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Kapitel VI – Dunkelheit

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Die böse Rechtschreibung :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Sakima



Anmeldungsdatum: 05.05.2010
Beiträge: 11
Wohnort: München

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BeitragVerfasst am: 12 Mai 2010 11:49    Titel: Antworten mit Zitat

Sakima wachte auf lang nah am Ufer des Flusses, er war wohl vor lauter Erschöpfung von der langen Reise eingeschlafen, noch leicht verdattert stand er auf.. er streckte sich, dabei zog er seine Pfoten auseinander und gähnte. Der Wind gab eine leichte Brise ab sodass Sakimas Fell leicht unruhig wurde.. Es sah aus als wäre es Nacht, doch seine innere Uhr sagte im das es Tag war, doch warum war es so dunkel? Sakima wusste es nicht, fand es nur sehr merkwürdig.

Sakima sah ans andere Ufer des Flusses, wo bevor ein eingeschlafen war ein fremder Wolf stand, doch er war nicht mehr da.. Er sah sich um und dachte sich wo er nun langgehen sollte.. er überlegte und ging dann langsam los...er verfiel in Gedanken.. `Was wäre geschehn wenn er sein Rudel nicht verlassen hätte?` die anderen Wölfe hätten ihn wahrscheinlich dafür verantwortlich gemacht das seine Fähe erschossen wurde, oder hätten sie es verstanden, das er damit nichts tutn hatte? Oder hätte er sie doch retten können wenn er zuerst nach ihr gesucht hätte? er wusste es nicht.. es belastete den Rüden immernoch sehr.. und er vermisste seine Heimat..

Nach einer Weile war er wieder in der realität zurück, Sakima hatte das oft das er in eine Tagträumerei verschwand.. es war ihm immer unheimlich wenn er daraus wieder erwachte, aber doch nicht geschlafen hatte, sogar weiter gelaufen war er. Er empfand das als sehr merkwürdig.. Der Rüde kam er wieder an einem Fluss an, es musste wohl eine Abzweigung von dem Fluss wo er geschlafen hatte sein.. doch wo konnte man den Fluss überqueren? Sakima lief am Rand des Flusses entlang, doch der Fluss war überall gleich breit.. er dachte nach.. wie er da nur rüberkommen sollte ohne überquerungsmöglichkeit.. doch es gab wohl keine andere Möglichkeit als durch zu schwimmen, nur schon der Gedanke daran war schrechklich denn das Wasser war bestimmt kalt.

Sakima ging am Ufer hinunter.. Der Fluss hatte eine leichte Strömung die aber weiter nicht gefährlich war. Sakima testete das Wasser mit seine Pfote, doch er zog sie sofort wieder zurück.. das Wasser war eiskalt.. Aber da musste der schwarze Wolf wohl durch.. Er ging mit den Vorderpfoten ganz langsam ins Wasser, sein Fell stand schon ab da es so kalt war, Sakima zitterte, doch um solänger er sich Zeit lies um so schlimmer wurde es, da machte Sakima einen Sprung ins Wasser, er schwomm ans andere Ufer. Als er wieder auf festem Boden befand, schüttelte sich der Rüde kräftig, er zitterte noch immer.. Die Ohren angelegt vor lauter Kälteempfinden ging er weiter.. Er lief über eine Grasebene Richtung Süden. Nach einer Weile taten Sakima schon wieder die Pfoten weh, sein Pelz war mittlerweile schon getrocknet, doch Sakima war immernoch kalt, er beschloss schneller zu laufen um sich aufzuwärmen.. Erprubt blieb Sakima stehn.. Er roch etwas.. doch was war es?? Er konzentrierte sich auf seine Nase.. es roch wie ein Wolf.. doch wo war der Wolf, Sakima versuchte seiner Witterung nachzulaufen..


(hat den Fluss überquert, ist jetzt auf dem Weg über die Rote Ebene Richtung Süßen zur Trauerhain zu Velenk)
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 12 Mai 2010 12:50    Titel: Antworten mit Zitat

Als Yuka endlich die Augen aufschlug, war der Morgen hereingebrochen Über das Tal erstreckte sich zwar noch Finsternis, doch man sah schon einzelne graue Wolken am Horizont. Dieser Tag würde kalt und regnerisch werden, das konnte sie riechen. Mit einem fast unhörbaren Ächzen erhob sie sich- und ließ sich gleich wieder fallen. Ihr gesamter Körper tat so weh,als hätten sich alle ihre Geschwister während sie geschlafen hatte, auf sie fallen lassen. Zwar eine abwegige Vermutung, doch der kleinen Fähe fiel kein anderer Vermutung ein. Suchend sah sie sich nach ihrem zukünftigen Wegbegleiter um. Er stand am Fluss und betrachtete nachdenklich das Wasser, das silbern schimmerte und sich nicht mehr bewegte, wie am Abend zuvor. Vermutlich war es gefroren. Aber warum sah er es so an? Hatte Tihar LeNuit etwa noch nie Eis gesehen? Sie lächelte leicht bei diesem doch recht verrückten Gedanken. Selbst Yuka wusste, was Eis und Schnee war. Aber schließlich, sie war ja auch in einer solchen Gegend aufgewachsen... Aber der Rüde war soviel älter als sie, bestimmt hatte er so etwas schon mal miterlebt und war nur überrascht, dass es sie hier überraschte. Eigentlich hatte die Fähe zu ihm rübergehen und ihm einen guten Morgen wünschen wollen, doch seine Miene war seltsam angespannt, als versuche er, ein schwieriges Rätsel zu knacken. Deshalb wollte sie ihn lieber nicht stören.
Langsam startete sie einen zweiten Versuch, sich zu erheben. Diesmal gelang es ihr deutlich besser, obwohl einige ihrer Knochen ein äußerst unheilverkündendes Knacken von sich gaben. Erst jetzt bemerkte Yuka, dass ihre Kehle leicht trocken war. Kein Wunder, sie hatte seit gestern nichts mehr getrunken, und da auch nur einige Schlucke, da sie viel zu sehr von Tihar LeNuit abgelenkt worden war. Gerade wollte sie zum Wasser gehen und veruschen, es aufzubrechen, um etwas zu trinken, als ihr schlagartig etwas klar wurde
Wenn ich das tue, wird das Eis einbrechen und wir kommen nicht über den Fluss. Also besser nicht... Und das, obwohl ihr Hals ziemlich wehtat. vor allem beim Schlucken. Der Rüde hatte diese Idee sicher auch schon gehabt, aber vielleicht würde es ihn überraschen, wenn sie das mit ihm teilte, ihm zu verstehen gab, dass sie mitdenken würde auf ihrer Reise. Falls sie überhaupt zusammen reisen würden. Gerade wollte sie ein paar Schritte auf ihn zugehen, als ihr etwas in die Nase stieg. Ein Geruch... nach Artgenossen.. Nur sehr schwach, deshalb waren es bestimmt nur eine oder zwei. Aber eine davon war hundertprozentig eine Fähe. Die rochen vertraut... und anders. Selbst in ihrem noch so jungen Alter hatte sie eine ziemlich gute Nase.
Ihre Rute richtete sich auf und sie gab ein leises erschrockenes Quietschen von sich. Gerade erst hatte sie sich an Tihar LeNuit gewöhnt, da kamen schon andere... Aber sie musste ihm es sagen, falls er es nicht schon längst gespürt hatte.
Zaghaft erhob sie ihre Stimme.

Tihar LeNuit...? Ich glaube, wir sind hier nicht alleine...


((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka))
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 13 Mai 2010 13:48    Titel: Antworten mit Zitat

Abermals schien es kälter geworden zu sein. Ein leichter, eisiger Wind brachte noch zusätzliche Kälte mit sich, und immer mehr Schnee begann zu fallen und sich wie eine schmutzige Schicht auf den Boden zu legen. Doch wenn es nun schneite, so bedeutete das immerhin, dass sie nun ihren Durst am Schnee stillen konnte. Eine Schneeflocke segelte unmittelbar an ihrer Nase vorbei, und Skadi streckte die Zunge aus, um sie aufzufangen. Doch die schmelzende Schneeflocke hinterließ einen ebenso widerlichen Geschmack wie der Regen, wenn auch etwas milder. Sie verzog das Gesicht. In diesem Tal war nichts so, wie es sein sollte. Noch immer war es stockfinster, man konnte nicht einmal die Sterne oder den Mond ausmachen, der wenigstens eine kleine Lichtquelle gewesen wäre. Wieviel Zeit war nun wohl schon seit dem seltsamen, abstürzenden Stern vergangen? Zu viel Zeit…
Hatte der Stern denn tatsächlich nur Schlechtes gebracht? So einen wunderbaren Anblick hatte er geboten, und doch schienen sich die unheilvollen Ankündigungen des wahnsinnigen alten Wolfes nun langsam zu bewahrheiten. Noch einmal blickte sie zurück, in die Richtung, aus der sie gekommen war. Immernoch war nichts zu erkennen, nicht das kleinste Glühen oder Leuchten erhellte die Nacht, das Feuer musste tatsächlich schon vor einiger Zeit erloschen sein. Nun, es änderte allerdings nicht viel. Es würde schon einem Wunder gleichkommen, wenn es direkt vor der weißen Fähe zum Stillstand gekommen wäre. Einen kurzen Moment erwägte sie, zurückzukehren und nachzuschauen, doch diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder. Nein, es war richtig gewesen, sie zurückzulassen, denn selbst wenn sie dem Feuer entkommen war, dann war sie immer noch schwer verletzt und konnte kaum laufen, musste sogar noch mit versorgt werden. Warum hätte sie sich dies aufbürden sollen? Ja, Takata war freundlich und hilfsbereit gewesen, doch sie hatten sich nicht gekannt und waren sich fremd. In dieser lebensfeindlichen Umgebung würde es schon schwer genug werden, für sich selbst genug Beute zu machen, und festzusitzen an diesem unwirtlichen Ort, das wollte sie auf keinen Fall.
Doch wohin sollte sie sich nun wenden? Weiter nach Süden den Fluss entlang, in Richtung Meer, wie Takata es ihr geraten hatte? Doch das Feuer war aus, also gab es keinen Grund mehr dazu. Bereits der Fluss hätte als Schutz vollkommen ausgereicht. Allerdings wäre es gut möglich, dass es im Süden etwas wärmer wäre, und war es nicht völlig egal, in welcher Richtung sie dieses Tal verließ? Immerhin, wenn sie dem Fluss folgen würde, würde sie vermutlich am einfachsten aus diesem Tal herauskommen, denn Wasser nahm immer den Weg des geringsten Widerstandes. Sie wusste nicht, wie ausgedehnt dieses Tal war. Womöglich war es vollständig von Bergen umgeben, da war sie sich nicht so sicher, zumal man in der Dunkelheit nicht den Horizont sah. Wandte sie sich nun blindlings in eine andere Richtung, dann wäre es gut möglich, dass sie am Ende noch einen schwierigen Bergpfad oder ähnliches bewältigen musste. Nein, es wäre am besten, dem Fluss weiterhin nach Süden zu folgen, zumal die Wälder im Norden, wo das Feuer gewütet hatte, nun verwüstet sein dürften und im weiteren Umkreis vermutlich keine Beute mehr aufzutreiben war.
Doch offenbar hatten schon andere Wölfe vor ihr die selbe Idee gehabt. Abermals hob sie den Kopf und witterte. Es bestand kein Zweifel mehr, ein Rüde befand sich nur ein kleines Stück irgendwo flussabwärts, und sie war ihm schon sehr nahe gekommen. Allerdings konnte sie seine genaue Position noch nicht ausmachen. Sollte sie ihn umgehen? Doch sie müsste dann schon einen größeren Bogen schlagen, und vielleicht war es dafür sogar bereits zu spät.
Andererseits hatte sie ein ebenso gutes Recht, hier zu sein, wie der fremde Rüde. Dieses Gebiet war nicht einmal ein Revier, und wenn es eines war, dann waren die Grenzen nur unzureichend markiert und das fremde Rudel war selbst schuld. Allerdings war es fraglich, ob sie das in diesem Fall genauso sehen würden, und mit einigen Rüden war nicht gut Kirschen essen…
War sie mittlerweile etwa paranoid geworden? Nein – in diesem Tal ging viel Merkwürdiges vor und es trieben sich seltsame Gestalten herum, die offenbar den Verstand verloren hatten. Gut, genau genommen war nur einer von zwei Wölfen übergeschnappt gewesen, trotzdem nicht gerade eine gute Quote, und den zweiten Wolf hatte direkt ein Unglück ereilt, wie es nur selten vorkam.
Zögernd nahm sie ihre Wanderung wieder auf, allerdings setzte sie ihre Pfoten langsamer und vorsichtiger voreinander. Wenn sie Glück hatte, würden sie ohnehin nicht aufeinander treffen, denn es wäre gut möglich, dass der fremde Wolf ihren Weg nur kreuzte und sich schon in diesem Moment weiter von ihr entfernte. Wenn nicht…nun, man konnte nur hoffen, dass er nicht übermäßig aggressiv wäre. Sie würde jedenfalls keinen Streit anfangen.



