¤ wøłfε δëг ηãçhτ ¤

¤ wøłfε δëг ηãçhτ ¤

« . Role Playing Game . »

 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   BenutzergruppenBenutzergruppen   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Kapitel VI – Dunkelheit

Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 6, 7, 8 ... 17, 18, 19  Weiter
 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   printer-friendly view    ¤ wøłfε δëг ηãçhτ ¤ Foren-Übersicht -> Das Tal
Die böse Rechtschreibung :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

blank.gif
BeitragVerfasst am: 23 Mai 2010 15:06    Titel: Antworten mit Zitat

Endlich, nach einer ihr schier stundenlang andauernden Zeit, hatte sie die Kraft sich aufzurappeln und sich umzuschauen. Tihar LeNuit war näher gekommen, deshalb wagte sie es nicht, sich zu schütteln. Dadurch würde sie ihn wahrscheinlich nassspritzen und das wäre wieder so eine Situation gewesen, wo ihre Mutter sich im Grabe herumgedreht hätte. Diese Formulierung ließ sie schlucken. Aber sie war selbst schuld, verhielt sich wie eine völlig neue Fähe, die niemals auf dem Eis gelaufen war. Also echt. Aber wenn er jetzt noch einen gemeinen Kommentar abließ, wäre sie wirklich fertig. Gesagt, getan. Als ob er ihre Gedanken hören könnte -was sie in schwachen Momenten beinahe glaubte- ließ er sich darüber aus, wie ungeschickt sie doch gewesen sei und dass sie froh sein könnte, dass sie niemand außer ihm beobachtet hätte. Leicht legte sie den Kopf angesichts dieser seltsamen Äußerung schief. Selbst sie hatte die unbekannte Fähe bemerkt und sie war nicht gerade eine Meisterin in solchen Sachen. Tihar LeNuit war da bestimmt viel besser. Aber jetzt tat er so, als ob niemand in der Nähe wäre! Das war mehr als seltsam, das war überaus merkwürdig. Doch ihr blieb keine Zeit darauf zu antworten, denn er drehte sich schon um und steuerte genau auf das Gebüsch zu, in dem sich die Andere höchst auffällig verbarg. Jetzt musste er sie aber sehen das konnte einfach nicht sein. Immer noch schamerfüllt, wegen ihres peinlichen Flussüberquerens und voller Fragen folgte sie ihm. Die Fragen würde sie ihm stellen, wenn sie vorbei waren oder die Konfrontation mit der Fremden hinter sich hatten. Ohne sich umzudrehen sagte er noch etwas, anscheinend an sie gerichtet.
Was? Mit einem verwirrten Ausdruck tapste sie ein paar Schritte hinter ihm her. Jetzt war sie wirklich aus dem Gleichgewicht gebracht. Was bitte hatten sie denn noch zu erledigen? Wollte er der Fähe eine Art Familie vorspielen? Bei diesem Gedanken senkte sie leicht den Kopf, damit man ihre beschämte und gleichzeitig verwunderte Miene nicht sah. Erstens würde er nie so etwas machen, das konnte selbst sie sehen und zweitens hatte sie doch eine Familie...
Auch wenn die tot war... Doch Imoura lebte vielleicht noch. Und ihre einzige Hoffnung, sie wiederzufinden war, mit ihm mitzugehen. Auch wenn das hieß, dass sie wohlmöglich seine Tochter spielen müsste.
Also straffte sie sich und bemühte sich um einen aufrechten Gang, wie sie ihn von ihren älteren Schwestern abgeschaut hatte und erwiderte folgsam:

Ja, Tihar LeNuit.

Ihr Mutter wäre zufrieden mit ihr gewesen.
Doch jetzt steuerten sie weiter auf das Gebüsch zu und Yuka holte auf, aber war immer darauf bedacht, einen Meter hinter ihm zu laufen, wollte sie doch nicht respektlos erscheinen.
Doch dann trat die Fähe aus dem Gebüsch. Wie schon von weitem erkannt, war ihre Figur die einer Läuferin. Ihre graubraunes Fell, das die Farbe von schmutzigem Sand hatte, schimmerte seltsam im Dunkeln. Sie war sehr schön, allerdings auf eine andere Weise, wie es die Fähen ihres Rudels gewesen waren. Die hatten anmutig und gefährlich ausgesehen, während diese Fremde... Sie konnte es einfach nicht beschreiben. Irgendetwas Respekteinflößendes lag in ihrer Aura, allerdings längst nicht so stark wie in der von Tihar LeNuit. Stolz, ja, das war sie. Yuka lächelte leicht, als ihr dieses Wort einfiel, fast hätte sie es ausgesprochen. Aber sie wollte sich nicht blamieren.
Die Fähe sprach ihn nun direkt an. Beinahe hätte sie laut aufgezischt. Das galt bei ihrem Rudel als unermessliche Beleidigung, vor allem, da der Rüde so aussah, als ob er der Alpha dieses Gebiets sein könnte. Aber auch dort hielt sie sich zurück. Gespannt wartete sie, was er nun erwidern würde. Würde er sie anknurren? Sie fragen, was sie hier zu suchen hätte? Nach Respekt verlangen? Aber nein, sie zeigte nichtmal Anzeichen eines respektvollen Umgangs.
Ernst blickte sie der Fähe ins Gesicht. Sie konnte auch so sein, oh ja.


((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Tihar, Skadi))
Nach oben
Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

blank.gif
BeitragVerfasst am: 23 Mai 2010 19:12    Titel: Antworten mit Zitat

Es ging Schnee auf die Erde nieder, die Kälte hatte zugenommen aber es wäre übertrieben zu sagen, sie war kaum mehr zu ertragen. Die Dunkelheit hatte zur Folge, dass die Begegnung noch ungewisser wurde. Mit einem Mal trat sie vor sie, da stand sie nun also. Sie stellte sich vor ihn als wolle sie den Weg versperren, doch das war ja lächerlich. Abrupt hielt er an, als ob er von ihrem plötzlichen Erscheinen ehrlich überrascht gewesen wäre, musterte die fremde Wölfin. Ihre Läufe waren lang und schlank, ihr Körperbau bemuskelt, zumindest für eine Fähe. Gar nicht mal unhübsch, aber scheinbar mit halbem Verstand. An ihrer Stelle hätte er das Weite gesucht und zwar in der ersten Sekunde, in der er die fremden Wölfe gewittert hätte. Sie musste also etwas vorhaben, zu einem Rudel gehören oder etwas in dieser Art.
Doch seine Spekulationen wurden sofort zunichte gemacht, als ihr der erste Satz entfuhr. Sie hoffte, dass er verzieh. Wenn er sie hörte, wollte er das Gefühl nicht loswerden, sie war doch mit Yuka verwandt. Das war natürlich absurd, sie hatte sie schließlich gesehen und hätte nicht zugelassen, dass sie mit einem Fremden zu tun hatte, wenn sie miteinander verwandt waren. Yuka war also nach wie vor allein und schutzlos, wenn man von ihm absah. Ob er ihr fortdauernd Schutz bieten wollte, wusste er noch nicht. Fürs Erste war es so, er selbst war überrascht durch sein unbestimmtes Eingreifen beziehungsweise den Versuch, einzugreifen. Lag ihm etwas an ihr? Nein, davon konnte keine Rede sein. Es war schlicht der Anstand, der ihn dazu gebracht hatte, zu versuchen sie dort rauszubekommen. Es war weder Mitleid noch waren es Gefühle, so etwas gab es nicht. Yuka war eine Fremde, so fremd wie die Fähe, die vor ihm stand, nur dass er ihren Namen kannte, was auf die Braungraue nicht zutraf. Wie naiv war diese Wölfin nur? Sie glaubte doch nicht wirklich, dass sie auf diese Weise im Nachhinein noch etwas besser machte. Ihr Versuch, sich vor Ärger zu bewahren, erschien ihm hilflos. Sie war hilflos, darin bestand kein Zweifel. Selbst wenn sie zu einem Rudel gehörte, so war sie in diesem Moment doch mutterseelenallein und sie sollte aufpassen, was sie von sich gab.
Der Dunkle ging auf ihren Wunsch, er möge verzeihen, nicht ein und verhinderte somit, dass es persönlich wurde, dafür gab es keinen Grund.

„Wer schickt dich und warum beobachtest du uns?“

Sprach er mit schroffer Stimme und sah fordernd in ihr Gesicht. Seine Läufe standen fest auf dem kalten Untergrund, seine Rute hin nichts-aussagend herunter. Es erklärte sich von selbst, dass er in einer Übermacht war, dafür waren nachdrückliche Gesten und Körpersprachen nicht notwendig. Es war so selbstverständlich, dass all diese wolfstypischen Traditionen, das Unterwerfen und die Unterwürfigkeit, eigentlich überflüssig waren. Trotzdem tat sie besser daran, sich ein wenig unterwürfig zu zeigen. Natürlich legte er keinen Wert darauf, ihr unnötig Angst zu machen, doch etwas Respekt konnte er verlangen. Noch dazu wusste sie nicht, in welchem Verhältnis er zu Yuka stand. Yuka hätte zu ihm gehören können und jeder Wolf wusste, dass Eltern ihre Jungen bis aufs Blut verteidigten. In der Praxis war ein Angriff ihrerseits, weder auf Yuka noch auf ihn, mehr als unwahrscheinlich. Es gab also höchstwahrscheinlich nichts richtig zu stellen. Das alles schloss sicherlich aus, dass sie eine Verrückte war, wobei er sich da noch nicht ganz sicher war. Dass er an ihrer Stelle anders gehandelt hätte, bedeutete nicht, dass sie alles falsch machte. Ohne jeden Zweifel tat er ebenso Fehler, hatte er getan … Bislang aber verunsicherte ihn die fremde Fähe. Dabei mochte er Unsicherheit absolut gar nicht.



((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))

_________________
Nach oben
Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

blank.gif
BeitragVerfasst am: 23 Mai 2010 21:19    Titel: Antworten mit Zitat

Seine Reaktion verwunderte sie nun doch. Er schien etwas verärgert, aber nicht unbedingt wütend, vielmehr wirkte er angespannt. Vermutlich machte er sich Sorgen um seinen Welpen, er selbst befand sich ja zu keiner Zeit in Gefahr. Doch es war schon einmal gut, dass er sie nicht dazu zwang, sich komplett vor ihm zu demütigen.
So erwiderte sie seinen Blick und versuchte, etwas in den ungewöhnlich dunklen Augen zu lesen, aber es fiel ihr schwerer als sonst. Hatte er so eben preisgegeben, dass er ebenfalls ein Eindringling war und nicht der Alpha, entgegen ihrer Vermutung? Warum sonst sollte er annehmen, dass ein Rudel hinter ihr stehen könnte? Oder war er doch der Alpha und meinte nun vielmehr, sie käme als Kundschafterin eines fremden Rudels, das ihm sein Territorium streitig machen wolle? Vielleicht war er im Grunde ebenso besorgt wie sie selbst, wenn der Gedanke auch etwas abwegig war.
Sie löste ihren Blick von seinem, um über ihre nächsten Worte nachzudenken, als ihr auffiel, dass der Welpe sie anschaute. Wie lange hatte sie nun schon keinen Welpen mehr gesehen? Sicherlich schon über ein Jahr, wenn nicht länger. Als Wanderer hatte man nicht unbedingt oft mit Welpen zu tun, und selbst wenn sie für einige wenige Tage bei einem Rudel geblieben war, so hatte man die Welpen vorsichtshalber von ihr ferngehalten. Ja, sie selbst hätte das gleiche getan. Sie wusste nicht einmal, ob sie Welpen mochte oder nicht.
Die kleine, wollige Fähe, die ein Stück hinter dem Rüden stand, erschien ihr aber nicht unbedingt wie ein durchschnittlicher Welpe. Ihr Blick war ernst, wirkte beinahe zu erwachsen für ihr Alter. Was für ein seltsames Pärchen die beiden doch waren…
Sie fühlte sich im Moment nicht unmittelbar gefährdet, doch vielleicht schätzte sie auch die Situation falsch ein? Die Lage konnte jeden Moment umschlagen und eine hässlichere Wendung nehmen, wenn sie nicht aufpasste.
Warum sie die beiden beobachtet hatte, fragte er. Nun, warum hatte sie auf den Kometen geschaut, warum beobachtete sie manchmal den Flug eines Falken, und warum war sie fasziniert von einem Fluss, der mitten in seiner Bewegung erstarrt war? Im Grunde beobachtete sie alles, was ihr in irgendeiner Weise besonders oder ungewöhnlich erschien, wenigstens aber interessant genug. Ein imposanter, schwarzer Rüde mit einem Welpen, der einen zugefrorenen Fluss überquerte, schien ihr doch dazu zu gehören.
Sie entschloss sich, seine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.

