eine enorme Kraft am Abhang, der sich als Ufer herausstellte, vorbeigespült wurde. Sie ließ ihren Blick nach rechts fahren, um dem Flussverlauf zu folgen. Der Fluss war nicht mehr breit, was zur Folge hatte, dass das stark strömende Wasser an Wucht hinzugewann, da sich all die Stromstärke auf diese gesamte schmale Rinne beschränkte. Das Wasser wurde durch große Steine und die Höhe dieses Ufers auf einem schmalen Grad gehalten, es konnte nicht ohne Weiteres darüber hinaus treten. Der Fluss selber verschwand in der Dunkelheit. Nach einigen Baumlängen in der Ferne konnte sie sein Ende nicht sehen, weil es im Nichts verschwand. Nur ein Baumstamm, der über den Fluss hinwegverlief, konnte sie als letzte Etappe des Flusses wahrnehmen, dahinter verschwand das fließende Wasser im Ungewissen.
Aber sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fleische zu, das sie soeben gefunden hatte. Es musste ein Geschenk des Schicksals sein, dass sie mitten in dieser Einöde auf dieses Fleisch gestoßen war. Wie kam es zu diesem Glücksfall? Sharyana war unsicher, ob sie sich darüber freuen konnte oder ob mehr dahinter stand. War es letztlich gar eine Falle, in die man sie hineintappen lassen wollte? Die Kastanienbraune wollte alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, immerhin kannte sie die düsteren Geschichten, die sich die Wolfheit seit Generationen erzählte und die damit verbundenen Schauererlebnisse von gnadenlosen Menschen, blutdurstigen Bären und nicht zuletzt wildewordenen Artgenossen wie diesem Targas, den man wohl nur als krank und gestört einstufen konnte.
Aber nein, hier war es anders. Sie sah die deutlichen Bissspuren auf dem Fleisch. Ein anderes Raubtier hatte sich darüber hergemacht und wenn sie die unebene Schneedecke auf den Steinen betrachtete, bemerkte sie, dass hier bereits ein Tier gewesen sein musste. Diese sehr schwachen und halb zugeschneiten Spuren zogen sich bis hin zum reißenden Fluss und stellten klar, dass der ursprüngliche Besitzer dieser Beute wohl seinem eigenen Unglück zum Opfer gefallen war, als er versucht hatte, den Fluss zu überqueren. Das fremde Tier war ins kalte Nass gefallen und hatte seine Beute und sein Leben verloren, davon musste die nicht unerfahrene Wölfin ausgehen. Es stand also nichts im Wege, das ihr die Beute streitig machen konnte. Bisher hatte sie die Einsamkeit in dieser verwunschenen Gegend als ein Unglück, ja als einen Fluch ausgemacht, der ihr das Leben kosten konnte, da sich hier demzufolge auch keine Beutetiere mehr aufhielten. Doch dieses Mal sollte ihr genau das zum Glück verhelfen. Niemand machte ihr die Beute streitig. Sie konnte ganz in Ruhe und mit aller Vorsicht versuchen, an das Stück Fleisch heranzukommen, ohne befürchten zu müssen, dass ihr jemand anderes zuvorkam oder sie bei der schwierigen Bergungsaktion unterbrach oder störte.
Sharyana holte tief Luft. Sie war gerettet, das konnte man sagen. Auch war sie sich nun im Klaren darüber, dass sie hier nicht länger verweilen durfte. Die Idee, dem fremden Ding auf den Grund zugehen und die Ursachen für diese drastischen Veränderungen herauszufinden, um einen besseren Schutz für ihren Bruder zu gewährleisten, hatten sich als Wahnsinn entpuppt. Dies war eine denkbar schlechte Idee gewesen!
Die Wölfin nahm sich fest vor, das Fleisch in ihren Besitz zu nehmen, es schnellstmöglich zu sich zu nehmen und dabei ihre Kräfte wiederherzustellen, die sie bei ihrer Wanderung so unnötig strapaziert hatte, um anschließend in eine ebenso langen Marsch den Rückweg anzutreten, fest in der Hoffnung, dass es ihrem Bruder gut ging und sie sich gemeinsam auf die Suche nach einer besseren Gegend zum Leben machen durften. Ein Lichtblick am Horizont.