(in der Nähe von Yuka und Tihar, Funkelfall)
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Larka
Sternschwester


Anmeldungsdatum: 15.04.2008
Beiträge: 266
Wohnort: In The Shadows of My Memories
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BeitragVerfasst am: 13 Mai 2010 14:07    Titel: Antworten mit Zitat

Larka hatte sich keuchend weiter in die Höhle zurückgezogen. Als dieser ekelhafte, brennende Regen eingesetzt hatte, war sie so erschrocken gewesen, dass sie sich zu heftig bewegt hatte und ihre Halswunde nun wieder blutete.
Als ob das nicht schon genug wäre, brannte der saure Regen schrecklich an ihrem Hals und verursachte ihr große Schmerzen. Sie hatte das Gefühl, als würden sich die bösartigen Regentropfen immer tiefer in ihre Wunde hineinfressen und ein heißes, schmerzhaftes Feuer entfachen.
Nun lag sie schwer atmend auf dem kalten Höhlenboden und hoffte, die Schmerzen würden bald nachlassen. Sie bekam nur nebenbei mit, wie Ryu und seine Schwester die Höhle wieder verließen. Auch da erst fiel ihr auf, dass auch Zita und Kira vor dem Regen geflüchtet waren. Und Catori war ebenfalls bei ihnen.
Larka schenkte ihnen nicht wirklich Aufmerksamkeit, zu sehr war sie damit beschäftigt, ihr Winseln zu unterdrücken, das darum kämpfte, ihrer Kehle zu entweichen und den anderen zu zeigen, wie schlecht es ihr ging.
Die Fähe schluckte es hinunter und schloss die Augen. Sie wollte jetzt ihre Ruhe, wollte, dass die Schmerzen aufhörten und das Blut nicht mehr länger ihren Hals hinunterfloss und zu Boden tropfte.
Sie wollte endlich wieder gesund und bei vollen Kräften sein, damit sie sich zumindest verteidigen konnte, falls Targas sie aufspürte und angriff.
Da vernahm sie plötzlich leises Getrappel auf dem Boden. Es wurde lauter, klang so, als würde eine Armee kleiner Tiere auf sie zukommen. Verwirrt öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit und zuckte zusammen. Ratten!, schoss es ihr durch den Kopf.
Die kleinen Nager waren überall! Larka rutschte nach hinten, bis sie gegen eine Wand stieß und nicht mehr weiter konnte.
Sie hob den Kopf etwas und beobachtete erschrocken, wie ihr die Tiere über die Pfoten liefen. Auch sie suchten Schutz vor dem ekelhaften Regen. Schutz war es, was sie wollten. Nicht mehr.
Larkas Augen wurden schwer. Sie war müde. Der Blutverlust, welcher immer größer wurde zehrte an ihrer Kraft. Sie musste schlafen.
Würden die anderen ohne ihr weiterziehen? Wahrscheinlich, doch es war bestimmt auch besser so. Vielleicht würde sie ihre Spur ja wiederfinden, wenn sie ausgeschlafen hatte.
Sie wollte kein Klotz am Bein sein, auch wenn sie zu gerne mitkommen würde, hatte sie doch ein paar Gesprächsfetzen aufgeschnappt und festgestellt, dass ihre Freunde sich wohl auf den Weg zu dem Stern machen wollten, der vom Himmel gestürzt war.
Wenn sie wieder bei Kräften war, würde auch Larka in diese Richtung ziehen. Vielleicht stieß sie so wieder auf ihre Freunde, doch erst einmal brauchte sie Schlaf.
Langsam schlossen sich ihre Augenlider. Dass ihr die Ratten über den Rücken huschten, ließ sie völlig kalt. Sollten sie doch. Solange sie ihr nicht irgendwie weh taten und sie keinen Hunger verspürte, würde Larka die Nager dulden.
Sie blendete die unzähligen, kleinen Pfoten aus, die auf ihr herum trampelten und hieß die Dunkelheit, die damit begann, sie zu umarmen und in den Schlaf zu wiegen, willkommen.



[Larka ist bei Silver, Zita, Kira, Saphira, Catori; in einer alten Wolfshöhle am Ufer des Flusses, der in den Tränensee mündet; Niederwald]


(So, endlich ist der Post da. Tut mir leid, wenn ich euch (mal wieder) aufgehalten hab -.-
Ich hoffe, der Post ist okay so und ihr könnt jetzt ohne mir weiterschreiben.)

_________________
„Auch, wenn ich tot bin, so bin ich noch an deiner Seite. Ich bin bei dir, du bist nicht alleine.
Wenn du Hilfe brauchst, sieh nachts nach oben, zum Himmel.
Dort leuchte ich, als einer der vielen Sterne und schaue auf dich herab.“


~ Fel
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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 14 Mai 2010 11:32    Titel: Antworten mit Zitat

Die Temperatur wurde merklich kühler, um nicht zu sagen, es wurde bitterkalt. Nun war die Kälte auch durch sein dichtes Fell gekommen und er bekam zu spüren, welche eisige Kraft das Wasser hatte erstarren lassen. Es war kalt, das war keine Empfindungssache mehr, sonst hätte die Umwelt nicht gefroren ausgesehen. Die Dunkelheit setzte sich fort, sie waren aufgewacht, nur die Sonne versteckte sich weiterhin hinter Wolken und Rauch. Der Schwarze hatte kein Problem damit, wenn einmal für ein paar Tage oder Wochen die Sonne nicht schien, genau genommen spiegelte es nur das wieder, was in seiner grauen, farbenlosen Seele schon seit langem herrschte. Aber war ihm ebenso klar, dass es verheerende Auswirkungen auf das Leben hatte, wenn die Sonne für längere Zeit fortblieb. Die Beute wurde knapp, sie konnten das Wasser nicht mehr so einfach aufnehmen und der Geist versank in einem Meer aus Depressionen. Zum Teufel mit diesem Tal!
Da hörte er die piepsige Stimme des kleinen Fellknäuels. Die Welpin war wach, das war nicht verwunderlich. Er hatte sie für einen Moment schon völlig vergessen, als ob er hier allein gestanden hätte und sich selbst verloren auf das Eis starren ließ. Es war ein Unding mit dem Fluss. Eben noch hatte er gerauscht in einem Lärm, den eine Herde Huftiere nicht hätte übertönen können, jetzt jedoch war er still, als wäre er gestorben. Das war nicht gut, beschloss der Dunkle. Im flüssigen Zustand des Wassers wäre ihnen wenigstens sicher gewesen, mit was sie es zu tun hatten. Ein wilder, unbändiger Fluss, der alles mit sich riss, das zu leicht war. Das war klar und eindeutig, absolut unmissverständlich. Jetzt war es ein gefrorenes Monstrum und keiner konnte sagen, ob es aus seinem „Schlaf“ erwachte, wenn man sich hinüberwagte. Ungläubig schüttelte er den Kopf, nur sehr sacht. Knurrig blickte er auf das Eis, als hätte er die Stimme der Kleinen nicht gehört.
Als sie ihm wieder einfiel, ließ er sich ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Was hatte sie gesagt?
Der Fremde, richtig. Den hatte er natürlich auch längst bemerkt. Aufmerksames Mädchen, das musste man ihr lassen. Unter diesen Umständen wurde es immer notwendiger, dass sie ihre Halbinsel verließen um auf die andere Seite des Flusses zu gelangen, nur dort konnten sie sich dem Unbekannten stellen … besser gesagt, er konnte es.
Dabei kam ihm wieder die Frage in den Kopf, was er mit ihr machen sollte. Eigentlich konnte es ihm egal sein. Es war mehr als großzügig von dem schwarzen Hünen, wenn er vor ihr über das Eis ging und ihr somit zeigte, ob das Eis seinem Gewicht standhielt und damit auch ihrem, oder ob er einbrach und jämmerlich ertrank oder erfror, während sie auf die Absicht des ungewissen, fremden Wolfs warten durfte. Herrlich, ihre Lage war in der Tat verzwickt. Vielleicht hatte sie Glück und die Fremde –es war ohne jeden Zweifel ein weibliches Tier– war ihr gut gesinnt oder sie konnte selbst nicht über den Fluss, wenn sie sah, dass dort bereits jemand eingebrochen war. Dann aber musste die Welpin auf ihrer Seite des Ufers erbärmlich verhungern und niemand konnte ihr helfen. Vergessen hatte sie, wie sie hier hergekommen waren. Bedeutete das, sie hatte ihre Eltern vergessen? Was war mit der fremden Fähe? War das nicht ihre Mutter? Nein, sicher nicht, das hätte das junge Ding doch geahnt. Oder sie hatte schlicht vergessen, wie ihre Mutter roch.
Tief atmete er ein und aus. Dann drehte er seinen Leib um. Die Tatsache, dass es eine Fähe war, die sich ihnen näherte und dass sie allem Anschein nach ohne Begleitung kam, machte sie fürs Erste völlig uninteressant. Sie hatten ein anderes Problem, ihre Lage hatte sich von Grund auf geändert. Sie mussten über den Fluss, das war das einzige, was sich nicht geändert hatte. Der dunkle Wolf sprach mit ernster Miene, während er zu der Kleinen hinübersah.

„Ich werde jetzt über den Fluss gehen. Wenn ich es schaffe, kannst du mir bedenkenlos folgen, laufe dabei aber ausschließlich auf der Linie, die ich vorgegeben habe.“ Er holte etwas Luft, wobei es ihm beinahe egal war, wie dieses kleine Abenteuer endete. Er hatte nichts mehr zu verlieren, was es wert war, beschützt zu werden.
„Wenn ich es nicht schaffe und im Fluss einbreche, kannst du es an einer anderen Stelle trotzdem versuchen, vielleicht trägt dich das Eis, du bist ein Leichtgewicht.“ Er hielt inne und sah sie ernst an. „Warte, bis ich drüben bin.“

Er fragte sich wirklich, welche Folgen sein möglicher Tod für die Welpin hatte. Erlitt sie eines dieser schweren Traumata, die man so vom Hören-Sagen kannte, wenn sie ihn unter dem Eis wegtreiben sah? Aber wen interessierte das schon. Er machte sich zu viele Gedanken. Das alles war völlig unwichtig, denn es spielte gar keine Rolle. Sie hatten überhaupt keine Wahl, als über das Eis zu gehen. Es wurde immer kälter und ihre Mägen waren leer. Wenn sie hier nicht endlich wegkamen, war das so oder so ihr sicherer Tod.




((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, weiter weg - Skadi))

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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 17 Mai 2010 8:37    Titel: Antworten mit Zitat

Lange haftete ihr Blick auf dem fremden Rüden. Nein, dieser Wolf stellte sicherlich keine Gefahr für sie dar. Viel mehr wirkte er selbst hilflos, ja gar gefährdet. Er schien ebenso ein Leidender der natürlichen Bedingungen der Natur zu sein. Die Weiße war nicht sicher, ob er ebenso vor dem Feuer hatte fliehen wollen oder ob ihn seine Wanderung einfach nur so hatte zu ihr treiben lassen. Doch dass ihn seine Kräfte ausgerechnet hier zu verlassen schienen, wollte die Fähe nicht verstehen. Warum brachte er sich nicht zum rettenden Meer, so wie sie es Skadi aufgetragen hatte? Dabei fiel ihr überraschend ein, dass das Wasser bei diesen zunehmend kälter werdenden Temperaturen womöglich fror. Bedeutete das, das Wasser würde die kluge Wölfin, die bis vor einer Weile noch bei ihr gewesen war, nun gar nichts nutzen? Nein, sicherlich war es noch nicht so kalt, dass selbst das Meer zufror. Und selbst wenn es das tat … bislang gab es kein Anzeichen dafür, dass das Feuer näher kommen würde. Vielleicht war es sogar schon ausgegangen unter dem Schnee und Eis. Wenn sich der Schnee hier niederlegte und es so sehr kalt wurde, konnte das Feuer unmöglich in ihrer Nähe sein. Auch der Geruch von verbranntem Gehölz war nicht mehr sehr deutlich, das letzte Bisschen womöglich auch nur Einbildung. Takata hatte panisch reagiert und das wurde ihr nun zum Verhängnis. Sie hätte sich nicht von Skadi zu trennen brauchen. Doch hätte sie das nicht getan, wäre sie diesem bemitleidenswerten Wesen nicht begegnet, dass sich vor Schmerzen oder Erschöpfung, oder beidem, zu krümmen schien. Es rief ihr Mitleid an, wenn sie seinen Zustand beobachtete. Dieser Wolf war beileibe keine Gefahr, er wirkte verloren und erschöpft, auch wenn sie um den Zustand seiner Seele natürlich bisweilen noch nichts wusste. Die weiße Fähe entschied, sich das genauer anzusehen, nicht aber, ohne einen respektvollen Abstand zu halten. Ein verletzter, verwundeter oder gar kranker Wolf konnte trotz alledem eine Gefahr sein, wenn er sich bedroht und in die Enge getrieben fühlte. Das wollte sie unter allen Umständen vermeiden.
Begleitet mit einem leisen Ächzen drehte sie ihren Leib um, sodass sie ihm nun, mit einem Abstand, genau gegenüberstand. Das Stechen in ihrer Flanke ließ nicht nach, es musste die Rippe sein. Doch ihre Kräfte hatten noch nicht aufgegeben und mit der Weile würde sie sich ein wenig an den Schmerz gewöhnen, sodass sie nicht ganz und gar hilflos brachliegen musste.
Die weiße Arktikwölfin setzte langsam einen Schritt vor den anderen. Jeder Schritt versprach ein stechendes Schmerzen in der Seite, aber sie durfte nicht aufgeben. Langsam kämpfe sie sich mit all ihrer Mühe vor zu dem fremden Wolf. Sie hatten einander ihre Blicke getauscht, hatten sich betrachtet doch noch war kein Wort gefallen. Takata erachtete es als gewöhnlich notwendig, in ihrer einfühlsamen Natur, dem Fremden zu helfen, obwohl sie selbst in einer aussichtslosen Lage steckte. Nachdem sie etwa vier bis fünf dieser schmerzreichen Schritte auf ihn zugetan hatte, hielt sie an. Sie hob den Kopf etwas und betrachtete ihn mit neutraler Miene. Sie verzog sie nicht, obwohl ihr der Schrecken dennoch sichtbar war. Dieser Wolf war abgemagert und dürr, seine Rippenknochen traten deutlich hervor und dort, wo sein zerzaustes, unschönes Fell den Körper nicht bedeckte, konnte man aufgeschürfte Haut erkennen. Takatas Blick wurde ungewollt traurig. Sie konnte nicht einfach einen fremden Rüden bemitleiden, dessen Absichten sie nicht kannte, oder doch? Sie wusste nicht wer er war und … ob er sein Schicksal womöglich gar verdient hatte? Nein, das war absurd. Niemand hatte solch ein Schicksal verdient, nicht einmal den Rüden, die ihr Rudel überfallen hatten, wünschte sie ein derart tragisches Erlebnis. Was musste dieser Wolf durchgemacht haben, dass seine Erlebnisse ihn derart zugerichtet hatten? Wo war sein Stolz geblieben, seine Anmut, seine Würde? Takata wurde sich unfreiwillig sicher, dass es ihr nach wie vor relativ gut ging. Sie hatte das alles nicht miterleben müssen, was er womöglich schon durchgemacht hatte. Ihr Körper war weitgehend unversehrt, wenn man von ihrer einen Narbe an der Schulter absah, die aber für niemanden sichtbar war. Dieser Wolf konnte das nicht verdient haben, denn selbst wenn man davon ausging, dass er sich einige Wunden im Kampf geholt hätte, so war sein Gesicht weder hasserfüllt, rachesüchtig noch in irgendeiner Art bösartig. Sie wünschte sich, dass er jetzt nicht aufgab. Ihr zittrigen Pfoten hielten sie nur mit Mühe aufrecht. Gern hätte sie sich wieder hingelegt, doch das hätte ihre Forderung an ihn wohl kaum untermauert.