„Hätte ich herankommen und euch stören sollen, während ihr den Fluss überquert habt?“

Ihr war nicht klar, dass diese Worte bissig und sarkastisch klingen mochten. Eher neutral hatte es klingen sollen, tatsächlich hatte sie einen eher nachdenklichen Gesichtsausdruck. Sie hatte einfach das getan, was sie meistens tat, sie war zurückgeblieben und hatte beobachtet, und es hatte sich in gewisser Weise auch gelohnt, denn die beiden hatten ein Loch ins Eis gerissen. Nur konnte sie jetzt nicht ohne weiteres heran, weil der Rüde dazwischen stand. Sie seufzte.
Als ihr klar wurde, dass er sich dadurch vielleicht provoziert fühlen mochte, machte sie vorsichtshalber einen Schritt zurück, den Blick wendete sie dabei nicht von seinem Gesicht ab. Sie sollte seine Frage besser ausführlicher beantworten, um ihn nicht unnötig wütend zu machen.

„Mich schickt niemand. Ich bin auf Wanderschaft und will dieses Tal so schnell wie möglich wieder verlassen. Wenn ich dein Revier unerlaubt betreten habe, so tut es mir leid.“

Dass er selbst daran schuld war, verkniff sie sich in diesem Moment wohl besser. Sollte sich die Lage nun entspannen, könnte sie ihn später immer noch freundlich darauf hinweisen. Am liebsten hätte sie die beiden nun einfach links liegen lassen und wäre schnurstracks zum Fluss hinunter getrottet, aber das ginge wohl kaum. Erstens waren die Differenzen immer noch nicht geklärt, und zweitens wäre es mehr als lebensmüde, jetzt zu versuchen, an ihm vorbeizulaufen, ihm dabei noch ungeschützt die Flanke darzubieten.
Doch noch hatte er sich nicht besonders aggressiv gezeigt, wobei sie argwöhnte, dass das nichts mit Gutmütigkeit, sondern eher mit einem immensen Selbstbewusstsein zu tun haben könnte. Tatsächlich nicht ganz unbegründet, schließlich war er ohne jeden Zweifel der Stärkere.



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)
Nach oben
Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

blank.gif
BeitragVerfasst am: 24 Mai 2010 19:07    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrim hob den Kopf als er hörte, dass die Fähe näher kam. Sein Blick traf den Ihren, doch lange konnte Pilgrim diesen Augen, diesen unglaublich fordernden aber gleichzeitig auch sanften Augen, die ihn zu durchbohren schienen, ihn bis in seine Seele hinein musterten, nicht standhalten. Er drehte den Kopf in eine andere Richtung und sah verstört auf den verschneiten Boden zu seinen geschundenen Pfoten.

Warum war es dieser Fähe nur so verdammt wichtig, dass er mit ihr von hier verschwand? Was hatte sie davon? Und was brachte es allgemein ob der Tod ihn (Pilgrim) nun hier oder 4 Meter weiter ereilte? Denn sterben würde er sowieso...und in seinen Augen zögerte er den Tod so nur noch länger hinaus.
Und Bewugung brachte Wärme? Pilgrim wusste, dass es so war, doch seine Hüfte schmerzte immer, ob es nun warm war oder eisig kalt. Wirklich Schmerzfrei war er schon lange nicht gewesen und Bewegung tat ihm eher weh als das sie ihm Linderung oder Schutz vor der beißenden Kälte war.

Auf der anderen Seite jedoch war es ihm auch völlig gleich ob er nun hier blieb oder weiterzog und wenn er weiterzog, was machte es da schon ein Stück mit der Fähe zu wandern? Er würde sie ohnehin wieder verlassen, wenn sie ihr Ziel erreicht hätte oder Pilgrim einen anderen Weg einschlagen würde.
Das Ziel was die Fähe unbedingt erreichen wollte, galt ohnehin nur für sie. Pilgrim hatte schon lange kein Ziel mehr auf das er tagein, tagaus zuwanderte und sich mit jedem Schritt dem Näherkommen hingab und darüber in Freude verfiel.

Pilgrim´s Rute hing schlaff zu Boden als er die Fähe flüchtig ansah und dann ein paar Schritte weiterhumpelte.
Dann waren sie nun halt "Gefährten", wobei Pilgrim eher die Umschreibung "Zwei Wölfe auf einem Teilstück einer gemeinsamen Strecke" bevorzugte.

Denn einen Gefährten hatte er nicht mehr und wollte es auch nie wieder.





(Pilgrim ist bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)
Nach oben
Takata
;
<center><font color=;" title="
;" border="0" />


Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

blank.gif
BeitragVerfasst am: 25 Mai 2010 8:20    Titel: Antworten mit Zitat

Takata drehte sich um, um zu gehen. Ihre Schnauze zeigte zuversichtlich in die Richtung, die sie als das rettende Ufer erachtete. Es war ein gutes Zeichen, dass die Vögel dorthin zogen. Sie hatte schon früh von ihrer Mutter gelernt, auf die anderen Tiere ihres Reviers zu achten und sich Dinge abzuschauen. So galt in etwa, wenn die Schwalben tief flogen, bedeutete das Regen und Gewitter. Versteckten sich die Vögel, so wie es bis eben der Fall gewesen war, war das kein gutes Zeichen, denn es bedeutete Gefahr. Zogen die Vögel in Schwärmen in eine Richtung, trieb es sie gen Süden, in diesem Fall sicher brachte sie ihre Reise in anderes, wärmeres Gebiet. Die Weiße begann zu verstehen, wie sie aus diesem Zechen lesen konnte. Es sollte auch ihre Rettung sein, sie musste jedoch dafür sorgen, dass diese Idee auch bei ihm aufkeimte.
Das Stechen der gebrochenen Rippe traf sie schmerzhaft. Sie hätte die Stelle des Körpers am liebsten gezwickt oder gebissen, um dem Schmerz mit einem Gegenschmerz entgegenzuwirken, doch das wäre sinnlos gewesen. Sie kam nicht heran, wie auch. Jetzt noch kam es ihr unvorstellbar vor, dass sie unter diesen Schmerzen das Meer erreichen sollte. Sie hoffte lediglich, dass sie sich etwas daran gewöhnen konnte, sodass es sich aushalten ließ.
Der graue Wolf war aufgestanden und hatte seine geschwächten Schritte etwas in ihre Richtung getan. Sie konnten es schaffen. Sein scheinbar neuer Mut rief bei ihr ein zufriedenes Lächeln hervor, als sie sich umdrehte und seinen Blick traf. Er war sicherlich kein Wolf böser Natur, sie wollte es nicht glauben. Bisher hatte er sich äußerst zurückhaltend gezeigt und Takata hatte Mühe, sich ebenfalls zurückzuhalten, zumindest für ihr Verhältnis.
Nachdem der erste Schritt getan war, sollten sie losziehen. Die Weiße ging langsam voran und erhoffte sich, dass er ihr folgte. Unter diesen Umständen erwies es sich beinahe wieder als gut, dass sie ebenso etwas geschwächt und eingeschränkt war. Sie konnte ihm unmöglich davonlaufen, weil sie zu schnell war und sie konnte beweisen, dass man auch mit diesen körperlichen Behinderungen vorankam, wenn man es nur wollte.
Eine noch sehr dünne Schneedecke hatte sich über den rauen, kalten Boden gelegt und ihre Pfotenspuren durchdrangen sie mit Leichtigkeit. Jeder Schritt kostete sie Anstrengung , Mühe und Schmerzen. Die Flanke behinderte sie stark beim Laufen und ihre Läufe wollten nicht aufhören zu zittern. Außerdem verspürte sie das Gefühl von Hunger. Konnte sie diese Sorgen nicht einfach für einen Moment vergessen und sich daran erfreuen, dass sie nicht mehr allein hier liegen musste? Sie wünschte sich, diesen Wolf lebend zu einem sicheren Ort zu führen, der Nahrung und etwas mehr Wärme bot, zumindest aber eine schützende Deckung. Das war doch nicht zu viel verlangt, oder doch?
Sie neigte den Kopf etwas nach unten und unterdrückte ihr Ächzen, wenn sie das Stechen in ihrer Flanke spürte. Ihre Schritte wirkten langsam und qualvoll. Ihre Rute hing ungewöhnlich schlaff herab, als hatte sie den Kampf ums Überleben schon innerlich aufgegeben, doch dem war nicht so. Im Nachhinein betrachtete sie das hilflose Am-Boden-Liegen als eine Rast, die sie gebraucht hatte.
Mehr fragte Takata sich mit der Zeit, während sie einen mühsamen Schritt vor den anderen setzte und sich so langsam vorankämpfe, wie der fremde Wolf über sie dachte und was er womöglich vermutete. Sicherlich ging er davon aus, dass sie noch zu einem Rudel gehörte, zumal sie nach einer anderen Fähe roch, mit der sie bis vor kurzem zu tun gehabt hatte und die sie sogar berührt hatte. Bevor sie etwas über ihn herausfinden konnte, bevor sie ein Stück von seinem Vertrauen gewinnen konnte, musste sie etwas von ihrem preisgeben. Das war ungewöhnlich, immerhin war die Fähe für gewöhnlich die schwächere und sollte vor dem Rüden Misstrauen haben. Doch Takatas guter Wille änderte diese Tradition einfach um. Außerdem stand völlig ohne Zweifel, dass sie diesen fremden, gebrochenen Wolf soeben zum Leben eingeladen hatte.




(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)

_________________
Nach oben
Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

blank.gif
BeitragVerfasst am: 25 Mai 2010 20:56    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrim war schon wieder tief in Gedanken versunken, als Takata sich schliesslich auch in Bewegung setzte. Der Rüde ließ sie vorangehen um sich so ihrem Tempo anschliessen zu können, oder, sollte sie ihm doch zu schnell sein und er kein Interesse an einem gleichen Weg mehr haben, einfach verschwinden zu können. Pilgrim machte daraus keinen Hehl. Er folgte Takata nur, da sie beide wohl eh ein gleiches Stück Weg vor sich zu haben schienen. Und trotzdem war es für Pilgrim keine Freundschaft oder "Weggemeinschaft" die ihn mit der Fähe verband. Ja noch nicht einmal der gleiche Wunsch schien beide voran zu treiben.

Takata hatte von Flucht gesprochen, doch Pilgrim...Er flüchtete vor Nichts, lief Nichts entgegen und wartete auf Nichts - außer auf den Tod und das schon viel zu lange.
Er schleppte sich vorwärts, spürte schon bald den stechenden Schmerz in Hüfte und Pfoten nicht mehr. Pilgrim hatte es seit langem aufgegeben seinen Körper zu beachten, auf dessen Schmerzsignale zu achten. Er verlor sich in der wohlbekannten Taubheit, die seine Hüfte aussandte. Wenigstens das, etwas Beständiges war ihm in seinem qualvollen Dasein, das sich "Leben" schimpfte noch geblieben.

Er spürte seine Hinterläufe kaum noch und so blieb er an einer Baumwurzel hängen, stolperte, geriet dann ins straucheln und fiel schliesslich der Länge nach in den Schnee. Dort blieb er wie erstarrt liegen. Seine schönen Bernsteinfarbenen Augen wurden stumpf und milchig. Pilgrim machte keine Anstalten aufzustehen oder Takata zu erklären was los war. Warum sollte er auch? Sie beide verband nichts, nichts das er vor ihr erklären müsste.

Kurz schien es so, als ob ein schwaches Licht in der Schwärze seiner Augen aufleuchtete, doch so schnell wie es da gewesen war, war es auch wieder erloschen.
Pilgrim schloss seine Augen und krümmte sich etwas zusammen. Das hatte er schon oft nach unfreiwilligen Stürtzen getan, doch ohne wirklich zu wissen warum. Er sah aus wie ein großer Welpe, jedoch hatte sein ausgemergelter, erschöpfter Körper nichts mit der Schönheit eines Welpen gemein.