Obwohl der junge Rüde fast am Ende seiner Kräfte war, trieb es ihn unentwegt voran. Seine Läufe bewegten sich wie von allein, denn sein Geist wusste: Er durfte die Spur seiner Schwester nicht verlieren. Der einsetzende Schneefall konnte das Wiederauffinden seiner geliebten Schwester unmöglich machen und er wollte gar nicht darüber nachdenken, was das in dieser trostlosen Einöde für eine Bedeutung hatte. Hier gab es nichts, das sich Leben nennen durfte, zumindest witterte er keines. Die Sicht war auf wenige hundert Meter beschränkt wegen der Dunkelheit und dem dichten Schneegestöber. Kein Wind wehte mehr, aber die Kälte ließ sie nicht in Ruh’. Er spürte die Unangenehmheit dieses Gebietes, wollte nichts lieber als zurück in diese Höhle. Jetzt verstand er, warum die Ratten sich lebensmüde in die Höhle der Wölfe gerettet hatten. Diese Gegend war absolut lebensfeindlich, darin bestand kein Zweifel mehr. Hier, wo es nichts gab, außer dem Tod, und seine Schwester wanderte genau hier irgendwo umher.
Der junge Wolf hielt an und richtete seine gute Nase aus, in der Hoffnung, ihre Fährte zu erhalten. Er musste eine Spur von ihr finden, sonst bedeutete das unter Umständen, dass sie beide hoffnungslos verloren waren. Selbst wenn dieser Fall Wahrheit wurde, so wollte er nicht gehen, ohne sicher zu sein, dass es seiner Schwester gut ging. Sie war widerstandsfähig und kam mit den rauen Bedingungen der Natur zurecht … vielleicht gar besser als er … aber unsterblich war sie nicht und spätestens bei diesem schrecklichen Gedanken schüttelte es den jungen Wolf innerlich, dass er sich nicht mehr fortbewegen konnte.
Aber er war nicht im Stande, ihre Witterung auszumachen, eine Spur zu finden oder sonst etwas, das auf ihre Anwesenheit und ihr Wohlehegehen verwies. Hatte er sie bereits verloren? Würde er sie je wiedersehen? Der Graue bekam es mit der Angst. Er fürchtete ihr Unglück mehr als sein eigenes, wäre dem nicht so gewesen, hätte er auch gleich in der Höhle bleiben können. Warum nur hatte sie nicht auf ihn gehört und war bei ihnen geblieben? Hätte er sich doch nur ein Mal, ja nur dieses eine Mal durchgesetzt gegen seine selbstbewusste, mitunter etwas sture aber doch sehr liebe Schwester und ihr nicht erlaubt, die vermeintlich sichere Höhle zu verlassen, er wäre weit glücklicher damit gewesen. Was sollte er nun tun?
Er setzte seinen Weg fort. Seine Wunden schmerzten und die Kälte schlich sich beißend unter sein Fell. Diese Natur war verhext, das war nicht das, was er zuvor in seiner gesamten Lebenszeit kennen gelernt hatte.
Warum nur war sie gegangen? Es ging nicht in seinen Kopf. Er ärgerte sich über eine Dummheit, die er eigentlich nicht begangen hatte.