„Fremder …“ Ihre Stimme war sanft aber gleichzeitig ernst und fordernd. „Du kannst ihr nicht bleiben. Das Feuer … das Feuer kommt und tötet dich. Geh besser von hier fort.“

Ihre hohe Stimme wirkte ein wenig zittrig, noch immer kostete es sie Anstrengungen. Sie erhoffte sich aber, dass ihre Mühe nicht umsonst war und sie den Rüden dazu bringen konnte, dass er seinen Weg fortsetzte, bis er an den Fluss kam. Von dort an würde er schon einen Weg finden, um aus der Gefahrensituation zu fliehen. Doch wie schlecht auch immer es ihm gehen mochte, noch war er am Leben, er hatte noch nicht verloren.




(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)
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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 19 Mai 2010 21:24    Titel: Antworten mit Zitat

Pilgrim empfand keine Linderung seiner Schmerzen, seiner Gedanken, seiner zerfetzten Seele, als er da lag. Im kalten Schnee, der noch immer bitter und unangenehm schmeckte und schmerzhaft auf seiner Flanke lag. Ebenso hätte er sturr und mit leerem Blick in die Flocken vor sich starren können, ohne jedoch etwas zu sehen.

Nur die Dunkelheit die ihn nun umfing hatte etwas tröstliches. Weit weg war diese Fähe, die ihn ebenso angesehen hatte wie er sie. Weit weg...

Erst als die Stimme der Fähe an seine Ohren drang, öffnete der Rüde seine Augen, satrrte aber in die kleine Schneewehe vor sich. Nichts an ihm verriet der Fähe ob der Wolf überhaupt mitbekam, dass sie mit ihm sprach. Keinerlei Reaktion kam von Pilgrim, kein Zwinkern, keine Regung der Glieder, ja noch nicht mal ein Atemzug bewegte Pilgrim´s Nase.

Pilgrim war weit weit weg...

Und erst als die fremde Fähe ihn aufforderte zu gehen, kam Pilgrim langsam wieder ins Hier und Jetzt zurück. Er hob seinen Blick, schien aber einen Punkt über Takata´s Kopf anzusehen. Einen Punkt den nur der Rüde sehen konnte. Er blinzelte verwirrt als Takata das Feuer erwähnte.
Wie von selbst und ohne das Pilgrim es auch nur irgendwie steuerte, hiefte er sich keuchend und zitternd auf seine wackeligen Läufe. Die Ruhepause hatte nicht gerade dazu beigetragen, dass er nun sicherer stand. Eher das Gegenteil. Die Läufe leicht gespreitzt, den Kopf leicht pendelnd zwischen seinen knochigen Schulternd, sah er Takata an. Doch noch immer schien sein Blick nicht ganz da zu sein. Noch immer wirkte Pilgrim abwesend.

Feuer...

Der Rüde kannte dieses Wort, er wusste auch was es war, das Feuer, doch so sehr er sich auch zu erinnern versuchte, er bekam keine Verbindung zwischen dem Wort und dem Gegenstand.

"Feuer...?"

Pilgrim´s Stimme klang rauh und kratzig. Lange hatte der Wolfsrüde schon nicht mehr gesprochen. Warum auch? Er hatte ja keinen Grund dazu gehabt, war immer alleine unterwegs gewesen. Sein Kopf legte sich schief, seine bernsteinfarbenen Augen blinzelten und langsam wusste Pilgrim wieder was ein Feuer war.
Er zitterte kurz, antwortete dann jedoch einigermaßen ruhig.

"Ein Feuer...Nein...Nicht...Auf meinem Weg...hierher."

Stammelte Pilgrim als er sich versuchte auf seinen Pfoten zu halten. Oder war doch ein Feuer hier her unterwegs? Hatte Pilgrim es nur nicht bemerkt? Warum flüchten und vor was?
Wieder trat der gleichgültige Blick in Pilgrim´s Augen ehe er in den dunklen, kalten Nachthimmel sah.





(Pilgrim ist bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)
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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 20 Mai 2010 8:13    Titel: Antworten mit Zitat

Die weiße Fähe beäugte den abgemagerten Rüden genau. Sein Zustand war ohne jede Frage verwahrlost und bemitleidenswert, dabei war der Grauwolf gewiss nicht viel älter als sie, er war kein Senior. Mehr und mehr begann sich die Weiße zu fragen, welches Schicksal er erlitten hatte, das ihm so übel mitgespielt hatte. Doch ebenso war sie sich im Klaren darüber, dass sie ihn nicht einflach fragen konnte. Sie konnte ihn nicht über seine Persönlichkeit und seine Vergangenheit ausfragen, durfte nichts überstürzen und ihn womöglich unruhig machen, verletzen oder verschrecken. Dass dieser Wolf auch aggressiv und wild werden konnte, mochte man in seinem derzeitigen Zustand kaum vermuten, ausschließen konnte sie es aber nicht. Viel mehr galt jetzt die Frage, ob der Graue wenigstes geistig auf einer Ebene mit ihr stand oder ob er verwirrt war. Seine Satzfetzen klangen nicht eindeutig, doch vermochte sie dem zu entnehmen, dass er keine Ahnung von einem Feuer hatte und auch keines gesehen hatte. Sie schätzte es, dass er ihr Antwort gab, wäre es ihr besser ergangen und ihr Zustand hätte es zugelassen, hätte sie ihm womöglich ein warmes Lächeln geschenkt. Doch zu diesem Zeitpunkt war nach wie vor unklar, in welcher Gefahr sie wirklich schwebten. Die Gefahr des Feuers schien wirklich nicht mehr bedrohlich zu sein, genaugenommen war völlig unklar, ob es dieses Feuer noch gab, dass Takata aus der Ferne gesehen und dessen Qualm sie gerochen hatte. Sie verschnaufte nachdenklich. Ihre Glieder waren erschöpft, sie hatte schrecklichen Hunger. Takata wusste nicht, wie sie jetzt weiter verfahren sollten. Selbst wenn das Feuer keine Bedrohung mehr darstellte, der Rüde gab der Gefahr keinen Anlass, denn er war aus der Richtung gekommen, aus der sie das Feuer vermutet hatte, so konnten sie jedoch sicher sein, dass sie der Tod an diesem Ort früher oder später einholen würde, wie es dem Hirsch bereits widerfahren war. Die Kälte nahm zu. Ein Wolfsfell schützte gut vor Kälte, besonders ihres, sie war eine Arktikwölfin. Doch der fremde Rüde, dessen Namen sie nicht zu fragen wagte, war abgemagert, sah unterernährt aus und sein Fell war mit Sicherheit kein Wärmeschutz. Er holte sich den Kältetod oder verhungerte in dieser Einöde, wenn er nicht zusah, dass er in besseres Gebiet kam. Die weiße Fähe war sicher, das Meer war die einzige Rettung. Wenn sie das große Gewässer erreichten, konnten sie das Land überschauen und nach einer lebensversprechenden Stelle suchen, die sie sich als Ziel vornahmen.
Noch einmal atmete sie tief durch. Der Wolf war geschwächt, er brauchte Nahrung so wie sie. Aber vor allem brauchte er Zuversicht, denn in seiner aktuellen seelischen Verfassung war er dazu womöglich gar nicht fähig. Sein Gesicht war erschlafft, seine Augen müde und zeigten keine Begeisterung und seine Rute hing schlaff vom Körper herab. Beide waren sie zwei verlorene Wölfe, das Schicksal ließ sich nicht immer beeinflussen. Mit ruhiger Stimme aber nachdrücklicher Dringlichkeit sprach die Weiße auf den Rüden ein.

„Dann haben wir noch eine Chance … zu übeleben.“ Sie zwang sich zu einem schmalen Lächeln, ihre Rute wollte leicht schwenken, doch das war kaum sichtbar, weniger, als sie dachte. „Lass uns zum Meer gehen, ich kenne einen Weg … wir … sind dort sicherer und …“

Sie verstummte. Sie hatte weiterhin nur die Idee zum Fluss zu gehen und seinem Lauf zu folgen, sodass sie irgendwann ans Meer kamen. Aber genaugenommen wusste sie nicht, wie weit der Weg dorthin war und ob ihre Kräfte ausreichten. Außerdem konnten sie in ihrer geschwächten Lage angegriffen werden … von Bären, Menschen oder gar anderen Wölfen. Sie stellte sich nur ungern vor, wie sie beide auf dem Weg zum Meer verendeten und sich ihre toten Leiber in unmittelbarer Nähe zueinander vom langsam, still rieselnden Schneegestöber ein Grab schaffen ließen. Ihr Blick sah zweifelnd nach unten. Sie hatte den Satz unbeendet offengelassen, denn eigentlich kannte sie keine weiteren Argumente, von hier aufzubrechen und auch ein kindlich naives Gemüt verlor irgendwann seien Ideen für eine Besserung. Was, wenn sie beide aufgrund ihrer unerschöpflichen Hoffnung, ihres schier endlosen Optimismus dort draußen irgendwo am zugefrorenen Fluss ihren Tod fanden und in die Hände des weißen Todes fielen?



(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)

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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 20 Mai 2010 20:10    Titel: Antworten mit Zitat

Was sagte er da? Er wollte über den Fluss gehen? Das war doch lebensgefährlich! Wenn er einbrach, war er verloren, sie konnte ihm da nicht helfen, so klein und schwach sie war...
Also musste sie sich wohl fügen.

Gut., erwiderte sie zögernd. Dann fügte sie noch schnell hinzu:
Aber ertrinkt nicht. bitte...
Weiß der Teufel, was sie dazu trieb, diesen Satz zu sagen. Vielleicht wollte sie nicht noch jemanden verlieren, vielleicht fing sie an, Tihar LeNuit wirklich zu mögen. Aber auf jeden Fall war es jetzt raus, da konnte man nichts mehr daran ändern.
Yuka setzte sich auf einen schmalen, flachen Felsen, fast ein Stein und machte sich bereit, dem schwarzen Rüden entweder beim Sterben oder beim Flussüberqueren zuzusehen.

Doch noch bevor er etwas sagen konnte, zuckte ihre Rute. Es roch wieder so komisch, nach einer Fähe...
Und diese kam langsam näher.
Nicht auszudenken, wenn sie sie sah. Noch mehr Wölfe, noch mehr neugierige Blicke...
Und was war, wenn beide Wölfe den Fluss gleichzeitig überqueren wollten? Das würde auch nicht gut gehen, zu hundert Prozent würden sie einbrechen. Aber gut, man musste sehen...


((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Tihar))
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Velnek
Der dem Leben die Zähne zeigt


Anmeldungsdatum: 11.03.2010
Beiträge: 22

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BeitragVerfasst am: 21 Mai 2010 7:55    Titel: Antworten mit Zitat

Velnek hielt inne und wandte den Blick zurück. Das Leuchten das ihn so irritiert hatte, war weg. Abgelöst von einer derartigen Dunkelheit, daß man kaum die Pfoten vor den Augen sah. Schnee war nun auch noch dazu gekommen. Zum Glück war auf seine Schnauze Verlaß....apropos Schnauze - der alte Greywolf streckte sie witternd in die Luft. Nein, es war kein Irrtum. 'Da, da ist doch noch einer, aber wo?' dachte er bei sich und trabte zögernd weiter. Immer wieder überprüfte er, ob die Spur noch wahrzunehmen war. Zeitgleich wuchs in ihm die Anspannung. Wie würde der Andere reagieren? Die Fährte sprach für einen Einzelgänger, aber vielleicht war er ein Rückkehrer und dann fand er sich hier leichter zurecht. Er horchte und schnupperte weiter ins Dunkel ob die Fährte stärker wurde. Velnek machte einen Schwenk hin zum Trauerhain. Mit knurrendem Magen und in offenem Gelände einem möglicherweise Gegner gegenüberzustehen, war unklug. Der Rüde beschloß erst einmal abzuwarten. Möglichst im Wald verschwunden zu sein bevor der andere auftauchte. Kaum fertig geplant, knisterte es unter den Pfoten. Abgefallenes Laub vereitelte beinahe sein Vorhaben. Velnek blieb stehen, wie festgewachsen. Seine Ohren wandten sich in die Richtung, aus der er die Duftfährte wahrgenommen hatte. Er drückte sich, nachdem er den Eindruck gewonnen hatte, das alles glatt gegangen war, sofort zwischen die Sträucher die den Waldrand des Trauerhains markierten.