Kahle Stellen in Pilgrim´s Fell zeugten von Verletzungen, die der Rüde schon längst wieder vergessen hatte.
Verklebte und verfilzte Fellreste ließen den Rüden schmächtig und kränklich erscheinen und seine Knochen die überall durch die dünne Haut stachen, ja sie zu durchbohren schienen, machten es nicht besser.
Während Pilgrim so im Schnee lag, dachte er an seine letzte wirklich gute Mahlzeit. So sehr er sich auch zu erinnern versuchte, es fiel ihm nicht ein wann er zuletzt warmes Fleisch hatte fressen dürfen. Nur der zerfledderte Rabe, der einen Sommersturm nicht überlebt hatte, kam dem Rüden in den Kopf. Sein Fleisch war zäh, ledrig, stinkend und gammelig gewesen und doch hatte Pilgrim es gierig verschlungen, mitsamt der stumpfen schwarzen Federn. Tage nach diesem "Mahl" hatte er sich heftig erbrochen und war in einen fiebrigen Schlaf gesunken.

Pilgrim wusste wie er auf andere wirkte, wie er aussah. Trotz seiner knappen 5 Jahre musste er auf Fremde Wesen wie ein Wolf kurz vor dem Ende seiner Lebenstage wirken. Doch Pilgrim konnte und wollte daran nichts ändern.
Er hatte irgendwann einfach aufgehört sein Fell rein und ordentlich zu halten, hatte sich schmerzende Stellen seines Felles blutig gebissen und solange daran herum gekratzt bis er fast kahl war.

Al das ging ihm durch den Kopf als er so im Schnee lag und weiter auf den Tod und dessen Gnädigkeit wartete. Pilgrim wollte nicht mehr leben...





(Pilgrim ist bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)





Sry, dass Pilgrim so viel über sich nachdenkt und sich nicht wirklich voran bewegt Wink
Nach oben
Takata
;
<center><font color=;" title="
;" border="0" />


Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

blank.gif
BeitragVerfasst am: 26 Mai 2010 8:27    Titel: Antworten mit Zitat

Müde neigten die kahlen Baumkronen ihre drahtigen Äste nach unten, sodass es schien, als sein sie ein Meer aus Trauerweiden. Gebrochen und gedemütigt von der Unbarmherzigkeit der Natur. Das Leben zeigte sich von seiner härtesten Seite, balancierte dabei knapp auf dem Grad zum Tod. Die Kälte drückte ihre eisige Klaue immer fester zu und schnitt ihnen die Luft ab. Alles wirkte starr und fest, das Leben wurde angehalten wie eine verstopfte Sanduhr. Nur ein paar widerspenstige Aasgeier zogen, begleitet von einem trockenen Krächzen, ihre Runden über der windstillen Einöde. Alles wirkte trist und verloren, das ganze Tal verwandelte sich in eine lebensfeindliche Schneewüste. Die Temperatur sank weiter, doch der Wind hielt inne. Es war, als hätte diese Gegend das Leben nie kennen gelernt, als wäre dies ein toter Planet, auf dem es nie etwas anderes gegeben hätte.
Doch weiter ab, dort lauerte der unerahnbare Schatz, leuchtend schön und voller Wärme. In seinem Innersten lagerte die Schönheit des reinen Lebens, so fern aber doch beständig. Nur die wenigen Vögel, vor allem aber die Störche, wussten um diesen Schatz und machten sich auf den Weg dorthin. Mehr und mehr zogen über das verlassene Tal hinweg, das nun keine Blüte mehr trug, die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Lebens gab. Es war der Tod, der hier nun hauste. Niemand sollte sein Gast sein, er wünschte kein Fortbestehen. Die Tiere, die das Leben als Aufgabe betrachteten, als eine Mission, machten sich nun auf den Weg, diesen Schatz des Weiterlebens zu erreichen, geführt von Misstrauen und Hoffnung zugleich. Es war ihr Sein, das sie beschützen mussten, denn es war das einzige, was sie hatten.




Wie gebannt starrte sie in den Himmel, doch viel konnte man nicht erkennen. Es waren dunkle Rauchschwaden, wolkenartige Riesen, die das Licht der Sonne davon abhielten, die Erde zu wärmen. Es musste Staub und Asche sein, ein Mantel aus Schmutz, den der Meteorit verursacht hatte. In ihrer Verträumtheit trabte sie langsam voran. Sie vergaß dabei nicht nur den Schmerz etwas, auch an den Rüden, der ihr folgte, dachte sie nach einiger Zeit nicht mehr. Erst als sie den dumpfen Aufschlag in der dünnen Schneedecke vernahm, drehte sie sich plötzlich um und warf einen Blick auf ihren Weggefährten. Sie erschrak innerlich etwas, als sie ihn zerstreut im Schnee liegen sah, wie er fertig und am Ende dortlag, ohne auf ein bisschen Würde für sein Selbst zu achten. Er wirkte wahrlich wie ein Halbgestorbener, kraftlos, sein Blick war verzweifelt. Sie deutete mitunter einiges falsch, betrachtete Dinge schöner als sie es in Wahrheit waren. Bei ihm hingegen war das ganz gewiss nicht der Fall. Sie täuschte sich nicht, sie dachte sich nicht aus, dass es ihm schlecht ging, denn so etwas wünschte sie ihm nicht. Dass selbst sie seine Lage erkannte, bedeutete, dass es ihm schlecht ging. Es brannte ihr die Frage auf der Seele, was er durchgemacht hatte. Jetzt aber hatten sie andere Sorgen. Er musste wieder aufstehen. Wie schnell das Schicksal zuschlug, hatte sie am eigenen Leibe erfahren müssen, als sie mit Skadi gewandert war. Sie hatten gerade beschlossen, voranzugehen, als die Hirsche aufgetaucht waren. Was war es diesmal? Was suchte sie dieses Mal heim und würden sie es dieses Mal überleben? Ein Rüde musste stark sein, ein Rüde stand immer wieder auf, so lange auch nur noch ein Funke leben in ihm herrschte … war das nicht das Bild eines männlichen Wolfs, wie sie es ihr Leben lang kannte? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Rüde absolut anders war. Aber sie war noch nicht erfahren genug, um alle Facetten des Lebens zu erkennen und richtig deuten zu können.
Sofort drehte sie um und ging ein kleines Stück zurück, wobei sie den üblen Schmerz in ihrer Flanke wieder spürte. Es tat weh, doch ihre Furcht um das Leben dieser Kreatur war stärker. Es trieb sie voran, noch einmal zurückzugehen, denn liegen lassen wollte sie ihn hier nicht.
Takata hielt an, als sie ihm auf eine halbe Körperlänge nahegekommen war. Sie neigte ihren Kopf etwas nach unten und witterte. Ob es eine Krankheit war, die ihn derart dahingerafft hatte? Er roch nicht krank, doch zierten eine Menge verschiedene Gerüche seinen Körper, nicht zuletzt witterte man rasch, dass er verwundet war. Das war nicht vorteilhaft in dieser Einöde, auch wenn sie keine natürlichen Feinde fürchten mussten.

„He! Rüde! Steh auf! Du kannst hier nicht liegen bleiben!“

sprach sie mit beinahe mütterlicher Fürsorge. In ihrem Blick stand eine Spur der Verzweiflung. Sie wollte nicht, dass er nun starb. Sie selbst hatte sich noch einmal aufgerafft, auch ihr fiel das Laufen schwer und die Anstrengung plagte sie. Sie hatte es geschafft, obwohl sie eine schwächere Wölfin war, warum sollte dieser Rüde es dann nicht schaffen? Sie konnte keine Vergleiche kreuzen, sondern sie nur parallel betrachten. Ein Rüde war in ihrem Kopf immer ein Wolf der Stärke, eine Fähe unterstand diesem meist, war hingegen das Symbol für Leben und Fruchtbarkeit. Sie wollte ihm den Mut geben, die Stärke aber musste er selbst besitzen. Sie konnte ihn schließlich nicht schleppen, er war kein Welpe mehr.
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, sprach sie mit einer milden Strenge in ihrer Stimme.

„Komm hoch! Das Leben wartet auf dich, du kannst jetzt nicht schlappmachen. Es kommen immer wieder bessere Zeiten …“

Der letzte Teil ihrer Rede war schon deutlich leiser und unsicherer gesprochen. Sie selbst war noch nicht über den Berg. Ihre eigenen Verletzungen mochten weniger schwerwiegend sein als die seinigen, doch war sie noch nicht am rettenden Ufer des Lebens angekommen. Sie befanden sich nach wie vor auf einer brachen Schneefläche und das Treiben setzte sich fort. Aus der Luft betrachtet war es mit Sicherheit lächerlich, was sie seit dem hohlen Baumstamm, an dem sie Skadi getroffen hatte, an Entfernung zurückgelegt hatten.
Noch einmal entwich ihr eine sanfte Forderung, der Versuch, seine scheinbar hoffnungslose Lage ins Gegenteil umzukehren und ihn durch die Kraft der Kommunikation hochzuziehen, denn sie traute sich nicht, ihn zu berühren.

„Komm schon …“





(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)

_________________
Nach oben
Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

blank.gif
BeitragVerfasst am: 28 Mai 2010 18:43    Titel: Antworten mit Zitat

Also wirklich. Mehr als Blicke austauschen und zwei Sätze von sich geben taten die beiden großen Wölfe eh nicht. Am liebsten hätte sie etwas eingeworfen, doch die Stimmung war nicht besonders freundlich und Tihar LeNuit hätte sie wahrscheinlich angeschnauzt, wenn sie etwas gesagt hätte. Obwohl, vielleicht war es doch gar nicht so dumm, mit gespielter Naivität eine respektlose Frage zu stellen. Aber irgendwie... Sie hatte sich als ruhige, vernünftige Fähe bisher gezeigt, mal abgesehen von dem Ausrutscher mit dem Fluss und das würde dann den Rüden doch ein bisschen verwundern. Wenn der überhaupt so was wie Gefühle hatte, so ganz war sich Yuka nicht sicher. Es wäre nützlich gewesen, falls sie noch ein bisschen sitzen geblieben wäre, doch ihr wurde allmählich langweilig. Immerhin war sie erst ein halbes Jahr alt und ihre Geduld war nicht unendlich
Also sprang sie übermütig auf, zügelte sich aber gleich danach und sagte bescheiden zu Tihar LeNuit:
"Ich gehe ein bisschen an den Bach. Bitte ruft mich, wenn ihr weiterziehen wollt.
Das war extra so gesagt, damit die Fremde genau wusste, dass sie zusammen reisen würden.
Langsam tapste sie zu dem eiskalten Wasser hin und tauchte ihre Pfote vorsichtig hinein. Mit einem leicht erschrockenen
"Huu!", sprang sie zurück. Das Wasser war wirklich kalt, aber nicht kälter als das zuhause. Fröhlich spritzte sie sich etwas ins Gesicht. So gut drauf war sie schon seit Wochen nicht mehr gewesen. Ihren Durst stillte sie ebenfalls, obwohl es ziemlich in der Kehle brannte. Egal.
Verwundert schnupperte sie. Ein Geruch lag in der Luft, der Geruch von Ödnis. Als ob es geplant wäre, wurde es in diesem Moment schlagartig kälter und Yuka bereute es, sich so nass gemacht zu haben.
Dagegen half nur eins: Rennen. Zwar nicht besonders weit, aber es musste jetzt einfach sein.
Ihr Körper entspannte sich seit Tagen mal, während sie ihre Muskeln genüsslich streckte und lockerte.
Dann nahm sie Anlauf und rannte auf einen hohlen Baumstamm zu, den sie sich als Ziel ausgesucht hatte. Wie früher tat sie so, als ob der nun zunehmende Wind ihr Gegner sei, lief und lief, so schnell wie sie konnte, bis sie an ihrem Ziel angekommen war. Mit einem fröhlichen Quietscher sprang sie auf ihn drauf und versuchte ihn entlang zu balancieren. Die Erwachsenen beachtete sie nicht mehr, nun war sie völlig vertieft in ihr ausgelassenes Spiel.
Es war schön, sich mal wieder als Welpe zu geben, für Imoura hatte sie immer stark sein müssen. Am liebsten hätte sie jetzt noch mehr Schwung genommen und wäre auf Tihar LeNuits Rücken gesprungen, wie sie es früher immer bei ihrem Vater Hoio gemacht hätte, aber das wäre ein Affront sondergleichen gewesen. Die Fähe kannte sie nicht, also auch ausgeschlossen.
Also sprang sie mit einem großen Sprung ins Gras, das langsam kahl und spröde wurde, doch das störte sie nicht. So glücklich.. Sie hoffte, dass ihr Stimmungshoch noch so bleiben würde.