Gerade, als sein Ärger am größten war und er sich erschöpft in den Schnee packen wollte, um über seinen eigenen Kummer hinweg einzuschlafen, da vernahm er endlich eine bekannte Fährte. Ihm stieg der Geruch seiner Familie in die Nase – der Geruch Sharyanas!
Der graue Rüde legte noch einmal an Geschwindigkeit zu, er versuchte der Witterung entgegenzurennen. Der Schnee, der sich zu einer dichten Decke geschlossen hatte, erschwerte das Vorankommen und kostete noch einmal eine Menge Kraft. Erfreut über das Wiederfinden seiner Schwester Sharyana hielt er an und verkündete seine Nähe. Der graue Tundrawolf warf seinen Kopf in den Nacken und hielt die Schnauze empor um seinen unverkennbaren Ruf auszusenden und sich ihr gegenüber bemerkbar zu machen, ganz gleich, wie groß die Distanz zwischen ihnen auch sein mochte und was auch immer dort noch lag.
Er stieß ein Heulen der Freude aus, eine Freude, die widerspiegelte, wie glücklich er darüber war, ihren lebendigen Geruch in die Nase bekommen zu haben, seine einzige Schwester wiedergefunden zu haben.
Er wartete ihre Antwort gar nicht ab, denn er konnte es nicht erwarten, die Kastanienbraune endlich wieder zu sehen und ihr sanftes Fell zu spüren. Seine Schmerzen vergaß er über diese freudige Tatsache hinweg und er schwang seine Läufe so eilig es nur ging. Hastig hechelte der graue Rüde dem stärker werdenden Geruch entgegen. Er hatte sie fast auf eine Distanz der Sichtweite hin erreicht, als er eine erhoffte Antwort von der stolzen Tundrawölfin vernahm. Es war ganz unverkennbar ihr Heulen. Der Graue war erfreut über ihre Antwort und es trieb ihn weiter an, ihr entgegenzukommen. Ohne Pause kämpfte er sich durch den Schnee.
Weiter drüben bekam er Schnee auf leichter Erhebung uns Blickfeld, es wirkte wie eine Barriere auf ihn. Aber keine Barriere, keine Grenze der Welt sollte ihn davon abhalten, seine gemochte Schwester wieder anzutreffen. Erst als er feststellte, dass sich seine Geschwindigkeit, an der er stets zugenommen hatte, verselbstständigt hatte, da sein schwerer Leib über den glatten Schnee glitt, bekam er einen Schrecken, den er bis zum Herzen hin spürte. Es war, als riss es sein gesamtes Gemüt um 180° herum und er musste der Angst ins Auge blicken. Seine Pupillen standen weit offen und mehr als ein knappes Braun-Weiß vernahm er von Sharyana nicht, bevor er über die kantigen Steine hinweggeschleudert wurde und unangenehm auf dem steilen Abhang aufkam, während seine empfindliche Nase mit ganzer Wucht auf den unter Schnee bedeckten Granitstein auftraf und sobald Blut hervortrat. Seine Freude verwandelte sich in Angst, seine Euphorie in Schrecken. Der graue Wolf war von der Lust, sie wieder zu erlangen, getrieben worden ins Verderben. Sein Leib rutschte nunmehr unaufhaltsam auf die Wölfin zu, die sich nur mit Mühe in der schwierigen Pose über den rauen, mit einer klaren Eis- und Schneeschicht bedeckten Steinen hielt, um mit knapper Mühe und ganzem Geschick das Stück Fleisch zwischen den Steinritzen herauszuangeln. Die glatten Brocken erlaubten keinen Halt. In den Gesichtern der zwei Wölfe stand der eisige Schrecken, Sekundenschnelle erlaubte keine klaren Gedanken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mehr. Nur eines hatte Ryu während seines schmerzhaften Sturzes auf die spitzen Steine noch verarbeiten können: Sharyanas Antwort auf seinen freudigen Ruf war mehr als eine erleichterte Begrüßung darauf, ihn so unerwartet plötzlich bei sich zu haben, es war vor allem eine Warnung gewesen. Eine Warnung vor der Gnadenlosigkeit dieser rauen, tödlichen Gegend. Der reißende Fluss gierte nach neuen Opfern und er kannte keine Rücksicht auf Gefühle zweier Geschwister.