[Velnek hat Catori gewittert und läuft in den Trauerhain]

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Wir müssen uns verbünden oder wir werden scheitern. Wir können unser Heim, unser Schicksal nicht erreichen, indem wir unter uns selbst kämpfen. Wir sind eins. Wir müssen eins sein. Lasst uns wie eins handeln. Auf eine andere Art zu handeln wäre unseren Kindern das Recht auf die Sterne zu verweigern, was ihres ist. -aus "Die Ehre der Klingonen"
Farbe “[color=#44CC99]“


Zuletzt bearbeitet von Velnek am 21 Mai 2010 21:40, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 21 Mai 2010 13:05    Titel: Antworten mit Zitat

Der Geruch kam nun immer näher. Offenbar bewegte sich der Rüde kaum von der Stelle und sie ging in diesem Moment immer weiter auf ihn zu. Es würde also unweigerlich zu einer Begegnung kommen, wenn sie jetzt nicht stehenblieb.
Den zweiten Geruch konnte sie noch immer nicht so ganz deuten. Es schien noch ein Wolf dabei zu sein, aber der Geruch war schwächer, nicht so ausgeprägt. Sie konnte noch nicht einmal sagen, ob es ein Rüde oder eine Fähe war – doch welcher Rüde würde so dezent riechen? Er müsste noch sehr jung sein…
Welchen Grund konnte es überhaupt geben, dass die Wölfe hier, an diesem offenen, ungeschützten Ort scheinbar rasteten? Nun, sie würde im Schutz der Dunkelheit einfach weitergehen.

Die Gerüche wurden zunehmend stärker. Mehr ahnte sie es als dass sie es sah, aber dort vorne mussten die Wölfe sein. Sie zögerte abermals, doch dann siegte die Neugier über die Vernunft und sie kam noch näher heran und platzierte sich halb hinter einem verdorrten Busch. Viel Deckung bot er nicht gerade, doch es spielte ohnehin keine Rolle. Sie war ihnen nun schon so nah, dass die anderen Wölfe schon unfähig zu riechen und blind sein mussten, um sie nicht bemerkt zu haben.
Von hier aus konnte sie auch die Gestalten der beiden wahrnehmen, doch immer noch lag gebührender Abstand zwischen ihnen. Auch wenn sie nun alle wussten, wo sich der jeweils andere befand, so hatte sie immer noch alle Zeit der Welt, um angemessen zu reagieren, sollte der Rüde plötzlich etwas Unvorhergesehenes tun. Angemessen bedeutete in diesem Fall wohl, sich vom Acker zu machen, denn der Wolf war ein riesenhaftes Tier, so groß, wie sie selten einen Rüden gesehen hatte, dazu noch schwer gebaut.
Der zweite Wolf stand auf einem flachen Felsen daneben und hatte die kleine, wollige Gestalt eines Welpen. Natürlich, der schwache, noch unausgereifte und irgendwie weiche Geruch, den er verströmte, konnte nur von einem Welpen stammen.
Die Tatsache, dass er seinen Welpen dabei hatte, konnte nur bedeuten, dass er der Alpha des Reviers war, denn die Leitwölfe waren die einzigen Tiere, die sich vermehren durften. Doch warum sollte er mit seinem Welpen in dieser unwirtlichen Gegend herumziehen? Normal kam ihr das jedenfalls nicht vor…
Doch der Welpe war erstmal unbedeutend. Dass der Rüde scheinbar der Alpha war, war problematischer. Sie war in sein Revier eingedrungen, ohne die vorher üblichen Höflichkeitsfloskeln zu beachten. Doch andererseits war sie nirgends auf seine Markierungen gestoßen, hatte nicht einmal wissen können, in welchem Moment sie die Grenze überschritten hatte. Oder waren die Spuren nur durch die extreme Witterung verwischt worden? Nein – sie war bereits in diesem Tal gewesen, bevor der saure Regen eingesetzt hatte.
Glücklicherweise befanden sich die beiden auf der anderen Seite des Flusses. Wenn der Alpha sich auch gerade dazu anschickte, den zugefrorenen Fluss zu überqueren, so konnte er erstmal doch nichts tun. Das bedeutete wiederum, dass sie hier stehen bleiben und dabei zusehen konnte, ob er einbrach oder nicht. Das Eis am Rand des Ufers war sehr dick gewesen, das hatte sie selbst getestet, doch in der Mitte konnte es wesentlich dünner sein, und noch dazu schien er wirklich ziemlich schwer zu sein…
Im Grunde wünschte sie niemandem grundlos den Tod, doch wenn er einbrach und somit ein Loch ins Eis riss, dann könnte sie immerhin ihren Durst endlich stillen. Schließlich konnte sie sein Schicksal nicht beeinflussen, er selbst hatte sich in diese Lage gebracht. Sie würde aus seinem Unglück zwar Gewinn schlagen, aber ob sie nun weiterging oder ein paar Schlucke trank und dann erst weiterging, machte auch keinen Unterschied mehr.



(Funkelfall, bei Yuka und Tihar)
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 21 Mai 2010 20:20    Titel: Antworten mit Zitat

Jemand kam hierher. Und zwar mit einer gleichmäßigen, jedoch schnellen Geschwindigkeit. Die unbekannte Fähe musste eine gute Läuferin sei, wenn sie sich in diesem Tempo fortbewegen konnte. In ihrem Rudel war Schnelligkeit eine wichtige Vorraussetzung für das Überleben. Wer langsam war, erfror, wurde getötet oder brach ein.
Wie oft hatte ihr Vater sie übers Eis laufen lassen, um ihre Schnelligkeit zu testen? Zehn, zwanzig Mal? Nein, mehr.
Definitiv mehr. Die Angst, die sie verspürt hatte, als sie die ersten Schritte tat...
Yuka legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Es wäre besser, wenn sie das ganze als eine Art Übung betrachtete, dann konnten die Gedanken an ihre Vergangenheit sie auch nicht mehr heimsuch.
Also, von wo kam die Fähe?
Von gegenüber.
Zufrieden mit sich, weil sie in wenigen Sekunden erkannt hatte, von welcher Richtung die Wölfin kam, öffnete Yuka die Augen und sah einen Schatten durchs Unterholz gegenüber des Flusses kommen.
Eine Wölfin mit hellbraunem Fell kam hervor. Fast schon sandfarbenem Fell. Ihre Läufe waren schmal, aber geübt, als ob sie viel laufen würde.
Anscheinend hatte sie sie auch schon gesehen.
Was musste sie wohl von ihnen denken?
Tihar LeNuit sah man an, dass er ein Alpha war. Wohlmöglich hielt sie sie für Vater und Kind oder Geschwister...
Bei diesem Gedanken wurde die kleine Fähe leicht rot.
Aber nun musste sie sich auf den Rüden fixieren.


((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Tihar, Skadi in der Nähe))
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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 22 Mai 2010 16:04    Titel: Antworten mit Zitat