(Funkelfall/Funkelgebirge - Tihar, Skadi)
Nach oben
Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

blank.gif
BeitragVerfasst am: 28 Mai 2010 20:36    Titel: Antworten mit Zitat

Er ließ die Braun-Graue nicht aus den Augen. Wenn man es genau nahm, gab es keinen Grund, misstrauisch zu sein. Was schon konnte die Fremde ausrichten? Höchstens Yuka musste vor der Angst haben und sollte sich hinter seinen Hinterläufen verstecken, was sie aber scheinbar nicht tat, umso besser. Es sollte gar nicht erst der Eindruck entstehen, er war der nette Onkel, oder schlimmer noch, Vater von diesem kleinen Welpentier. Langsam entstand ein völlig falsches Bild in ihren Köpfen , sie ließen sich leiten von der unbewussten Wahrnehmung, die in ihnen herrschte. Er nahm jedes Wort von ihr auf, beobachtete jede ihrer Bewegungen, als müsse er einen Angriff von ihr befürchten. Selbst wenn sie Macht über ihn gehabt hätte oder es vielleicht in irgend einer ihm unbekannten Weise hatte, so konnte es ihm egal sein. Er fürchtete den Tod nicht, nicht auf die Weise, wie sie es sicher tat. Davon ging er zumindest aus. Welcher Wolf fürchtete normalerweise nicht den Tod? Er hatte seine Gründe, aber er bezweifelte stark, dass sie sie teilte.
Ihre Frage hatte einen frechen Unterton, der ihm nicht gefiel. Genaugenommen störte sie seit ihrer Präsenz, sie war ihm ein lästiger Artgenosse, nicht wirklich schädlich, aber wie ein Floh, der im Pelz saß und nicht aufhörte zu beißen. Was konnte ein Floh schon ausrichten? Dass das Raubtier sich bis auf die Haut wund kratzte, das konnte er ausrichten. Flöhe hatten schon dafür gesorgt, dass Wölfe aus ihrem Rudel verbannt wurden, damit sie die anderen nicht befielen, so hatten sie elendig verhungern müssen oder wurden von Menschen umgebracht. Das alles konnte ein Floh zur Folge haben. Es spielte also eine Rolle, wie er sich nun aufführte, wie er auf ihre Worte reagierte und welchen Eindruck er machte. Machte er im schlimmsten Falle alles falsch, verlor er all seine Erfahrung und handelte wie ein blutiger Anfänger, ein Jungwolf, der weder Würde noch Stolz besaß, so war er ganz schnell ein Wolf niederen Rangs und damit der letzte Dreck. Er durfte sich nichts gefallen lassen und doch durfte er auch nicht das Gefühl vermitteln, er hatte die Lage nicht unter Kontrolle. Kritischen Angelegenheiten durfte er in der Offensichtlichkeit nicht zu viel Bedeutung beimessen, damit es nicht so schien, als habe er vor etwas Furcht. Kam er zu lässig daher, merkte man schnell, er hatte keile Ahnung und war leicht zu überlisten. Hochmut kam stets vor dem Fall.
War das ein verzweifeltes Seufzen, das sie dort von sich gab? War sie es Leid, ihm zu erklären, warum sie sie heimlich beobachtete hatte und was ihre Absichten waren? Oder langweilten sie Tihars Fragen nur zu Tode? Die Fähe hatte wohl keine anderen Sorgen?
Auch ihr Schritt rückwärts ließ sein Gemüt zweifeln … er wirkte also anwidernd? Eben noch wollte sie gar nicht mehr gehen, hatte ihm scheinbar den Weg versperrt und nun tat sie so, als wäre er abstoßend, dass man besser etwas Abstand nahm?
Nein, das war Unsinn! Er begann seine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Diese Situation war zu offensichtlich, dass man sie für das nehmen wollte, wonach es aussah. Sie hatte Angst, das war es. Hatte sie etwa Angst vor ihrer eigenen Unverschämtheit bekommen, ihm solche Frage zu stellen?
Immerhin erklärte sie ihm, was sie hier verloren hatte. Interessanterweise erfuhr er auf diese Weise gleich, dass sie keine Kundschafterin eines fremden Rudels war und dass sie … ja dass sie sogar davon ausging, dass er der Alpha dieses Reviers sei. Jetzt wurde es interessant. War er innerlich in der ersten Sekunde überrascht von ihrem Gedanken, begann er als nächstes hämisch zu grinsen, im Geiste. Es schien sich ein interessantes Spiel zu entwickeln. Doch Moment – da war ja noch Yuka, das unerfahrene Wolfskind mit den vorlauten Fragen. Er konnte dieses Spiel gar nicht weiter verfolgen. Wenn er nicht sofort offenbarte, dass er ebenso wenig Alpha dieses „Reviers“ war, sondern stattdessen nur ein umherstreunender Wolf, wie verstoßen, verbannt, dann war sie die Erste, die Einspruch erhob und mit vorlauter Klappe herausposaunte, dass er nur ein Fremder war, weder Papa noch Alpha und somit auf der selben Ranghöhe wie die schwächere Fremde. Entweder warf er ihr einen strengen Blick zu und hoffte, dass die kleine Yuka das verstand – was unwahrscheinlich war und die fremde Fähe noch misstrausicher gemacht hätte – oder aber er spielte von Anfang an mit offenen Karten und durfte selbst bestimmen, wie er dastand; nicht als Alpha, aber genauso wenig als feiger Streuner, der sich mit fremden Federn – hier mit denen eines ihm unbekannten Alphas – schmückte und schützte, um besser dazustehen, als er eigentlich war.
Hatte er das nötig? Stand er schlecht da, wenn er der Streuner war, der obendrein auch nicht Vater dieser Welpin war? Nein, warum sollte er! Er war Tihar, unabhängig von diesen zwei Wölfen, konnte gehen oder bleiben, so lange niemand kam, der ihn mit Gewalt verjagen oder töten konnte und dazu gehörten diese zwei Wölfinnen ganz sicher nicht. Seinem selbstbewussten Offenbahrungsgeständnis stand also nichts mehr im Wege.

„Es besteht kein Grund zur Furcht. Mich selbst hat das Schicksal hier her verschlagen.“
Er drehte seinen Kopf kurz um und blickte auf das Welpentier.
„Ihres anscheinend auch“,

nahm er vorweg und stellte so gleich einmal dar, dass er nicht der Vater dieses Welpen war und dass er keine Verantwortung für sie trug. Es war ihm im Grunde gleich, was nun geschah. Er wollte das fremde Revier weiter erkunden und er wagte es sich auch, nach Nahrung Ausschau zu halten und Beute zu reißen, die ihm nicht zustand. Die Kälte nahm zu, der Schnee aber verdeckte ihre Spuren und machte es den fremden Wölfen dieses Reviers unmöglich, sie zu hören, weil er ihre Schallwellen dämpfte. Er nutzte die Gelegenheit, er nutzte seine Chancen und es war ihm egal, wie ihn die Fremde sah und ob Yuka ihm weiter folgte oder nicht. Wenn sie das tat, so musste sie zusehen, dass sie sein Tempo hielt. Wenn sie das schaffte, konnte sie ein paar Bissen abhaben, immerhin brauchte so ein kleiner Wolf nicht viel. Wenn sie allerdings den Anschluss verlor, hatte er sie schneller vergessen als der Schnee ihren verhungerten Körper bedecken konnte – außer die Fremde wollte sie adoptieren und mit ihr ihre Nahrung teilen, vorausgesetzt, sie war selbst fähig, unter diesen lebensfeindlichen Wetterumständen zu überleben.
Seine Aufmerksamkeit, die er der Fähe erzwungenermaßen gab, wurde gebrochen, denn er stellte fest, dass sich Yuka von ihnen entfernt hatte. Er hatte nicht einen Moment daran gedacht, dass sie sich selbstständig machte. Er kannte sie gar nicht und wusste auch nicht, was in ihrem kleinen Kopf vor sich ging, wenn sie nicht gerade Selbstgespräche murmelte. Er sah sich zwei-drei Mal um, bis er sie wieder im Blickfeld hatte weit hatte sie sich nicht entfernt. Wenn er ihre Bewegungen kurz studierte, stellt er fest, wie naiv und kindisch sie doch war. Sie hatte wirklich noch nichts von dem Stolz einer erwachsenen Wölfin. Andererseits war sie aus diesem Grunde auch nicht so voreingenommen, wie es bei der Fremden von ihm mit Sicherheit der Fall war. Sie hatte ein wahrlich verspieltes Gemüt, verstand den Ernst der Lage nicht. Bei dieser Unterhaltung konnte sich entscheiden, was mit Yuka in Zukunft geschah, ob sie mit ihm gehe durfte oder ob er sie einfach bei der Fremden ließ. Immerhin waren Fähen für die Erziehung der Kleinen zuständig, das war nicht seine Aufgabe! Das junge Ding aber hatte keine anderen Sorgen als auf Holz herumzuklettern. Sein Blick richtete sich wieder auf die unbekannte Fähe.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))[/quote]

_________________
Nach oben
Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

blank.gif
BeitragVerfasst am: 28 Mai 2010 22:17    Titel: Antworten mit Zitat

Der schwarze Rüde war also doch nicht der Alpha dieses Reviers. Nun, das war allerdings unerwartet, aber gleichzeitig eine große Erleichterung, immerhin hatte er nun keinen Grund, eifersüchtig über sein Revier zu wachen. Freimütig hatte er es zugegeben, und kurz dachte sie daran, wie sie selbst Takata gegenüber gezögert hatte, wie sie sich beinahe als die Alphafähe ausgegeben hatte.
Doch auch wenn sie beide im Grunde genommen Eindringlinge waren, so stand er noch immer über ihr, denn er hatte schlicht die Stärke, sich durchzusetzen und konnte daher mehr Respekt verlangen als sie selbst. Immerhin hatte sich die Lage nun etwas entspannt, beinahe gelassen hatte er ihr dies eröffnet und somit war er es, der eine weitere Eskalation verhinderte.
Sie hatte Glück, dass er nicht aggressiv war. Er versicherte ihr sogar, dass kein Grund zur Furcht bestehe, wenn dies auch nichts an der Tatsache änderte, dass er immer noch respekteinflößend wirkte.
Beunruhigend war allenfalls, dass er sie scheinbar so einfach lesen konnte. War es so offensichtlich, dass sie Furcht oder zumindest Misstrauen vor ihm empfand? Skadi hatte sich immer für schwer zu durchschauen gehalten. Tatsächlich gelang ihr ein Bluff meist, wenn sie es darauf anlegte, was sie in diesem Glauben noch bestärkt hatte. Hatte sie ihre Gesichtszüge nicht unter Kontrolle gehabt? Oder lag es daran, dass sie einen Schritt zurückgewichen war? Doch das hätte man auch als Respekt deuten können, oder nicht? Vermutlich war er einfach nur sehr selbstsicher.
Wie dem auch sei, sie fühlte sich ertappt. Noch mehr, sie selbst hatte Schwierigkeiten, ihn richtig einzuschätzen. Auch das war für sie ungewohnt und es gefiel ihr nicht, doch trotzdem entspannte sie sich zunehmend, da die Gefahr fürs erste gebannt schien.
Die kleine Fähe war mittlerweile ein Stück weg gewandert und tobte nun ausgelassen quietschend im Hintergrund herum. Wie unbeschwert dieser Welpe doch war, wenn man bedachte, dass sie vor wenigen Augenblicken noch beinahe in den Fluss eingebrochen war. Sie schien keineswegs ängstlich, sondern dem schwarzen Rüden voll und ganz zu vertrauen. Dies war seltsam, denn immerhin hatte dieser Skadi soeben eröffnet, dass sie sich anscheinend nicht näher kannten.
Sie versuchte die Überraschung zu verbergen, als sie sich fragte, was ein Rüde auf Wanderschaft wohl mit einem fremden Welpen anfangen mochte. Warum sollte sich jemand freiwillig in dieser lebensfeindlichen Umgebung noch zusätzliche Probleme aufbürden? War er so selbstlos? Offenbar schon, denn die kleine Fähe schien fest davon überzeugt, dass er sie mitnehmen würde. Doch was machte überhaupt ein einzelner Welpe hier mitten in der Einöde, ohne jedes Zeichen von einem Rudel in der Nähe? Die beiden waren schon ein seltsames Pärchen.
Entgegen seiner distanzierten Worte wandte er sich nun doch mehrmals nach dem Welpen um, um zu sehen, was sie tat. So gleichgültig konnte sie ihm also nicht sein, wie man aus diesen Worten vielleicht schließen mochte. Noch dazu hatte er sie am Nackenfell packen und herausziehen wollen, als sie einzubrechen drohte.