„Ryu!“

Entfuhr es der Wölfin, ihre Stimme war geprägt von Angst und Erschrockenheit, als sie seinen vernarbten Körper über die Steine rollen sah. Aber seine Fallrichtung bedeutete mehr, als nur, dass er lediglich auf den gefährlichen Fluss zusteuerte: Er rollte zielgerade auf die vorsichtige Wölfin zu, die da versucht hatte, so präzise und bedächtig an das rettende Fleisch heranzukommen. Ihre instabile Haltung zwischen diesem unregelmäßigen Untergrund machte es unmöglich, seinem Fall entgegenzuwirken. Und überhaupt, was hatte sie tun sollen? Selbst wenn sie noch die Gelegenheit gehabt hätte, ihrem fallenden Bruder auszuweichen und zu verhindern, dass ihr eigemer Körper in das kalte Wasser fiel: Durfte sie das tun? Durfte sie zur Seite gehen und ihn den Weg des Todes gehen lassen? Sie hatte Verantwortung, war nur für ihn diesen waghalsigen Weg gegangen und wollte im letzten Moment ausweichen, anstatt ihn aufzufangen? Das war unmöglich. Geschwistertreue ging über das Leben hinaus. Es bedeutete mehr als zusammenzuleben, es bedeutete, zusammen zu sterben. So hoffte die kluge Wölfin, dass sie den Sturz ihres unglücklichen und ohnehin so schwer gestraften Bruders abwehren konnte, damit sie beide vor dem Fall in diese gefährlichen Strom bewahrt wurden.
Schlagartig, blitzschnell und mit einem brutalen Ruck stieß der Rüdenkörper gegen den Leib seiner Schwester und verlieh auch ihm einen ungeahnten Schwung auf das Wasser zu. Nun rollten zwei dieser Unglücklichen auf diesen verwunschenen Fluss zu, der Eisstücke und undefinierbare Waldreste beförderte. Mit aller Geschwindigkeit und begleitet von panischen Schreien schleuderten die zwei Wölfe in das eiskalte Wasser, über das Stück Fleisch und die kantigen Steine des Abhangs hinweg, der wie eine gnadenlose Rampe gewirkt hatte, bevor sie den Fluss erreicht hatten.
Ryus verletzter Wolfskörper kam mit einem lauten Schlag ins Wasser darin auf und befreite meterhohe Spritzer, die noch das Beutefleisch erreichten, während Sharyanas Panik von Unglückshand erstickt wurde.


Die weiß-braune Fähe schlug mit einem gedämpften Knall auf dem spitzen Fels in der Flussmitte auf, der das Wasser für einige Meter in zwei Hälften teilte. Sobald fiel ihr erschlaffter Körper vom nassen Fels in das kalte Wasser mit den Eissplittern darin. Spritzer ihres Blutes befleckten den verhängnisvollen Stein, als wollten sie ihn dafür strafen und ein Denkmal setzen, wem er unwiderruflich das Leben genommen hatte, es war die grausame Handschrift des Todes, die nunmehr auf ihm prangerte und nicht mehr weichen sollte. Sharyanas Kopf tauchte sogleich ins Wasser, ihre geschlossenen Augen ließen erahnen, welches ungerechte Schicksal diese liebevolle Seele ereilt hatte. Leblos platschte ihre nasse Rute in das Wasser, das Weitertreiben ihres Körpers wurde durch weitere, schwere Steine in diesem strömenden Fluss verhindert. Das kalte, klare Wasser erlaubte nur ihrem hellroten Blut, die Reise mit ihrem Bruder fortzusetzen, doch wirkte es mehr wie ein unnatürlicher Hohn als eine tröstende Erinnerung an eine gutmütige Wölfin, die ihrem Bruder stets das Beste wollte.