Ohne Herzrasen aber mit leichter Angespanntheit, tat er den ersten Schritt. Er setzte seine schwere, schwarze Pfote auf das schimmernde Eis. Was gestern noch reißendes Wasser gewesen war, war jetzt starres Eis. Es konnte wahrlich kein Wässerchen trüben, aber er traute diesem vermeintlichen Frieden nicht. In all den Wintern, die er bisher erlebt hatte, war es ihm nie vorgekommen, dass er einen Wolf im Eis hatte einbrechen sehen. Das geschah doch allenfalls anderen Tieren, wenn sie in Panik vor ihren Jägern davonrannten und das Eis betraten, in der Hoffnung, so auf sicheres Gebiet zu kommen und den Tod hinter sich lassen zu können, ohne zu ahnen, dass dies erst recht ihr Tod sein sollte. Für gewöhnlich konnte er über derartige Schicksale nur lachen – rein innerlich zumindest –, doch dass er selbst einmal so etwas ,Dummes‘ tun würde, hätte er bis vor einem Tag nicht zu wagen geglaubt. Was war es nur, dass ihm solche Unsicherheit verlieh? War es die Tatsache, dass er sich da auf einen blanken Wahnsinn eingelassen hatte und womöglich nun doch einen sicheren Selbstmord beging, weil es schier unmöglich war, über dieses erst junge Eis zu kommen? Oder war es die Tatsache, dass er von beiden Seiten beobachtet wurde als sei er der Todeskandidat, das in die Enge getrieben Häschen, das nunmehr auf seine Schlachtung zweier hungriger Wölfe wartete? Sensationshungrig waren sie wohl in diesem Falle und beide schwächer als er, man konnte also kaum von einem Häschen reden, denn Angst hatte er erst recht nicht.
Die fremde Fähe war ihm so eindeutig aufgefallen, wie der herabfallende Stern, sie war nicht weniger deutlich wahrnehmbar. Wenn man etwas blinzelte, konnte man auch in dieser fortdauernden Dunkelheit Stellen ihres Fells hinter dem Busch wahrnehmen. Ja, es machte ihn unruhig, dass er beobachtet wurde. Hinter ihm stand eine kleine Welpin, deren winziges Herz wahrscheinlich aufgeregter schlug als seines, das ohnehin schon so leidgeplagt war durch seine Vergangenheit. Vor ihm, schlecht versteckt, dort stand eine fremde Wölfin, deren Absichten und Verfassung ihnen absolut unklar war und die wahrscheinlich nur darauf wartete, dass er endlich einbrach. Wahrscheinlich wünschte sie sich das gar, vielleicht war sie so ausgehungert, dass sie es kaum abwarten konnte, dass sie wie ein krächzender Geier über ihnen kreiste und darauf wartete, dass der Lebensmüde endlich niederging, um dann hungrig-gierig über das Welpentier herzufallen und es zu verschlingen. Nein … Moment, er durfte sich nicht mit solch absurden Gedanken ablenken. Wölfe aßen keine Wölfe, auch in solch ausweglosen Zeiten nicht. Abgesehen davon kam sie wohl kaum an Yuka heran, wenn das Eis gebrochen war, weil er darunter verschwunden war. Sie war ganz sicher nicht fähig den offenen Fluss zu überqueren, wie er es gestern getan hatte. Sollte er das Glück haben diese wahnwitzige Aktion zu überleben, wollte er ihr nicht die Chance geben, sich zu verflüchtigen, ohne dass sie ihm ihr aufrichtiges Lob für sein großes Können ausgesprochen hatte und dabei gleich erzählte, was sie hier zu suchen hatte.
Aber erst einmal musste er hier rüberkommen. Wenn die ganze Sache aber schiefging und er brach in dem Eis ein wie die wildgewordenen Beutetiere, wenn sie vor ihren Feinden flüchteten, verkehrte sich das ganze ins Gegenteil und die Fremde lachte sich womöglich eins, weil er so bescheuert gewesen war, über das Eis zu gehen. Doch was interessierte ihn das. Wenn er es nicht schaffte und dabei ums Leben kam, brauchte ihn nicht mehr kümmern, wie man über ihn dachte. Überhaupt, ganz gleich wie dieses Unterfangen ausging, er war auf jeden Fall der größte Versager, den er je kennen gelernt hatte. Was er nicht geschafft hatte war, seine Schwester zu beschützen. Dabei war es das Mindeste, was ein Bruder für seine Schwester tun konnte. Was also spielte es noch für eine Rolle, wenn er nun gleichso erbärmlich verendete und vom kalten Wasser verschlungen wurde um darin jämmerlich zu ertrinken und selbst zu Eis zu erstarren?
Nun folgte auch die Hinterpfote, er setzte sie sacht aber bestimmt auf das ungewisse Eis. Alsbald folgte die andere Seite. Er zögerte nicht mehr lang und verlagerte sein gesamtes Gewicht nunmehr ausschließlich auf das trügerische Neueis. Er stand mit seinem gesamten Körper auf dem Fluss, nichts von ihm befand sich mehr auf dem sicheren Ufer. Ach wie sicher war das schon! Hätten sie dort feige verharrt, anstatt sich ihrem Schicksal zu stellen, wären sie verhungert. Was gab er nur für ein schändliches Bild von einem Rüden ab, während ihm zwei schwächere Wölfe zusahen? Er musste da rüber, es gab keinerlei andere Auswegmöglichkeiten. Er setzte seine Pfote erneut vor, seine Hinterpfote folgte synchron. Wieder war er etwas weiter auf die Eisoberfläche gegangen. Er spürte den quälenden Hunger in seinem Magen, er lenkte ihn ab. Auch die Gedanken an die zwei anderen Wölfe, die ihm nach wie vor fremd bis sehr fremd waren, lenkten ihn ab und machten eine volle Konzentration beinahe unmöglich. Am liebsten wollte er Yuka anschnauzen, sie solle weggucken und etwas spielen gehen, damit er sich sammeln konnte. Nur brachte das zum Einen wenig, denn schließlich wurde er immer noch von der Fremden beobachtet und er konnte ihr nichts befehligen, so lange er nicht auf das andere Ufer gekommen war und zum anderen wollte er ihr schließlich zeigen, wo der sichere Weg entlangführte. Der Schwarze versuchte sich dabei auf die Hell-Dunkel-Stellen des Flusses zu konzentrieren. Er überließ diesen wagemutigen Schritt nicht dem Zufall, derart wahnsinnig war er gewiss nicht. Die Stellen, die heller waren, waren deutlich viel versprechender als diejenigen, die dunkel waren und damit verrieten, dass das stille Wasser unmittelbar unter ihrer Oberfläche waren. Dies verursachte schon beim nächsten Schritt, dass er verkreuzt und quergestellt auf der glatten Oberfläche stand, weil er den dunklen Stellen auszuweichen versuchte. Er setzte die linke Hälfte mit seinen beiden Läufen weiter rechts als die rechte bereits stand, was zur Folge hatte, dass er sein Gleichgewicht nur noch mit Mühe halten konnte. Trotz der Dunkelheit konnte man den Dunst seines unregelmäßigen Atems sehen und es war offensichtlich, dass er unruhig war. Je näher er der Mitte des gemeinen Flusses kam, desto mehr konnte er das Schlagen seines Herzens hören. Es nervte ihn, er hatte nicht vor hier eine Schau darzubieten. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätten etwas gewartet und das Wasser war in ein, zwei Tagen schon wieder flüssig. Er konnte mit dem fließenden Fluss besser umgehen als mit diesem hinterhältigen Eis, das einen aufforderte, es zu betreten, um einen dann krachend darin verschwinden zu lassen, sodass man zum Eisblock erstarrte, nachdem sich die Lungen mit dem eiseskalten Wasser gefüllt hatten und jeden Sauerstoff aus den Atemwegen verdrängt hatten. Die Zeit hätte er sicher noch durchgehalten und bestimmt wäre es sogar das Klügste gewesen … wäre da nicht diese naive junge Fähe gewesen, die diese Zeitspanne ganz sicher nicht überlebt hätte, weil sie bis dahin verhungert und verdurstet war. Was nur scherte ihn diese fremde Fähe? Wenn ein Rudel keine nötigen Fleischreserven, keine ausreichende Sicherheit und keine guten Gene hatte, brachte es keine Welpen zur Welt, das war das Normalste einer jeden Wolfgemeinschaft. Was also hatte sie dazu veranlasst, diese Welpin in die Welt zu setzen, wenn sie sich dann nicht um sie kümmerten? Es wollte partout nicht in seinen Kopf, so etwas hatte er noch nie erlebt. Doch … was wunderte er sich so sehr über miese Rabeneltern; seine eigenen waren doch kaum besser gewesen. Nur hatten sie ihn und seine Schwester nicht feige auf einer einsamen Insel zurückgelassen, sondern hatten versucht sie zu töten, um ihnen ein langes Leid zu ersparen. Oder war es so gewesen? Bis heute hatte er seine eigene Vergangenheit nicht vollständig entschlüsselt. Noch immer kümmerten ihn die Fragen und sie pieksten ihn wie tausend Tannennadeln. Wenn er bei diesem Unternehmen starb, so starben seine ungeklärten Fragen mit ihm. Durfte man einfach so sterben, ohne seine eigene Welpenzeit so recht verstanden und verarbeitet zu haben? Ohne Frage ging das, er musste bitter an den Tod Clairs denken. Sie hatte das Geheimnis ihrer wahnsinnigen Eltern auch nicht entschlüsselt gehabt, bevor sie starb. Oder hatte sie es gar und musste deshalb sterben?
Ihm wurde schwindelig. Das lag vielleicht an den fehlenden Nährstoffen, sein Körper hungerte. Wenn er jetzt starb, dann lohnte sich das wenigstens.
Er enthedderte seine verflixte Körperstellung und begann neuen Halt zu finden. Nach diesem nächsten Schritt musste er mit leichtem Erschrecken feststellen, dass der Fluss weiter mittig fast ausschließlich über dunkle Stellen verfügte. Die wenigen hellen Stellen, die sich dazwischen versteckten, wirkten deswegen nicht einladender. Wie sollt eine festere, dickere Stelle im Eis seinen schweren Körper halten, wenn diese selbst von dünnem Eis umgeben war und jederzeit einzubrechen drohte? Mehr und mehr wurde dem Hünen bewusst, dass er soeben sein eigenes Todesurteil unterzeichnet hatte. Zurück ging es nicht mehr, daran war nicht zu denken. Er konnte seinen Leib unmöglich wieder umdrehen denn allein bei dieser Bewegung wollte das Eis brechen und ihn mit Haut und Fell verschlingen.
Er wollte doch jetzt keine Angst bekommen? Angst war ein schlechter Partner in Gefahrensituationen wie diesen. Er durfte die Angst nicht zulassen, wenn seine Pfoten nun zu zittern begannen, weil er sich nicht mehr beisammen hatte, konnte er ebenso zwei, drei Mal auf dem Eise herumspringen und so ein sicheres Einbrechen in den Fluss erwirken. Was er brauchte, war eine neue Strategie, die sich den neuen Gegebenheiten anpasste.
Seine grauen Zellen begannen zu arbeiten, seine Pfoten mussten derweil stillstehen. Still bedeutete auch wirklich still, wenn er unkontrollierte Bewegungen machte während er nachdachte, kam das Ende wohl schneller als die neue Idee. Ihm gefiel der Gedanke nicht, wie ein panisches Beutetier auf der Flucht vor seinem Tod ins Eis einzubrechen. Er war nicht naiv, er war allenfalls etwas übermütig.
Sollte er die dünne Stelle im Eis einfach überspringen oder sich so weit nach vorn strecken, dass er die sicherere Stelle erreichte und das dunkel Eis überging? Nein, das waren Wunschträume. Springen kam Selbstmord gleich und wenn er sich bis zum sicheren Eis streckte, konnte er den hinteren Teil des Körpers nicht mehr einfach so, ohne Weiteres nach-vorn-Bewegen, das war ein Ding der Unmöglichkeit. Er brauchte einen besseren Einfall.
Der schwarze Rüde hob den Kopf und streckte seine dunkle Schnauze empor. Die Luft war kalt, dünne Dunstwölkchen stiegen aus seiner Nase. Er versuchte seine Aufregung zu Boden zu zwingen und seinen Kreislauf zu beruhigen. Panik war schlecht, er brauchte jeden Nerv, den er noch hatte. Er brauchte klare Gedanken, einen guten Plan und etwas gesunden Mut.
Als er wieder eine normale Haltung einnahm, entdeckte er, dass die Mitte des Flusses weiter rechts von ihm weniger dunkle Stellen aufwies. Hier überwogen die Stellen des dickeren Eises, nur eine Körperlänge von ihm entfernt. Wenn er sich dorthin rettete, konnte er es womöglich doch noch schaffen. Zunächst musste er die neugierigen Blicke der beiden Fähen in Gedanken ausblenden, sie störten und waren denkbar schlechte Begleiter bei diesem waghalsigen Abenteuer.
Er versuchte seinen aberwitzigen Plan in die Tat umzusetzen. Langsam neigte er seinen Körper weiter nach rechts, zu der Stelle hin, die versprechender aussah als die, die vor ihm lag. Jede Bewegung konnte das Ende sein, darüber war er sich im Klaren. War das der Tag also, an dem sein Leben zu Ende ging und damit all seine Erinnerungen an sie? Wenn er sein Leben auf diesem Eis verlor, starb sie ein zweites Mal, das konnte er nicht erlauben. Wer war denn noch, wenn er nicht mehr lebte? Wer ehrte, schützte und liebte sie noch, wenn er heut’ starb? Es war völlig unmöglich, dass er schon jetzt aus dem Leben ging; Sterben war keine zulässige Option.
Er hatte die Stelle erreicht, seine Pfoten kamen nach einigen, wenigen Zentimetern zum Stehen und sein dunkler Blick musterte die unbekannte Stelle vor ihm. Das sah schon besser aus, oder war er bereits von naiven Illusionen angetrieben? Befand er sich bereits im freien Fall und das einzige, was man sich noch fragen konnte war, wie tief es ging, bis er klatschend spitzend auf dem steinigen Boden aufschlug? So ein Unsinn, er starb hier nicht. Er hatte sich fest vorgenommen es zu schaffen und er musste etwas beweisen. Er hatte zwei gaffende Fähen bei sich, denen er nicht den Gefallen tun wollte, eine einmalige Schau mit lustigem Ende zu genießen, weil der bemitleidenswerte Rüde – wie nicht anders zu erwarten – im Fluss einbrach. Das hätten sie wohl gern!
Selbstsicher und mit neuem Mut tat er einen Schritt nach vorn auf das sicherer aussehende Eis, das dicker zu sein schien als das, vor dem er bis eben noch gestanden hatte. Seine tiefschwarze Pfote verlagerte das Körpergewicht auf das milchige Weiß, die restlichen drei Läufe taten es ihr nach und trieben den schweren Körper langsam aber sicher nach vorn. Er hatte die Mitte nun schon zu einem kleinen Stück überschritten, das was vor ihm lag, war kürzer als der Weg, den er bereits beschritten hatte. Unversehrt war das spiegelglatte Eis hinter ihm, wie ein überlistender Rabe schien er die Gefahr auszutricksen.
Gestärkt mit neuer Zuversicht machte er sobald den nächsten Schritt, seine breiten Pfoten stemmten sich auf das hellweiße Eis. Er konnte es schaffen, nunmehr hatte er neue Motivation gewonnen und Mut geschöpft, warum sollte das nicht gelingen? Nichts war unmöglich, man musste nur wissen, wie.
Wie ein Fels traf ihn das knackende Geräusch des frischen Eises, als es in seine gespitzten Ohren fuhr. Risse bildeten sich auf der neuen Stelle, auf der seine Pfote nun stand. Seine Pupillen weiteten sich erschrocken als er gebannt nach unten starrte. Er blieb bewegungslos stehen als wäre er zur Salzsäule erstarrt. Was für ein komisches Bild musste er abgeben. Der tiefschwarze, viel zu schwere Wolf auf dem weißen, neuen Eis, der verloren und hoffnungslos versuchte an das sichere Ufer zu gelangen, als ob er nicht wusste, dass dies purer Wahnsinn war.
Blitzschnell hatte sich der große Riss von seiner Pfote wegbewegt und weitere, kleine Ästchen nach außenhin gebildet, die alle, jedes einzelne, zu einem offenen Loch im vermeintlich sicheren Eis werden konnten, das den gesamten Rüden einfach verschlang und unter dem sauerstoffarmen Eis sterben ließ. Sein Atmen setzte wieder ein, als er den ersten Schrecken verkraftet hatte. Dies war nicht der Moment für panische Unfähigkeit, er musste die Nerven behalten. Seit wann kümmerte ihn sein möglicher Tod so sehr? Wie oft schon hatte er dem Tod genau ins Auge geblickt und war ihm doch immer wieder von der Kralle gesprungen. Er konnte das schaffen. Trotzdem stand er nach wie vor bewegungslos auf dem Eis. Er konnte weder vor noch zurück und seine Lage schien ausweglos. Es sah so aus, als hatte er keine andere Wahl, als einzubrechen und den Tod aufzunehmen, wie es sich für einen guten Verlierer gehörte. Er musste sein Schicksal nehmen wie es kam, seine Schwester hatte es auch tun müssen. Obwohl ein jedes Lebewesen keine Wahl hatte, als irgendwann zu sterben, so war es doch immer eine Frage des Anstands, wie man seinen persönlichen Tod annahm. Er konnte nun einbrechen und jämmerlich winseln wie ein Welpe, er konnte ebenso versuchen, doch noch einen Schritt näher an das sichere Ufer zu machen und somit ein deutliches Mahnmal setzen, dass man die Hoffnung nie aufgeben durfte. Er spürte förmlich das schneidend scharfe Eis, das seinen Leib aufriss, wenn er dahindurch rutschte und sich sein tiefrotes Blut im eisigen Wasser ausbreitete und interessante Muster in dem flüssigen Nass bildete.
Wie ohnmächtig brachte er es zu stande, seinen nächsten Schritt zu wagen. Er versuchte seine Emotionen gänzlich auzuschalten und alle Gedanken an seine Umwelt zu unterdrücken. Er durfte hier nicht das Individuum sein, das erbärmlich um sein Leben fürchtete und doch nur weiterleben wollte, wie jedes andere auch. Er musste der Fels im Sturme sein, der sich von keiner Naturgewalt brechen ließ, der Wind und Wellen standhielt ohne zu zerschellen.
Er atmete noch einmal ein, hielt die Luft an und ging mit selbstsicherem Blick weiter, seine Vorderpfote hob sich von der Stelle mit dem angeknacksten Eis. Der Moment des Pfotenhebens war der wohl gefährlichste während seines ganzen Unterfangens, denn in diesem Moment verlagerte er das Gewicht auf seine übrigen drei Läufe und erhöhte das Risiko, an einer dieser Stellen in das Eis einzubrechen. Kurz bevor er seinen gesamten Körper nach vorn gesetzt hatte, traf ihn sein Spiegelbild, das er im Eis erkennen konnte, wie einen ernüchternden Schlag. Wer war er? War er ein in Trauer und Schmerz versunkener Bruder, der den Tod seiner kleinen Schwester nicht verkraften konnte und nun besser starb? Oder … war er noch der starke Tihar, der den Lebenswillen nicht eingebüßt hatte, trotz all der Torturen, die ihm sein Schicksal auferlegt hatte? Jeden Schritt den er tat, auf jedem Weg seines Lebens und zu jeder Tages- und Nachtzeit trug er sie in sich – seine Liebe und seine wohligen Erinnerungen an Clair, die er bei sich trug wie ein zweites Herz, das ihn zum Leben zwang. Sie durfte nicht sterben, nicht noch einmal.
In dem Gesicht und den dunklen Augen, die er dort in verblasster Form sah, stand keine Angst. Doch Unsicherheit und Zweifel waren darin deutlich zu erkennen.
Er zwang seine Nerven zur Ruhe. Er war kein dummer Welpe mehr, der sich nicht beherrschen konnte und bei jeder Gefahr zusammenzuckte wie eine Mimose. Er stand dies durch und wenn er doch in das Eis einbrach, so sollte er endlich das durchleiden, was sie hatte durchmachen müssen. Er wollte kein besseres Schicksal empfangen, er wollte verstehen, verstehen warum das geschah und verstehen was es bedeutete. Zu diesem Zeitpunkt kam nicht in Frage, aufzugeben. Er musste weitergehen … immer weiter.
Jetzt musste er über einen Fluss, der es zu lieben schien, ihn zu verunsichern. Schon einen Tag zuvor hatte er seine perfiden Spielchen mit ihm getrieben, hatte ihn beinahe mit sich gerissen und ihm den Tod beschert. Dieses Mal wollte er der Gefahr erneut trotzen und ihm beweisen, dass er sehr wohl auf die andere Seite konnte, dass er ebenso wieder zurückgehen konnte und sein Leben dabei fest bei sich behielt.
Dabei kam ihm ein Gedanke. Wenn er seine Pfote nun anhob, verlagerte er das Gewicht seines großen Körpers erneut auf die übrigen drei Pfoten. Doch wenn er versuchte, dem entgegenzuwirken und sich dieses Wissen zu Nutze machte, so konnte es der letzte Ausweg aus seiner verzwickten Lage sein. Einen Versuch war es allemal wert, viel zu verlieren hatte er nicht mehr. Auf jeden Fall wirkten die anderen Ideen nicht versprechender und dass keiner seiner Wege als sicher zu bezeichnen war, war auch keine Frage mehr.
Der Schwarze senkte seinen Körper langsam nach unten, schob seine Vorderpfoten von sich weg und die Hinterläufe winkelte er so an, als sollten sie nichts tun. Nun lag er auf seinem Bauch. Er spürte die eisige Kälte, wie sie in sein Innerstes drang und ihm Mitleidlosigkeit ankündigte. Auf diese Weise aber verteilte er sein Gewicht und gab dem dünnen Eis keine Gelegenheit, unter seiner Körpermasse zu bersten. Das rettende Ufer war noch etwa eine Körperlänge entfernt, das Ziel schien erreichbar. Er konnte es schaffen, wenn er seine Nerven behielt. Sein Atem wurde wieder ruhiger, langsam stiegen Dunstwölkchen aus seiner Nase. Sein Blick war konzentrierte doch sein Empfinden angespannt. Noch einmal konzentrierte er all seine Gedanken auf sein Tun und erlaubte keine Ablenkung. Wenn die Welpin hinter ihm jetzt sprach, wollte er sie lauthals anbrüllen, was seinem Schicksal womöglich den Rest gegeben hätte, denn Unruhe war auf dem Eise keine gute Eigenschaft.
Langsam schob er seinen Körper vor, das schwarzes Fell bewegte sich leicht, weil seine Muskeln die eingeengten Gliedmaßen in Bewegung versetzten. Sein Kopf blieb aufrecht und sein Blick bestimmt. Seine dichte Rute zog er hinter sich her, er spürte die verdammte Kälte ganz genau. Sie passte zum Tod, denn er war ebenso kühl und nahm einem die Möglichkeit, das Übrige zu fühlen. Die Glätte des Eises konnte ihm auf diese Weise gleichso weniger anhaben als noch zuvor im Stehen. Die Spitzen seiner beiden Vorderpfoten hatten das raue Ufer beinahe erreicht. Weitere Risse schien nicht zu entstehen, sein Plan hingegen erfüllte sich allem Anschein nach genau. Noch ein Bisschen … es fehlte nicht mehr viel. Der Schwarze bewegte Hinter- und Vorderläufe abwechselnd und kroch förmlich über das Eis.
Sie hatten es erreicht. Als er den sandigen Boden mit seinen Vorderpfoten spürte, wusste er, er hatte es geschafft. Doch erst als sich der gesamte vordere Körper schon auf dem sicheren Grund befand, wagte er, sich aufzurichten und mit einem allerletzten Schritt das Ufer zu betreten. Wieder hörte er es, das Knacken. Gefährliche Risse verliefen unter seinen beiden Hinterläufen. Er biss die Zähne zusammen und trotzte dem Risiko. Mit einer großen Kraftanstrengung und einem leisen Ächzen hievte er den hinteren Teil seines Körpers mit nach vorn und erreichte den festen Boden auf diese Weise mit einer schnellen Bewegung. Anfangs noch wackelig und unsicher, später fest und mit aller Balance stand er auf dem gefrorenen Boden. Er war in Sicherheit! Tief atmete er ein und aus, ein Brustkorb bewegte sich gleichmäßig und größere Dunstwolken stiegen von seiner Nase auf. Diese Aktion hatte all seine Kräfte und seinen bitteren Mut abverlangt, ja vielleicht auch eine Spur Wahnsinn. Der Dunkle drehte sich um und sah auf das spiegelglatte Eis zurück. Innerlich lachte er, er lachte schallend. Er hatte es überwunden, wieder hatte dieser lebensfeindliche Fluss es nicht geschafft, ihm sein Leben zu rauben und ihn in eine Leiche zu verwandeln. Die Natur hatte ihm kein Ende gesetzt, er durfte seinen ungewissen Pfad im Leben weitergehen und musste keine Einbüßungen hinnehmen. Er war immer noch für sie da …
Sein Blick fuhr weiter, er ging über das Eis mit Leichtigkeit, das war keine Gefahr und konnte ihm nichts. Er war zufrieden mit sich. Der ernste Blick traf auf Yukas junges Gesicht. Seine Schwanzspitze zuckte spöttisch, als er sprach.