„Trotzdem kümmerst du dich nun um sie“, sagte sie freundlich.

An sich war es eine Feststellung, und doch lag ein leicht fragender Ton darin. Der Höflichkeit halber wollte sie ihn – Tihar LeNuit war offenbar sein Name – nicht über Dinge ausfragen, die sie im Grunde nichts angingen, doch die beiden waren so ungewöhnlich, dass sie begierig war, mehr zu erfahren.
Allein sein Name, den sie aufgeschnappt hatte, als die beiden sich unmittelbar vor der Konfrontation angesprochen hatten, erschien ihr bereits fremd.
Wie dem auch sei, sie hatte nicht vor, viel Zeit mit den beiden Wölfen zu verbringen. Vielleicht konnte man mit dem Rüden etwas anfangen, das konnte sie noch nicht beurteilen, aber der Welpe wäre ein Klotz am Bein. Nein, sie würde nun ihren Durst am Fluss stillen, vielleicht noch ein paar Informationen mit dem Rüden austauschen – etwa, woher sie gekommen waren und ob das Wetter auch dort bereits verrückt spielte – und dann würden sich ihre Wege wieder trennen.
Trotzdem hatte er ihr etwas von sich preisgegeben, und vermutlich wäre es nun der Höflichkeit halber angebracht, ihm ihren Namen zu nennen. Sie musterte ihn abermals und versuchte, etwas in seinen dunklen Augen zu lesen.

„Ich bin Skadi. Eure Namen kenne ich bereits.“



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)
Nach oben
Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

blank.gif
BeitragVerfasst am: 29 Mai 2010 19:22    Titel: Antworten mit Zitat

Ihm gefiel nicht wie sie ihn beobachtete. Es war ihm, als wollte sie einen Hinterhalt aufbauen, als wollte sie ihn mit ihren Blicken unterwandern. Es bestand keinerlei Zweifel, dass ihre eindeutige Rolle zu eindeutig war, als dass er sie damit respektieren wollte. Irgendetwas stimmte hier nicht … ihre Antwort auf seine Frage, warum sie sie beobachtete hatte, genügte ihm nicht, stellte ihn nicht zufrieden. Sie hatte sich so offensichtlich schlecht versteckt, dass sie völlig dumm hätte sein müssen, jetzt, da er mit ihr zu tun hatte, stellte er fest, dass sie so dumm nicht sein konnte. Also musste er davon ausgehen, dass sie etwas im Schilde führte, dass sie etwas wusste, das er nicht wusste. Ungewissheiten machten ihn unruhig, er hatte immer das Gefühl, etwas Wichtiges auszulassen, etwas zu vergessen oder zu verpassen, so wie er damals den schlimmsten Moment in seinem Leben einfach verpasst hatte, was ihn bis heute fertig machte. Ein Moment, der ihn bis heute in seinen Alpträumen verfolgte. Noch so einen Moment konnte er sich nicht leisten, er reagierte empfindlich darauf.
Blitzartig zuckte seine rechte Lefze. War ihre erste Rede eine Frage oder ein zweifelhafter Kommentar? Sie tat so, als wusste sie alles besser und er wusste nicht, ob das stimmte. Sie war ein Risiko geworden, hatte nicht eindeutig zu erkennen gegeben, ob sie von einem Rudel kam. Dass sie allein war, hatte er auch bemerkt und selbst wenn das stimmte und sie nicht weiter entfernt, aus einem anderen Revier von einem anderen Rudel kam, bestand immer noch die Gefahr, dass sie ihn dreist anlog. Er wusste nichts über sie und ihr Auftreten war zweifelhaft. Er wollte nicht glauben, dass sie ehrlich war, sie wirkte viel mehr hinterlistig und hatte eine heimtückische Art an sich. Immer unzufriedener wurde sein Blick, schärfer und er musterte sie kontrollierend. Keine Bewegung sollte ihm mehr entgehen. Ihr Verstecken war so offensichtlich schlecht gewesen, dass es etwas anderes geben musste, dass sie damit zu verbergen versuchte. Obgleich er ihre Bewegungen genau beobachtete und sie nicht mehr aus den Augen ließ, hatte er Mühe, ihre Worte zu verarbeiten. Das mochte daran liegen, dass sie nur vorgeschoben waren, dass er sich nicht länger mit Lügen abspeisen lassen wollte und dass er nicht wusste, mit wem er es hier zu tun hatte. Je mehr er feststellte, dass sie nicht so dumm war, wie er zunächst gedacht – ja vielleicht auch gehofft hatte –, desto größer wurde sein Misstrauen. Das war schlecht. Für sie.
Ihre Namen wusste sie bereits, was wusste sie noch alles? Es wirkte selbstverständlich für ihr Erscheinen, dass sie das wusste. Natürlich wusste sie das. Was wusste sie schon? Was konnte sie schon über ihn wissen, der er ein lebendiges Geheimnis in Wolfgestalt war? Nichts wusste sie, Namen sagten nichts aus. Ihren Namen hatte er sogleich wieder vergessen, wie sie ihn genannt hatte, wahrscheinlich war er auch nicht echt.
Kurz schwenkte er seinen Blick auf die spielende Welpin, als sie über sie gesprochen hatte. Was bedeutete schon, dass er sich kümmerte? Nichts bedeutete das.

„Sie ist fremd für mich, genauso wie du es bist. Absolut fremd.“

Brachte er mit völlig emotionsloser Stimme hervor, als sollte er nur berichten, wie viele Beine seinen Körper trugen. Ganz natürlich und nicht weiter erwähnenswert. Viel mehr interessierte, wer sie war und warum sie sich so derart verdächtig benahm, dass man ihr kein Wort glauben wollte. Um nicht auf ihre Fragen hereinzufallen und mehr über sich preiszugeben, als ohnehin schon getan, äußerte er sich ein weiteres Mal in einer Selbsverständlichkeit, die keiner in Frage stellen brauchte.

„Und besser, man verlässt sich nicht auf mich.“

In der Tat war es ein Fehler, sich auf ihn zu verlassen, auf seine Hilfe zu zählen oder mit seinem Mitleid zu rechnen. Dieses eine Mal, wo man sich auf ihn verlassen hatte, wo es so einfach und selbstverständlich gewesen war, dass er sich kümmern sollte, da war es geschehen. Er hatte unten stehen sollen, um sie aufzufangen von dem tiefen Fall. Aber er war nicht da gewesen, er war woanders gewesen, wo sein Sein vollkommen sinnlos war. Dieses eine Mal … es hatte seine Existenz überflüssig gemacht, für alle Zeit. Man verließ sich nicht auf ihn, spätestens seit diesem Tag wäre das pure Dummheit gewesen. Umso schmerzlicher der Aufschlag, wenn er nicht dort stand, wo man ihn vermutete.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))

_________________
Nach oben
Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 0:27    Titel: Antworten mit Zitat

So, wie er es sagte, klang es beinahe wie eine Drohung, und auch sein Ausdruck war unfreundlicher geworden. Man solle sich also nicht auf ihn verlassen. Emotionslos und kalt, er hätte genauso gut sagen können: ‚mach dich vom Acker’. Seine Lefze zuckte. Gut, scheinbar war mit diesem Wolf doch nicht viel anzufangen. Offenbar litt er unter Stimmungsschwankungen und schien allgemein anderer Gesellschaft abgeneigt zu sein.
Nun, das sollte er vielleicht einmal dem Welpen klarmachen, der arglos im Hintergrund spielte und fest damit zu rechnen schien, dass er sich um sie kümmern würde. Er hatte so kalt über sie gesprochen. Beinahe hoffte Skadi, dass der Welpe – Yuka – es gehört hatte und nun wenigstens wusste, woran sie bei diesem abweisenden Rüden war. Doch was konnte ein Welpe schon tun? Auch mit dieser Erkenntnis hätte sie keine andere Wahl, als trotzdem darauf zu hoffen, dass er sie mitnähme, oder sie musste hier allein zurückbleiben und elendig verhungern. Beinahe konnte einem das arme Ding leid tun, das offenbar genau die beiden Wölfe getroffen hatte, die ihr am wenigstens helfen würden. Ja, wäre sie auf Takata gestoßen, wäre vermutlich alles anders.
Oder war es nur ein Schauspiel, das er inszenierte?

„Dein Welpe verlässt sich offenbar schon längst auf dich“, erwiderte sie leicht spöttisch.

‚Dein Welpe’ – sie hatte es absichtlich gesagt und nun musterte sie ihn prüfend, gespannt auf seine Reaktion.
War ihm der Tod des Welpen wirklich so gleichgültig, wie er nun tat? Vor wenigen Augenblicken hatte er noch wie ein strenger, aber besorgter Vater gewirkt. Vielleicht wollte er sich die Wahrheit selbst nicht eingestehen.
In ihrem Rudel hieß es früher immer, dass Welpen in ihrer Unschuld den wahren Charakter eines Wolfes viel eher einschätzen könnten, als Erwachsene. Vielleicht hatte dieser Welpe sich geirrt. Oder vielleicht war die Kleine so verzweifelt, dass sie auch einem Grizzly anhänglich hinterher getapst wäre.
Der besagte Welpe hatte sich derweil bereits ordentlich nass gespritzt. Das war in Anbetracht der Eiseskälte natürlich besonders genial – vermutlich würde sie nun nicht verhungern, sondern vorher erfrieren. Eine besonders gute Aufsichtsperson gab der Rüde tatsächlich nicht ab.



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)
Nach oben
Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 12:15    Titel: Antworten mit Zitat

Yuka verkam zum Vorwand für die erwachsenen Wölfe. Während sie über sie sprachen, war es in Wahrheit das Misstrauen, dass dieses Thema aufrecht erhielt. Ihn interessierte Yuka jetzt überhaupt nicht, er wollte immer noch wissen, warum sie sie beobachtet hatte. Sicherlich lockte er die Wahrheit nicht mit Gewalt aus ihr heraus, vielleicht musste er hoffen, dass sie sich verplauderte und nicht fähig war diesen Schein lange aufrecht zu erhalten. Ein Wettkampf entstand, wer hielt das länger durch? Eigentlich hatte er ja gar keine Lust sich mit jemandem zu messen. Er hatte Hunger und Durst und wollte seine Wanderung fortsetzen. Außerdem brauchte er sich mit ihr nicht messen, weil keinen Moment lang Zweifel bestand, wer die Oberhand hatte. Aber immer wieder provozierte sie mit Fragen und Aussagen, die er nicht auf sich sitzen lassen konnte. Immer wieder diese Blicke, die so tief dringen wollten, dass er es nicht erlauben konnte. Sein bitterer Blick löste sich nicht, dafür aber verspannten sich seine Pfoten und sie drückten fest auf den Boden, als musste er zum Weitsprung ansetzen. Er stellte fest, dass sich sein Herzrhythmus auf einen bevorstehenden Kampf einstellte, dabei sollte sein Körper gar nicht kämpfen. Aber sein Kampfesgeist, der Siegeswille, war geweckt worden. Wenn er wirklich einen Sieg wollte, konnte er ihn schneller kriegen als sie dieses Gespräch beenden konnten, aber es gab keinen Grund dazu. Es machte nichts besser physisch oder psychisch zu kämpfen. Selbst wenn er einen psychischen Kampf verlor und sie zum Schluss alles über sie beide wusste, konnte es ihm egal sein. Nur schwer hätte er die Schmach ertragen, doch spielte es eigentlich keine Rolle. Es gab nichts mehr zu verlieren, weil er alles schon verloren hatte. Wenn man es genau nahm, hielt auch er eine Fassade aufrecht, spielte auch er dieses Spiel und ging auf all die Sachen ein, die sie ihm vorgab. Hatte sie diese Aufmerksamkeit überhaupt verdient, diese Lügnerin?
Und was sollten sie mit Yuka machen … er wollte mit ihr nichts zu tun haben, welpische Gesellschaft war eine Last für einen geschundenen Wolf wie ihn, der so sehr mit seinem Ich zu kämpfen hatte. Er war kein Vater und er war kein guter Lehrer, denn er selbst hatte doch schon versagt. Konnte er ihr, Yuka, das nicht einfach sagen und sie so loswerden? Hatte er noch so etwas wie ein Gewissen, dass es ihm verbot, sich dem Welpen zu „entledigen“?
Leider wusste er nichts über diese Fähe, außer, dass sie wohl auch nur ein Eindringling in diesem „Revier“ war, womit sie alle Drei das gleiche Problem hatten. Nur brauchte er sich darum am wenigsten scheren, denn er konnte sich zur Wehr setzen, wenn ein fremdes Rudel auf ihn aufmerksam wurde und ihn als Eindringling betrachtete. Aber so lange er Yuka am Bein hatte, war das nicht so leicht. Yuka wurde unverhofft mit in diese Angelegenheit hineingezogen und musste für etwas bezahlen, das er verschuldet hatte. Schon wieder war er Schuld für den Tod einer Wölfin. Dieser Gedanke ärgerte ihn unverhofft. Es spielte also doch eine Rolle, was mit Yuka geschah. Sie versuchte anständig zu sein, daran zweifelte er nicht. Außerdem hoffte er doch, dass sie einmal eine ebenso kluge und ansehnliche Fähe wurde, wie sie es gewesen war. Nein, einem Welpen konnte man sich nicht entledigen. Aber vertrauen durfte sie ihm auch nicht, denn selbst wenn er sich mit seinem Gewissen einig geworden war, sein Schicksal schlug immer wieder zu, es war der Fluch, der sie alle mitbestrafte. Er war das Leid in Wolfgestalt. Yuka musste zumindest wissen, woran sie war. Wie sollte er ihr das erklären? Natürlich besaßen kleine Wölfe auch schon so etwas wie Gefühle, nur deutlich unvoreingenommener als bei Erwachsenen. Konnte er drauf ebenso Rücksicht nehmen?
Er bezweifelte, dass er sich ihre Probleme zur Last nehmen musste. Dabei kam ihm noch ein ganz anderer Gedanke.