Der Rüde hatte Mühe, Luft in seine Lungen zu bekommen, denn das Wasser hielt den Vorrang. Es strömte in großen Mengen durch seine nach Luft schnappende Schnauze und füllte seine Lungenflügel brutal und rücksichtslos. Der bittere Geschmack bekannten Bluts vermischte sich mit dem eisigen Wasser und erreichte die Geschmacksnerven des Wolfs, der sich kaum mehr über der Wasseroberfläche halten konnte. Schwindel überkam ihn, als er hin und hergewirbelt wurde und haltsuchend mit seinen Gliedmaßen auf die Flussoberfläche schlug, die ständig in Bewegung war.
Erst nach einigen hundert Metern, die Dunkelheit gestatte keine Weitsicht, schaffte er es, seinen Kopf mehr über dem Wasser zu halten, als er den vielversprechenden Baumstamm über dem Fluss ausmachte, wie er wie ein stiller Retter auf seine Ankunft wartete, um sein Leben hochzuziehen, aus den Fängen des kalten Wassers heraus. Ryu versuchte einen abstehenden Ast zu fixieren, um den Stamm zu erreichen und sich daran festzuhalten mit seinem kräftigen Gebiss. Das war nicht einfach, das Wasser hielt ihn in unkontrollierter Bewegung und er konnte sich nicht dagegen wehren. Immer wieder schnitten die spitzen Steine schmerzhafte Wunden in seinen geschwächten Leib, als wollten sie ihm verdeutlichen, wie unwillkommen er hier war. Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit trug das wilde Wasser ihn auf den Stamm zu. Aber er wusste, das sein Leben daran hing, er hatte also keine andere Wahl, als dieses rettende Ding zu erhaschen. Gerade als er nach dem Ästchen schnappen wollte, erhielt er den grauenvollen Anblick seiner leblosen Schwester, weiter ab in der Ferne ins Blickfeld und erschrak, dass sein Herz kaummehr schlagen wollte.

„Sh-ary- … Sharyanaaa!“

Versuchte er zu rufen, doch ihm war bewusst, dass darauf kaum mehr eine Reaktion folgen konnte. Er spuckte mehr Wasser als Töne und versuchte aufgrund dieses schockierenden Moments, in dem er seine Schwester in einem nie dagewesenen, schlimmen Anblick erkennen musste, zu spät, das rettende Kiefernästchen zu schnappen, sodass er haltlos unter dem Stamm hindurchgerissen wurde und weiter mit dem offenen Fluss trieb, in einer Geschwindigkeit, die normales Denken unmöglich machte. Es war, als wurde sein auf einmal so leicht erscheinender Körper immer schneller, als kam es dem Fluss darauf an, ihn von seiner geliebten Schwester trennen. Er hatte noch etwas rufen wollen, dass sein Unverständnis über diese schmerzliche Tatsache zum Ausdruck brachte, aber das Wasser hielt ihn ruhig, nur das hastige Umherschlagen seiner vorderen Gliedmaßen machte deutlich, wie unfassbar dieses Geschehen ihn berührte. Immer wieder nahmen ihm Spitzer und Wellen die Sicht auf dieses erschreckende Bild … wie sie dort lag … ohne jede Bewegung … ihr Kopf … unter Wasser … dabei … musste sie doch atmen?! Musste sie nicht … ?
Die wenige Atemluft, die er durch das häufige, ungewollte Untertauchen noch erhielt und der Schock, der sich unter seine Gefühle setzte und sie lähmte, brachten ihn dazu, das Bewusstsein abzugeben. Wie ein düsterer Wolkenschleier fuhr es ihm vor den Geiste und tonnenschwere Felsen schienen seine Welt und die, in der seine Sharyana gefangen war, voneinander zu trennen, während sie physisch immer weiter auseinander drifteten, verdammt dazu, sich nie wieder sehen zu dürfen. Weiteres Wasser drang in seine Lungen und schwappte sobald wieder aus seinem Maul. Es drückte ihn unter die Oberfläche, doch war dies das einzige, was seinen größten Albtraum von ihm hielt … das Vergangensein seiner Schwester aufzunehmen und zu verinnerlichen. Er musste es nicht mehr verstehen, denn der kühle Schatten des Nichts’ bedeckte seinen wunden Blick in ganzer Güte, um ihn vor dem zu bewahren, was ihm wahrlich die Kraft zum Leben geraubt hatte: die bittere Realität.