„Na los, worauf wartest du noch?“




((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, weiter weg - Skadi))

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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
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BeitragVerfasst am: 22 Mai 2010 18:18    Titel: Antworten mit Zitat

Beinahe war es ein komischer Anblick, wie der hünenhafte Rüde sich unbeholfen über das Eis bewegte und dabei immer wieder inne hielt, um sich für seine nächsten Schritte zu entscheiden. Gebannt beobachtete sie das Schauspiel, das sich ihr in dieser Form noch nie geboten hatte. Die meisten Tiere mieden das Eis, und wenn nicht, so waren es flinke, leichte Tiere, die selbstbewusst ob ihres geringen Gewichts über die Eisfläche geflitzt waren. Tatsächlich hatte sie bis jetzt noch nie einen Wolf bei so einer Aktion beobachten können, allerdings hatte sie auch noch nie zuvor einen zugefrorenen Fluss erlebt – so etwas war einfach widernatürlich.
Fast lebensmüde erschien es ihr, sich mit so einem Körpergewicht überhaupt mit mehr als nur einer Pfote aufs Eis zu wagen. Nicht minder überraschend war es, dass er den Welpen scheinbar hinter sich zurückließ. Wollte er denn seinen eigenen Welpen nicht mitnehmen? Sie hätte eher erwartet, dass er seinen Spross am Nackenfell schnappen und mitschleppen würde, um beide zusammen entweder sicher das andere Ufer zu erreichen, oder gemeinsam jämmerlich zugrunde zu gehen. Wie schwer mochte so ein Welpe wohl sein? Dieser hier sah nicht mehr ganz jung aus, vielleicht also zu schwer.
Es war schon seltsam genug, dass er sich überhaupt mit seinem Welpen allein hier herumtrieb. Wo war ihr Rudel, wo die anderen Welpen, wo seine Gefährtin und somit die Mutter der Kleinen?
Vorsichtig setzte er eine Pfote vor die andere, scheinbar ließ er sich nicht im Mindesten von den beiden Wölfen ablenken, die jede seiner Bewegungen beobachteten. Auf die Entfernung konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen – ob er wohl Angst hatte, vielleicht sogar Panik? Bestimmt. Oder schaffte er es in dieser Situation ganz kühl und nüchtern zu bleiben? Letzteres wäre wohl nur möglich, wenn man außergewöhnlich kaltschnäuzig wäre, oder aber außergewöhnlich dumm. In so einer Situation zeugte es ihrer Meinung nach nicht von Feigheit, Furcht zu empfinden, eher davon, dass man die Situation, die immerhin lebensbedrohlich sein konnte, richtig einschätzte.
Seine ohnehin langsamen Schritte wurden nun immer langsamer, immer vorsichtiger schien er einen Platz für seine Pfoten zu suchen. Von hier aus konnte man unmöglich die Beschaffenheit des Eises beurteilen, also konnte sie lediglich anhand seiner Bewegungen zu erraten versuchen, was gerade passierte.
Einmal hielt er für einen sehr langen Moment mitten in der Bewegung inne und schaute ruckartig nach unten. Ob er seine Pfote falsch gesetzt hatte? Schon im nächsten Moment konnte das Eis brechen und die große schwarze Gestalt auf Nimmerwiedersehen im eisigen Wasser verschwinden und unter der Eisschicht abtreiben.
Irgendwie war es pervers, hier zu stehen und jemand anderen tatenlos bei seinem Kampf ums Überleben zu beobachten, doch was konnte sie schon tun? Beim Überqueren des Flusses konnte sie den beiden ohnehin nicht helfen, und sie wollte es auch gar nicht. Sie kannten sich nicht einmal, warum hätte sie also ihr eigenes Leben in Gefahr bringen sollen? Das einzige was man ihr vorwerfen konnte war, dass sie den Blick nicht abwandte, dass sie nicht weiterging oder wenn sie schon blieb, dass sie die beiden noch nicht angerufen hatte. Aber es gab eben nichts zu sagen, also schwieg sie lieber.
Sehr langsam ließ er sich nun auf den Bauch nieder, die Beine seltsam abgewinkelt und gespreizt. In dieser Position begann er nun wie in Zeitlupe vorwärtszurobben. Eigentlich ein unheimlich komischer Anblick, aber gleichzeitig eine schlaue Entscheidung. Wie viele Rüden wären in dieser Situation nun wohl vorwärts geprescht, um dann direkt einzubrechen? Sie wären zwar wagemutig und kühn, aber doch auch ziemlich dämlich aus dem Leben geschieden.
Ungewollt begann sie so etwas wie Respekt vor dem fremden Tier zu empfinden. Offenbar war es ein Wolf, der abwägte und sich mehr von seinem Verstand leiten ließ, als impulsiv von seinen Gefühlen.
Tatsächlich sah es nun immer mehr so aus, als würde er tatsächlich das rettende Ufer erreichen. Vielleicht sollte sie sich schon mal Gedanken darüber machen, was sie dann tun sollte, wenn sich keine Eisfläche mehr zwischen ihnen befand. Noch hatte er sie nicht beachtet, doch es war unmöglich, dass er sie nicht längst bemerkt haben sollte, zumal sie sich auch nicht wirklich verborgen hielt.
Wölfe, die ihre Welpen dabei hatten, waren oft aggressiv, weil sie sie vor allen realen oder eingebildeten Gefahren beschützen wollten. Wahrscheinlich würde eine fremde Wölfin sehr wohl unter die Kategorie „potentielle Gefahr“ für einen Welpen fallen. Doch andererseits war sie passiv geblieben und hatte keine Aggressivität signalisiert. Noch dazu hatte dieser Welpe seinen riesigen Vater dabei. Schon allein dessen Anwesenheit sollte ausreichen, um sämtliche Raubtiere abzuhalten. Außerdem war der Gedanke, dass sie überhaupt einen Welpen anfallen sollte, ganz zu schweigen von einem hünenhaften Rüden, doch mehr als abwegig.
Nachdem eine schier endlos erscheinende Zeit verstrichen war, erreichte er endlich das Ufer. Mit einem mulmigen Gefühl erwartete sie beinahe, dass er sich nun umwenden und sie entgegen aller Logik direkt bedrohen würde, doch stattdessen beachtete er sie noch immer nicht im mindesten und wandte sich stattdessen seinem Welpen zu.
Seine Stimme wehte leise herüber, als er den Welpen aufforderte, den Fluss zu überqueren, als wäre es ein Kinderspiel. Beinahe ironisch wirkte es, wenn man bedachte, wie er gerade noch unter Lebensgefahr auf seinem Bauch ans andere Ufer gerobbt war. Vielleicht war er doch nicht so anders, sondern ein ganz normaler Rüde, der sich in diesem Moment des Triumphs wahrscheinlich ziemlich großartig vorkam - in gewisser Weise typisch für Rüden.
Doch wer war sie, dass sie sein Verhalten beurteilen konnte? Sie selbst verhielt sich im Moment nicht gerade vorsichtig. Jetzt, wo er jederzeit zu ihr herüberkommen konnte, wäre es vermutlich eine gute Idee, sich endlich vom Acker zu machen. Aber irgendetwas hielt sie immer noch davon ab, und vermutlich würde sie es später bereuen.



(am Funkelfall, bei Yuka und Tihar)
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Yuka
Eisiger Nachtwind


Anmeldungsdatum: 04.03.2010
Beiträge: 82

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BeitragVerfasst am: 22 Mai 2010 19:53    Titel: Antworten mit Zitat

Innerlich wollte Yuka schreien, wollte entsetzt aufschreien, als der Rüde den ersten Schritt aufs Eis tat. War ihm klar, dass so ein Tod grausam und langsam war? Es gab kaum eineren schlimmeren, qualvolleren Tod, als der, im Eis einzubrechen und gleichermaßen zu ertrinken wie zu erfrieren. Wenn er es nicht schaffte, dann war er tot, das war sicher und sie war verloren. Den Gefahren wieder allein ausgesetzt, denen sie versucht hatte, zu trotzen. Und was war mit der Fähe? Wenn sie ihr etwas antuen wollte... Gar nicht erst dran denken.
Tihar LeNuit hatte es inzwischen ein paar Schritte voran geschafft, als er sich seltsam verhedderte. Der eine, kindlichere Teil in Yuka wollte kichern, weil er so komisch aussah, der reifere wollte eine Warnung ausrufen. Die aber anscheinend nicht mehr nötig war. Er hatte sich schon gefasst und entheddert. Mit anscheinend wiedergewonnenem Selbstvertrauen machte er nun ein paar Schritte nach vorne.
Sie drehte sich ein bisschen zur Seite, um das nicht mit ansehen zu müssen,. Erstens machte ihn das bestimmt nervös und zweitens wollte sie nicht sehen, falls er unterging.
Doch mit einem Ohr und Auge behielt sie die gesamte Situation im Auge. Auch wenn sie nicht auf ihn aufpassen konnte -was für ein lächerlicher Gedanke- wollte sie zumindest irgendwie wissen, ob er es schaffte.
Daher hörte sie auch genau, als das Eis knackte. Erschrocken drehte Yuka den Kopf und sah ihn mit erschrockenen Gesicht auf das Eis starren. Es war eingebrochen! Oh nein! Was konnte man jetzt tun? Sie auf keinen Fall, denn wenn sie sich jetzt auch aufs Eis begab, würde es zu hundert Prozent einbrechen.
Er würde erfrieren! Und sie würde wieder allein sein. Allein, nachdem sie endlich jemanden gefunden hatte, der sie hoffentlich beschützen würde.
Doch anscheinend schien er sich mit solchen Situationen auszukennen, denn er ließ sich vorsichtig auf den Bauch sinken und robbte vorwärts. Eine kluge Idee. So verteilte er das Gewicht gleichmäßig und konnte sich besser bewegen. Langsam kam er immer näher auf das rettende Ufer zu. Er würde es schaffen! Euphorie stieg in Yuka hoch und sie stieß einen unbedachten Quietscher aus, allerdings zu leise, damit er ihn hören konnte.
Als er schließlich angekommen war, schien das Eis wieder einzubrechen, doch mit Mühe schien er es zu schaffen.
Endlich drehte er sich -nun auf Festland angekommen- um und sah sie ernst an. Doch in seiner Haltung lag etwas Sarkastisches, als ob es einfach wäre.