„So sind sie eben.“
Sprach er mit tiefster Stimme und hob den Kopf etwas, um in einer leichten Schräge auf ihre Augen herabzusehen.
„Ein Glück, dass du es schon weißt.“
Beinahe wollte man meinen, ein kleines Grinsen war über seine dunklen Lefzen gehuscht. Seine Pfoten standen nach wie vor fest und standhaft auf dem kalten Boden.
„Erkläre du ihr doch auf mütterliche Weise, wie die Dinge liegen.“

Der Dunkle drehte seinen Kopf um und blickte zu Yuka, die nach wie vor mit Spielen beschäftigt war. Leise fielen die Schneeflocken auf sein schwarzes Fell und bildeten eine breite Linie auf seinem Rücken, so lange schon stand er hier und erduldete die Provokationen der unbekannten Fremden, deren Namen er nicht mehr wusste. Mit einer Lautstärke in seiner Stimme rief er zu der jungen Wölfin herüber, während er seine Rute stolz anhob, denn er hatte etwas zu befehligen.

„Yuka, komm her!“


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))

_________________
Nach oben
Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 13:33    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrim lag einfach nur da, gefangen in den wirren Bildern, die seine gebrochenen Seele ihm vorgaukelte, schon halb von weißen, kalten Schneeflocken bedeckt, welche sich schmerzhaft in seine offen darliegende Haut zu brennen schienen. Die Augen des Rüden hatten sich geschlossen, sein Atem kam langsam, unregelmäßig und nur an der kleinen Kondenzwolke vor seinem Fang zu erkennen. Sein Brustkorb schien sich fast gar nicht mehr zu heben...

Pilgrim wollte nicht mehr, er konnte nicht mehr.
Hoffnungsvoll wartete der Rüde auf den Tod, der ihn doch nun endlich ereilen sollte um ihn von seinem kläglichen Leben hinfortzunehmen, weg in eine bessere Welt.
Der Schmerz, den die Kälte durch Pilgrim´s langsam auskühlenden Körper jagte, nahm der Rüde fast schon dankbar an. Dann würde es also auf diese Weise enden. Der Kältetod war genauso gut wie überfahren, erschossen oder durch eine wütende Bärenmutter in Stücke zerfetzt zu werden.
Pilgrim fühlte zum ersten Mal seit ihm das Schicksal alles genommen hatte so etwas wie tiefe, ehrliche Dankbarkeit. Fast schon etwas, dass er als "Freude" hätte betiteln können, wenn ihm nicht alles schon so egal gewesen wäre. Er würde sie wiedersehen...

Doch die Worte der Wölfin, die ihn nun wohl entdeckt haben musste wie er so dalag und auf die erlösende Macht wartete, rissen Pilgrim aus seinem Todesdämmerschlaf.
Er öffnete widerwillig die Augen, drehte den Kof ein wenig, gerade soweit, dass er die Fähe ansehehen konnte. Ihre Worte erreichten ihn. Sie ermahnte ihn. Er könne hier nicht liegen bleiben? Pilgrim schnaubte kurz, doch für Takata war nur ein leises Winseln oder Röcheln zu hören.
Natürlich konnte er hier liegen bleiben! Er tat es doch schon.
Nie wieder würden ihn seine wackeligen, erschöpften Läufe wieder tragen müssen...

Bei Takata´s nächstem Versuch ihn wieder auf die Pfoten zu bringen, hätte Pilgrim lauthals gelacht, wenn er gekonnt hätte.
Das Leben wartete also auf ihn? Was für bessere Zeiten sollten das sein? Er hatte alles verloren, alles was er als "Sein Leben" bezeichnet hatte, war bereits Vergangenheit. Eine bessere Zeit für Pilgrim konnte ihm nur der Tod geben. Er würde Pilgrim wieder das geben was er vor langer Zeit verloren hatte.
Nein. Im jetzigen Leben, oder treffender gesagt im Dahinvegetieren, gab es für Pilgrim keine Hoffnung mehr.

Es ging dem Rüden schon nahe, wie sich eine fremde, ebenfalls verletzte Wölfin so um ihn bemühte, doch sie wusste nicht was Pilgrim durchgemacht hatte. Sie wusste nicht, dass der Rüde im Leben keine Hoffnung, keine Zukunft mehr sah. Und vorallem wusste die Fähe nicht, warum Pilgrim sich den Tod so herbeisehnte.

Ohne es wirklich zu merken oder eine Kontrolle darüber zu haben, drehte er sich seufzend auf die Seite und stemmte sich dann hoch. Er saß wieder, doch sein Kopf, sein ganzer kränklicher Körper waren tief geduckt, als laste eine große Schwere auf den, durch das spärliche Fell herausstechenden Schultern des Rüden.

"Ich habe keine Zukunft mehr in dieser Welt...nur...in der Anderen."





(Pilgrim ist bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)
Nach oben
Catori
Wölfin der Hoffnung


Anmeldungsdatum: 19.02.2010
Beiträge: 121

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 13:38    Titel: Antworten mit Zitat

Mühevoll schleppte sich Catori weiter. Wie lange lief sie jetzt schon durch diese eintönige Landschaft aus Eis, Schnee und frierenden Lebewesen? ... Als sie dem fremden Wolf gefolgt war, hatte sie nicht gedacht, dass sie ihn nicht würde finden können, doch mittlerweile hatte sie jegliche Spur von ihm verloren und lief blindlinks in die Richtung, wo sie vermuutete ihn finden zu können.
Was war schlimmer? Dieser ganze Schnee mit seiner eisigen Kälte, die einem durch Mark und Bein ging, oder der saure Regen zuvor, bei welchem man dachte er fresse einem Haut und Fell weg. Sich mit dieser Frage ein wenig ablenkend, ging sie mit langsamen Schritten weiter. Am anfang war sie gelaufen und hatte vorweislich die Pfützen mit dem sauren Regen vermieden, doch dann hatten die Schneewehen eingesetzt und die Temperatur war immer weiter gesunken. Somit war sie immer langsamer geworden und mittlerweile ging sie schon fast in Zeitlupe. Immer wieder lief ein zittern durch ihren Körper, denn auf diese plötzliche, dermaßen extreme Kälte, war er nicht vorbereitet gewesen. Wielange war es her seit sie in dieses Tal gekommen war? Sie hatte keinerlei Zeitgefühl mehr. Außerdem war so viel passiert, dass sie es ohnehin nicht hätte sagen können. Erst diese Wölfin, die schon kurz nachdem sie sich kennengelernt hatten erschossen wurde. Dann war sie zu den anderen Wölfen auf der Lichtung gegangen. Ach ja und ganz zu anfang, als sie auf diese Spur getroffen war, da hatte sie ja auchnoch diese kämpfenden Wölfe gesehen. Was die wohl nun machten? Wie war der Kampf ausgegangen? Lag nun irgendwo der verwesende Körper eines Wolfes? und wenn welcher ? Der weiße, der schwarze oder der braune? Sie hatte nicht lange zusehen können und konnt nicht so recht einschätzen wer von ihnen am ehesten die Karte des Verlierers gezogen hatte. ... Ja, dieses Tal lieferte ihr ständig neue Eindrücke und erlebnisse, sodass sie schon fast in ihnen unter zu gehen schien. Würde sie das? Würde sie hier in dieser eisigen Kälte sterben? Erfrieren, verhungern vielleicht sogar, weil sie irgendwann zu schwach war irgendjemanden als Beute dienen? Als einzelner Wolf stellte sie sicherlich für nur wenige eine Bedrohung dar. Andererseits, wer war hier schon noch? ...Als Catori dieser Gedanke kam, schaute sie sich nocheinmal genau um und konnte trotzdem kein Lebenszeichen ausmachen. Glücklicherweise hatte sie sich in der Höhle mit den Ratten den Bauch voll geschlagen, sodass sie sich vorerst keine Sorgen wegen des Essens machen musste. Doch schon bald würde sicherlich auch das zum problem werden. Sollte sie lieber umkehren? War scheinlich war es besser so. Also drehte sie sich um um zurück zu laufen. Dann kamen ihr jedoch Zweifel. Was wenn der fremde in Not gerät? Und sie ihm helfen musste? Wieder drehte sie sich und lief nun wieder in die selbe Richtung wie zuvor, doch schon nach einigen Schritten ging es schonwieder zurück. Er wusste ja nicht, dass sie ihm gefolgt war. Also würde er ja nicht mit ihrer Hilfe rechnen. So ging es immer weiter, bis sie irgendwann automatisch einfach hin und her tigerte.
Irgendwann ließ sie ihr Hinterteil unsanft auf den plattgetretenen Schnee plumpsen: Verdammt! Was sollte sie denn nun tun? Sie konnte sich nicht entscheiden, wie so oft fand sie beide Seiten ihrer Argumentation einleuchtend. Doch diesmal konnte vielleicht ihr Leben...oder auch das des fremden Wolfes davon abhängen! Wenn ihr die Geister doch nur einen Rat geben könnten, den sie sah. Kimi hatte immer behauptet, man würde wenn man gut aufpasste immer eine Atwort erhalten. Doch wo war sie jetzt?! Verzweifelt schaute sie sich um und vernahm plötzlich ein Flügel schlagen. Konnte das sein? Hoffnungsvoll blickte sie zum Himmel. Dort waren tatsächlich Vögel! Und sie schienen alle relativ zielgerichtet in eine Richtung zu fliegen. Danke dachte sie voller Glückseeligkeit zu den Geistern. Dann sprang sie voller Elan auf und lief wieder los. Ihre entscheidung war getroffen, die Vögel zeigten ihr den Weg! ... oder zummindest die Richtung. Mit schnellen schon fast übermütigen Laufsprüngen, rannte sie ihnen hinterher. Vielleicht würde ihr Lebn ja doch nicht hier enden!