(Ryu war bei Sharyana an einem Fluss außerhalb des Tals.)

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NPC – Non play character, Spielleitung. Verantwortlichkeit- Leyla
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 07 Jun 2010 21:11    Titel: Antworten mit Zitat

Langsam war es genug. Ihr Leben war ruhig und angenehm verlaufen, bevor sie dieses verfluchte Tal betreten hatte und nun hatte sich mit einem Schlag alles geändert – der seltsame Stern, das Wetter, das verrückt spielte, die übergeschnappten Wölfe, die durch dieses Tal wandelten. Zuerst der wahnsinnige alte Rüde, der gestorben war, ehe sie seinen Namen erfahren konnte. Dann Takata, eine angenehme Wölfin, mit der sie gemeinsam ein Stück weiterwandern wollte. Ja, zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie gar das Gefühl gehabt, dass sie eine Freundin hätte werden können, dabei wusste sie nicht einmal, woher diese Wölfin gekommen war und wohin sie ging. Doch solche Gedanken führten zu nichts. Takata war in einem Waldbrand ums Leben gekommen und Skadi hatte sie zurückgelassen, um nicht selbst den Flammen zum Opfer zu fallen.
Ein Begleiter wäre schön gewesen, ja, jemand, der das selbe Ziel hatte – nämlich keines – und mit dem man umherstreifen und seine Gedanken und Eindrücke austauschen konnte, doch es sollte scheinbar nicht sein. Jeder Wolf, dem sie bisher in diesem Tal begegnet war, war ums Leben gekommen. Ein Zufall natürlich, und sie war keinem von ihnen besonders nah gestanden, doch es hatte trotzdem einen bitteren Nachgeschmack, beinahe als spielte das Schicksal ihr einen grausamen Streich und verhöhnte sie nun in Form dieses Rüden.
Und immer noch lag über all dem der bedrückende Mantel der Dunkelheit. Wie gern hätte sie in diesem Moment die Sonne gesehen. Manche Dinge lernte man erst zu schätzen, wenn sie plötzlich fehlten, und diese unnatürliche, ewig anhaltende Nacht legte sich schwer aufs Gemüt.
Und all dies hatte sich innerhalb so kurzer Zeit abgespielt. Sie hatte kaum Zeit, die Eindrücke zu verarbeiten, schon war sie in der nächsten unangenehmen Situation gefangen. Um alles noch schlimmer zu machen, war sie selbst auch noch daran schuld. Hätte sie doch nur ihrem Instinkt vertraut und einen großen Bogen um die beiden geschlagen…
Dass etwas nicht mit Tihar stimmte, konnte selbst ein Blinder sehen. Unberechenbar war er, änderte seine Meinung scheinbar innerhalb weniger Augenblicke, tat das Gegenteil von dem, was er behauptete. Er hatte Streit mit ihr angefangen, weil sie ihm nicht das unangenehme Gespräch mit dem Welpen abnehmen wollte, und nun plötzlich tat er ganz selbstverständlich so, als würde er Yuka mitnehmen, selbstlos wie er war – lächerlich.
Auch der Welpe durchschaute ihn offenbar doch nicht so, wie sie für einen Moment gedacht hatte. Vielleicht hatte sie sich getäuscht, und es war doch kein spöttisches Lächeln, als die kleine Fähe ihre Frage gestellt hatte. Denn nun ließ sie sich so einfach abwimmeln, tat ganz selbstverständlich was er sagte und freute sich wahrscheinlich noch, dass er sie mitnahm.
Tihar dagegen hatte sich zwischen das Wasser und Skadi gestellt, scheinbar um zu verhindern, dass sie vor dem Welpen trinken könne. Schon seit Stunden, noch bevor sie Takata begegnet war, wurde sie vom Durst geplagt, und dieser arrogante Rüde verweigerte ihr das Wasser, nur um sie noch weiter zu demütigen. Sie hatte sich beherrscht, war ihm ihrer Meinung nach recht freundlich begegnet, hatte immer wieder versucht, ihn zu beschwichtigen – vergeblich. Immer weiter trieb er dieses perverse Spiel, wollte scheinbar ihre vollkommene Unterwerfung erwirken. Doch da konnte er lange warten. Er war nicht einmal der Alpha dieses Gebiets, wie er selbst zugegeben hatte. Ein Streuner war er, allein, und wenn man sich sein Verhalten anschaute, so war das auch nicht weiter verwunderlich. Welpen und Fähen brauchte er, die er unterdrücken konnte, um sich groß zu fühlen!