Ja.

erwiderte sie nur schlicht und tat einige Schritte mit den eisigen Pfoten auf das Eis zu, allerdings auf eine andere Stelle, keine zwei Meter von dem Pfad entfernt, den Tihar LeNuit gegangen war.
Das Eis fühlte sich kalt unter ihren Pfoten an und ließ sie noch mehr schmerzen. Sie schloss die Augen. So konnte sie besser gehen, das hatte ihr schon Hoio eingeprägt. Und sie würde es schaffen. Immerhin war sie schon über dünneres Eis gelaufen. Leicht wie eine Feder machte sie ein paar Schritte, konnte die Dichte der frostigen Ebene genau spüren. Aber es würde an einer Stelle vor ihr dünner werden, deshalb rutschte sie -eher schlitternd ein paar Schritte nach links, wo ihr das Eis dichter zu sein schien. Tatsächlich war es das dort. Nach ein paar weiteren Schritten wurde es jedoch wieder dünner. Nun öffnete se doch die Augen. Sie war keinen Meter entfernt vom Ufer, allerdings schien es nirgendwo dickeres Eis zu geben. Panik stieg in ihr auf, als sie erkannte, dass sie sich geradewegs in eine Sackgasse manövriert hatte. Na super. Hätte sie dch besser aufgepasst.
Jetzt gab es nur noch eine Option, alles oder nichts.
Sie kniff die Augen zusammen und nahm Anlauf.
Mit einem Schwung glitt sie unelegant übers Eis und erreichte das Ufer.
Gerade als sie den letzten Schritt tun sollte, brach es unter ihr zusammen.
Nein!, war ihr einziger Gedanke. Mit ihren kleinen Pfoten klammerte sie sich verzweifelt an das Ufer. Schon spürte sie die eisige Kälte des Wassers, als sie gerade noch einen rettenden Strunk einer Wurzel erwischen konnte.
Mit letzter Kraft hievte sie sich hoch und ließ sich erschöpft auf den Boden falllen, während hinter ihr ein lautes 'Krack' ertönte und das gesamte Eis zusammenbrach.
An die beiden Wölfe verschwendete sie keinen Gedanken mehr, denn sie lebte. Immernoch...


((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Tihar, Skadi))
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Pilgrim
Vom Schicksal gezeichnet


Anmeldungsdatum: 27.03.2010
Beiträge: 60

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BeitragVerfasst am: 22 Mai 2010 22:54    Titel: Antworten mit Zitat

Wieder so ein Wort. Müde sah Pilgrim die Fähe vor sich an.
Meer...

Diesmal wusste der Rüde nicht was ein Meer war und er war auch nicht neugierig genug um es wirklich herausfinden zu wollen. Wieder zitterten seine Läufe. Die Kälte wurde für den Rüden immer unangenehmer, immer schmerzhafter, stechend.
Zitternd ließ sich der Rüde nun auf seine Hinterläufe sinken, betrachtete kurz und völlig Geistesabwesend seine geschundene Hüfte ehe er seinen Blick dann wieder in die unnatürliche Dunkelheit schweifen ließ.

Meer

Was war ein Meer?
Regte sich da nun etwa doch so etwas wie Neugier in Pilgrim? Ungläubig schüttelte er sich. Die Fähe hatte etwas von Schutz vor Feuer gesagt und das man am Meer sicherer sei. Also, begann Pilgrim´s Verstand zu arbeiten. Feuer war vernichtend, zerstörerisch und doch konnte Wasser das Feuer besiegen. Dann musste das Meer so etwas wie ein großes Gewässer sein.

Pilgrim schnaubte kurz und kaum hörbar. Warum wollte diese Fähe nun zum Meer? Es gab doch gar kein Feuer. Zumindest keines das der Rüde gesehen oder gewittert hatte.
Verwirrt sah er Takata an.

Überleben...hatte sie gesagt...
Doch warum? Wozu? Was gab es in diesem Leben das der Fähe so wichtig erschien, dass sie leben wollte? Pilgrim verstand es nicht.
Fast schien es so als ob sich der Rüde schon wieder in den Schnee legen wollte, doch seine, vor Kälte schmerzende Hüfte brachte Pilgrim dazu, dass er sich wieder erhob und ein paar unsichere Schritte durch den Schnee humpelte.
Wollte er denn zum Meer? Es war dem Rüden egal, unwichtig, hatte keine Bedeutung wohin sie wollte. Selbst wenn sie zum Mond gehen wollen würde...

Schon mit vielen Wölfen war Pilgrim gewandert. Ein paar Tage, Stunden oder gar Monate, doch hatten sich ihre Wege wieder getrennt gehabt als Pilgrim eine andere Richtung eingeschlagen hatte. Alles waren nur lockere Bande gewesen, wenn überhaupt. Eine Zweckgemeinschaft, denn mit mehr Wölfen konnte man grössere Tiere erlegen und hatte eine größere Chance auf Verteidigung bei Feinden.
Das Takata nun so zum "Zusammen-weiter-wandern" drängte, beunruhigte den Rüden. Er brauchte keine Gesellschaft, war am liebsten allein und diese Fähe war ihm etwas zu impulsiv. Sie würde reden wollen...Pilgrim erschauerte, betrachtete Takata aber weiterhin.

Ihr Festklammern am Leben begriff er nicht.






(Pilgrim ist bei Takata, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)
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Targas
Dunkle Seele


Anmeldungsdatum: 29.06.2007
Beiträge: 292
Wohnort: Out in The Nature
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BeitragVerfasst am: 22 Mai 2010 23:31    Titel: Antworten mit Zitat

Targas war lange allein umhergestreift in diesem Gebiet das er nicht kannte, das ihm fremd war. Und als der Schnee kam und es noch einmal kälter wurde, wanderte der Weiße Rüde noch immer ziellos umher.

Sein Körper schmerzte vom Sturz von der Klippe und sein Auge war inzwischen so gereizt, dass der Rüde damit nichts mehr sehen konnte. Mit leicht pendelnden Kopfbewegungen um den einseitigen Sehverlust ausgleichen zu können, trottete Targas weiter.
Es war eine neue Erfahrung für ihn, seinen Körper nicht komplett benutzen zu können, doch Sorgen machte sich Targas wegen seines Auges nicht. Es war ja schliesslich nur von Wasser und nicht von einem Reißzahn oder einer Wolfskralle verletzt worden. Und auch die Raben hatten ihm nicht im Gesicht verletzt. Dafür aber am Hinterkopf.

Targas grummelte und zog weiter seine Bahn.

Kurz nachdem er den Einschlag des Meteor gesehen hatte, war ihm die Lust auf das Ding schon wieder vergangen. So irrte er nun allein durch das weit verschneite Tal, ohne auch nur der Witterung eines anderen Wolfes oder Beutetieres zu begegnen, was ihn bei der Beutetierwitterung doch sehr verblüffte. Sonst hatte es hier immer reichlich Nahrung gegeben.

Etwas hatte sich merklich verändert, etwas was sogar Targas, dem Weißen Kämpfer Angst machte...





(Targas ist allein, Unbekannter Ort im Tal)





(PS:
Targas ist noch immer allein o.o
Hatte nur mal das Bedürfnis mit ihm zu schreiben, auch wenns recht kurz ist...)

_________________
Wenn du sein Knurren hören und seine scharfen Zähne in deinem Nacken spüren kannst, dann ist es für dich bereits zu spät!

~TARGAS~
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Tihar LeNuit
Ψ Vulcanus – Ruhende Macht Ψ


Anmeldungsdatum: 02.03.2010
Beiträge: 70

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BeitragVerfasst am: 23 Mai 2010 12:39    Titel: Antworten mit Zitat

Dem Schwarzen kam die verrückte Frage in den Kopf, wie seine Situation eigentlich aussah, wenn die kleine Welpin nun diejenige war, die einbrach und ertrank. Das war etwas, worüber er noch gar nicht nachgedacht hatte. Die Fähe konnte doch überhaupt nicht in das Eis einbrechen, dafür musste man erst mal was am Körper haben. Diese Wölfin war mehr flauschiges Fell als Fleisch und Knochen aber so ungeschickt, wie sie sich anstellte, traute er ihr sogar zu, das Eis zum Brechen zu bringen. Vielleicht hätte er ihr vorher noch mal verdeutlichen sollen, wie gefährlich es wirklich war. Das wahre Leben unterschied sich von einem lustigen Fange- oder Versteckspiel oder was Welpen sonst auch immer gern taten.
Fast wollte man wegschauen, sie schlidderte und purzelte hin, dass er es fast bereute, so vorsichtig gewesen zu sein; das Eis schien nicht so schwach wie anfänglich geglaubt. Sacht schüttelte er mit dem Kopf, als er sie so beobachtete. Sie musste noch eine Menge lernen.
Kurz bevor sie das Ufer erreicht hatte, griff der Schreck in seinem Inneren um. Es wäre übertrieben, hätte man gesagt ihm blieb das Herz stehen, jedoch war ihre Vorgehensweise hastig, überstürzt und völlig planlos, dass es ein Wunder war, wenn sie das überleben sollte. Man durfte auf dem Eis nicht springen, das hatte er ihr noch zurufen wollen, aber das ganze ging sehr schnell und eh er sich versah, hatte sie das Ufer so gut wie erreicht, sodass ihn ein neuer Schrecken überfiel, denn das Eis knackte und brach sogar. Die kleine Welpin blieb mit den Hinterläufen im kalten Wasser und drohte sicher abzurutschen. Er beugte sich hastig hervor und wollte sie am Schopfe packen um das ungeschickte Ding rauszuzerren, eh sie ersoff. Kurz bevor er sich nach unten beugen wollte, schaffte sie es mit eigener Kraft, sich hochzuhieven und das kalte Wasser zu verlassen.
Ach, ein Bad konnte ihr vielleicht gar nicht schaden.
Er machte einen Schritt zurück und begutachtete die halbnasse Welpin mit einem
spöttischen Grinsen; ein, zwei weiße Zähne blitzten hinter seinen schwarzen Lefzen hervor. Ob er bestürzt gewesen wäre, hätte sie es nicht geschafft? Sie hätte es geschafft, die Frage stellte sich gar nicht, er war ihr ja sogar bereit gewesen zu helfen, damit sie den letzten Schritt schaffte. Sie hatte das Eis mit neuen Rissen und einem kleinen Loch zurückgelassen. Dass sie ausgerechnet die Eisschicht in Ufernähe, wo das Eis dicker war, zum Brechen gebracht hatte, bewies, dass sie ungeschickter war als jedes panische Beutetier es sein konnte. Diese Yuka besaß mehr als einen großzügigen Schutzengel, sie kam wieder einmal mit dem Leben davon.
Sein Kopfschütteln wurde deutlicher, als er es erneut einsetzte um sein Unverständnis zum Ausdruck zu bringen. Sie war zwar ein mutiger Welpe, schließlich hatte sie vorher schon genug Mut gehabt ihn komische Sachen zu fragen, obgleich sie sich gar nicht kannten. Diese Aktion hingegen war beinahe dumm gewesen. Natürlich konnte man ihr keine allzugroßen Vorwürfe machen, so einen zugeeisten Fluss überschritt man nicht alle Tage, doch gehörte es zum Leben, dass man mit Kopf und Verstand an die Aufgabe heranging und schwierige Unterfangen meisterte, das war weit gewichtiger als ein starkes Gebiss. Das nutzte einem auch nichts, wie er hatte auf grausame Weise feststellen müssen. Yuka hatte ihren Lebenswillen bewiesen, doch ohne einen zynischen Kommentar kam sie nicht davon.

„Das war ungeschickt. Du kannst nur froh sein, dass dich niemand außer mir dabei gesehen hat.“

Sprach er, wobei er den letzten Teil seines zweiten Satzes übertrieben laut betonte. Damit waren sie schon bei ihrer nächsten Hürde. Die ungewisse Fremde.
Gern hätte er das gebrochene Eis genutzt, um ein paar Schluck aus dem eisigen Wasser zu trinken. Jedoch so lang’ diese Fremde sie hinter ihren Rücken aus der Ferne beobachtete, war daran nicht zu denken. Sie konnten ihr nicht länger den Rücken zukehren. Es bestand die Gefahr, dass sie zu einem Rudel gehörte, womöglich war sie die Botschafterin oder eine Kundschafterin und wurde von den Alphawölfen losgeschickt, um den fremden Wolfsgerüchen nachzugehen. Viel zu lange hatten sie auf diesem fremden Land verharrt. Sie mussten sich Gedanken machen, wie sie jetzt weiter verfuhren. Nahrung war wichtig, doch das ging alles nicht, so lange sie ihnen im Nacken saß. Sie durften sie nicht länger aus den Augen lassen. In Kürze waren sie von einem Rudel aggressiver Wölfe umgeben, die sie für ihr unerlaubtes Eindringen bestrafen wollten. Lieber wurde er zunächst einmal diese lästige Beobachterin los.
Nunmehr drehte er sich um, ließ Yuka aus den Augen und richtete seinen Blick unmittelbar auf die hellbraune Fellstelle hinter dem Busch. Die Dunkelheit änderte nichts an der guten Sicht auf die stille Verfolgerin. Wie lange schon war sie ihren Spuren gefolgt? Wie lange schon hatte sie die ihnen unbekannte Absicht verfolgt?
Er setzte sich fort, lief los und tat langsame aber sehr bestimmte Schritte auf das Versteck. Selbst eine kleine Yuka hätte sich beim Spielen besser versteckt. Ihre Witterung war deutlich und ihr Versteck erwies sich als schlecht ausgewählt. Die ganze Zeit über ging er, trotz der schlechten Versteck-Strategie der Fremden, davon aus, sie glaubte, sie bemerkten sie nicht. Wäre es anders gewesen hätte sie nicht hinter diesem Busch verharrt, hätte sie schon aus der Ferne geheult oder wäre einfach nie hier hergekommen, letzteres wäre ihm ohne jede Frage am liebsten gewesen. Ihr Tun deutete mehr und mehr darauf hin, dass sie mit schlechter Absicht gekommen war. Oder sie war eine Verrückte und beobachtete andere Wölfe gern, ohne darauf zu achten, dass sie sich nicht in Gefahr begab.
Sein Blick fixierte die Stelle, an der die Fähe blieb. Selbst jetzt war sie nicht fortgegangen, sie musste also eine Verrückte sein. Während er die Distanz durch sein langsames Näherkommen verkürzte, wurde sein Ausdruck ernster und seine Miene strenger. Regelmäßig stiegen Dunstwolken aus seiner Nase. Schnauf, schnauf, schnauf.