(Catori ist alleine; im Niederwald)
Nach oben
Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 13:40    Titel: Antworten mit Zitat

Was für ein seltsamer Tag doch heute war. Erst sagte ihr der Rüde, dass sie mitkommen sollte, weil sie noch etwas zu erledigen hatten, dann schafften sie es beide, diesen furchtbaren Fluss zu überqueren, wobei sie so ganz nebenbei fast jämmerlich ersoffen wäre und dann tauchte auch noch eine fremde Fähe auf und die beiden unterhielten sich schon seit einer geraumen Zeit. Und Yuka hatte natürlich alles mitgehört. Unter dem Vorwand, unschuldig zu spielen, hatte sie sich jedes einzelne Wort eingeprägt. Und sie war nicht überrascht. Wirklich nicht, so naiv konnte man doch gar nicht sein, dass man ihr exzellentes Gehör nicht mit einberechnete. Na warte, denen würde sie es mal heimzahlen, indem sie mit großen Augen irgendwann diese Sachen fallenließ. So kindlich war sie nämlich gar nicht. Manchmal war sie das schon, aber man musste sich auf alles gefasst machen. Immerhin hatte sie sich bis gerade eben wirklich wohl gefühlt... Bis Tihar LeNuit sagte, dass man sich besser nicht auf ihn verlassen wollte. Natürlich, das war vollkommen klar gewesen. Aber irgendwie machte es sie doch traurig, dass er so kalt war. Und wieder fragte sie sich, was man ihm bloß angetan hatte. Wie konnte man einen starken Rüden derart brechen?
Doch jetzt erwiderte die Fähe -Skadi war ihr Name- etwas, was ihr die Schamröte ins Gesicht trieb. Sein Welpe? Also bitte. Man konnte wohl deutlich genug sehen, dass die beiden nichts miteinander zu tun hatten, schon von der Gestalt nicht. Wäre Yuka auch nur annähernd mit ihm verwandt gewesen, wäre sie größer und dunkler gewesen. Vielleicht hätte ihr Fell auch so einen nachtschwarzen Ton gehabt, wie er? Eventuell. Aber das sprach nichts zur Sache.Sie waren nicht miteinander verwandt, basta.
Tihar LeNuit sprach wieder, man konnte die Spitzen in seinen Wörtern deutlich miterkennen.
Wie sollte sie ihr denn erklären, wie es für sie aussah? Sie war nicht dumm.
Also ging sie langsam auf sie zu, nachdem der Rüde sie gerufen hatte und sah ihn mit großen, vermeintlich unschuldigen Augen an.

Ja, Tihar LeNuit? Was ist los?


(am Funkelfall, bei Skadi und Tihar)
Nach oben
Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 14:21    Titel: Antworten mit Zitat

Mit der Andeutung eines Grinsens versuchte er nun offenbar, die unangenehme Aufgabe auf Skadi abzuwälzen. Schon war die kleine Fähe dazugekommen und blickte ihn erwartungsvoll an.
Da hatte er sich jedoch gewaltig verkalkuliert. War er zu feige, ihr selbst die Wahrheit zu sagen? Es war jedenfalls nicht ihr Problem und sie würde bestimmt nicht die Drecksarbeit für ihn erledigen. Schon das Wort ‚mütterlich’ – was dachte er nur von ihr? Sie war wohl die ungeeignetste Kandidatin überhaupt für so eine Aufgabe.
Sie konnte der Kleinen natürlich ohne Weiteres eröffnen, was für einen feinen Begleiter sie sich da ausgesucht hatte und dass er sie nicht mitnehmen würde. Doch darauf wollte sie sich nicht einlassen – nicht, um die Gefühle Yukas zu schonen, sondern schlicht weil sie sich Sorgen machte, dass der Welpe sich sonst an sie hängen könnte. Wohin sonst hätte sich die kleine Fähe wenden sollen? Vermutlich hinge dann die ganze Last unmittelbar an Skadi selbst – nein, danke.
Wenn der Schwarze glaubte, er könne ihr seine Probleme so einfach aufhalsen und sie würde es ohne mit der Wimper zu zucken zulassen, dann hatte er sich gewaltig geirrt. Er versuchte, die Initiative zu ergreifen, ein Spielchen zu beginnen und sie in die Defensive zu drängen, doch sie würde den Spieß einfach umdrehen. Sie wandte sich an ihn und ein kaum wahrnehmbares, spöttisches Lächeln umspielte ihre Lefzen, während sie den Kopf schüttelte.

„Nein, das ist euer Problem, nicht meines. Erkläre ihr deine Absichten selbst.“

Nun durfte er sich mit ihr herumschlagen. Noch besser, da er den Welpen gleich herbeigerufen hatte, ohne auf Skadis Reaktion zu warten, musste sie ihm nun vor dem Welpen eine Abfuhr erteilen. Doch er selbst hatte sich in diese unangenehme Lage gebracht, denn spätestens jetzt musste Yuka mitbekommen haben, dass er etwas vorhatte, das ihr ganz und gar nicht gefallen würde. Nun stand sie vor ihm und er würde ihr Rede und Antwort stehen müssen. Was würde wohl der Welpe von ihm denken? Noch nicht einmal die Wahrheit wollte er ihr selbst sagen, noch nicht einmal das war sie ihm wert. Er hatte versucht, den Welpen als Spielball zu benutzen, nur um eine fremde Fähe zu verunsichern.
Das Gespräch, das sich nun zwischen den beiden entwickeln würde, wäre allerdings sicher amüsant. Doch sie sollte aufpassen, damit er nicht abermals versuchen konnte, sie mit in diese Angelegenheit hineinzuziehen.

“Wenn du mich dann entschuldigst. Ich werde aus dem Loch trinken, das ihr freundlicherweise in den Fluss gemacht habt.“

Ja, es war am Besten, etwas Abstand zwischen sich und die beiden zu bringen, und wenn sie dabei ihren Durst endlich stillen konnte, umso besser.
Sie schenkte ihm ein scheinbar freundliches Nicken, die kleine Fähe dagegen bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. Das arme Ding würde gleich sein blaues Wunder erleben. Ohne die beiden noch weiter zu beachten, wandte sie sich ab und machte einen angemessenen Bogen um Tihar, als sie zum Fluss ging.



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)
Nach oben
Takata
;
<center><font color=;" title="
;" border="0" />


Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 16:44    Titel: Antworten mit Zitat

Sie erschrak sehr, als sie die ersten Worte in ihrer Gegenwart von ihm hörte. Er redete ganz augenscheinlich vom Sterben, er sah sich dem Tode nahe. Diese Gewissheit machte sie unruhig, der Tod machte sie immer unruhig, das war wohl nichts Besonderes. Er war das gänzliche Gegenteil von einer heilen Welt, war nicht das, was sie wünschte. Wie also konnte er sich so etwas wünschen? Takata schüttelte leicht mit dem Kopf, sie konnte nicht glauben, dass er das so sah. Sie hielt den Atem an und versuchte zu verinnerlichen, was er ihr eben zu vermitteln versucht hatte. So viel Hoffnungslosigkeit konnte doch kaum auf einem lagern? Sie selbst hatte bis vor kurzem noch geglaubt, sie schaffe es nicht mehr und sie sah, wie schnell sie ihre Kräfte zurückgewonnen hatte. Es bestand immer Hoffnung, so lange man am Leben war, wie konnte er das anders sehen? Takata war von Ungläubigkeit erfüllt, es jagte ihr einen wahrhaftigen Schrecken ein, ihn so zu hören. Als ob es eine emotionale Verbindung zwischen ihnen gegeben hätte, sorgte sie sich um das, was ihm bevorstand. Wenn man sich selbst abgeschrieben hatte, wie sollte man dann noch einen neuen Weg finden? Sie schluckte unkontrolliert und trat ebenso ungeschickt auf, hatte Mühe sich zu halten. Sie ließ ihren Blick nicht von ihm ab. Er tat ihr Leid, sie wollte nicht, dass er hier vor ihren Augen starb. Als er sich wieder ein wenig aufgerichtet hatte, sodass er nicht mehr ganz so gar hilflos am Boden lag, schöpfte sie neuen Mut, ihn vom Besseren zu überzeugen. Es sollte sich als schwierig erweisen, denn sie wusste nach wie vor nicht, was ihm so sehr zu schaffen gemacht hatte. Beinahe wollte sie hysterisch rufen, wollte ihn am Schopfe nehmen und schütteln, damit er wieder zur Besinnung kam, doch musste sie realisieren, dass dies womöglich sein letztes und wahres Gesicht war, dass er nicht so tat, als sei dies nur eine vorübergehende Phase. Zunächst hatte sie sich selbst zu beruhigen, sie musste ihre Ordnung zurückgewinnen. Über diesen ganzen Schrecken hatte sie ihre eigenen Schmerzen so sehr verdrängt, dass sie sie kaum noch verspürte.

„Aber nein.“ Sprach sie beruhigend. „Es gibt nur diese Welt, du darfst das, was du hast, nicht einfach loslassen.“ Noch einmal setzte sie an und stabilisierte ihre Rede mit kräftiger Stimme, so gut es ging.
„Die Vögel fliegen dorthin, wo es wärmer ist. Wenn wir ihnen folgen, werden sie uns einen Weg von hier zeigen, an dem es Hoffnung gibt. Das Meer ist so ein Ort.“

Sie holte tief Luft und versuchte sich in seine Lage hineinzuversetzen. Es musste Hoffnung für ihn geben, sie wollte all ihre noch verbliebenen Kräfte nutzen, um ihn davon zu überzeugen, dass er weitergehen musste. Bestimmt kannte er das Meer noch gar nicht, wusste nicht um seine Schönheit und das friedvolle Rauschen, das auf ihm entstand. Dieses wunderschöne Naturereignis machte alles wider wett, was sie in der letzten hatten durchmachen müssen. Allein die beruhigenden Wellen des Meeres waren es doch wert, weiterzugehen auf dem Pfad des Lebens.
Sie ging noch etwas näher an ihn heran, nur das Schneegeriesel befand zwischen ihnen und bildete eine kalte Mauer aus Stille und Verzweiflung. Die Kälte dieses Ortes allein war bedrohlich, doch so lange ihre Herzen noch schlugen, war die letzte Wärme nicht vergangen. Jetzt fehlte es ihm nur an seelischer Wärme, an neuen Mut. Sein Körper arbeitete noch, also warum sollte sein Geist es nicht schaffen?
Wenn der Leib zu schwer verwundet war, erkrankt oder anderweitig zu sehr beeinträchtigt war, als dass man in ihm leben konnte, so konnten sie nichts dagegen tun. Doch er lebte noch mit seinem Körper, also war nichts verloren. Er bildete sich das ein. Doch war Takata sich bewusst, dass es keinen Sinn machte, ihn mit Gewalt zu drängen. Sie brauchte etwas, das ihn wirklich erreichte, sein innerstes Ich. Das wurde nicht leicht, denn sie wusste weder wie das aussah, noch wie tief es verborgen war. Aber sie hatte ihr Ich und sie wusste, was ihr Mut machte und was das Treibemittel zum Leben war.
Die Weiße trat noch etwas näher an ihn heran, sodass sie die Wärme des Atems an ihrer feuchten Nase spürte. Er musste begreifen, dass er nicht allein in dieser kargen Gegend war. Jemand war hier und sie wollte nicht gehen, ohne ihm neuen Mut vermittelt zu haben. Es lohnte sich weiterzugehen, sie musste ihm das deutlich machen. Langsam hob sie ihre rechte Pfote und bewegte sie vor, um die letzten Dezimeter zwischen ihnen zu überbrücken. Sie hatte große Mühe dabei, es kostete sie eine Menge Kraft und Anstrengung, denn ihr Körper war nach wie vor geschwächt und die Flanke schmerzte fürchterlich, sie fühlte es wieder genau. Außerdem stand sie nur schwer auf ihren drei Pfoten, sodass sie sich hinsetzte, um nicht den Halt zu verlieren. Nachdem sie das getan hatte, erreichte ihre weiße Pfote langsam die graue des verzweifelten Wolfs.
Sanft streifte sie die seinige und übermittelte Takata unverhofft die überraschende Kühle, die sie an seinem Körper spürte. Seine Flamme des Lebens blinkte nur sehr schwach, loderte von Verzweiflung getrieben, nicht von Stärke. Doch so lange sie das noch tat, so lange er noch zweifeln konnte, war es nicht zu spät, den Weg der Hoffnungslosigkeit zu verlassen und mit ihr zu kommen. Das Meer erwartete sie, es erwartete die Lebenden. Er gehörte dazu, und so lange er das tat, wich sie nicht von seiner Seite, obwohl sie befürchtete, dass er zunächst nicht erfreut über ihren Versuch, ihm Wärme zu spenden, sein würde. Ihre weiße Pfote nahm sie sobald wieder an sich und setzte sie vor sich auf, damit sie ihren geschwächten Körper weiter stützte. Doch Takatas hingebungsvoller Blick hing aufmerksam in seinem Gesicht, der Kontakt sollte nicht abbrechen, so lange er in einem Meer aus Bitterkeit trieb.