“Erbärmlich…“

Kalt und furchtlos hatte es klingen sollen, voller Hohn hatte sie es ihm ins Gesicht schleudern wollen. Stattdessen brach ihre Stimme gegen Ende beinah und sie wurde von Wut über sich selbst übermannt.
Ja, erbärmlich war er, erbärmlich war diese ganze Situation mitsamt dem verfluchten Tal, und erbärmlich war sie selbst, die sie einen Wolf zum Sterben zurückgelassen hatte und sich nun selbst in diese Lage manövriert hatte, aus Leichtsinn und Unvernunft. Sie hätte es besser wissen müssen, hätte allein bleiben sollen um sich zu besinnen, bis sie das jüngst Erlebte verdaut hatte, und stattdessen hatte sie die Nähe anderer Wölfe gesucht, aus welchen Gründen auch immer.
Hastig wandte sie ihren Kopf ab, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie wusste nicht, wie es wohl für einen Beobachter aussehen musste oder was man in ihrer Miene lesen konnte, falls sie sich zu langsam abgewandt hatte. Aber sie spürte, dass sie ihre Gesichtszüge in diesem Moment nicht mehr unter Kontrolle hatte, und so sollte sie niemand sehen, vor allem nicht dieser fremde, überhebliche Rüde, der sie um jeden Preis demütigen wollte.



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)

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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 08 Jun 2010 16:31    Titel: Antworten mit Zitat

Nachdenklich beobachtete Tihar die kleine Welpin beim Durstlöschen. Sie sollte sich ruhig Zeit lassen, er genoss es, die Fremde warten zu lassen. Fast hatte es ihm ein kleines Grinsen ins Gesicht gezaubert. Zugegeben, ein wenig kindisch waren sie alle. Zunächst hatte sie Yuka angelächelt, nun konnte er sie anlächeln – was er aber nicht tat – und er war zufrieden. Er hatte seinen Stolz auf diese Weise gerettet, auch ohne Yukas Hilfe. Dass sie nicht auf das Trinken verzichtete, war ihm schon klar. Hätte sie nach Skadi trinken wollen, nur um es ihm zu zeigen, so wäre er ohne sie abgezogen und das wusste sie, so dumm war sie nicht. Da sie das auf keinen Fall wollte und da die braun-graue Fähe ohnehin nichts von Welpen in ihrer Obhut zu halten schien, hatte die Kleine gar keine andere Wahl. Sein „Sieg“ war also unausweichlich, alles konnte in bester Ordnung sein.
Wäre da nicht ein schwer verständliches Wort aus Skadis Maul gekommen, dass ihn sofort aufschrecken ließ. Er drehte sich blitzartig zu ihr um und warf ihr tödliche Blicke zu. Das merkte die allerdings kaum, sie sah ihn gar nicht an. Dabei konnte er schwören, es war eine weitere Frechheit gegen ihn gewesen. Tihar hatte die Ohren gespitzt, er blieb still und wollte sehen, ob sie noch mehr sagte, ob sie womöglich die Nerven verlor, weil sie diese kleine Niederlage hatte einbüßen müssen. Aber da kam nichts weiter. Er konnte nun so tun, als habe er das völlig überhört. Er konnte es auch als Ärgernis ihrerseits akzeptieren und hatte damit bestätigt, dass seine kleine Demütigungsaktion Erfolg hatte, das war eigentlich nichts Schlechtes. Trotzdem waren sie schon einmal so weit gewesen, dass er eigentlich das letzte Wort hatte und der Braun-Grauen keine weiteren, unfreundlichen Respektlosigkeiten ihm gegenüber mehr passieren durften. Ja passieren durften traf es gut, denn er musste davon ausgehen, dass sie sich selbst nicht unter Kontrolle hatte und Dinge sagte, die sie nicht so meinte. Sie hatte sich bis jetzt unverständlich über ihre Äußerungen gezeigt, wollte nicht einsehen, dass es seinen Stolz verletzte, wenn sie so redete. Sie schien sich bereits wieder zu schämen für das, was sie gesagt hatte, was er nicht einmal genau verstanden hatte, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass doch noch etwas von ihr kommen würde. Oder aber … dieser Gedanke erschrak ihn und traf ihn wie ein Blitz … sie neigte den Kopf und das Gesicht deshalb zur Seite, weil sie ihn heimlich auslachte. Musste der Schwarze nun also auch noch froh sein, dass sie ihn nicht offen auslachte?
Ein tiefes Grummeln fuhr aus seinem großen Leib, es klang etwas gequetscht, denn er hatte sein Gebiss fest zugedrückt. Es klang wie ein kleines Gewittergrollen und kam selbst für ihn ganz unverhofft doch ihr Benehmen forderte automatisch seine männlichen Verteidigungsreflexe heraus. Kaum war sein Grollen verklungen – er fixierte den Kopf der Fähe nach wie vor bewegungslos – da drangen die ersten, von Zorn untermauerten Worte aus seinem schwarzen Maul.