„Komm, Yuka.“ Er sah nicht zu ihr, er ging stetig voran. Mit tiefer Stimme hängte er einen zweiten Satz dran. „Wir haben noch etwas zu erledigen.“




((Am Funkelfall/Funkelgebirge - Yuka, weiter weg - Skadi))

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Takata
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Anmeldungsdatum: 28.04.2010
Beiträge: 91

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BeitragVerfasst am: 23 Mai 2010 13:52    Titel: Antworten mit Zitat

Nichts änderte sich an der Starre, die auf dem Rüden lastete. Er ging gar nicht darauf ein, besser gesagt tat er überhaupt nichts. Zweifelnd beobachtete sie, wie er ein paar Schritte humpelte. Es musste ihm wohl schlecht gehen, dass er solche Mühen hatte, voranzukommen. Vielleicht wollte er gar nicht mit ihr kommen, das war Takatas größte Angst gewesen.
Nach und nach stellte sich für sie heraus, dass ihre Sorge um den fremden Rüden eigentlich eine Sorge um ihr eigenes Gewissen war. Sie konnte nicht verantworten, dass der abgemagerte Wolf hier verblieb und auf seinen Hunger- oder Kältetod wartete. Konnte sie ihn hier einfach so zurücklassen? Konnte sie gehen und tun, als vergaß sie ihn? Takata hatte neuen Mut geschöpft, doch reichte er kaum aus, um dem Fremden ausreichend davon abzugeben. So kamen sie nicht weiter. Sie beschloss einzig, dass sie hier nicht einfach so fortging ohne alles versucht zu haben, auch wenn sie den fremden Wolf kaum kannte und ihm gegenüber keinerlei Verantwortung auf sich trug. Sie musste es doch wenigstens versuchen, das war das Mindeste, was sie tun konnte. Es war gewiss nicht einfach einen fremden Wolf von etwas zu überzeugen, wenn man selbst nicht so recht wusste, warum eigentlich und wenn man ihn nicht ausreichend kannte, sodass sie nicht wusste, wie sie mit ihm reden sollte, dass er Gefallen an ihrer Idee, zum Meer zu wandern, fand.
Ihr Atmen wurde ruhiger. Der Fremde war wieder zum Stehen gekommen und sie sah verzweifelt nach unten. Sie hatte ja selbst kaum Kraft eine Wanderung durchzustehen, wie also sollte sie einen Wolf dazu bringen, den Ort zu verlassen, der womöglich noch schlimmer verwundet war, als sie es bereits war? Sie hatte ein Problem …
Nachdenklich saßen die Zwei nun dort, dem Fremden gegenüber musste sie wohl den Eindruck einer Verrückten machen, dass sie ihn so zum Mitkommen aufforderte, obwohl sie weder ihn noch seinen Charakter kannte. Das Einzige, das Takata mit Sicherheit wusste, war, dass er ein Wolf war, ein verletzter oder verwundeter Wolf, der dem Tod näher schien, als alle anderen, die sie bisher betrachtet hatte. Er sah bemitleidenswert aus, das war eigentlich alles. Mehr Gründe kannte sie nicht, denn von persönlichen Bindungen konnte nicht die Rede sein. Sie waren sich völlig unpersönlich und doch sprach Takata mit ihm, als wäre er ihr längst vertraut. Aber eine neue Idee hatte sie nicht. Dieser interessenlose, überhaupt nicht neugierige Wolf hatte bisher kein Wort zu ihr gesagt, wollte nicht wissen, wer sie war und warum sie sich das Recht herausnahm, um sein Leben zu fürchten. Ja, so war sie halt.
Sie neigte den Kopf zum Himmel und spitzte ihre Ohren, als sie das Flattern von Vögeln vernahm. Störche … sie flogen über ihren Köpfen hinweg. Es waren nur ein paar, Störchen flogen nicht in ganzen Gruppen, wie man sie von anderen Vogelarten kannte. Doch dass sie ein gemeinsames Ziel hatten, war ein Beweis dafür, dass es einen Grund gab, den Ort zu verlassen. Sie flogen in die Richtung, in der Takata das Meer vermuten mochte, vielleicht war dies ein Zeichen, ein wichtiger Hinweis der Natur. Kaum waren die Störche vorübergezogen, folgten noch zwei weitere. Sie folgten einer festen Bahn, das schien sicher. Die Weiße ergriff neuen Mut und sah mit bestimmtem Blick auf den fremden Wolf.

„Komm … wir sollten gehen. Die Kälte bringt uns noch um. Bewegung hält warm.“

Sie verließ ihre Stelle und trotte langsam voran. Langsam und unter Schmerzen bewegte sie ihre Läufen und damit ihren Leib auf ihn zu. Der Abstand zwischen ihnen wurde kleiner und Takata kam dem fremden Wolf immer näher. Sie mochte einfach nicht daran glauben, dass er bösartig war, dass er ihr wehtun wollte, wenn er doch selbst nur zu gut wusste, was Leid am eigenen Leib bedeutete. Er sah geschwächt aus, das hielt sie sich immer vor Augen, als sie sich zu neuen Schritten aufrief um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen.
Nun stand sie noch anderthalb Wolfslängen von ihm entfernt, sah mit gütigem Blick direkt in seine müden Augen. Sie fragte sich, was sie gesehen hatten, was sie erlebt hatten und wie sie sie jetzt sahen. Eindringlich blickte sie ihn an, sie vermied es, auf seine kahlen Körperstellen zu sehen, seine Wunden und das ausgefranste Fell anzustarren. Das alles spielte keine Rolle, denn das Wichtigste eines jeden Lebewesens waren die Augen. Sie waren die ehrlichste Art der Kommunikation.




(Bei Pilgrim, nahe dem hohlen Baumstamm im Wald, unbestimmter Ort)

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Skadi
Auf rastlosen Pfoten


Anmeldungsdatum: 06.04.2010
Beiträge: 133

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BeitragVerfasst am: 23 Mai 2010 14:36    Titel: Antworten mit Zitat

Der Welpe hatte nun ebenfalls den Fluss überquert, allerdings nicht ohne kopflos über den Fluss zu purzeln und dabei mit dem Hinterteil beinahe ins Eis einzubrechen. Der Schwarze beugte sich vor und wollte seinen Welpen am Nackenfell packen und ihn herausziehen – er wollte also den Welpen doch nicht zurücklassen und war offenbar tatsächlich der Vater.
Als er übertrieben laut betonte, dass sie hier alleine wären, musste sie sich schon fast ein Grinsen verkneifen. So dumm konnten die beiden doch nicht sein, also schien es ihr purer Sarkasmus zu sein, der da aus dem schwarzen Riesen sprach, eine Art erste Botschaft an sie. Sie hatte sich ihnen bereits gezeigt, wenn auch nicht gerade offen und wie auf dem Präsentierteller, aber so was konnte leicht wie eine Provokation wirken. Skadi hatte die Erfahrung gemacht, dass es in der Regel tatsächlich besser war, erst einmal etwas zurückhaltend zu wirken. Verbergen hätte sie sich ohnehin nicht können, schon als sie noch wesentlich weiter weg gewesen war, hatte sie die anderen Wölfe gewittert, und die mussten ohne jeden Zweifel sie gewittert haben. Doch sich hier offen und provokant hinzustellen würde nichts anderes bedeuten, als dass sie sich ihrer Sache so sicher war, dass sie sich für unangreifbar hielt, es wäre eine Aufforderung gewesen, doch herüberzukommen.
Doch sie war in dieses Revier eingedrungen, das nicht ihres war, und dass die beiden herüberkamen, hätte sie am liebsten auch vermieden. Am liebsten wäre es ihr gewesen, wären sie einfach von dannen gezogen. Dann hätte sie nun zum Fluss gehen können und rasch aus dem Loch, das der Welpe ins Eis gebrochen hatte, trinken können, ehe es zufror.
Leider tat der Rüde nun genau das und kam zwar gemessenen Schrittes, aber schnurstracks auf sie zu. Nun ja, vermutlich könnte man das schon mal als gutes Zeichen sehen. Immerhin sprintete er nicht zähnefletschend in ihre Richtung…
Sich jetzt noch abzuwenden und Fersengeld zu geben, widerstrebte ihr. Zu spät wäre es dafür vermutlich noch nicht, denn der Rüde wirkte sehr massig. Ja, es mochte ungeheure Kraft in ihm stecken, doch sie war leichter und wendiger, bestimmt könnte sie schneller sprinten.
Doch da vorne war das Wasser, das sie begehrte, offen und verführerisch, doch lange würde das nicht mehr so bleiben. Nein, sie würde sich stellen.
Es gab nun mehrere Möglichkeiten. Die wahrscheinlichste war, dass es sich tatsächlich um den Alpha mit seinem Welpen handelte. In diesem Fall sollte sie sich am Besten schnell eine Erklärung ausdenken, was sie hier tat und wieso sie das Revier ohne Erlaubnis betreten hatte. Manche ließen da allerdings nicht mehr groß mit sich reden, doch dieser hier wirkte nicht so unvernünftig, eher überlegt, wahrscheinlich könnte sie die Situation klären, wenn sie ihm demütig gegenüber trat und ihm versicherte, dass sie sein Revier unverzüglich verlassen würde. Nicht ohne ihn allerdings darauf hinzuweisen, dass sein Revier unzureichend markiert war.
Die zweite Möglichkeit war zwar unwahrscheinlicher, doch nicht ganz ausgeschlossen, denn das Fehlen von Grenzmarkierungen ließ noch einen anderen Schluss zu, nämlich dass er trotz seiner Größe nicht der Alpha war, sondern ebenfalls ein Streuner. Sie hatte niemanden Heulen hören, also hätte er streng genommen ebenfalls nichts in diesem Gebiet zu suchen. Stellte sich allerdings die Frage, warum ein Einzelgänger mit einem Welpen umherziehen sollte, und natürlich, wie sie ihm in diesem Fall begegnen sollte.
Selbstbewusst und dominant, als hätte sie ein starkes Rudel hinter sich, und er wäre der Eindringling, der seine Situation nur schlimmer machte, wenn er sie angriffe? Oder wäre das zu leicht zu durchschauen? Immerhin waren sie hier die einzigen Wölfe im näheren Umkreis, und sollte die Lage hässlich werden, wäre keine Seele hier, um das „Rudelmitglied“ zu beschützen. Das musste ihm auch bewusst sein.
Traten sie sich dagegen als zwei rudellose Wölfe gegenüber, wären sie im Prinzip gleichwertig, doch da er stärker war, müsste sie sich zumindest respektvoll zeigen. Es war schon eine verzwickte Lage, in die sie sich da gebracht hatte. Doch es erschien ihr immer noch nahe liegend, dass es sich um den Alpha handelte, oder dass zumindest der Bluff mit dem starken Rudel, das sie unterstützen würde, nicht funktionieren würde. Sie sollte also auf keinen Fall zu respektlos rüberkommen.
Sie trat nun endgültig hinter dem Busch hervor und blickte ihnen entgegen. Erfreut sah er nicht gerade aus, allerdings auch nicht gerade wutentbrannt. Ängstlich schon gleich dreimal nicht, also wohl eher kein streunender Einzelgänger.
Sie ging ihnen langsam zwei, drei Schritte entgegen und blieb dann wieder stehen, zum Zeichen, dass sie nicht vorhatte, Ärger zu machen. Direkt hinter ihnen war der Fluss mit der durchbrochenen Eisschicht, wo sie eigentlich hinwollte. Hoffentlich wären die paar Schlucke Wasser nicht zu teuer erkauft.

„Ich hoffe du verzeihst meine Anwesenheit.“

Sie sprach ihn direkt an, um ihm zuvorzukommen und ihm möglichst gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, falls er verärgert sein sollte. Ruhig und scheinbar gelassen sagte sie es, die Stimme für eine Fähe angenehm tief. Kein langes Gerede um den heißen Brei, keine übertriebenen Höflichkeitsfloskeln. Das war typisch für sie.
Sie senkte leicht den Kopf, zum Zeichen, dass sie akzeptierte, dass er der Überlegene war, die Rute trug sie allerdings immer noch locker zu Boden hängend und nicht eingeklemmt. Sich komplett zu demütigen lag ihr fern, dafür war sie zu stolz, außerdem hatte er die Situation durch sein nachlässiges Markieren mitverschuldet.
Die Worte waren gewählter, als es zunächst den Anschein haben mochte, denn sollte er entgegen ihrer Vermutung doch nicht der Alpha sein, so könnte er ihren Irrtum unmöglich aus diesen wenigen Worten ableiten, oder?



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