„Lass uns gehen, zum Meer.“

Ihre Worte waren so leise wie der Atem, ruhig und sanft die Stimme aus ihrem Maul. Ihr Blick sollte seinen stützen, ihre Aufmerksamkeit nicht zulassen, dass er sich wieder hinlegte und den Schlaf des Verderbens begann.
Kaum waren ihr leisen Worte in dem Ort des Verderbens verhallt, zog ein hoffnungsvolles Flattern über ihren Köpfe hinweg. Ein weiterer Schwarm von Störchen gab bekannt, dass es noch nicht zu spät war, um aufzubrechen.


(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)

_________________
Nach oben
Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

blank.gif
BeitragVerfasst am: 30 Mai 2010 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

Das Kind gehorchte aufs Wort. Ein wenig Ehrfurcht konnte man ihrem Verhalten entnehmen, so wie sie dahergetrabt kam. Aber sie gehorchte, das war das Wichtigste. So war ihm doch der grandiose Gedanke gekommen, sie konnte sich Yuka annehmen und für sie sorgen. Welpen waren Fähensache, sie gab ganz sicher eine gute Mutter ab. Warum sollte er ein besserer Betreuer für die Kleine sein als diese Fähe? Gut, klar, er kannte sie zwar überhaupt nicht, aber er kannte sich selbst genug, um zu wissen, dass er dafür ungeeignet war. Abgesehen davon konnte er sich nicht vor Augen führen, dass diese Wölfin ihr etwas Böses wollte. Er versuchte sein Gewissen mit allen Mitteln zu beruhigen, sich selbst etwas vorzumachen, damit alles wieder stimmte und im Lot war. Er war ganz plötzlich auf Yuka gestoßen und er wollte sie so plötzlich wieder loswerden, damit er sich wieder seinen Sorgen und Gedanken widmen konnte und in Verzweiflung versinken konnte. Yuka konnte zwar nichts dafür, aber sie bedeutete eine Menge Arbeit und war ein ständiges Risiko für einen rudellosen Wolf, ganz besonders in solchen Zeiten, wo die Natur verrückt zu sein schien.
Seine Freude über die neue Idee wurde abgebremst, wenn er ihre Worte hörte. Sie wollte also ebenfalls nichts mit der Welpin zu tun haben. Dann war das anscheinend nach wie vor ihr Problem. Wenn sie sich nicht einmal merken konnte, wohin ihre Eltern verschwunden waren, hatte sie eben Pech gehabt. Er sträubte sich, sie als sein Schicksal anzuerkennen, warum sollte er auch?
Trotzdem blieb die Tatsache bestehen, das er den Unterton dieser Wölfin nicht mochte, ihre freche Art brachte seine Kampfhormone in Schwung. Es ärgerte ihn, dass sie zunehmend an Respekt verlor. Sie hatte sie doch beobachtet, sie hatte doch nicht gehen wollen, als sie die Gelegenheit noch hatte und jetzt wollte sie nichts mehr mit ihnen zu tun haben? So einfach kam sie ihm nicht davon!
Wie erstarrt stand er auf seinem Platz, die Kraft in seinen Beinen wandelte sich in Bewegungslosigkeit um, als er ihren Satz verinnerlichte. Sie erlaubte sich, ihn zu verhöhnen, ihn zu verspotten und das mit einer Selbstverständlichkeit, dass er wieder zweifeln musste, ob sie tatsächlich so hilflos war, wie er zunächst meinen wollte. Sie konnte das unmöglich ernst meinen. An ihrer Stelle hätte er …
Er war noch gar nicht fertig, ihren Satz zu begreifen, denn es schockierte ihn, wie sie mit ihm umsprang, da lief sie auch schon an ihm vorbei und direkt auf den zugefrorenen Fluss zu, mit dem kleinen Loch, aus dem er die ganze Zeit hatte ein paar Schlucke nehmen wollen. Er hatte eine schwierige, lebensgefährliche Überquerung hinter sich und wollte sich zunächst etwas ausruhen, um dann seine trockene Kehle zu befeuchten. Stattdessen hielt sie auf das Loch zu, um daraus zu trinken, was ihm ganz und gar nicht behagte. Die Braun-Graue Wölfin war dran gewesen, Yuka zu erklären, dass man nicht ebenso mit einem fremden Wolf mit ging, den man nicht kannte und dessen Charakter man nicht einschätzen konnte. Eine schwächere Wölfin hatte Ehrfurcht zu zeigen, musste sich zurückhalten. Aber diese unverschämte Wölfin konnte ihr das nicht zeigen, sie war nicht ehrfürchtig genug, stattdessen behandelte sie ihn wie einen Rangniederen.
Voller Wut verließ er sprungartig seinen Platz und holte die Fähe mit einem federsprungartigen Satz ein, um ihr anschließend mit seinem großen, breiten Körper den Weg abzuscheiden, denn sie hatte den Fluss fast erreicht. Daraufhin folgte ein stimmloses Zähnefletschen, mit dem er sich den Respekt zurückerkämpfen wollte, ohne bereits einen Angriff zu leisten, mit dem er wer-wusste-schon-wen sich zum Feind machte. Er war nach wie vor unsicher, von welchem Rudel sie kam und wer hinter ihr stand. Er war nur ein einsamer Wanderer und seine Kräfte waren begrenzt.
Seine kräftigen Pfoten stützten den dunklen Körper sicher ab und sein Kopf neigte leicht von unten nach oben, um sie genaustens zu fixieren und jede ihrer Bewegungen sofort zu registrieren. Sie hatte seine Geduld überspannt, keinen Schritt weiter, sonst … wusste er auch nicht, wie er reagieren sollte. Am liebsten wollte er sie dann auf das Eis stoßen, dann hatte sie zu trinken. Doch wollte er unmittelbar vor der jungen Yuka auch nicht das wütende Monster abgeben, dass in seinen Alpträumen tobte. Außerdem … hatte der Fluch, der auf seiner Seele lastete, dann einmal mehr gesiegt. Nein, keine weiteren Todesopfer!
Eine Weile lang bleckte er die Zähne und hielt seinen strengen Blick fest auf ihrem. Das helle Weiß seiner Schneidezähne bildete einen deutlichen Kontrast zum tiefen Schwarz seines Mauls und sie leuchteten bedrohlich klar. Der Kontrast war so deutlich wie der, den die beiden eben überschritten hatten. Von einer anstandserfüllten Diskussion zu unberechenbaren Bewegungen, die kurz vor der Grenze zur Gewalt standen. Erst nach einigen Blicken raunte er mit tiefer Stimme.

„Yuka … hat das Loch gebrochen, also … wird sie entscheiden, wer zuerst davon trinkt.“

Keine Sekunde klang ließ er die Fremde aus den Augen, als hätte er einen gemeingefährlichen Angriff vor ihr zu befürchten, als verlor er seinen letzten Stolz, sollte sie das Wasser vor ihm erreichen.
Yuka … war wieder einmal zum Vorwand geworden. Natürlich gewährte Yuka Tihar LeNuit das Wasser zuerst, er hatte Anspruch darauf denn er hatte der Kleinen geholfen, diesen todgefährlichen Fluss zu überqueren. Ohne es zu wissen, hatte die unerfahrene, junge Fähe nun das Schicksal dreier Wölfe in ihrer Verantwortung.
Gab sie Tihar den Vortritt, was er ohne jeden Zweifel erwartete in seinem grenzenlosen Selbstbewusstsein, konnte er ihre Begleitung – zumindest für einige Zeit – nicht länger abschlagen und musste ihre Beisein als Schicksalsauftrag anerkennen, so ungern er es tat. Selbst für ihn wäre es ein ganz ordentliches Stück zu mies gewesen, ihre so natürliche Bitte nachergehend noch länger zu verwehren. Doch wagte sie es, der Fremden, die er ganz offensichtlich angefeindet hatte, den Vortritt zu gewähren, so wollte er ihnen zeigen, wer von ihnen die Macht hatte und er nahm sich so einfach das, was er wollte, ohne jede Rücksicht. Er nahm sich das lebensspendende Wasser und er nahm sich die Freiheit, über sein und ihr Schicksal zu entscheiden.
Ihn selbst überraschte diese spontane Idee nicht weniger, wie wahrscheinlich Yuka, aber erachtete er das als die Gelegenheit, der Fremden zu verdeutlichen, dass sie allein war, dass sie niemanden hatte und dass Tihar die Gewalt besaß, ganz besonders dann, wenn selbst die kleine Welpin Yuka sie ihm zusprach, wo sie nicht umher kam.
Die Fremde konnte er sodannn auslachen, denn selbst ein kleiner Welpe sollte sie nicht respektieren, sie war mit ihrer unverschämten Art gekommen und sie sollte mit ihrer Art verlieren. Jeder Welpe konnte sehen, dass sie sich falsch angestellt hatte, in dem sie Tihar angelogen und verspottet hatte.


((Nähe Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, Skadi))

_________________
Nach oben
Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

blank.gif
BeitragVerfasst am: 31 Mai 2010 21:39    Titel: Antworten mit Zitat

Es fiel dem Rüden schwerer als er selbst gedacht hatte, sich nicht einfach der Versuchung hinzugeben und sich wieder auf den kalten Boden zu werfen. Sein Kopf hing schlaff und kraftlos herab, seine Augen waren geschlossen. Sie sahen ohnehin nur etwas, was es nicht mehr gab, nie mehr geben würde.

Nur mit grösster Anstrengung und unglaublich viel Konzentration, schaffte er es seine Ohren Takata zu zudrehen. Er lauschte ihren Worten, doch die meisten zogen einfach an ihm vorbei, ohne das er wirklich verstand was die Fähe von ihm wollte.
Doch dann fiel ein Satz, der Pilgrim aufblicken ließ:
Es gibt nur diese Welt, du darfst das, was du hast, nicht einfach loslassen.

Mit leeren, traurigen Augen, sah er Takata an. Sein Blick hätte fest und stark sein sollen, doch nicht einmal einen aufrichtigen Blick brachte der Rüde zustande.
Was gab es denn schon für ihn, in dieser Welt, das er nicht verlieren durfte? An den er festhalten musste?

Wieder sah Pilgrim ganz geistesabwesend in den dunklen Nachthimmel über sich.
Da gab es nichts...Alles was er begehrte war der Tod. Er konnte dem Rüden geben, wonach er sich so sehr sehnte. In seinem "Leben" gab es nichts lebens- und liebenswertes mehr. Nichts, dessen Verlust er sehr bedauern würde. Darunter zählte er auch sein Dasein.
Wieder schwappte die gewohnte Dunkelheit über Pilgrim zusammen und schien ihm alle Kraft zu rauben. Er konnte nicht mehr weiter...

Die Fähe redete noch immer auf ihn ein, doch warum? Was lag ihr denn so an seiner Begleitschaft? Pilgrim schüttelte den Kopf.
Sie wollte also noch immer unbedingt zu diesem "Meer" gehen, von dem Pilgrim noch immer nicht wusste was das war. Er hatte nur eine wage Vorstellung im Kopf.
Und am Meer war es also auch wärmer? Was kümmerte ihn das? Warm war ihm schon so lange nicht mehr gewesen. Er kannte nur die eisige Kälte die der Vorbote des Todes war. Und Pilgrim hatte gelernt diese Kälte zu lieben. War sie doch das erste Signal, dass sein sinnloses Dasein auf diesem Planeten bald ein Ende haben würde.

Und immernoch sprach die Fähe vom Meer...
Bei Takata´s Berührung schreckte der Rüde zusammen, zog seine Pfote schnell an seine Brust. Verunsichert und Verängstigt.
Pilgrim erhob sich schwerfällig und torkelte ein paar unsichere Schritte auf die Fähe zu, ehe er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte und sie seitlich ansah.

Dann würde er also das Meer sehen...Es erschein Pilgrim ganz passend. Er kannte seine Zukunft nicht, wenn er denn eine hatte und das Meer war ebenso Unbekannt für ihn. Vielleicht war es ja gut so...





(Bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)
Nach oben
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen   printer-friendly view    ¤ wøłfε δëг ηãçhτ ¤ Foren-Übersicht -> Das Tal Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3 ... 6, 7, 8 ... 17, 18, 19  Weiter
Seite 7 von 19

 
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen





Hosted by Foren-City