„Wie bitte?“

Sein mittlerweile schon unverwechselbares „Wie bitte“ hatte ausnahmsweise seine zweifelsfreie Berechtigung, denn er hatte tatsächlich nicht verstanden, was sie gesagt hatte. Obwohl er genau wusste, dass es kaum etwas Nettes oder Respektvolle sein konnte, so hätte er doch einiges gegeben, es noch einmal genau zu hören. Konnte er sie zwingen, es noch einmal laut und deutlich auszusprechen? Oder war es gut, dass sie sich vielleicht nicht wagte, es noch einmal zu sagen? Er mutmaßte nicht, was es heißen konnte, es stand völlig außer Frage, dass es unfreundlich und vorlaut gewesen war. Es schien, als sei diese Sache doch noch nicht ausdiskutiert gewesen. Er holte tief Luft und trat einen großen Schritt an sie heran, wobei sein Blick ein kleines Stück nach unten geneigt war, sie war schließlich etwas kleiner.

„Wenn du mir etwas sagen musst, so tu es.“ Begann er zu drohen. Sein Blick war dabei fest auf ihre Augen gerichtet, seine Muskeln angespannt und seine Rute leicht gehoben. „Wenn du aber zu feige bist, es mir laut und deutlich ins Gesicht zu sagen, so schweigst du besser!“

Er hatte sicher nicht Unrecht mit dem, was er ihr sagte. Wenn sie den Mut hatte, es noch einmal laut und deutlich zu sagen, musste er sie fast bewundern für diese Standhaftigkeit. Er glaubte es jedoch nicht und wusste von sich, dass er es an ihrer Stelle nicht getan hätte, einfach weil es klüger war. Traute sie es sich nicht, obwohl sie es eben noch getan hatte, wollte er ihre offensichtliche Schwäche nicht ausnutzen, um ihr wehzutun, doch sie konnte sich neuem Spott gewiss sein, denn Tihar hasste pure Feigheit. Auf der einen Seite war sie erschreckend vorlaut und respektlos, auf der anderen traute sie sich nicht, ihren eigenen Stolz bis aufs Blut zu verteidigen. Natürlich konnte sie nicht sicher sein, wie weit ein fremder Rüde ging, das konnte man nie. Allein für dreiste Worte wollte er sie nicht fertig machen, ging sie aber so weit, ihn sogar anzugreifen, musste er sich natürlich verteidigen und es war ihm nicht schade drum.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))

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